Ganz Fußball-Deutschland ist in Aufruhr: Franck Ribery hat nicht den Ballon d'Or gewonnen! Trotz fünf Titeln im Jahr 2013, trotz 18 Torvorlagen, trotz seiner unglaublichen Defensivarbeit und sensationellen Motivationsleistung selbst im DfB-Pokal. Dass 209 Nationaltrainer, 209 Nationalmannschaftskapitäne sowie ausgewählte Journalisten dies nicht zu würdigen wissen ... unerhört! Da kann es nicht mit rechten Dingen zugehen! Uli Hoeneß wittert eine Verschwörung, für die Bildzeitung ist die Wahl Ronaldos einfach nur "Schade, schade, schade", und selbst Sport1 schreit "Foulspiel an Ribery!"
Natürlich ist CR7, anders als vielleicht Ribery, eine von Medien und Liga weltweit vermarktete Aushängefigur. Und natürlich ist Josef Blatter wahrscheinlich nur in seinen eigenen Augen ein lupenreiner Demokrat. Aber dennoch schwingt in all diesen Debatten ein sehr unangenehmer Beigeschmack mit: die felsenfeste Überzeugung, Deutschland und seine Mannschaften seien nun auf dem Gipfel des Olymps angekommen, haben einen natürlichen Anspruch auf sämtliche Titel und werden die Fußballwelt der nächsten Jahre uneingeschränkt dominieren. Nicht nur ist laut dieser Lesart der FC Bayern die mit Abstand beste Fußballmannschaft der Welt, nein: ebenso ist die Bundesliga die mit Abstand beste Liga der Welt und das DfB-Team selbstverständlich mit Abstand die beste Nationalmannschaft der Welt. Der Titel in Brasilien wird erwartet und ist eigentlich nur noch Formsache. Dass andere Länder das vielleicht anders sehen könnten? Unerhört!
Was in all diesen Debatten etwas zu kurz kommt ist die Tatsache, dass diese angebliche Dominanz des deutschen Fußballs eventuell doch nicht so allumfassend ist wie angenommen. Vielleicht ist es nunmal keine Verschwörung sondern einfach eine andere Wahrnehmung, wenn Leute wie Steven Gerrard, Robbie Keane oder gar Berti Vogts allesamt Christiano Ronaldo und nicht Franck Ribery als Weltfußballer wählten. Vielleicht ist es ja gar keine Medienmanipulation, wenn der Durchschnitts-Fußballfan beim Fernsehen "Premier League"-Duelle zwischen Man City, United, Arsenal, Chelsea, Liverpool und Tottenham einfach spannender findet als Leverkusen gegen Schalke oder Dortmund gegen Wolfsburg. Und vielleicht ist es ja keine gottgegebene Ungerechtigkeit oder gar ein Fluch, wenn Deutschland in schöner Regelmäßigkeit gegen taktisch hochdisziplinierte und technisch enorm versierte Italiener und Spanier abkackt.
Das alles hat nichts mit der leidigen Patriotismus-Diskussion zu tun; nichts mit lächerlichen Debatten über das Singen von Nationalhymnen oder mit hässlichen Fähnchen am Auto. Sondern es hat mit Respekt vor dem Spiel und dem Gegner zu tun, mit Respekt vor den Erfolgen anderer Spieler und Länder, sowie auch mit Respekt vor der Rolle des Zufalls und den großen Unberechenbarkeiten und Unwägbarkeiten des Lebens. Es ist einfach anmaßend, vor einer Weltfußballerwahl alles andere als einen Sieg des eigenen Favoriten zum Skandal zu erklären; ebenso ist es anmaßend, vor einer WM-Teilnahme alles andere als den Endsieg als Mißerfolg zu bezeichnen. Fußball ist nun mal keine Mathematik (c), und ein wenig Demut würde der deutschen Debatte sicherlich nicht schaden.
In sämtlichen Foren und an sämtlichen Stammtischen wird eher die Meinung vertreten, "Der CL-Sieg ist ne einmalige Sache, und mit Löw wird die Nationalelf eh nichts reißen".
