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VfB-Fans der Zukunft


Gründer: Cicak | Mitglieder: 277 | Beiträge: 171
Von: jasi2106
05.05.2014 | 5476 Aufrufe | 2 Kommentare | 4 Bewertungen Ø 9.3
Der deutsche Brasilianer
Muito obrigada Cacau!
11 Jahre beim VfB, viele Höhe-und Tiefpunkte. Ein Rückblick auf Cacaus Zeit beim VfB.

Wir schreiben die 75. Minute am vergangenen Spieltag. Cacau wird ausgewechselt, mit Standing Ovations und "Cacau"-Rufen von den Fans. Es war sein letztes Heimspiel für den VfB. 11 Jahre Cacau beim VfB gehen zu Ende.


Ein Rückblick auf seiner Kindheit, wie er nach Deutschland kam und den herausragenden Augenblicken seiner Karriere beim VfB Stuttgart sowie der Nationalmannschaft:


Der Weg nach Deutschland

Aufgewachsen in ärmlichen Verhältnissen in Santo André im Bundesstaat Sao Paulo, hatten Cacau und seine Familie es nicht leicht. Da sein Vater durch seine Alkoholabhängigkeit oft in einer Klinik war, zog seine Mutter ihn und seine Brüder sogut wie alleine auf. Öfters kam es vor, dass nicht mal genügend Geld für Essen vorhanden war. In seiner Jugend kam er mit Gott in Verbindung ist seitdem sehr gläubig.
Nach der Schule spielte er gemeinsam mit anderen Jungs des Viertels auf dem Bolzplatz Fußball, sehr lange ohne Fußballschuhe, die ihm irgendwann seine Mutter mitbrachte.

Er spielte in verschiedenen Vereinen, schaffte es in eine Fußballschule. Doch nach drei Jahren schickte Palmeiras ihn weg und er spielte wieder für Mogi des Cruzes.
Sein damaliger Trainer sah sein Talent und erzählte seinem Vetter Osmar de Oliveira von Cacau, der mit seiner Sambaband in Deutschland tourte und bis heute sein Berater ist. Dieser nahm in 1999 nach Zögern mit nach Deutschland mit und versuchte ihn bei einem Fußballverein unterzubringen. Nach Probetrainings bei verschiedenen Vereinen kam er beim Fünfligisten Türk Gücü München unter. Neben der Sprache, war auch das Leben total verschieden und es dauerte bis er sich daran gewöhnt hatte. Auch sportlich gab es verschiedene Probleme. So erhielt er keine Freigabe von seinem brasilianischen Verein, da die eine hohe Ablösesumme forderten. Der Verein steckte in finanziellen Problemen, es wurde kein Gehalt gezahlt.

2001 vermittelte Osmar de Oliveira ein Probetraining bei 1. FC Nürnberg II, wo er auch einen Vertrag für die Mannschaft erhielt, die in der Oberliga spielte.

Der Anfang in der Bundesliga

Nach fünf Monaten bei den Amateuren, hatte die 1. Mannschaft größere Verletzungsprobleme, sodass Cacau für das Bundesligaspiel gegen Hansa Rostock nominiert wurde. Er wurde dann auch in der 79. Minute eingewechselt. In seinem zweiten Bundesligaspiel drei Spieltage später gegen Bayer Leverkusen durfte er dann gleich zu Beginn ran. Und traf doppelt. Im weiteren Verlauf der Saison gehörte er zum Bundesligakader und traf noch vier Mal, jeweils mit einem Doppelpack.


In der darauffolgenden Saison gehörte er fest zum Kader der Profis. Als der Vertrag auslief, wurde keine Bemühungen unternommen den Vertrag zu verlängern, sodass sich Osmar de Oliveria mit anderen Vereinen unterhielt. Da Bayer Leverkusen die Option eines Vorvertrags nicht zog, waren die Wege frei für die Gespräche mit Felix Magath, der ihn gerne beim VfB Stuttgart haben wollte. Er entschied sich an den Neckar zu gehen, das er gute Chancen auf das internationale Spiele hatte, es aber auch mehrere Spieler gab, die portugisisch sprachen. Es begannen 11 Jahre Cacau beim VfB.

