Formel 1 - Italien-GP: Verstappen crasht Ferrari-Party in Monza – WM-Machtball in Sinagpur

Von Christian Guinin
Charles Leclerc
© getty

Max Verstappen hat den Großen Preis von Italien gewonnen und sich für das kommende Rennen in Singapur einen Matchball um die Fahrer-Weltmeisterschaft gesichert. Beim Ferrari-Heimspiel auf dem Autodromo Nazionale di Monza siegte der Red-Bull-Pilot vor Charles Leclerc (Ferrari) und George Russell (Mercedes).

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Verstappen ging damit weiteren großen Schritt Richtung Titelverteidigung - und könnte sich unter Umständen schon beim nächsten Rennen in Singapur wieder die Krone aufsetzen. In der Gesamtwertung hat der Niederländer nun 116 Punkte Vorsprung auf seinen ersten Verfolger Leclerc, noch sechs Rennwochenenden stehen in diesem Jahr an.

"Es hat für mich ein bisschen gedauert, auf dieses schöne Podium in Monza zu kommen", sagte Verstappen, der in Monza erstmals unter den besten Drei stand, "das war ein tolles Rennen und ein sehr guter Tag."

Leclerc ärgerte sich über ein "frustrierendes Ende", das Feld kam unter den Pfiffen der Tifosi hinter dem Safety Car ins Ziel. Der Kampf um den Sieg auf der letzten Runde fiel damit aus: "Ich wäre gerne noch Rennen gefahren, und ich hätte vor diesen Fans gerne gewonnen."

Über die Zieleinfahrt hinter dem SC beschwerte sich auch Ferrari-Teamchef Mattia Binotto. Dieses sei "nicht gut für den Sport" und auch nicht "für die Show" gewesen, meinte er gegenüber Sky.

Mick Schumacher (Haas) war bei der Vergabe der Punkte chancenlos und wurde Zwölfter. Für Sebastian Vettel endete sein letztes Rennen in Monza, wo er 2008 sein erstes gewann, in einem kleinen Drama. In der elften Runde streikte der Aston Martin des Ex-Weltmeisters aus Heppenheim, der nach der Saison seine Karriere beendet.

"Wir wussten, dass es ein langes, schwieriges Rennen wird. Für mich war es dann doch nicht so lang", sagte Vettel nach seinem Ausfall bei Sky: "Der Schaden hatte sich nicht angedeutet. Singapur liegt mir aber, und schlechter als hier kann es nicht werden."

Max Verstappen
© getty

Italien-GP: Die Analyse

Nicht zum ersten Mal in dieses Jahr kam Verstappen sehr gut vom Fleck und schoss von Startplatz sieben kommend innerhalb der ersten Runde bis auf P3 nach vorne. An der Spitze verteidigte Leclerc die Führung vor Russell, der ebenfalls einen starken Start erwischt hatte, in Kurve eins gegenüber dem Monegassen aber nachgeben musste.

Im hinteren Teil des Feldes machte vor allem Carlos Sainz (Ferrari) ordentlich Plätze gut. Im Gegensatz zu den ebenfalls weit hinten gestarteten Sergio Perez (Red Bull) und Lewis Hamilton (Mercedes) pflügte der Spanier durchs Feld und war bereits nach zehn Runden in den Punkterängen angekommen.

Bis zu den ersten Boxenstopps änderte sich wenig. Verstappen schaffte es zwar dank deutlich stärkerer Pace gegenüber Mercedes an Russell vorbei, ein Angriff auf Leclerc ging sich aber nicht aus. Der Monegasse hielt den Red-Bull-Piloten erfolgreich aus dem DRS-Fenster.

Erst als Leclerc sich aufgrund einer durch einen Motorschaden von Sebastian Vettel ausgelösten VSC-Phase entschied, einen verfrühten Wechsel auf Mediums zu wagen, zog Verstappen vorbei und übernahm die zwischenzeitliche Führung. Der Niederländer zog seinen ersten Stint im Vergleich dazu deutlich weiter in die Länge.

Erst nach 26 Runden kam dann auch Verstappen zur Abfertigung an die Box. Der Niederländer wählte den Medium-Reifen, der an seinem Red Bull jedoch ähnlich stark funktionieren sollte. Auch ein zweiter Stopp der Scuderia und Leclercs änderte wenig am vorherrschenden Bild. Problemlos managte Verstappen im zweiten Stint ein knapp 15-sekündiges Delta zum Ferrari-Piloten, der trotz frischen Soft-Reifen die Lücke nicht schließen könnte.

