In der Nacht zum Freitag startet endlich der NFL Draft 2022. Doch wer wird der erste Pick? Wer könnte schon früh per Trade in die Top 10 springen und womit steht und fällt die erste Runde?
SPOX -Redakteur Marcus Blumberg beantwortet die wichtigsten Fragen vorm Start des NFL Drafts 2022.
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NFL Draft 2022: Was machen die Jacksonville Jaguars mit dem ersten Pick? Anders als in der jüngeren Vergangenheit gehen wir mit einem großen Fragezeichen an Position 1 in den Draft. Es gibt schlicht keinen Spieler, den man unisono als den Besten in dieser Klasse bezeichnen kann.
Vielmehr stehen die Jacksonville Jaguars vor der Frage, in welchem Mannschaftsbereich sie sich zuvorderst verstärken wollen, denn sowohl Offensive Tackle (Evan Neal) als auch Pass Rush (Aidan Hutchinson, Kayvon Thibodeaux) bieten Prospects, die schon sehr nah dran sind an der NFL und wohl problemlos als langfristige und vor allem sichere Lösungen auf ihren jeweiligen Positionen betrachtet werden können.
Was für und gegen die jeweiligen Kandidaten spricht, haben wir bereits zur Genüge durchexerziert. Doch gerade bei den Jaguars ist das auch nicht das einzige Problem, nicht das einzige Hindernis in den Überlegungen. Mehreren Medienberichten zufolge tobt nämlich darüber hinaus ohnehin ein interner Kampf zwischen Teameigner Shad Khan und General Manager Trent Baalke.
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Sollten die Meldungen zutreffen, will Khan die sichere Variante in Hutchinson, während Baalke die hiesigen Bewertungen offenbar komplett ignoriert und Travon Walker favorisiert. Walker gilt gemeinhin als Spieler mit enormem Potenzial, der aber noch weit von seinem Topniveau entfernt ist, weil er eben gerade in Sachen Pass Rush technisch noch ziemlich limitiert ist. Durch seine Größe, seine Power und seinen Speed kann er sich aber sicherlich zu einem sehr effektiven Edge Rusher entwickeln.
Travon Walker: Ein typischer Baalke-Pick Ob das aber auch gelingt, ist eben die große Frage mit ihm. Er ist dieser typische High-Risk-High-Reward-Pick, doch will man dieses Profil an Position 1?
Im Fall von Baalke könnte die Antwort ja lauten, denn schon in der Vergangenheit setzte er als Verantwortlicher im War Room auf riskante hohe Picks. Man denke etwa an Aldon Smith, den Baalke 2011 an Position 7 zu den 49ers geholt hatte. Was anfänglich wie ein gewiefter Schachzug aussah, entpuppte sich langfristig als Fehlgriff - nach zwei Monster-Saisons ging es für ihn sukzessive bergab, was vor allem mit Off-Field-Problemen zu tun hatte. Probleme, die Baalke aber in Kauf nahm.
Number-1-Picks der letzten 20 Jahre: Wie viele haben eigentlich gezündet?
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Beim mit Spannung erwarteten NFL Draft 2022 wird Commissioner Roger Goodell in der Nacht auf Freitag den neuen Number-One-Pick verkünden. SPOX blickt zurück auf die Top-Picks der letzten 20 Jahre: Wie viele haben eigentlich gezündet?
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2002: DAVID CARR (QB, Fresno State, gedraftet von den Houston Texans). Der Bruder des aktuellen Raiders-QB Derek sollte die frisch aus der Taufe gehobenen Texans möglichst schnell in eine Winning Franchise verwandeln.
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Mit 76 Sacks und 12 Fumble Recoveries stellte Carr in seinem ersten Jahr NFL-Rekorde auf, die bis heute bestehen. Nach Saisons mit negativer Bilanz entließen ihn die Texans. Nach Stints bei den Panthers, Giants und Niners war 2013 Schluss.
