Finaler Showdown! WWE vs. WCW

Von Maurice Kneisel / Marcus Hinselmann
WCW-Legende Sting (l.) betrat am 23. November 2014 erstmals einen WWE-Ring
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United States Champion Rusev vs. John Cena

Hinselmann: Es ist verrückt, dass durch die Patriotismus-Masche Cena vom Großteil der Crowd stark bejubelt wird. Dies ist jedoch weder ihm noch Rusevs Leistung geschuldet, sondern resultiert vielmehr aus Kalter Krieg-Rhetorik und scheinbar unermüdlicher Vaterlandsliebe seitens der Amerikaner. Bedenkt man, wie international das Publikum bei WM sein wird, ist nur schwer denkbar, dass die Haltung der Fans so eindeutig bleibt.

Auch wenn mich die Matchansetzung weiterhin so wenig interessiert wie noch bei Fast Lane, konnte man beim Aufbau zu WM im Gegensatz zu den anderen Fehden wenigstens einigermaßen Brisanz erstellen. Ich habe oft gelesen, dass Rusevs WWE-Karriere am Sonntag begraben wird. Wieso sollte das passieren? Sicher, John Cena wird gewinnen, Rusev wird das aber nicht schaden. Der Mann ist seit Ewigkeiten ungeschlagen und wird auch Sonntag stark dargestellt werden. Ich befürchte kein Szenario, bei dem eine Niederlage Rusev schaden wird. Streaks sind da, um gebrochen zu werden, insbesondere die von Heels.

Kneisel: Die Frage ist eben zum einen, wie Rusevs Serie beendet wird. Ich rechne fest mit einem Sieg für John Cena und sollte der am Ende den bösen Russen komplett abfertigen dürfen, wird das Rusev durchaus schaden. Viel wichtiger ist aber der zweite Punkt: Hat man irgendeinen Plan für Rusev, wenn seine Siegesserie nicht mehr intakt ist? Ich befürchte nein. Dass Langzeit-Booking in der WWE ein Fremdwort ist, dürfte für niemanden neu sein und sollte man das Gimmick des Bulgaren nach kommendem Sonntag nicht weiter entwickeln, kann er ganz schnell in der Mid- oder sogar Undercard landen.

Ich möchte hier gar nicht die Wyatt-Vergleiche ziehen, da Rusev bislang deutlich weniger von Cena demontiert wurde als Bray seinerzeit. Allerdings hatte dieser immerhin ein Gimmick mit Langzeit-Potential - auch wenn die WWE hier ebenfalls keinerlei Weiterentwicklung leistet. Ich persönlich bin Rusev-Fan, weil ich ihn für einen guten Worker halte, aus dem man deutlich mehr machen könnte. Ob die WWE das auch noch rechtzeitig erkennt, bleibt abzuwarten.

The Undertaker vs. Bray Wyatt

Kneisel: Bray hat den aktuell undankbarsten Job in der WWE: Woche für Woche muss er alleine ein vermeintlich großes PPV-Match aufbauen, der Undertaker wird kaum einmal auch nur durch Effekte wirkungsvoll eingebunden und durch seine Anwesenheit ohnehin nicht. Wyatt brilliert in seinen Promos Mal um Mal, gibt alles... doch wofür eigentlich? Für ein WrestleMania Match gegen ein Phenom, das seit letztem Jahr keines mehr ist?

Für ein Match, dass Wyatt definitiv führen müssen wird, da der Taker dazu physisch nicht mehr in der Lage ist; und seien wir ehrlich: Matches zu machen ist nicht gerade Brays Stärke. Ganz zu schweigen davon, dass man bei jedem Uranage oder Running Cross Body Block wird fürchten müssen, dass er der Legende weitere Blessuren zufügt. Der ganze Aufbau spricht für einen Wyatt-Sieg - doch welche Bedeutung hätte dieser nach dem Streak-Ende überhaupt noch? Ich glaube nicht daran, auch wenn es die richtige Entscheidung wäre. Die WWE wird dem Undertaker und seinen Fans nach dem Vorjahres-Schocker einen Feel Good-Moment vor dem Karriereende gewähren und Bray hat völlig umsonst Dean Ambroses Momentum gekillt.

