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Blogpokal 2013/2014


Gründer: RoterBulle92 | Mitglieder: 58 | Beiträge: 25
Von: TheDood
11.05.2014 | 29098 Aufrufe | 32 Kommentare | 8 Bewertungen Ø 8.6
Once in a lifetime...
Very Sepp Things
es ist einsam an der Spitze...

Langsam öffnete Sepp seine Augen. Gaaanz langsam. Es war gerade mal sieben Uhr morgens und sein Kopf schmerzte ihn wieder einmal. Dieses verdammte Alter, es geht halt an Niemandem spurlos vorbei. Er erhob sich von seinem Bett und begab sich langsam ins Bad. Nachdem er dort seine ersten Geschäfte des Tages erfolgreich hinter sich gebracht hatte betrachtete er sich nachdenklich im Spiegel. Alt war er geworden, ziemlich alt sogar. Den ganzen Jahren an der Spitze einer solch großen Institution wie der FIFA muss halt auch so ein attraktiver Typ wer es ist irgendwann einmal Tribut zollen. Auch seine Haare wurden jeden Tag weniger. Vermutlich verstecken sie sich in seinen Falten im Gesicht dachte er sich und machte sich weiter fertig für den restlichen Tag.

Denn heute war ein besonderer Tag. Er war jetzt schon fast 15 Jahre lang Präsident aber er freute sich jedes Mal aufs Neue wenn er meinte eine große Ankündigung machen zu können. Er wusste dass die meisten Menschen ihn offenbar nicht wirklich mochten und das wurmte ihn. Und zwar jeden gottverdammten Tag. Der Sepp war nämlich ein herzensguter Mensch, also dachte er so zumindest von sich Selbst. Etwas Anderes hatte ihm bis jetzt aber auch niemand je ins Gesicht gesagt also müsste es doch auch stimmen oder? Dennoch las er immer wieder negative Schlagzeilen über sich in der Presse. Haltlose Beschimpfungen, Unterstellungen und viele würden sich angeblich schon auf den Tag freuen an dem er endlich abtreten würde.

Tief in seinem Herzen hatte ihn das immer sehr gekränkt. Er war doch schließlich jemand der er doch einzig und allein immer nur das Beste für Alle im Sinn hatte. In all den Jahren hatte er schon so viele Sachen probiert und nichts unversucht gelassen damit ihn nur die Menschen endlich mögen. Doch egal was er auch ausprobierte alles war erfolglos geblieben und er konnte sich einfach nicht erklären woran es denn gelegen haben könnte. Er sah sich als Traditionalist des Fußballs und hatte ihn lange gegen technischen Schnickschnack verteidigt. Doch dann hieß es auf einmal er wäre nicht offen für Neues, ein Fossil aus längst vergangener Zeit. Dabei wollte er doch nur dass der Fußball so bleibt wie er ihn von früher kannte. Schon als kleines Kind in der Schweiz hatte er davon geträumt die ganze Welt zu beherrschen. Also die Fußballwelt natürlich, er war ja ehrgeizig aber natürlich nicht größenwahnsinnig.

Er lächelte still in sich hinein während er sich in aller Ruhe ein Frühstücksei machte. Er hatte damals sehr lange und hart für seine Karriere gekämpft. Vieles ging anfangs gar nicht oder nur sehr schleppend voran. Die Fußballwelt ist hart und sie verschluckt einen kleinen Funktionär wenn er nirgendwo Halt findet. Doch er fand schon sehr bald Freunde die ihm diesen wichtigen Halt gaben. Er musste deshalb vielen Leuten verschiedene Gefallen tun damit sie ihn danach unterstützten aber das war es ihm wert, denn schließlich halfen sie ihm ja dann auch, wie in einer großen Familien halt. Davon hatte er immer geträumt. Dieser Zusammenhalt, jeder für den Anderen, einfach nur herrlich. Als er dann endlich auch zum Präsident gewählt wurde dachte er natürlich auch zuerst an alle diese Freunde und sorgte dafür dass sie auch ja alle einen ordentlichen Posten bekämen, eine Hand wäscht eben die Andere und so. Ein echter Pfundskerl wie er muss so was einfach machen, Dankbarkeit ist eine Tugend die heutzutage viel zu wenig geachtet wird.

Trotzdem wurden all diese Entscheidungen von den Medien immer wieder direkt mit Argwohn betrachtet. Viele unterstellten ihm Kumpelei und Korruption aber die hatten doch überhaupt gar keine Ahnung wovon sie da überhaupt sprachen. Sepp wollte immer die besten Leute um sich herum haben und wer war besser als diejenigen, die ihn schon seit Jahren kannten und unterstützten? Leute mit denen er etwas schaffen, etwas bewegen konnte ohne dass man sich immer durch unzählige Gremien quälen musste bis man endlich einen Entschluss fassen konnte. Wer wäre da ganz unabhängig betrachtet besser als seine Freunde? Das waren für ihn Er war schließlich Schweizer und deswegen waren Neutralität und Unvoreingenommenheit quasi in seiner DNA verankert. Die konnten ja auch nicht wissen wie gut er sie alle kannte und wie gut er sie beurteilen konnte.