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2003: CARSON PALMER (QB, USC, gedraftet von den Cincinnati Bengals). Der Heisman-Gewinner von 2002 führte die Bengals schon in seiner zweiten Saison als Starter in die Playoffs und wurde 2005 und 2006 für den Pro Bowl nominiert. Der ganz große Wurf ...
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... blieb aber aus, 2010 verlangte Palmer einen Trade und drohte sogar ein Karrierende an. Es ging zu den Raiders und 2013 zu den Cardinals, wo er noch einmal aufblühte und 2015 das NFC Championship Game erreichte. Im Januar 2018 trat er zurück.
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2004: ELI MANNING (QB, Ole Miss, via Trade von den Chargers zu den New York Giants). Der jüngere Manning-Bruder setzte einen Wechsel in den Big Apple durch, wo er bis 2019 Starting Quarterback blieb und so ziemlich alle Franchise-Rekorde hält.
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Ein absoluter Top-QB war er in seiner Karriere nie, aber in Erinnerung bleiben vor allem seine zwei sensationellen Playoff-Runs 2007 und 2011, die er jeweils mit einem Super-Bowl-Sieg über die favorisierten Patriots vollendete. Wartet die Hall of Fame?
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2005: ALEX SMITH (QB, Utah, gedraftet von den San Francisco 49ers). Smith war meistens solide, aber so richtig starteten die Teams erst nach ihm durch. Die Niners 2012 mit Colin Kaepernick, die Chiefs sechs Jahre später mit Patrick Mahomes.
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Nach einer schrecklichen Beinverletzung 2018 und lebensgefährlichen Komplikationen schaffte es Smith zwei Jahre später noch einmal zurück in die NFL und wurde als Comeback Player of the Year gewürdigt. Danach war endgültig Schluss.
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2006 MARIO WILLIAMS (Defensive End, NC State, gedraftet von den Houston Texans). Der Pass Rusher hatte einige sehr gute Jahre in Houston (14 Sacks 2007), kämpfte aber schließlich mit Verletzungen und wurde 2012 zum Free Agent.
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Von Buffalo gab es anschließend einen Rekordvertrag (sechs Jahre, bis zu 100 Millionen Dollar) für einen Defensivspieler - und von Williams drei sehr gute Jahre (38 Sacks). 2016 entließen ihn die Bills, nach einer erfolglosen Saison in Miami war Schluss.
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2007: JAMARCUS RUSSELL (QB, LSU, gedraftet von den Oakland Raiders). Ein legendärer Draft Bust! Bis heute unvergessen, wie ihm das Team eine leere DVD mit nach Hause gab - und er anschließend behauptete, sich den Gameplan darauf angeschaut zu haben.
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Russells unglaublicher Arm konnte nichts gegen Faulheit, Vertrags-Streitigkeiten und Gewichtsprobleme ausrichten. 2010 entließen ihn die Raiders nach 31 Spielen (18 TDs, 23 Picks), kein weiteres Team griff zu. Ein Comeback-Versuch 2013 schlug fehl.
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2008: JAKE LONG (Tackle, Michigan, gedraftet von den Miami Dolphins). Als Left Tackle stopfte Long sofort ein großes Leck in der löchrigen O-Line der Dolphins. In seinen ersten vier Jahren dort wurde er jedes Mal für den Pro Bowl nominiert.
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2013 verließ Long die Dolphins, es folgten Jahre mit schlimmen Verletzungen: Kreuzbandrisse 2013 und 2014 bei den Rams und schließlich ein Achillessehnenriss 2016 bei den Vikings. Im April 2017 hängte er die Cleats an den Nagel.
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2009: MATTHEW STAFFORD (QB, Georgia, gedraftet von den Detroit Lions). Die Zahlen in Detroit stimmten früh, schon 2011 kam Stafford auf über 5.000 Passing Yards in einer Saison. Aber nur drei Playoff-Teilnahmen in zwölf Jahren (Bilanz: 0-3). Und so ...
