BVB-Keeper Roman Bürki: "Im Moment gibt es Wichtigeres als meinen Vertrag"

Roman Bürki
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Auch Fußballprofis waren während der Coronakrise im Homeoffice. BVB-Keeper Roman Bürki im Zoom-Talk über Training mit YouTube, die Perspektive Geisterspiele und mit welcher neu entdeckten Leidenschaft er sich selbst überrascht hat.

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Seit dem 30. März trainieren die Profis von Borussia Dortmund bereits wieder auf dem Trainingsgelände. Erst in Zweiergruppen, seit Montag nun auch in Kleingruppen.

Der BVB achtet dabei in der Coronakrise, wie alle anderen Klubs auch, weiterhin darauf, die behördlichen Vorgaben für Berufssportler einzuhalten. Jedoch ist die Rückkehr auf den Fußballplatz auch ein Zeichen, dass sich die Bundesligisten auf den Tag vorbereiten, an dem der Ball wieder in den Stadien rollen wird, Wenn auch ohne Zuschauer.

Nach dem Vormittagstraining stand Borussia Dortmunds Keeper Roman Bürki in einer Medienrunde auf der Videoplattform Zoom Rede und Antwort.

Roman Bürki über ...

... die lange Zeit zu Hause und was Fußballer im Homeoffice machen können: "Es war natürlich speziell, die ganze Zeit zu Hause zu sein. Mir wurde relativ schnell langweilig. Ich habe angefangen Bücher zu lesen, was nicht so üblich ist für mich, weil ich normalerweise eher viel Playstation spiele und Serien schaue. Ich war froh, dass meine Freundin noch da war, so dass wir gemeinsam etwas machen konnten, etwa mal ein Spiel spielen. Ansonsten war ich froh, dass wir Hausaufgaben gekriegt haben und dann auch die Möglichkeit hatten, in Zweiergruppen im Gym beim BVB zu trainieren. Das hat mir bessere Laune gegeben, weil ich auch mal rausgehen konnte und andere Leute gesehen habe. Es war sicher keine einfache Zeit, aber andere Leute hat es viel schlimmer erwischt. Ich habe ansonsten sehr viele Videos auf YouTube angeschaut, um mich fortzubilden und zu sehen, was sich torwartspezifisch in den letzten Wochen und Monaten getan hat. Ich kenne auch noch Übungen von früher, mein Vater war ja auch Torwart."

... verlorene Wettkampffitness: "Ich habe ein bisschen das Ballgefühl verloren, weil ich den Ball nicht so oft am Fuß oder in der Hand gehabt habe. Aber jetzt habe ich nach einer Woche eigentlich wieder ein ganz gutes Gefühl. Die Abläufe beim Springen fehlen noch ein bisschen, aber ich glaube, das kommt auch wieder schnell mit der Zeit. Für die Feldspieler ist es schwerer."

"Möchte, dass alle gesund werden und wir Menschen wieder Spaß machen können"

... seine Vertragssituation - vor der Coronakrise befand er sich in Gesprächen, seinen 2021 auslaufenden Vertrag zu verlängern: "Wir haben gemeinsam beschlossen, dass wir erst nach dieser schwierigen Zeit, oder wenn sich das Ganze zumindest etwas beruhigt hat, wieder auf das Thema zurückkommen. Im Moment gibt es wichtigere Dinge als meinen Vertrag. Ich möchte einfach nur, dass alle Menschen wieder gesund sind und wir wieder Fußball spielen können und damit den Menschen wieder Spaß machen können. Grundsätzlich war es zwischen dem Klub und mir nie eine Frage des Geldes."

... die Perspektive, lange Zeit ohne Publikum zu spielen und seine erste Erfahrung mit einem Geisterspiel beim 0:2 in der Champions League bei Paris Saint-Germain: "Bei unserem Geisterspiel in Paris haben wir die Fans sehr laut gehört, weil sie vor dem Stadion standen und ein Feuerwerk gezündet haben. Obwohl wir die Fans gehört haben, war es für uns überhaupt nicht angenehm. Aber wenn es der einzige Weg ist, wieder spielen zu können, dann würden wir natürlich auch Spiele ohne Zuschauer in Kauf nehmen. Es geht auch um Arbeitsplätze. Ich hoffe, dass so bald wie möglich wieder losgeht. Auch als Zeichen, dass die Situation besser wird. Natürlich hätte ich es viel lieber, wenn die Zuschauer im Stadion wären, ist doch klar! Ich spiele generell sehr gerne in Stadien mit einer sehr guten Stimmung. Aber es wird die Zeit kommen, in der Spiele ohne Publikum die einzige Möglichkeit sein werden, um Fußball zu spielen. Wir wollen ja auch spielen und ich habe das Gefühl, dass die Leute sich nach so langer Zeit ohne Fußball die Spiele auch gern am Fernseher ansehen wollen."

"In Paris konnte keiner das abrufen, was er kann"

... eine spezielle Vorbereitung auf Geisterspiele: "Ich glaube, dass das absolut nötig ist, dass wir beispielsweise auch mal in einem leeren Stadion trainieren. Das ist eine absolut spezielle Situation. Bei unserem Spiel in Paris konnte kein Spieler das abrufen, was er eigentlich kann. Ich bin davon überzeugt, dass wir in Paris, als wir am Schluss so viel Druck gemacht haben, mit Zuschauern noch ein Tor gemacht hätten. Diese Stimmung, die uns die Zuschauer vor allem in unserem Stadion geben, die pusht einen natürlich noch mal richtig nach vorne. Deswegen brauchen wir noch einmal eine spezielle Vorbereitung auf Geisterspiele."

... den Kontakt zu Trainer Lucien Favre während der Krise: "Wir trainieren in kleinen Gruppen und da ist der Trainer eigentlich immer dabei. Er dreht seine Runden, kontrolliert und schaut uns aus der Ferne zu. Ab und zu spricht er mit jemandem. Er ist immer da und ist in Kontakt mit den Spielern."

... die Krise als Chance zum Imagewandel für Fußballer - durch den Gehaltsverzicht von Fußballern und Hilfsaktionen: "Der Ruf des Fußballers kommt nicht von ungefähr. Es gibt Spieler, die gerne zeigen, was sie verdienen und sich leisten können. Aber ich würde nie alle Spieler in einen Topf werfen. Man muss differenzieren. Aber es ist auf jeden Fall eine große Chance für uns Spieler und für den gesamten Fußball, zu zeigen, dass wir die Gelegenheit nutzen, um anderen Leuten zu helfen in so einer schwierigen Situation. Sehr viele, nicht nur Fußballer, gehen da mit gutem Beispiel voran und unterstützen Helfer und andere. Es ist eine gute Möglichkeit, das Fußballgeschäft auch wieder in ein gutes Licht zu rücken."

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