"Alles getan, um Unruhe reinzubringen"

Matthias Sammer äußerte sich nach dem Sieg der Bayern gegen Dortmund
© getty

Nach dem fulminanten 5:1 gegen Borussia Dortmund hat Bayern Münchens Sportvorstand Matthias Sammer auch kritische Worte parat. Von einer Vorentscheidung im Titelkampf mag er nichts wissen und verweist auf lustige Videos auf Youtube.

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Frage: Herr Sammer, wie lautet Ihre Einschätzung zu dieser Machtdemonstration?

Matthias Sammer: Wir sind glücklich, dass wir gewonnen haben. Man muss aber auch klar sagen, dass Dortmund speziell in der Anfangsphase stark gespielt hat.

Frage: Was war letztendlich ausschlaggebend für den Sieg?

Sammer: Wir haben die Tore zum richtigen Zeitpunkt gemacht. Ich fand aber, die Dortmunder waren - wirklich in aller Sachlichkeit - einen Tick besser als wir in der Anfangsphase. Sie waren sehr präsent, haben fast jeden Zweikampf gewonnen und hatten auch gute Möglichkeiten nach vorne, bei denen der letzte Pass nicht ankam. Dementsprechend war es ein hartes Stück Arbeit. Was uns heute ausgezeichnet hat, war die Effektivität. Die Pässe von Jerome Boateng kamen zum richtigen Zeitpunkt. Damit haben wir dem Gegner den Nerv gezogen. Das war heute spieziell die Sieger- und die Tormentalität, die du auf den Platz bringen musst. Wir haben verdient gewonnen, das Ergebnis ist aber ein bisschen zu hoch.

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Frage: Kann man Bayern München schon auf die Meisterschale eingravieren?

Sammer: Auf diese Fragen habe ich regelrecht gewartet. Ich erinnere nur an die Vorbereitungszeit: Identitätsdebatte, mannschaftliche Debatte, Trainerdebatte. Bitte vergessen Sie das nicht. Das ist extrem harte Arbeit. Es wurde von außen alles getan, um Unruhe reinzubringen, das ist aber bis hierher nicht gelungen. Das ist ein Verdienst von einer guten Mentalität, einem guten Teamgeist und einem geschlossenen Verein.

Frage: Aber nochmal: Der FC Bayern hat sieben Punkte Vorsprung. Was bedeutet es, dass die Bayern schon wieder enteilt sind?

Sammer: Dass dazu auch - ganz realistisch - neben der Leistung ein bisschen Glück dazu gehört, ist klar. Gegen Augsburg zu Hause wären ohne des Schiedsrichters Hilfe zwei Punkte weg gewesen. Gegen Hoffenheim verschoss der Gegner einen Elfmeter. Aber wir sind super gestartet, das wissen wir. Wir wissen aber auch, was die Mannschaft, der Trainer, das ganze Team dafür geleistet haben. Wir werden ganz normal weitermachen, als wäre nichts passiert. Uns interessiert nicht der Vorsprung, sondern die Art und Weise, wie wir spielen. Wir haben vor der Saison auch gesagt, dass es erkennbar sein muss, dass man gegen Bayern München keine Chance hat. Da sind wir auf dem Weg, aber noch nicht richtig gut.

Frage: In den vergangenen Jahren fehlte die Spannung zum Saisonende. Ist es gerade im Hinblick auf die Champions League die Kunst, die Gier trotz eines so großen Vorsprungs aufrecht zu erhalten?

Sammer: Das kann man so oder so interpretieren. Mich interessiert aber nicht, was in der Rückrunde sein wird. Im Leistungssport geht es immer um Leistung und darum, jeden Gegner zu respektieren. Mit Eventualitäten beschäftigen wir uns nicht.

Frage: Bald kommen mit Arjen Robben, Holger Badstuber und vielleicht auch Franck Ribery drei potenzielle Leistungsträger zurück. Wer soll die Bayern denn noch stoppen?

Sammer: Am liebsten gar keiner, das ist doch vollkommen klar. Wir haben vor der Saison klar deutlich gemacht, dass uns die magische Vier extrem reizt. Trotzdem möchte ich daran erinnern, dass wir erst den 8. Spieltag haben und wir hier einen Marathonlauf bestreiten. Da gibt es ein paar wunderbare Videos auf YouTube, wo Läufer schon vor der Ziellinie gejubelt haben und dann noch stürzten.

Frage: Nichtsdestotrotz ist es doch unrealistisch, dass der FC Bayern in diesem Jahr nicht Meister wird.

Sammer: Wir müssen gut arbeiten und uns nicht mit Eventualitäten beschäftigen. Ich wiederhole es nochmal in aller Deutlichkeit: Nach dem 8. Spieltag haben Sie alles vergessen, was an Unruhe versucht wurde, reinzubringen. Dass das nicht gelungen ist, ist ein Verdienst von der absoluten Charakterstärke dieses Klubs. Sie glauben doch nicht, dass wir auch nur einen Millimeter nachlassen werden. Was das in der Konsequenz für andere bedeutet, ist nicht unsere Aufgabe.

Frage: Wie wichtig ist Thomas Müller für die Mannschaft?

Sammer: Sehr wichtig. Vor allem diese Überzeugung, dann vor dem 2:0 den Ball wieder zu nehmen und wieder zu verwandeln. Thomas ist außergewöhnlich. Auch Robert Lewandowski war heute klasse von seinen Bewegungsabläufen. Und Jerome Boateng: Sowas habe ich lange nicht mehr gesehen. Sein Passspiel, seine Präsenz, die ganze Art und Weise. Er ist außergewöhnlich. Er hat sich durchgebissen. Seine Mentalität zeichnet ihn aus.

Bayern - Dortmund: Die Statistik zum Spiel

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