So saß er dann wieder einmal nachdenklich am Frühstückstisch und ließ sein Leben ein wenig Revue passieren. Was hatte er nur alles schon probiert. Er hatte es wirklich versucht den Menschen immer recht zu machen. Er hatte sich geweigert diesen ganzen Technikschnickschnack in seinen Fußball zu lassen. Torkamera, Eagle Eye, Chip im Ball, dieser ganze neumodische Quatsch war ihm zuwider. Sein Fußball sollte so rein wie möglich bleiben. Gut, bis auf die Installation von mehr Schiedsrichtern aber seine Freunde sagten das wäre eine super Idee und würde ihnen viel bedeuten. Und welcher wahre Freund könnte bei so einer Bitte schon nein sagen? Leider kam diese Entscheidung auch nicht besonders gut an wie er feststellen musste.

Das Ergebnis war fast so niederschlagend wie die Vergabe der WM 2006. Was hatte er damals alles probiert um den Fußball, seinen Fußball, auch in anderen Teilen der Welt populärer zu machen. Er wollte die WM nach Afrika geben, mit aller Macht! Und dann kamen die blöden Deutschen mit Ihren Kuckucksuhren und haben alles versaut. Doch wem gab man hinterher wieder die Schuld? IHM, natürlich! Er hatte diesen Fehler zwar mit aller Macht 4 Jahre später korrigiert aber trotzdem wurmte es Ihn. Er versuchte es die nächsten Jahre wieder traditionalistischer, Brasilien war ja auch immer sehr schön und schließlich kamen ihn da immer abends so hübsche junge Damen im Hotel besuchen, da konnte man doch aus Dankbarkeit wieder mal vorspielen kommen. Gut, die haben da zwar eigentlich auch kein Geld aber das ist ja nun nicht sein Problem, die anderen haben es ja auch immer hinbekommen. Als Kontrastprogramm sollte es danach nach Rußland gehen und danach irgendwo in den mittleren Osten. Er konnte sich den Namen nicht richtig merken aber das war ja auch nicht so wichtig. Er hatte dort unten viele neue Freunde gewonnen und so konnte er dort auch ein wenig Entwicklungshilfe leisten. Der Fußball soll ja weiterhin wachsen. Und man hatte sich ja auch sehr herzlich bei ihm bedankt. Dabei fiel ihm ein dass seine neue Yacht wieder von seinen Minioäääh Untergebenen fahrtüchtig machen lassen musste.

Er trank einen Schluck Kaffee. Was die da unten wohl vorher gespielt haben? Vielleicht Kamelpolo? Haben die da unten überhaupt Sport getrieben? Die bauen doch jetzt erst Stadien und das ganze andere Zeugs. Egal, auch diese Entscheidung wurde wieder völlig missverständlich aufgenommen. Niemand verstand dass er immer nur das Beste für Alle wollte und nicht an sich dabei dachte. Er war ein Mann der großen Visionen und wenn der gemeine Pöbel nicht den Horizont hatte um dies zu erkennen dann war das ja wohl nicht seine Schuld.

Er seufzte. Doch, es fehlte ihm dann doch immer noch. Diese Anerkennung. Er wollte dass sich die ganze Welt positiv an ihn erinnert, nicht nur seine Freunde. Einmal wollte er auch der gefeierte Held sein dem alle zujubeln weil er den Fußball gerettet hat. Er hatte nicht mehr viel Zeit. Nur noch knapp ein Jahr bis das seine letzte Amtszeit zu Ende ging. Danach würde er in den Ruhestand gehen müssen, sich in eines seiner vielen Strandhäuser zurückziehen und das Spielfeld neuen Gestaltern überlassen. Wobei neu ein relativer Begriff war, schließlich hatte er schon lange selbst mit seinen Freunden seine Nachfolge geregelt. Bei sowas überlässt ein guter Präsident natürlich nichts dem Zufall.

Langsam richtete er seine Krawatte und zog sich sein Jackett an. Er hatte lange überlegt was er noch machen konnte um in der Erinnerung aller zu bleiben. Er brauchte noch diese eine geniale Idee um sein Lebenswerk zu vollenden. Seine Freunde gaben ihm viele Tipps und doch wusste er dass er dieses eine Mal nur ganz alleine entscheiden konnte damit die Welt erkennt welch großer Visionär er doch ist.

Aber heute war sein großer Tag. Er hatte sich bereits fertig für seinen großen Auftritt gemacht. Ein letzter großer Auftritt auf der internationalen Bühne. Die Leute würden staunen und diesmal, dieses eine Mal würden sie ihm zujubeln als wenn es keine Morgen mehr gäbe.

Er griff seinen Gehstock und schritt zur Haustür heraus.

