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Top 5: Die wichtigsten Erkenntnisse aus Woche 9 in der NFL

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Der Krisengipfel in Woche 9 hält, was er verspricht - und ist ein Spiegelbild dieser Saison. In Miami spitzt sich derweil die Tua-Evaluation zu, während die NFC North vor einer Erschütterung der Macht steht. Außerdem: Wir sind in der Saison-Mitte angekommen, das heißt, es ist Zeit für Midseason-Awards!

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Es ist keine neue Erkenntnis, dass diese Saison nicht das Niveau vergangener Jahre hat - zumindest auf der offensiven Seite des Balls. Tom Brady hat bereits vor einigen Wochen darüber gesprochen, dass er während dieser Saison "viel schlechten Football" gesehen habe, und jeder, der regelmäßig in der - auf offensive Production angewiesenen - Fantasy-Football-Welt unterwegs ist, wurde bereits intensiv mit diesem Thema konfrontiert.

Das Spiel der Bucs gegen die Rams am Sonntag war nicht nur ein sportlicher Krisengipfel, sondern auch Sinnbild für dieses Thema. Das sind zwei Teams, deren Offenses in der vergangenen Regular Season auf Platz 1 (Tampa Bay) und Platz 8 (Rams) in puncto Expected Points Added pro Play standen. Dieses Jahr knacken beide nicht einmal die Top 15, die Rams gingen auf Platz 31 in den Spieltag.

Dabei starteten beide mit Titel- oder zumindest gehobenen Playoff-Ambitionen in diese Saison, und das ist Teil dieses "viel schlechter Football"-Thematik: Zu viele Teams, die - vermeintlich - All-In sind, und hinter den Erwartungen, die damit einhergehen, deutlich zurückbleiben.

Die Packers (Platz 3 nach EPA/Play in der vergangenen Regular Season) und Chargers (Platz 5) kann man getrost in diese Liste hinzufügen. Green Bay sollte alle verfügbaren Chips in die Mitte des Tisches schieben, wenn man Aaron Rodgers schon 50 Millionen Dollar pro Jahr zahlt, und scheitert gerade auch an den eigenen Kader-Entscheidungen. Die Chargers sind All-In gegangen, und was sportlich bislang dabei herauskommt, spricht nicht gerade für einen guten Trainerstab.

Dass Teams wie die Giants oder Falcons statistische Argumente für eine Top-10-Offense haben, liegt nicht einfach nur daran, dass viele andere Teams schlecht spielen und es somit wenig Konkurrenz gibt. Doch die Tatsache, dass Teams wie die Bucs, Packers, Rams und Chargers weit ihren Möglichkeiten und ihren eigenen Ansprüchen hinterherhinken, trägt vor allem maßgeblich dazu bei, dass wir händeringend nach "echten Titelanwärtern" suchen.

1. Bucs vs. Rams: Krisengipfel bietet einige Lektionen

Man könnte an dieser Stelle argumentieren, dass mit dem Sieg der Bucs im direkten Duell zweier dieser Teams für die Rams die vielleicht letzte Chance verstrichen ist, um das Ruder noch herumzureißen, und zum Ende der Regular Season den eigenen Ansprüchen zumindest signifikant näher zu sein, als es in der ersten Saisonhälfte den Anschein hatte.

Dabei bietet der Saisonverlauf beider Teams jedoch wertvolle Lektionen. In Tampa Bay war man nach dem Gewinn des Super Bowls gleich im ersten Jahr mit Tom Brady voll darauf fokussiert, alle zusammenzuhalten, den Kader zu konservieren. Eine Strategie, die mit Blick auf Bradys Alter und das mutmaßlich kurze Fenster nachvollziehbar ist, aber auch eine Strategie, mit der neue Impulse von Rookies kommen müssen, und als die Verletzungen - und Rücktritte eines alternden Teams - zuschlugen, war es schwer, darauf zu reagieren.

Die Bucs hatten immer noch mehr als genügend individuelle Qualität, um sich als Team signifikant besser zu präsentieren als das, was wir über die ersten Wochen dieser Saison gesehen haben. Ich würde also mit Blick auf das Roster-Building nicht einmal bilanzieren, dass die Strategie fehlgeschlagen ist, sondern eher anprangern, was die Coaches aus dem vorhandenen Talent herausholen, beziehungsweise nicht herausholen.