Hinselmann: Umsonst? Das kann ich so nicht hinnehmen. Sicherlich hast du in vielen Punkten Recht. Das Match wird kein Überragendes, Bray hat einen undankbaren Job und der Taker steht unter konstanter Verletzungsgefahr. Dennoch sehe ich die Situation nicht so schwarz wie du. Klar, das Match hat bei weitem nicht mehr die Brisanz wie noch bis 2014, dennoch ist alles angerichtet, um Wyatt auf eine neue Ebene zu hieven. Er soll, er muss und er wird den Undertaker als das "Face of Fear" ablösen.

Die Fehde ergibt von vorne bis hinten Sinn und Bray Wyatt hat sie als Ein-Mann-Programm fantastisch gestaltet. Seine Promos sind pures Gold. Gleichzeitig ist es ungemein ärgerlich, dass der Taker in keiner Weise seinen Teil zum Aufbau beigetragen hat. Das hätten legendäre Segmente werden können. Du fragst dich, wieso Bray Ambroses Momentum zerstört hat? Ich frage vielmehr, wieso Lesnar letztes Jahr die Streak beenden durfte. 2015 wäre der perfekte Moment gewesen, Bray der ideale Mann. Auch wenn ich mir eine erneute Undertaker-Niederlager nur schwer vorstellen kann, glaube ich an die Vernunft im WWE Office und setze mein imaginäres Geld auf Bray Wyatt.

Intercontinental Championship Ladder Match

Hinselmann: Zweifelsohne das Highlight der diesjährigen WrestleMania. Absolutes Entertainment wurde uns zweimal wöchentlich im Ring und am Kommentatorenpult geliefert. Luke Harper sehe ich genau wie Stardust als absolut chancenlos an. R-Truth wird sicher genauso wenig mit dem Titel zu tun haben, um eine peinliche Höhenangst-Leiter Szene werden wir aber nicht herumkommen.

Nichtsdestotrotz hat Truth die Fehde durch etliche lustige Momente enorm aufgewertet. Der Titelverteidiger Barrett ist, wie im Powerranking-Blog bereits erwähnt, der klare Härtefall der Road to WrestleMania, absolut irrelevant und eine Titelverteidigung erscheint ausgeschlossen. Bleiben noch drei Kandidaten übrig, die Favoriten. Dean Ambrose sollte das Gold gewinnen, da der Fokus klar auf Bryan und Ziggler liegt, kann ich mir das aber einfach nicht vorstellen. Dolph und Daniel werden es unter sich ausmachen und eine große Show liefern. Ein Turn von Dolph inklusive Titelgewinn wäre möglich, ich tippe jedoch auf den nächsten Titelgewinn bei WM für Daniel Bryan.

Kneisel: Ich würde sogar noch weiter gehen: Dieses Match ist für mich das absolute Highlight bei WrestleMania, mit deutlichem Abstand. Während beim Aufbau der anderen Main Events jeweils ein Teilnehmer durch Abwesenheit glänzte, haben hier alle sieben Beteiligten einen mehr oder minder herausragenden Job abgeliefert. Besonders hervorzuheben ist dabei R-Truth! Ich habe keine Ahnung, wie man überhaupt auf die Idee kam, ihn in das Match zu stecken - steht er vor dem Karriereende und soll hier noch mal einen letzten großen Moment erhalten? Falls ja: das ist perfekt gelungen. Nach dem bisherigen Aufbau müsste er den Titel eigentlich sogar gewinnen, denn er ist der klare MVP dieser Storyline. Wird er aber natürlich nicht, im Zweifel dank seiner "Höhenangst".

Auch den erst spät hinzugekommenen Stardust würde ich ausschließen. Luke wurde zuletzt immerhin wieder besser dargestellt, aber auch er hat nicht die Starpower, um den Titel zu holen. BNB wäre das ultimative FU an die Fans, seine Darstellung seit dem Comeback ist erbärmlich. Bleiben noch die drei Smark-Lieblinge, Dean, Dolph und der "Turd". Ambrose wird im Zweifel einmal mehr leer ausgehen und da Ziggler im Vorfeld zweimal gegen Bryan gewinnen durfte, schließe ich auch ihn aus, rechne aber mit einem Heel Turn spätestens kommenden Montag. Der Showoff wird auf dem Weg zum Titel sein, die Halle wird kochen - und dann schnappt ihm der noch populärere Daniel Bryan den Gürtel vor der Nase weg. YES!

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