Auch ein spätes Safety Car, ausgelöst durch einen technischen Defekt von Daniel Ricciardo (McLaren), brachte keine Spannung mehr ins Rennen. Da die Bergung des Ricciardo-Boliden zu lange brauchte, beendete man das Rennen hinter dem SC.

Verstappen verteidigte seinen Spitzenplatz somit bis zum Ende, dahinter komplettierten Leclerc und Russell das Podest. Die Top Ten komplettierten Sainz (4.), Hamilton (5.), Perez (6.), Lando Norris (7./McLaren), Pierre Gasly (8./AlphaTauri), Nyck de Vries (9./Williams) und Guanyu Zhou (10./Alfa Romeo).

Italien-GP: Die Reifenstrategie

Mit Leclerc, Russell, Verstappen, De Vries und Esteban Ocon (Alpine) wählten lediglich fünf der 20 Piloten den Start auf weichen Reifen, das restliche Feld entschied sich für den Medium.

Das zahlte sich vor allem für Verstappen aus. Nach einem starken Start und einigen Überholmanövern war der Niederländer bereits nach vier Runden an Position zwei direkt hinter Leclerc angekommen.

Speziell das Reifenmanagement Verstappens ist hier hervorzuheben. Während Leclerc die Chance des VSC nutzte und schon nach 13 Runden an die Boxengase abbog, schlug man bei Red Bull einen gegensätzlichen Weg ein. Verstappen blieb draußen und managte seine Softs trotz starken Zeiten und guter Pace bis in die 26 Runde - erst dann kam er selbst zum Reifenwechsel und tauschte ebenfalls auf Mediums.

Ferrari wiederum sah sich wegen des frühen Stopps von Leclerc dazu gezwungen, auf eine Zwei-Stopp-Strategie umzuswitchen. Das sollte jedoch keinen entscheidenden Vorteil mit sich bringen, da Verstappen und der Red Bull zu schonend mit den jeweiligen Reifensätzen umgingen.

Highlight des Rennens: Hamilton-Gasly-Norris-Duell

Als in Runde 37 der Boxenstopp von Norris ein wenig zu lange dauerte, fiel der Engländer blöderweise zwischen das, sich bereits im Kampf befindende, Trio aus Teamkollege Ricciardo, Gasly und Hamilton zurück.

Ricciardo schaffe es noch knapp vor dem Bremspunkt auf Kurve eins vorbeizuziehen, dahinter positionierten sich Gasly und Hamilton für die bessere Beschleunigung aus der Kurve hinaus. Während Gasly es dann aber mit der Brechstange innen versuchte und er und Norris Rad an Rad durch die Variante del Rettifilo bretterten, wartete Hamilton geduldig ab.

In Kurve drei hatte der Ex-Weltmeister schließlich die bessere Traktion und zog mit besserem Topspeed sehenswert außen an den beiden Streithähnen vorbei.

Top des Rennens: Nyck de Vries

Der Niederländer, der erst am Samstag aufgrund des Ausfalls von Alex Albon von seinem Einsatz am Rennwochenende erfahren hatte, lieferte auf dem Autodromo Nazionale di Monza ein erstklassiges Empfehlungsschreiben für die kommende Saison ab. Dank einer absolut fehlerfreien Performance durfte sich sogar über seine ersten WM-Punkte überhaupt freuen.

Flop des Rennens: Aston Martin

Der Ausfall beider Autos ist zwar aus finanzieller Sicht bitter, die Briten hätten aber wohl so oder so niemals in den Kampf um die Punkte eingreifen können. Schon in der Quali war die Pace schwach, dieser Eindruck bestätigte sich dann auch im Rennen. Chancenlos ließ man Auto für Auto an sich vorbeiziehen und dümpelte am Ende des Feldes herum.

Formel 1: Der WM-Stand (nach 16 von 22* Rennen)

  • Fahrerwertung:
PlatzFahrerTeamPunkte
1Max VerstappenRed Bull335
2Charles LeclercFerrari219
3Sergio PerezRed Bull209
4George RussellMercedes203
5Carlos SainzFerrari187
6Lewis HamiltonMercedes168
7Lando NorrisMcLaren88
8Esteban OconAlpine66
9Fernando AlonsoAlpine59
10Valtteri BottasAlfa Romeo46
  • Konstrukteurswertung:
PlatzTeamPunkte
1Red Bull544
2Ferrari406
3Mercedes371
4Alpine125
5McLaren107
6Alfa Romeo52
7Haas34
8AlphaTauri33
9Aston Martin25
10Williams6

*Der Russland-GP wurde aufgrund des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine ersatzlos gestrichen. Ursprünglich hatte die Formel 1 für die Saison 2022 23 Rennen eingeplant.

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