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Top 5: Die wichtigsten Erkenntnisse aus Woche 13 in der NFL

SPOX-Redakteur Adrian Franke blickt zurück auf Woche 13 in der NFL.
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2. Wie geht es weiter bei den Green Bay Packers?

Wenn man sich mit der Anatomie einer gescheiterten Saison auseinandersetzt, kann man diesen Prozess grob in zwei Teile unterteilen: Die Analyse der Fehler, die gemacht wurden, die Ursachenforschung, wenn man so will - und dann im nächsten Schritt die kritische Frage: Lassen sich die Fehler bereinigen? Oder braucht es einen radikalen Neustart?

Der erste Teil dieses Prozesses ist mit Blick auf die Green Bay Packers zur Genüge geschehen. Die Art und Weise, wie Green Bay die Receiver-Position nicht nur, aber ganz besonders in der vergangenen Offseason angegangen ist. Die generellen offensiven Ungereimtheiten, die enttäuschende Defense - aber auch die Tatsache, dass man einiges an Coaching-Qualität hinter den Kulissen verloren hat.

Christian Watson hatte sein Breakout-Spiel gegen die Cowboys und zeigte, zu was er mit seinem Speed in der Lage ist. Er ist der Shootingstar dieses Teams, und mittlerweile ein mehr als legitimer Offensive-Rookie-of-the-Year-Kandidat. Green Bay hat nach wie vor ein gutes Run Game, und ich bin weiterhin der Meinung, dass Rodgers zwar unrund spielt, aber noch immer absolut spektakulär sein kann.

Doch je länger die Saison geht, je mehr sich die Niederlagen zuletzt häuften, während der restliche Schedule immer weniger Grund zur Hoffnung bietet, desto mehr rücken die Fehler der Vergangenheit in den Hintergrund und die perspektivischen Fragen in den Vordergrund - nie war das präsenter, als in dem Moment, als Rodgers gegen die Eagles verletzt raus musste und Jordan Love einige Snaps erhielt. Und natürlich dreht sich in diesem Fall alles um eine Frage:

Was will Aaron Rodgers?

Ich bin kein großer Fan davon, die Körpersprache eines Spielers zu analysieren, oder sich in Diskussionen zwischen Spielern an der Seitenlinie - oder auch ein paar deutlichen Worten von Rodgers gegenüber Head Coach Matt LaFleur - zu verlieren. In den allermeisten Fällen kann man davon ausgehen, dass, wenn eine solche Szene auf Social Media die Runde macht, Fans und Medien signifikant mehr darüber diskutieren, als die betroffenen Spieler selbst.

Bei Rodgers fällt es zugegebenermaßen schwer, nicht gelegentlich in dieser Schiene zu landen. Wenn er Samori Toure nach einer Incompletion anfährt, obwohl es Rodgers war, der den Ball unterworfen hatte. Oder wenn er in der Pat McAfee Show darüber spricht, dass manche seiner Mitspieler, die "zu viele Fehler machen, nicht spielen sollten. Wir müssen einige Snaps kürzen. Und vielleicht Jungs, die nicht spielen, eine Chance geben."

Rodgers mit Tendenzen wie unter McCarthy

Er ist schon, sagen wir, auffällig in dieser Hinsicht. Gar nicht mal nur in der Körpersprache, sondern auch in den Dingen, die er tatsächlich kommuniziert. Vor allem aber ist auffällig, und vermutlich auch aussagekräftiger, dass Rodgers rein sportlich betrachtet in einige Tendenzen aus dem Ende der McCarthy-Ära verfallen ist. Ein bisschen was davon war auch gegen die Bears am Sonntag zu sehen, in einem Spiel, das Green Bay eigentlich klar hätte gewinnen sollen.

Dass er versucht, Hero-Ball zu spielen. Dass die Offense insgesamt statischer wirkt, weniger Under-Center-Runs mit Passing-Designs kombiniert und stattdessen mit Rodgers aus der Shotgun versucht, Defenses zu sezieren. Ohne die notwendige Geduld, ohne die notwendige Receiver-Qualität, ohne auch die notwendigen Play-Designs.

