NFL

Draft Running Back Ranking: Eine Klasse voller Spezialisten

SPOX beleuchtet die Running-Back-Klasse im diesjährigen Draft
© getty

Die Running-Back-Klasse im diesjährigen Draft bietet jede Menge Spielraum für Diskussionen. Denn: Abgesehen von einer klaren Spitzengruppe besticht die Klasse weniger mit kompletten Backs, und mehr mit Spezialisten. Wer sucht hier was? Und welcher Back bringt das meiste Potenzial mit?

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Die Debatte wird im NFL-Diskurs nicht mehr ganz so verbittert geführt wie noch vor ein bis zwei Jahren, aber gerade wenn es darum geht, Running Backs in Draft Boards einzuordnen - und ihnen somit unweigerlich auch "Value" zuzuordnen -, ist das Thema wieder auf dem Tisch: Wie viel Value hat ein einzelner Running Back im Kontext der heutigen NFL?

Dafür gibt es inzwischen mehr als genügend tiefgreifende Datenanalysen. Der Impact eines Running Backs auf den Gesamt-Output einer Offense ist vergleichsweise kleiner, vor allem aber ist der Unterschied zwischen einem Top-5-Back und dem Nummer-20-Back nicht so groß, dass es sich lohnt, hier Premium-Draft-Ressourcen zu investieren.

Und die NFL zeigt uns, dass die Liga insgesamt - kleine Ausnahmen bestätigen die Regel - diesen Trend längst erkannt hat. Die Art und Weise, wie sich Running-Back-Verträge entwickelt haben, unterstreicht das. All diese Punkte gehören in die "Positional Value"-Debatte, also Diskussionen darüber, wie "wertvoll" eine spezifische Position ist - und wie viele Ressourcen (Cap Hit, Draft-Value) man im Umkehrschluss in diese Position stecken sollte.

Auf meinem Big Board wird es dementsprechend kaum nochmals vorkommen, dass ein Running Back eine Erstrunden-Empfehlung erhält; diesen Value sehe ich schlicht bei quasi keinem Back mehr. Das allerdings bedeutet nicht, dass es keine Backs gibt, die ab Tag 2 und dann in Tag 3 des Drafts Value mitbringen und einen Impact haben können.

Insbesondere, wenn diese Backs zusätzlich eine ausgeprägte Rolle im Passspiel einnehmen können oder auch wenn sie außergewöhnliches Big-Play-Potenzial mitbringen - und gerade der Draft in diesem Jahr hat eine Vielzahl an Spezialisten für spezifische Rollen zu bieten.

Allgeier, Cook, Badie - wer hat die Top 10 verpasst?

In gewisser Weise ist das ein Lob und auch ein Kritikpunkt an dieser Klasse zugleich: Es gibt viele Spezialisten - aber wenige komplette Backs. Wenn man einen Receiving-Back sucht, dann wird man den auch finden: Jerrion Ealy hat mir für diese Rolle gut gefallen, ein eher kleiner Back ohne High-End-Explosivität, aber einer mit schnellen Füßen, der Verteidiger aussteigen lässt und der gute Routes läuft, auch vertikal. Ein klassischer Scatback.

James Cook, der Bruder von Minnesotas Dalvin Cook, fällt irgendwo auch in diese Richtung - und noch mehr ins Extrem, weshalb er bei mir am Ende auch nicht in der Top 10 gelandet ist. Cook verfügt ohne Frage über guten Speed, und insbesondere über sehr gute Beschleunigung, weshalb er auch regelmäßig tiefe Routes gelaufen ist.

Aber er ist fast mehr reiner Receiver, seine Contact-Balance ist nicht gut, genauso wenig seine Quickness auf engem Raum. Er braucht Raum für sein Spiel, und als Runner fand ich ihn zu überschaubar. Fast eher ein Gadget-Spieler auf dem nächsten Level, der Jet Sweeps, Screens und das gelegentliche Coverage-Mismatch außen gegen einen Linebacker bekommt.

