Zwischen Legenden und Eintagsfliegen

Von Maurice Kneisel / David Schmida
Mit seiner "Austin 3:16"-Promo wurde Steve Austin beim King of the Ring 1996 zum Megastar
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Kurz vor Money in the Bank (Sonntagnacht ab 2 Uhr im User-Talk) blickt SPOX auf die Entwicklung der Pay-per-Views in den letzten 20 Jahren. Wir diskutieren über Stärken und Schwächen des heutigen Konzepts und hinterfragen die Fokussierung auf Motto-PPVs.

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Maurice Kneisel: David, als altgedienter WWE-Fan erinnerst du dich sicher auch noch bestens an die Zeiten mit vier bis fünf Großveranstaltungen pro Jahr, mittlerweile stehen wir bei satten zwölf. Sinnvoll oder Overkill - wie siehst du diese Entwicklung?

David Schmida: Es waren auch schon mal mehr, aber ich denke, dass man die Zahl trotzdem noch auf mindestens zehn Pay-per-Views runter schrauben könnte, um so den "Termindruck" zu verringern.

Kneisel: Mit "Termindruck" meinst du vermutlich die Aufgabe, in vier Wochen sämtliche Storylines auf den nächsten PPV auszurichten. In Zeiten, in denen Langzeit-Storylines Mangelware sind, aber wohl unausweichlich, oder? Schließlich hätte man auch bei zehn Großveranstaltungen nur geringfügig mehr Zeit.

Schmida: Genau das meine ich, aber du hast recht, auch bei zehn Großveranstaltungen ergäbe sich nur ein geringer Zeitgewinn. Ich glaube aber definitiv nicht, dass die WWE, wenn überhaupt, die Anzahl reduzieren würde. Hier spielen wirtschaftliche Gründe eine Rolle, da die PPVs einen regelmäßigen Cash-Flow verursachen. Das Produkt leidet darunter, auch wenn es Lichtblicke gibt. Zwar gehen die Verkaufszahlen wieder hoch; allerdings frage ich mich manchmal, wer das alles gucken soll, wenn man bedenkt, dass Unternehmen immer auf Wachstum ausgelegt sind.

Kneisel: Die PPV-Schwemme verdanken wir zweifelsohne primär wirtschaftlichen Faktoren. Doch auch wenn man das berücksichtigt, ist die Planung teilweise schwer nachvollziehbar. Der WWE-Kalender wird weit im Voraus festgelegt und die Zeiträume entsprechend storylineunabhängig gewählt. So werden kommenden Herbst mit Night of Champions, Over the Limit und Hell in a Cell wieder drei Shows innerhalb von nur sechs Wochen durchgeboxt, während man sich zwischen Elimination Chamber und WrestleMania ebenso viel Zeit ließ. Ein wirklich sinnvoller Aufbau ist dabei doch gar nicht möglich, oder?

Schmida: Nein, meiner Meinung nach nicht. Im Herbst wird das durchgedrückt ohne - so scheint es von außen - Sinn und Verstand, während man zwischen Elimination Chamber und WrestleMania einen guten Aufbau hinkriegen KÖNNTE. Auch die verschiedenen Mottos, die ja inzwischen jeden PPV charakterisieren, helfen da wenig. Ein Street Fight oder was auch immer gerade ansteht, garantiert keinen interessanten Verlauf in der Story.

Kneisel: Motto-PPVs - ein schwieriges Thema. Einerseits hatten wir diese mit dem Royal Rumble und den Survivor Series schon früher, dazu den leider wieder abgeschafften King of the Ring. Aber damals hatte man natürlich auch reichlich Zeit zwischen den Shows, um einen ordentlichen Aufbau zu betreiben. Deinen Kritikpunkt sehe ich vor allem bei PPVs wie Hell in a Cell oder dem schnell wieder eingestampften Breaking Point: ein HiaC- beziehungsweise Submission Match ist eine schöne Wahl, um einer Fehde mehr Intensität oder einen gelungenen Abschluss zu verleihen. Doch viel zu oft stehen die Writer vor der Herausforderung, eine frisch ins Leben gerufene Paarung damit zu starten. Das kann nicht der Sinn der Sache sein, oder?

Schmida: Nein, starten sollte man eine Fehde so nicht, allerdings gibt es den Entscheidern die Möglichkeit, eine Fehde damit zu krönen. Gleichzeitig bedeutet dies aber auch, dass der Verlauf von Storys vorhersehbar ist, denn dass z.B. einige Re-Matches nach WrestleMania mit "Extreme Rules" versehen werden, macht es nicht gerade spannender - auch wenn oft Match-Highlights dabei sind. Auf der anderen Seite wird auch etwas als extrem bezeichnet, das diesen Titel letztlich nicht verdient hat. Du hast den King Of The Ring PPV angesprochen; eine wunderbare Möglichkeit, um Wrestlern eine ganze Nacht lang das Spotlight zu geben und sie anschließend im Main Event einzusetzen. Ein gutes Beispiel ist der KotR 1994, den Owen Hart gewinnen konnte. Ein sehr gutes Turnier, das Spaß gemacht hat. Doch heute scheint es oftmals lediglich um die kurzfristigen Highlights zu gehen.

Seite 2: Die Entwicklung von Money in the Bank