Sead Kolasinac vor Wechsel zum FC Schalke 04: Der Fan will zurück

Sead Kolasinac spielte von 2011 bis 2017 für den FC Schalke 04 und stand auch mal im Fanblock.
© imago images / Team 2

Nach drei Jahren beim FC Arsenal strebt Linksverteidiger Sead Kolasinac (27) offenbar eine Rückkehr zum FC Schalke 04 an. Sollte diese zustande kommen, wäre das schon ein bisschen romantisch.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Vor drei Jahren wechselte Sead Kolasinac ablösefrei vom FC Schalke 04 zum FC Arsenal, seinen Ex-Klub trug er aber weiterhin im Herzen und gelegentlich auch auf der Brust. Nachdem Kolasinac bei seinem ersten Europapokalspiel für Arsenal beim 1. FC Köln (3:1) den zwischenzeitlichen Ausgleich erzielt hatte, hob er sein Arsenal-Trikot hoch und zeigte ein Schalker Fan-T-Shirt mit dem Aufdruck: "Nordkurve in deiner Stadt".

Während seiner Zeit bei Schalke war Kolasinac nicht nur Spieler, sondern immer auch ein bisschen Fan. Beim letzten Bundesligaspiel seiner letzten Schalke-Saison stand der damals gelbgesperrte Kolasinac beispielsweise mit blau-weißem Fischerhut im Auswärtsblock in Ingolstadt. Der Abschied fiel ihm entsprechend schwer. "Ich habe in den vergangenen Monaten viele lange schlaflose Nächte verbracht mit den Überlegungen, wie es mit mir weitergehen soll. Ich war sehr zerrissen in den vergangenen Monaten", schrieb Kolasinac damals bei Facebook. "Es tut mir weh, aus Gelsenkirchen wegzugehen."

Entscheidend waren letztlich die reizvolle Herausforderung Premier League, gute Gespräche mit dem damaligen Arsenal-Trainer Arsene Wenger - und schlechte Gespräche mit dem damaligen Schalke-Manager Christian Heidel. "Wir kamen nicht auf einen Nenner für einen gemeinsamen Weg", erinnerte sich Kolasinac im vergangenen Herbst im Interview mit SPOX und DAZN.

Wenger hat Arsenal mittlerweile aber längst verlassen, genau wie Heidel Schalke. Die Herausforderung Premier League hat Kolasinac bestanden, das Heimweh wurde größer - und deshalb strebt er offenbar eine Rückkehr an. Einem Bericht der Bild zufolge hat sich Kolasinac bereits dreimal mit Schalkes Sportvorstand Jochen Schneider getroffen und dabei ein finanzielles Entgegenkommen signalisiert.

Kolasinac zu Schalke? Die angeblichen Konditionen

Bei Arsenal kassiert Kolasinac derzeit angeblich rund neun Millionen Euro im Jahr, sein Vertrag läuft bis 2022. Angestrebt ist eine einjährige Leihe mit anschließender Kaufoption und kreativem Gehaltskonzept.

Demnach soll Kolasinac sowohl von Schalke als auch von Arsenal je 2,5 Millionen Euro kassieren (Schalkes neue Gehaltsobergrenze) und auf die übrigen vier Millionen freiwillig verzichten. Sobald sich das finanziell angeschlagene Schalke, das auch an einer kreativen Lösung für eine Verpflichtung von Stürmer Vedad Ibisevic (36) arbeitet, wirtschaftlich erholt hat, stünde Kolasinac eine Kompensation zu.

Einem engen Bekannten soll Kolasinac laut Bild geschrieben haben: "Alles, was geht, versuchen - einfach alles! Ich will nur nach Hause und dass das Stadion explodiert, wenn wir es bekannt geben." Romantische Worte - und dabei ist Gelsenkirchen gar nicht sein ursprüngliches Zuhause.