Und auch wer den Short-Yardage-Back sucht, wird ihn in Tyler Allgeier finden. Ultra-produktiv hinter einer sehr guten BYU-Line, fehlen mir die Explosivität, der Speed generell und auch die Beweglichkeit, um anzunehmen, dass er viel kreiert auf dem nächsten Level. Missouris Tyler Badie dagegen verfügt über tollen Straight-Line-Speed, wird aber eine Offense brauchen, die ihm entsprechend klare Rushing Lanes kreiert.

NFL Draft 2022: Das Running Back Ranking

10. Isaiah Spiller, Texas A&M

Stärken:

  • In einer Klasse mit wenigen kompletten Backs, ist das Spillers bestes Argument: Er kombiniert eine sehr gute Vision mit einer ausgeprägten Rolle auch als Receiver.
  • Läuft sehr kompakt, Richtungswechsel und Cuts sind effizient und Spiller ist gut darin, Gegenspieler auf engstem Raum aussteigen zu lassen. Ein Back, der aus einem vermeintlichen 3-Yard-Run einen 6-Yard-Run macht. Arbeitet sehr gut zwischen den Tackles.
  • Fängt den Ball sehr konstant aus dem Backfield, auch weg vom Körper. Hatte auch einige Catches Downfield auf Tape. Insgesamt ein sehr rundes Profil eines Running Backs, der in seiner Entwicklung schon sehr weit ist.

Schwächen:

  • Athletisch ist er einfach limitiert, dafür brauchte es keine Combine, um das zu bestätigen. Spiller hat keinen Top-Speed, er hat keine Top-Explosivität, und das sieht man regelmäßig auf Tape.
  • Power als Runner ist bestenfalls Durchschnitt. Ich sehe sein Big-Play-Potenzial in der NFL als klar limitiert.
  • Manchmal will er etwas zu viel und fängt dann an zu tänzeln. Das muss er in der NFL deutlich reduzieren.
  • Im Endeffekt ist Spiller ein solider Allrounder, dem ich viel mehr aber nicht zutraue.

SPOX Draft-Runden-Empfehlung: 5. Runde

9. Brian Robinson, Alabama

Stärken:

  • Er ist groß, er ist schwer und er kann mit Power laufen - das ist Robinsons Profil in einem Satz zusammengefasst. Guter Short-Yardage-Back, einer der durchaus auch mal selbst den Hit zum Verteidiger bringt, gerade in Short-Yardage-Situationen.
  • Gute Physis, arbeitet durch Kontakt. Robinson ist tatsächlich die Art Back, an dem Tackling-Versuche mitunter "abprallen".
  • Aber: Er ist überraschend agil für seine Größe. Robinson lässt Gegenspieler auch mal aussteigen, er setzt gute Cuts und hat nach dem Cut eine unerwartet gute Beschleunigung.
  • Sehr aktiv in Pass-Protection. Robinson ist da noch nicht konstant, aber er zeigt Positives und mit seinem Frame sollte hier noch mehr möglich sein.
  • Er war kein wirklicher Receiving-Back für Alabama, fing aber immerhin 35 Pässe, wenn auch weitestgehend kurze Dumpoffs. Aber er fängt den Ball weitestgehend gut.

Schwächen:

  • Um seine große Trumpfkarte - die Physis und die Power - wirklich in eine permanente Qualität zu entwickeln, muss Robinson lernen, noch kompakter zu spielen.
  • Das gilt auch in Pass-Protection. Auch hier ist er - neben der Tatsache, dass er immer wieder mal die Übersicht verliert - häufig zu aufrecht und lässt sich zu leicht von seinem Spot bewegen.
  • Was schnelle Richtungswechsel und generell die Stop-and-Start-Qualitäten angeht, ist er merklich limitiert. Er hat keinen Top-Speed und keine Top-Explosivität, in puncto Big Plays wird er sicher überschaubare Resultate liefern.

SPOX Draft-Runden-Empfehlung: 4.-5. Runde