Die Rams auf der anderen Seite sind, wer sie sind an diesem Punkt. Mit ihrer Strategie haben sie letztes Jahr den Super Bowl gewonnen, was ganz offensichtlich zu der Schlussfolgerung geführt hat, dass man das doch gleich nochmals versuchen könnte, wie das kolportierte Deadline-Mega-Angebot an die Panthers für Brian Burns unterstreicht.

Ich interpretiere diesen Versuch ganz klar dahingehend, dass die Rams nicht nur von dem eingeschlagenen Weg überzeugt sind, sondern dass sie mittlerweile auch ganz klar in einem sehr klar definierten Fenster denken: Das Fenster, ehe Aaron Donald und Matt Stafford - und womöglich weitere Spieler - die Pads an den Nagel hängen, was auch für Head Coach Sean McVay den Übergang zu einem lukrativen TV-Deal bedeuten könnte.

Das würde erklären, warum die Rams bereit waren, ihre verbliebenen Premium-Draft-Ressourcen der nächsten Jahre in Brian Burns zu investieren: Weil es bei dem aktuellen Fenster nicht darum geht, das Team jetzt kompetitiv zu halten und es auch in vier, fünf Jahren kontinuierlich oben zu halten, sondern darum, jetzt das Maximum herauszuholen. Danach die Sintflut, oder an irgendeinem Punkt tatsächlich: Fuck them Picks.

Ein Krisengipfel, der seinem Namen gerecht wird

Das Spiel selbst wurde dann dem Namen zumindest gerecht: Es war ein Krisengipfel, wobei "Krisental" vielleicht der Sache noch etwas gerechter werden würde.

Es war, ganz simpel auf den Punkt gebracht, das Spiel zweier Teams, die mit ihrer jeweiligen Offensive Line nur sehr wenig blocken können, und die sich dann noch zusätzlich selbst limitieren. Mit Drops, mit dem Play-Calling, mit individuellen Fehlern auch der Quarterbacks.

Und ich bleibe grundsätzlich bei diesen beiden Teams dabei, dass die Baustellen der Rams zu zahlreich sind, um sie kurzfristig zu schließen - was auch den Trade für Burns nur sehr bedingt effektiv gemacht hätte. Während die Bucs auf der anderen Seite genügend individuelle Qualität hätten, um das Ruder herumzureißen, sich aber selbst mit ihrem gesamten Offense-Scheme und ihrem Play-Calling signifikant selbst limitieren.

Bis einschließlich des Field-Goal-Drives, der acht Minuten vor dem Ende mit dem Kick zum 13:9 abgeschlossen wurde - die Drives danach habe ich rausgelassen, weil dann natürlich die Zeit und das Aufholen ein Faktor wurde - hatten die Bucs 23 First-Down-Plays. Zwölf davon, darunter die ersten sieben und zehn der ersten elf, waren Runs.

Nur drei dieser zwölf Run gingen für mehr als fünf Yards: Ein 6-Yarder und ein 7-Yarder von Rachaad White, sowie ein 6-Yard-Run von Fournette, der allerdings bei Erster-und-20 kam. Tampa Bay spielte so konstant mit einer Hand auf dem Rücken festgebunden, und hätte das Spiel zweier enttäuschender Teams trotzdem gewonnen, hätten die Bucs-Receiver nicht mehrfach in kritischen Situationen Pässe fallen gelassen.

Brady trägt die Bucs zum Sieg

Es war das Spiel zweier Teams, die derzeit mit Field Goals und Defense enge Spiele gewinnen müssen. Weit weg von der Feuerkraft vergangener Tage, weit weg von den Ansprüchen vergangener Tage - und ehrlicherweise sehe ich nicht, dass sich das in dieser Saison noch ändert.

Zumindest, das würde ich als persönliche Note hinzufügen, hat in meinen Augen der Spieler das Spiel gewonnen, der es verdient hatte: Brady litt das gesamte Spiel über unter seinen Receivern, der O-Line und dem Play-Calling, und machte dennoch deutlich mehr aus der Situation als Stafford auf der anderen Seite.

Das war ein Spiel, in dem Bradys Klasse - neben der eigenen Defense - den Unterschied ausmachte. Die Bucs werden noch weitere solcher Spiele von ihm brauchen.