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... war die Frage: Wie gut ist Stafford wirklich? Die wurde nach seinem Trade zu den Rams im März 2021 prompt beantwortet - Stafford gewann in seiner ersten Saison in L.A. direkt den Super Bowl. Dafür gab es einen 160 Mio. Dollar schweren neuen Vertrag.
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2010: SAM BRADFORD (QB, Oklahoma, gedraftet von den St. Louis Rams). Es ging verheißungsvoll los, mit einem Rookie-Rekord in puncto Completions und dem Award für den Offensive Rookie of the Year. Der wirkliche Durchbruch kam aber nicht, stattdessen ...
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... ein Kreuzbandriss in der Preseason 2014. Ein Jahr später ging es nach Philadelphia und ein Jahr später per Trade zu den Vikings. Dann machte sein Knie nicht mehr mit, nach einem kurzen Stint bei den Cardinals hörte er 2018 schließlich auf.
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2011: CAM NEWTON (QB, Auburn, gedraftet von den Carolina Panthers). Als "Superman" elektrisierte Newton die NFL-Fans, wurde 2015 nach einer 15-1-Saison zum MVP gewählt und führte das Team in den Super Bowl gegen Peyton Manning und die Broncos.
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Gegen die Broncos-Defense sah Newton aber alt aus, danach ging es mit der Form bergab. Ab 2018 kamen auch noch Verletzungen dazu. 2020 entließen ihn die Panthers, nach einem Stop bei den Patriots kehrte er 2021 aber wieder zurück.
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2012: ANDREW LUCK (QB, Stanford, gedraftet von den Indianapolis Colts). Der Nachfolger von Peyton Manning galt als sicherster QB-Pick seit eben jenem Manning 1998. Dauerhaft an der Spitze etablieren konnte er die Colts aber nicht, stattdessen ...
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... steckte er jahrelang unzählige Hits hinter einer löchrigen O-Line ein - und trat im August 2019 völlig überraschend zurück, im Alter von gerade mal 29 Jahren. Er habe keine Freude mehr am Spiel, erklärte er.
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2013: ERIC FISHER (OT, Central Michigan, gedraftet von den Kansas City Chiefs). Ein Tackle als Top-Pick? Fisher tat sich bei den Chiefs phasenweise sehr schwer, versuchte sich in der O-Line auf mehreren Positionen. Immerhin ...
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... zwei Pro Bowls und der Super-Bowl-Sieg in der Saison 2019, aber auch Verletzungen und schwankende Leistungen. Im März 2021 entließen ihn die Chiefs, er unterschrieb in Indianapolis. Von einem Nr-1-Pick will man eigentlich mehr.
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2014: JADEVEON CLOWNEY (DE, South Carolina, gedraftet von den Houston Texans). Unglaubliche physische Voraussetzungen, sensationelle Highlight-Plays - aber eben auch nur 10,5 Sacks in den ersten drei Jahren mit Houston.
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Clowney kann immer noch ein gefährlicher Pass Rusher sein, aber nach vier Teams in den letzten vier Jahren muss er mal wieder konstant liefern. Nach 9 Sacks in der Saison 2021 gab es von den Browns einen weiteren Einfahresvertrag.
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2015: JAMEIS WINSTON (QB, Florida State, gedraftet von den Tampa Bay Buccaneers). Auf der einen Seite jede Menge Passing Yards, auf der anderen Seite ein paar Skandälchen - und jede Menge Turnover. Beispiel 2019: 5.109 Passing Yards - aber auch 30 Picks!
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Jameis konnte die Bucs nicht ins gelobte Land führen, als Tom Brady 2020 kam, zog er nach New Orleans weiter. Dort zog er sich 2021 einen Kreuzbandriss zu, dennoch gab es im März 2022 einen neuen Zweijahresvertrag.