Meistersaison: Vom glücklichen zum tragischen Held

Typisch Cacau könnte man die Meistersaison beschreiben. Vor der Sommerpause der Saison 2006 legte Armin Veh Cacau nahe sich einen neuen Verein umzuschauen. Am Ende der Transferphase hatte Cacau keinen für sich geeigneten Verein gefunden und blieb. Dass er dann zu einem der wichtigsten Spieler wurde, konnte man zu dem Zeitpunkt noch nicht ahnen. Er machte am 2. Spieltag beim 3:2-Sieg in Bielefeld die beiden letzten Tore. Dabei legendär das 3:2, ein Schuss aus 30 Metern in den Winkel, das auch später zum Tor dem Monats gewählt wurde. Gerade in der Rückrunde, in der Mario Gomez verletzt ausfiel, erzielte er viele Tore, was einer der Faktoren war, die zur Meisterschaft führte.


Dann kam die 30. Minute im DFB-Pokalfinale. Cacau sah rot. Die Mannschaft musste 90 Minuten in Unterzahl spielen, was wohl auch einer der Gründe der Niederlage war. In seiner Biographie schrieb er, dass ihn das bis heute verfolgt.

8 Tage, 10 Tore

Die wohl verrücktesten 8 Tage beim VfB waren vom 20.-27.Februar 2010. Die ganze Saison lief nicht so gut, er war oft verletzt. Zuletzt an den Adduktoren. Ciprian Marica musste eine Sperre absitzen, Cacau war wieder fit uns kam sofort zum Einsatz. Beim 1. FC Köln erzielte er vier Tore, unter der Woche im CL-Achtelfinale gegen den FC Barcelona ein Tor und zum Ende der Woche nochmals zwei Tore gegen Eintracht Frankfurt. Die wohl beste Woche seiner Karriere, die ihm auch den Titel Fußballer des Monats bescherte. Am Ende der Saison wurde er für die WM in Südafrika nominiert

Doch auch zu dieser Saison gab es ein Hickhack um die Vertragsverlängerung. Es wurde schon bekanntgegeben, dass der Vertrag nicht verlängert wird. Bis zum letzten Spieltag, als direkt nach der beeindruckenden Heimspiel-Choreographie die Vertragsverlängerung verkündet wurde. Die Fans jubelten als wäre ein Tor gefallen:

Verletzungen

Gerade in den letzten Jahren war Cacau häufig verletzt. In der Saison 2011/12 hatte er Leistenprobleme und hätte eigentlich schon operiert werden müssen. Er ließ sich so lange fitspritzen bis der VfB des Klassenerhalt geschafft hat.

In der vergangenen Saison zog er sich einen Kreuzbandriss zu. Er schafft es gerade rechtzeitig zum DFB-Pokalfinale, wo er noch eine Rechnung nach dem Platzverweis 2007 offen hatte.

Diese Saison lief für Cacau nicht so gut. So war er lange durch einen Muskelbündelriss außer Gefecht gesetzt und spielte weniger als in den vergangen Jahren. Doch als man ihn gebraucht hat, war er wieder da. Am 32. Spieltag erzielte er das wichtige 2:0 gegen Schalke, sein erstes Bundesligator seit seinem Kreuzbandriss vor 19 Monaten.

Höhen und Tiefen beim VfB

Cacau stand meistens im Schatten anderer Spieler wie Kuranyi, Hildebrand, Khedira oder Gomez stand, entwickelte sich jedoch trotzdem zum Führungsspieler. Auch wenn Cacau dadurch nicht im Fokus war, dort auch selbst nicht hinwollte, und zumeist Stürmer Nummer 2 war, hatte er enorm Wichtigkeit für seine Mitspieler. Nicht umsonst sagte Mario Gomez nach seinem Abgang:
"Aufgrund dessen, dass Cacau beim VfB war, sitze ich heute auch ein Stück weit hier. ... Denn durch ihn konnte ich zu dem Spieler werden, der ich heute bin. Für mich war das die drei Jahre der ideale Sturmpartner. Wir haben sehr gut harmoniert."