Werbepausen. Werbepausen während der Spiele damit man sich die Zuschauer in der Zeit Snacks holen können. Damit wird er sie alle kriegen. Ganz bestimmt.

Er lächelte.

-

ø 8.6
KOMMENTARE
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gerosimo
18.05.2014 | 08:51 Uhr
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gerosimo : 
18.05.2014 | 08:51 Uhr
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gerosimo : 
@TheDood:
25.472 Aufrufe?
Hattest Du diese Woche echt nichts Besseres zu tun???

(EDIT: Ich habe erst meinen Kommentar geschrieben und dann die ganzen anderen gelesen. Sorry dafür, dass ich Euch mit dieser Klickzahlen-Erkenntnis langweile. Aber ich darf das - ich bin Blogpokalsieger. Amtierend. Immer noch. Pffffft! )

Die Einleitung empfinde ich persönlich als etwas zu lang, die Selbstbeweihräucherung hingegen als etwas zu gering.
Die ausgewogene Länge der einzelnen Passagen gefällt mir, die Satzzeichensetzung an vielen Stellen wenger.
Das Verkürzen der Absätze Richtung Ende verleiht dem Text eine gewisse Geschwindigkeitszunahme, die ich als sehr angenehm empfinde.
Die Pointe im vorletzten Absatz finde ich großartig - den Schlussatz ("Er lächelte.") geradezu perfekt.

Du hast den persönlichen Wunsch des Sepp, doch noch als Held aus dem Amt zu scheiden, in den Mittelpunkt des Blogs gestellt und somit meines Erachtens die Anforderungen an die Themenvorgabe vollumfänglich erfüllt.

Darüberhinaus gefällt mir das Thema, die Umsetzung und die Kraft des Blogs besser als bei Karrramba, so dass es meine Entscheidung, Dir meine Stimme zu geben, sehr leicht fällt.
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ausLE
MODERATOR
17.05.2014 | 02:11 Uhr
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ausLE : 
17.05.2014 | 02:11 Uhr
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ausLE : 
23:50
9 Minuten zu früh, aber

Qbii ist in seinem Element

Einfach stark!
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Qbii
16.05.2014 | 23:50 Uhr
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Qbii : 
16.05.2014 | 23:50 Uhr
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Qbii : 
Nachdem ich Karrramba eigentlich gegen dich oder Sie Herrn TheDood hinten geschätzt habe, überzeugte mich dieser Blog überraschenderweise nicht.

Er kam bei mir leider nicht an und die Pointe war auch nicht meins.

Karrrramba hat zwar einen guten, aber sicherlich nicht seinen besten Blog geschrieben, aber er erhält für seine Geschichte meine Stimme.
0
ausLE
MODERATOR
16.05.2014 | 16:37 Uhr
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ausLE : 
16.05.2014 | 16:37 Uhr
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ausLE : 
Dood
ich trinke am WE nur rote Brause

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TheDood
MODERATOR
16.05.2014 | 16:25 Uhr
1
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TheDood : 
16.05.2014 | 16:25 Uhr
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TheDood : 
Du solltest langsam mit dem trinken wieder aufhören, nicht dass es dieses Wochenende wieder ein mathematisches Missgeschick gibt
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ausLE
MODERATOR
16.05.2014 | 15:23 Uhr
3
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ausLE : 
16.05.2014 | 15:23 Uhr
0
ausLE : 
Dood
Wir haben zwar schon ein Thema für das Halbfinale, aber bei Dir machen wir eine Ausnahme:

K(l)ick it like Blogpokal

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TheDood
MODERATOR
15.05.2014 | 22:38 Uhr
1
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TheDood : 
15.05.2014 | 22:38 Uhr
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TheDood : 
Ich schwöre ich habe keine Ahnung was mit den Klickzahlen los ist
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Emma2012
15.05.2014 | 12:55 Uhr
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Emma2012 : 
15.05.2014 | 12:55 Uhr
0
Emma2012 : 
Gute Idee, grausige Satzzeichen-Verwendung.
Angenehmer Schreibstil, vielleicht ein wenig langatmig.
Sehr guter Schluss - den ich persönlich nicht mal so weit unrealistisch finde.
Das kommt alles noch...

Insgesamt fand ich den Beitrag der Konkurrenz ein wenig interessanter, unterhaltsamer und habe deshalb dort meine Stimme gelassen.
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XtheMadness
14.05.2014 | 17:32 Uhr
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14.05.2014 | 17:32 Uhr
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Den Vorwurf, die Tickertrolle hätten irgendetwas mit der offenbar manipulierten Aufrufezahl zutun, weisen wir empört zurück.

Das mach ganz klar bloß die Qualität dieses Blogs deutlich.
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juanjuanito777
14.05.2014 | 09:59 Uhr
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-5
14.05.2014 | 09:59 Uhr
-5
Ich gebe meine Stimme diesen Blog.
Wieso?
Weil Karramba leicht müffelt

Ich glaub diese Begründung dürfte den rotenBullen zufriedenstellen.
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