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2016: JARED GOFF (California, gedraftet von den Los Angeles Rams). Schaffte mit den Rams in seiner dritten Saison nach starken Leistungen den Sprung in den Super Bowl, wurde dort aber von den Patriots entzaubert. Der Lack war ab, in den folgenden ...
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... Jahren wurde immer deutlicher: Er war nicht der richtige QB für die Ambitionen von Head Coach Sean McVay. Der schickte ihn im März 2021 im Paket mit mehreren Picks für Matthew Stafford nach Detroit. Dort muss er jetzt seine Karriere retten.
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2017: MYLES GARRETT (DE, Texas A&M, gedraftet von den Cleveland Browns). Eine Verletzung sorgte für einen Stotterstart in seinem ersten Jahr, seitdem liefert Garrett als Pass Rusher konstant zweistellige Sack-Zahlen ab.
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2021 war sein Meisterstück mit 51 Tackles und gleich 16 Sacks. Aber noch fehlt es mit den Browns am Teamerfolg - und Cleveland hätte im Nachhinein auch Patrick Mahomes haben können ...
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2018: BAKER MAYFIELD (QB, Oklahoma, gedraftet von den Cleveland Browns). Weil auf Mahomes und Watson im Vorjahr verzichtet wurde, versuchten es die Browns 2017 mit Baker. Der war dann mehrere Jahre nicht wirklich schlecht, aber ...
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... eben auch nicht wirklich gut, der Durchbruch gelang ihm nur in Sachen TV-Werbung, nicht auf dem Feld. Nach vier Jahren hatten die Browns genug gesehen und holten sich Deshaun Watson per Trade aus Houston. Mayfields Zukunft? Unklar.
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2019: KYLER MURRAY (QB, Oklahoma, gedraftet von den Arizona Cardinals). Ein elektrisierendes Talent, vor allem wenn er aus der Pocket flüchtet und die Beine in die Hand nimmt. Murray steigerte sich von Jahr zu Jahr, 2021 ging es erstmals in die Playoffs.
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Dort gab es aber eine schlimme Abreibung gegen den späteren Champions Rams, Murray lieferte eine katastrophale Leistung ab. Seitdem wird gemunkelt, dass sich die Cardinals mit der anstehenden Extension noch nicht ganz sicher sind. Wie geht es weiter?
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2020: JOE BURROW (QB, LSU, gedraftet von den Cincinnati Bengals). "Joe Cool" wurde direkt hinter eine üble O-Line gesteckt, wo er so lange einsteckte, bis er sich in seiner Rookie-Saison in Week 11 das Kreuzband riss ...
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Ein Jahr später war die Line immer noch grauslig, aber Clevelands Offensive wusste mit Burrow dennoch zu begeistern. Durch die Hintertür ging es in die Playoffs, dort spielten die Browns über ihren Verhältnissen und erreichten sogar den Super Bowl.
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2021: TREVOR LAWRENCE (QB, Clemson, gedraftet von den Jacksonville Jaguars). Lawrence galt als das sicherste QB-Prospect seit Andrew Luck, mit ihm und dem neuen Coach Urban Meyer wurde in Florida Aufbruchsstimmung entfacht.
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Nix da! Die Saison geriet den Jaguars zum legendären Flop, Meyer musste noch in der laufenden Spielzeit gehen. Lawrence (12 TDs, 17 Picks) hatte teilweise extrem zu kämpfen, das könnte aber auch den Umständen geschuldet sein. Neuer Anlauf dann 2022!
Letztlich wissen wir Stand jetzt noch nicht, welchen Namen Commissioner Roger Goodell in der Nacht zum Freitag als Erstes verlesen wird, doch es deutet vieles darauf hin, dass die Wahl auf Hutchinson oder Walker fallen wird. Eben weil man offenbar beschlossen hat, Pass Rush als oberste Priorität zu betrachten.