Polemik. Aber in Ordnung geschrieben, daher gibts ein paar Punkte.
Ich stimme den Vor-Kommentaren mit Nachdruck zu. Fast jeder in den deutschen Führungsriegen bemüht sich um sachliche mit typisch deutschem Understatement versehene Diskussionen. Keiner zweifelt die Befähigungen von Ronaldo an, sie bezweifeln nur zu Recht die unsachlicher gewordene Bewertung der Klasse des besten Spielers an. Seit die FIFA die Bewertung übernommen hat sind die Kriterien unsachlicher geworden. Die Aufwertung von Spielern und Trainern, die z.T. sachlich gar nicht urteilen können, weil sie keinen Zugang zu den nötigen Informationen haben und Ihre Bewertungen -höchstwahrscheinlich- eher aufgrund von "FIFA13/14"- als auf eigenen Beobachtungen machen können, ist unstreitig.
Der Wunsch aller nach einer faireren und nachvollziehbaren Bewertung sollte in Zukunft auch von der FIFA verfolgt werden! Sonst öffnen sie sich nämlich weiter den Spekulationen korrupt zu sein, und dem Sinn des Fußballsports nicht gerecht zu werden.
Ich finde nicht, dass die Mehrheit in Deutschland die Bundesliga für die stärkste hält, was auch ohne Investoren nicht so schnell passieren wird und darum bin ich froh. Und was die Nationalmannschaft betrifft finde ichs eher Positiv, dass so viele Leute, auch im Ausland, so von ihr überzeugt sind. Sowas hätte man sich doch vor ein paar Jahren niemals träumen lassen.
P.S.: @mickyz1: Woher hast du das mit der Journalistenwahl? Ich glaubs dir gern aber würd gern die Quelle wissen. Danke im Vorraus
In Sachen Demut übertreibts wohl niemand so sehr wie die Deutschen.
Keine Ahnung was genau deine Motivation war, so etwas zu schreiben. Da hat sich offensichtlich durch die letzte Saison eine Menge sportlicher Frust aufgestaut verbunden mit einer grundsätzlichen Abneigung der Bundesliga/Deutschland gegenüber.
Es kann gut sein, dass ein Paar Spieler (siehe Buffon) nicht wirklich objektiv gewählt haben aber der konstanteste Spieler hat gewonnen und das find ich gut so. Und ich versteh auch nicht dass die FIFA so angegangen wird. Wird anscheinend Mode die FIFA bei jedem Scheiß zu kritisieren. Wie zum Beispiel die Verlängerung der Wahl über die Playoff Spiele für die WM hinaus. Ein Ribery hätte ja eher die Chance gehabt gegen UKRAINE(!) zu glänzen als Cr7 gegen Schweden.
Naja meine Meinung, eure Meinung.... ansonsten Guter Blog! Gefällt mir
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ich sehe seit einigen Jahren eher den gegenläufigen Trend, nicht zuletzt weil man teilweise mit Häme und Genugtuung auf das europäische Ausland blickt, seitdem die Finanzkrise 2008 die Eurokrise ausgelöst hat
Bruchhagen weist wie unzählige andere darauf hin, wie offen der WM - Ausgang sein wird. Lahm geht davon aus, dass auch eine WM ohne Titel ein Erfolg werden kann.
PL - Spiele sind nicht spannender oder langweiliger als BuLi - Spiele. Gibt hier wie da Grottenkicks und Highlights.
Am ehesten kann man noch die Weltgeschichte anführen, wenn es darum geht, warum welche Liga weltweit mehr beachtet wird als die Deutsche.
Wo auf der Welt spricht man denn`z.B. noch groß "Deutsch" außerhalb Europas? Welche Länder Südamerikas haben ihre "Wurzeln" in Deutschland? Usw usf.
Und was das alles mit Ribery / Ronaldo zu tun hat ? Keine Ahnung.