Trotz "Chancentod" Werner: Leipzig meldet sich im Titelrennen zurück

Timo Werner vergab gegen den FC Bayern eine sehr gute Torchance.
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RB Leipzig hatte den FC Bayern München im Spitzenspiel am Rande einer Niederlage, vergab aber beste Chancen. Dennoch werten die Sachsen den Achtungserfolg als Neustart im Titelkampf.

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Der Kontrast war auffällig: Während "Chancentod" Timo Werner nach dem 0:0 gegen Bayern München schnell das Weite suchte, hatte Markus Krösche alle Zeit der Welt. "Man hat einfach gesehen, was in dieser Mannschaft steckt und welche Qualität wir haben. Gerade in der zweiten Halbzeit haben wir es geschafft, dass die Bayern nicht ihre gewohnte Dominanz zu Hause entwickeln konnten und hätten mit einem Quäntchen Glück auch in Führung gehen können", sagte Leipzigs Sportdirektor im Gespräch mit SPOX und Goal.

"Wir haben schon vor dem Spiel gesagt, dass es weder für Bayern noch für uns ein Endspiel war. Wir wollen sehen, dass wir unsere Art und Weise Fußball zu spielen, wieder auf den Platz kriegen. Das war heute ein guter Anfang."

Das Unentschieden beim Rekordmeister könnte tatsächlich so etwas wie ein Neustart für die Leipziger sein, nachdem sie in den vergangenen drei Pflichtspielen nur einen Punkt geholt hatten und die Tabellenführung an die Münchner abgeben mussten.

Zumal auch der erste Sieg nach zuvor drei Bundesliga-Niederlagen in der Allianz Arena durchaus möglich war. Allerdings belohnten sich die Sachsen nicht für ihre klare Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit, weil zunächst Marcel Sabitzer und dann zweimal Werner herausragende Chancen vergaben. "Das ist natürlich schade", meinte Krösche. "Auf der anderen Seite haben wir in den ersten 20 Minuten auch ein bisschen Glück gehabt. Von daher können wir mit dem Punkt gut leben und sind zufrieden damit."

Timo Werner: "So eine Chance muss man nutzen"

Nicht ganz so glücklich war hingegen Werner, der vor seinem Sprint an den wartenden Journalisten vorbei zumindest im Fernsehen gesprochen hatte. "Unsere Riesenchancen, darunter die eine von mir, die sollten dann eigentlich schon rein", sagte der Stürmer und ärgerte sich vor allem über seine vergebene zweite Chance, als er freistehend vor Manuel Neuer neben das Tor zielte: "Gar keine Frage: In solch einem Spiel muss man so eine Möglichkeit nutzen. Den muss ich machen."

Der mögliche Siegtreffer wäre sicher eine stille Genugtuung für Werner gewesen, nachdem der FCB vor der Saison auf einen Transfer verzichtet und ihm Sportchef Hasan Salihamidzic im Winter-Trainingslager in Katar die Eignung für die Bayern abgesprochen hatte. Doch stattdessen ist der zweitbeste Bundesliga-Torschütze (20 Treffer) nunmehr seit vier Spielen ohne Erfolgserlebnis.

Schuldzuweisungen von Mitspielern oder seinem Trainer musste sich der 23-Jährige aber nicht anhören. "Der Ball kommt recht scharf rein, den muss Timo mit Risiko nehmen. Kein Vorwurf, er wird noch viele Tore machen", meinte Julian Nagelsmann, der lieber das Erspielen der Möglichkeiten hervorhob: "Wir hatten insgesamt fünf sehr gute Chancen. Ich glaube, nicht viele Mannschaften erspielen sich hier diese Hülle und Fülle an Chancen. Auch in der Qualität der Chancen war ich zufrieden, das ist für die Jungs ein gutes Zeichen, auch für die Zukunft, dass sie diese Intensität hatten."

Nagelsmann: "Wir müssen nicht Meister werden"

Erfreulich aus Leipziger Sicht war auch die zurückgewonnene Stärke in der Defensive, in der in München einmal mehr Torhüter Peter Gulacsi sowie der zuletzt etwas schwächelnde Abwehrchef Dayot Upamecano herausragten. Nur ein Punkt beträgt der Rückstand auf die Bayern, der Titelkampf ist also weiterhin offen. "Wir müssen nicht Meister werden. Unser Ziel ist ein Platz unter den ersten vier", wiederholte Nagelsmann zwar, gab aber zu: "Wenn es für die Meisterschaft reicht, dann bin ich sehr glücklich."

Offensichtlich fühlen sich seine Spieler als Verfolger wesentlich wohler als in der ungewohnten Rolle des Gejagten. "Ich denke, gerade nach der Winterpause haben wir zu viele Dinge in unseren Köpfen gehabt, die nicht viel Fußball zu tun haben. Als Titelanwärter Nummer Eins gehandelt zu werden, hat uns vielleicht nicht gutgetan", meinte Werner. "Jetzt sind wir Zweiter, können von hinten angreifen. Vielleicht schaffen wir es noch."

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