BVB - Kommentar zu Borussia Dortmunds 1:5: Nicht nur wegen Favre keine Spitzenmannschaft

Lucien Favre erlebte mit dem BVB ein Debakel gegen den VfB Stuttgart.
© getty

Gegen den VfB Stuttgart lässt der BVB alles vermissen, was eine Spitzenmannschaft auszeichnet. Nach dem krachenden 1:5 steht automatisch auch wieder Trainer Lucien Favre zur Diskussion. Doch nicht nur er ist schuld. Ein Kommentar.

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Zu Beginn des neuen Jahres wollen sich die Verantwortlichen von Borussia Dortmund mit Lucien Favre an einen Tisch setzen. Es soll dann um den zum 30. Juni 2021 auslaufenden Vertrag des Schweizer Trainers gehen. Eine Verlängerung dieses Vertrages dürfte zum jetzigen Zeitpunkt unwahrscheinlich, wenn nicht sogar ausgeschlossen sein.

Zu inkonstant präsentiert sich der BVB auch in seiner dritten Spielzeit unter Favre. Zwar führte der 63-Jährige sein Team unlängst ohne größere Schwierigkeiten ins Achtelfinale der Champions League, oft aber kaschierte die individuelle Klasse von Spielern wie dem derzeit wegen eines Muskelfaserrisses schmerzlich vermissten Erling Haaland oder dem erst 18-jährigen Giovanni Reyna die Probleme der Mannschaft.

BVB kann "nicht gut verteidigen" - und stirbt in Schönheit

Einer Mannschaft, die zum einen "nicht gut verteidigen" kann, wie Kapitän Marco Reus nach dem Offenbarungseid gegen Stuttgart erstaunlich ehrlich zugab. Einer Mannschaft, die vorne aber auch oft in Schönheit stirbt, weil sie aus ihren hohen Ballbesitzwerten zu wenig Kapital schlägt. Von "zu viel Geschnicke" sprach Abwehrchef Mats Hummels nach dem Debakel am Samstag, man spiele umständlichen Fußball.

Anders ausgedrückt: Dieser BVB ist keine Spitzenmannschaft. Das belegen vor allem die Leistungen gegen vermeintliche Bundesliga-Underdogs. Nicht nur gegen den Aufsteiger aus Stuttgart, der aufgrund seiner mutigen und durchdachten Spielweise eigentlich gar nicht als Aufsteiger durchgehen dürfte. Auch gegen viel limitiertere Gegner wie den 1. FC Köln oder den FC Augsburg.

Borussia Dortmund hat keine Lösungen auf dem Platz

Das ist dann auch nicht (mehr) vorrangig mit fehlender Mentalität zu begründen oder dem zu engen Terminkalender, sondern fehlenden spielerischen und taktischen Lösungen auf dem Platz. Wie bespiele ich einen tief stehenden Gegner, um erfolgreich zu sein? Wie sorge ich dafür, dass nicht jeder Ballverlust automatisch in einer Großchance oder einem Tor des Gegners mündet? Und wie komme ich auch mal nach einem Rückstand zurück?

Es sind solche grundsätzlichen Fragen, auf die der BVB auch nach zweieinhalb Jahren Favre keine Antworten hat. Die Mannschaft gleicht einer Wundertüte - mit riesigem Talent bespickt, aber ohne einen Trainer, der dieses Talent konstant ausschöpft.

BVB: Favre muss seine eigene Mannschaft überzeugen

Favre ist aber nicht der Alleinschuldige. Viele Führungsspieler entziehen sich zu oft ihrer Verantwortung. Ob nun der seit Monaten kaum überzeugende Kapitän Reus, der auch gegen Stuttgart keinen Stich machte. Oder Axel Witsel, ein international erfahrener Mann, der aber nur noch als Mitläufer durchgeht. Von einer funktionierenden Achse nach dem Vorbild des FC Bayern, an der sich all diese hochbegabten Youngster orientieren können, fehlt beim BVB jede Spur.

Der Trainer ist letzten Endes aber das schwächste Glied. Insofern sollten sich die Dortmunder Granden um Hans-Joachim Watzke und Michael Zorc vielleicht lieber doch noch einmal die Frage stellen, sich schon eher mit Lucien Favre an einen Tisch zu setzen. Findet der Trainer nicht schleunigst Lösungen, die zur Abwechslung auch mal seine eigene Mannschaft überzeugen, ist er nicht mehr tragbar.

BVB: Die Spiele bis zum Jahresende im Überblick

DatumUhrzeitWettbewerbGegnerOrt
15.12.202020.30 UhrBundesligaWerder BremenAuswärts
18.12.202020.30 UhrBundesligaUnion BerlinAuswärts
22.12.202020.00 UhrDFB-PokalEintracht BraunschweigAuswärts
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