Wie Gelsenkirchen zu Kolasinacs Zuhause wurde

Geboren in Karlsruhe spielte Kolasinac in der Jugend zunächst bei den lokalen Profiklubs Karlsruher SC, TSG Hoffenheim und VfB Stuttgart, wo er jedoch eine professionelle Einstellung vermissen ließ. "Ich habe zu der Zeit nicht auf meinen Körper geachtet und alles gegessen, was auf den Tisch kam. Ähnlich verhielt es sich mit der Pflege und Behandlung des Körpers. Das war mir früher egal", erzählte Kolasinac später.

Alles änderte sich 2011, als er mit 17 Jahren in die Schalker U19 wechselte. Alles änderte sich durch den legendären Jugend-Trainer Norbert Elgert. "Er hat mich auf den richtigen Weg gebracht. Das hätte kein anderer geschafft", sagte Kolasinac. "Er gab mir eine Chance. Ich wollte ihn nicht enttäuschen, und ich wollte meine Familie nicht mehr enttäuschen, wie ich es zweimal zuvor getan habe. Deswegen habe ich auf Schalke so professionell gearbeitet und meinen inneren Schweinehund überwunden."

Elgert und Schalke retteten gewissermaßen Kolasinacs Profikarriere. Mit 19 Jahren debütierte er für die Profimannschaft und erarbeitete sich bald einen Stammplatz als Linksverteidiger, den er - unterbrochen von einem Kreuzbandriss 2014 - bis zu seinem Abschied 2017 größtenteils behielt. Gelsenkirchen war längst zu seinem Zuhause geworden.

Kurz nach seinem Abschied eröffnete er in Gelsenkirchen-Buer gemeinsam mit einem Freund die Shisha-Bar "Lions & Lambs", sofern zeitlich möglich besuchte er Schalke-Spiele in der Veltins-Arena. Seine Ehefrau kommt aus dem rund 70 Kilometer entfernten Meerbusch. Kürzlich bekam das Paar ihr erstes Kind, Kolasinac will es offenbar in Gelsenkirchen aufwachsen sehen.

Kolasinac bei Arsenal: Drei Titel und ein Raubüberfall

Enden würde mit einem Wechsel seine durchaus erfolgreiche Zeit bei Arsenal. In den drei Jahren hatte er sofern fit meist einen Stammplatz: zunächst als linker Außenbahnspieler, zuletzt als Teil einer Abwehr-Dreierkette. In Sachen Mentalität überzeugte Kolasinac bei Arsenal immer, spielerisch aber nur manchmal. Trainer Mikel Arteta würde ihn daher wohl gehen lassen.

Bei Arsenals 6:5-Sieg nach Elfmeterschießen gegen den FC Liverpool im Community Shield am vergangenen Wochenende wurde Kolasinac nur eingewechselt (die Highlights im Video). Neben einem weiteren Community Shield 2017 und dem FA Cup 2020 war es die dritte Trophäe, die Kolasinac mit Arsenal holte. In Erinnerung blieb neben den Titeln auch die Geschichte, als er bei einem Raubüberfall auf ihn und seinen Teamkollegen Mesut Özil die Täter unbewaffnet in die Flucht schlug. Anschließend standen beide zeitweise unter Personenschutz.

Sollte er zu Schalke zurückkehren, stünde Kolasinac im Vergleich zu London wieder ein geruhsameres Leben bevor. "Auf Schalke war ich in vier Minuten am Platz, in zwei Minuten bei meinem Lieblingsitaliener. Und auf einmal war man für den fast gleichen Weg in der Rush-Hour eine Stunde und 50 Minuten im Auto. Das war schon eine Umstellung", erinnerte er sich im Interview mit SPOX und DAZN und sagte den in vielerlei Hinsicht passenden Satz: "Manchmal ist weniger auch mehr."

Sead Kolasinac: Seine Leistungsdaten beim FC Arsenal

SaisonPflichtspieleToreAssist
2017/183654
2018/1936-9
2019/2032-2
Artikel und Videos zum Thema