Kritik am Videoschiedsrichter reißt nicht ab: "Der VAR ist eigentlich ein armes Schwein"

Der VAR steht weiter in der Kritik.
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Zur Saison 2017/18 wurde der Videobeweis in der Bundesliga eingeführt, seitdem reißt die mittlerweile auch internationale Diskussion um den VAR nicht ab. Der ehemalige FIFA-Schiedsrichter Urs Meier sieht einen Negativtrend hinsichtlich der Entscheidungsfindung der Schiris.

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Die Kontroversen im Spitzenspiel zwischen dem FC Bayern München und Borussia Dortmund, die ellenlange Unterbrechung im Champions-League-Duell des BVB gegen Sevilla - allein in den vergangenen Tagen sorgte der Videoschiedsrichter für reichlich Diskussionen. In der Bundesliga und auch im internationalen Bereich vergehen nur wenige Spieltage, in denen Entscheidungen des VAR nicht kritisch hinterfragt werden.

Der ehemalige FIFA-Schiedsrichter Urs Meier, der in 27 Jahren 883 Spiele und 2002 das CL-Finale zwischen Real Madrid und Bayer Leverkusen leitete, sieht einen Negativtrend hinsichtlich der Entscheidungsfindung der Schiris auf dem Feld: "Ganz grundsätzlich gesprochen sind die Schiedsrichter seit der Einführung des VAR gerade bei Elfmeterentscheidungen oft etwas zurückhaltender geworden", sagt der Schweizer im Gespräch mit SPOX und Goal. "Das finde ich nicht gut, sondern erwarte von einem Spitzen-Schiedsrichter, solche Situationen selbst zu erkennen und richtig zu bewerten."

Der 62-Jährige, der seine Karriere 2004 beendete, wünscht sich "mehr Aktivität und Aufmerksamkeit" seitens der Spielleiter - nicht nur auf die Bundesliga bezogen, sondern auf "viele Ligen in Europa". Meier sieht es als problematisch an, dass der VAR von den Schiedsrichtern auf dem Feld wie ein doppelter Boden für ihre Entscheidungen wahrgenommen wird.

"Man sieht es oft auch an der mangelnden Körperspannung, da offenbar gedacht wird, dass man im Notfall ja noch den VAR zur Verfügung hat", sagt Meier und bedient sich eines Sprachbildes: "Als Schiedsrichter geht man über ein Hochseil, doch im Gegensatz zu früher gibt es heute mit dem VAR ein Fangnetz."

Urs Meier pfiff 2004 bei der Europameisterschaft in Portugal.
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Urs Meier pfiff 2004 bei der Europameisterschaft in Portugal.

Urs Meier: "Der VAR ist eigentlich ein armes Schwein"

Für Meier liegt hierin einer der Gründe für die teilweise Fehlerhaftigkeit, da er der Meinung ist, dass der Videoschiedsrichter in seiner Entscheidungsfähigkeit eingeschränkt sei. "Ein Fernsehbild spiegelt nie die Wirklichkeit wider. Es fehlen Dynamik und Absicht der Spielsituation. Dazu sieht der VAR die Szene drei-, vier-, fünfmal, was eine andere Wirkung auf seine Entscheidungsfindung hat", sagt Meier.

Sein Fazit ist eindeutig: "Letztlich ist der VAR eigentlich ein armes Schwein." Meier fordert daher: "Die richtigen Entscheidungen sollten wieder vermehrt auf dem Feld getroffen und von einer größeren Verantwortung der Schiedsrichter begleitet werden."

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