Inzwischen ist er der dienstälteste Profi beim VfB Stuttgart. Gingen über die Jahre viele Stürmer, Cacau blieb immer. Man erinnere sich nur an Namen wie Amanatidis, Ewerthon, Gomez, Ibisevic, Kuranyi, Lauth, Macheda, Marica, Pogrebnyak, Schieber, Streller, Szabicz oder Tomasson.

Überlegt man sich, was in diesen Jahren in Stuttgart passiert ist, sind 11 Jahre beim VfB eine verdammt lange Zeit. Cacau hat vom Abstiegskampf bis zur Meisterschaft alles erlebt, stand zwei Mal im DFB-Pokalfinale, spielte drei Mal Champions League und sechs Mal UEFA-Cup bzw. Europa League. Nicht die zehn Cheftrainer (Magath, Sammer, Trapattoni, Veh, Babbel, Gross, Keller, Labbadia, Schneider, Stevens) zu vergessen, unter denen er beim VfB trainierte.

Helmut und die Nationalmannschaft

Im Februar 2009 erhielt Cacau die deutsche Staatsbürgerschaft. Doch nicht, um für die Nationalmannschaft spielen zu können, sondern weil er und seine Familie sich in Deutschland sehr wohl fühlten. Daraufhin erhielt er vom Mannschaftsspaßvogel Ludovic Magnin den Spitzname Helmut.


Das erste Mal für die Nationalmannschaft wurde für die Asienreise er im Mai desselben Jahres nominiert. Er wurde fortan kontinuierlich eingeladen und durfte mit zur WM nach Südafrika. Im ersten Gruppenspiel gegen Australien wurde er in der 68. Minute eingewechselt. Nur zwei Minuten später erzielte er das 4:0. Im Ganzen war es kein sehr wichtiges Tor, doch gerade mit seiner Geschichte ist es die Krönung seines Wegs von Santo André über München, Nürnberg und Stuttgart bis zur WM.

Der Mensch Cacau

Wenn man über Cacau schreibt, muss man auch die Person Cacau betrachten. Seiner Kindheit hatte ich mich schon am Anfang des Blogs gewidmet. Diese hat ihn extrem beeinflusst und geprägt. Er engagiert sich in verschiedenen Projekten in Brasilien. Zudem ist er vom DFB zum Integrationsbotschafter ernannt. Zudem geht er in evangelische Gemeinden und Gottesdienste und erzählt von seiner Jugend und Verbindung zu Gott.

Er ist ein etwas anderer Fußballprofi. Man würde wahrscheinlich nicht vermuten, dass Fußballspieler ist, wenn man ihn auf der Straße treffen würde. Er war immer freundlich zu den Fans und wirkt sehr sympathisch.

Der Abschied

Man kann Cacau nur dafür danken, was er die letzten 11 Jahre für den VfB geleistet hat. Auch wenn es die letzten Jahre vielleicht nicht mehr so gut lief, darf man nicht vergessen, was er alles für den VfB geleistet hat. Er war durch seine Menschlichkeit immer eine Identifikationsfigur und wird immer einer der Spieler sein, den man mit dem VfB in Verbindung bringt.

Nach dem letzten Heimspiel vergangenen Samstag folgte dann noch der Abschied vor der Kurve und zeigt gut, wie er ist. Er muss erst von Christian Gentner in die erste Reihe geschubst werden, um sich den Dank für 11 Jahre Profi beim VfB abzuholen.


Seine letzten Worte zu den Fans waren:

"Es ist schön hier gewesen zu sein. Es ist schön die Höhen mit dem Verein zu erleben. Euch zu erleben. Ich werde euch nicht vergessen. Ich werde bald zurückkommen."

Muito obrigada für 11 tolle Jahre beim VfB. Alles Gute, wohin er auch immer wechseln wird, und hoffentlich bis bald am Neckar!

KOMMENTARE
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ChrisDangerous
06.05.2014 | 14:41 Uhr
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06.05.2014 | 14:41 Uhr
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klasse teil, wie schon bei twitter, hier auch nochmal ein lob und 10 points to jasi!
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Nutman
06.05.2014 | 06:01 Uhr
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Nutman : Wow!
06.05.2014 | 06:01 Uhr
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Nutman : Wow!
Toller Blog, Jasi! Ein besonderer Blog für einen besonderen Spieler bei uns...

Danke für die tolle Arbeit!
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