Das ist zuletzt etwas besser geworden, womöglich auch bedingt dadurch, dass Rodgers' Daumenverletzung ihm weniger zu schaffen macht. Doch wie fruchtbar kann die Rodgers-LaFleur-Ära noch sein? Oder die Rodgers-Brian-Gutekunst-Ära, weil er genug hat von den Kader-Entscheidungen?

Ist eine Trennung das erwartbare Ende nach dieser schon jetzt überaus enttäuschenden Saison? Sollten die Packers sogar gewillt sein, Rodgers abzugeben und den Neustart einzuleiten? Falls die Zeit von Aaron Rodgers jetzt tatsächlich ihrem Ende entgegen geht, gibt es im Kern drei Optionen, wie das ablaufen kann:

  • Die Packers traden Rodgers: Dead Cap über 40,3 Millionen Dollar
  • Rodgers tritt zurück: Dead Cap über 40,3 Millionen Dollar
  • Die Packers entlassen Rodgers: Dead Cap über 99 Millionen Dollar

Aus Cap-Perspektive gäbe es jeweils die Möglichkeit, den Dead Cap Hit auf zwei Jahre aufzuteilen - eine Entlassung können wir dennoch mit hoher Wahrscheinlichkeit ausschließen.

Falls Rodgers rücktritt, könnten sich beide Seiten auf einen angepassten Vertrag einigen, damit Green Bay den Dead Cap Hit aufteilen kann.

Bei einem Trade wäre das Timing kritisch: Ein Trade vor dem 1. Juni würde die 40,3 Millionen Dollar Dead Cap direkt auf den Packers-Cap für 2023 veranschlagen. Ein Trade nach dem ersten Juni würde 24,48 Millionen Dollar davon aus Cap-Perspektive auf 2024 schieben.

Packers: Der Neustart kommt - aber wie deutlich?

Doch wie wahrscheinlich ist diese Option? Sollte Rodgers wirklich per Trade zu haben sein - würden Teams dann bis in den Sommer warten? Und würde Green Bay selbst so lange warten wollen, in dem Wissen, dass man dann für 2023 keine Picks bekommt? Aus Cap-Perspektive würde Rodgers sein potenzielles neues Team nach einem Trade 2023 und 2024 je unter 20 Millionen Dollar kosten, was den Trade-Value noch attraktiver macht.

Der Dead Cap Hit über 40,3 Millionen Dollar im Falle eines Trades wäre noch nicht einmal der höchste Dead Cap Hit aller Zeiten: Matt Ryan steht dieses Jahr nach seinem Trade nach Indianapolis in der Offseason mit 40,525 Millionen Dollar in den Büchern der Atlanta Falcons, die höchste Dead-Cap-Zahl aller Zeiten.

Rodgers wäre insofern kein Novum, doch haben die Packers Stand jetzt 3,5 Millionen Dollar Cap Space für die kommende Saison - mit Rodgers' Cap Hit in Höhe von 31,6 Millionen Dollar eingerechnet, also knapp neun Millionen weniger als im Falle eines Trades in den Büchern stehen würde. Einige weitere Anpassungen wären also nötig, und zumindest ein softer Rebuild wäre die Folge - wie aber vermutlich in jedem Szenario, wenn Aaron Rodgers die Packers verlässt.

Und dass Rodgers noch einen Markt hätte, daran habe ich keinen Zweifel. Es bräuchte einen Head Coach, der ihn managen kann, aber nach wie vor zeigt Rodgers Woche für Woche einige irre Würfe, bringt Bälle in engste Fenster Downfield. Es wird genug Teams geben, die Rodgers für ein, zwei Jahre haben wollen. Washington könnte eine Option sein - oder vielleicht sogar in bester Brett-Favre-Manier die Jets?