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Die SPOX NFL Offseason Awards 2022

SPOX vergibt die Offseason Awards der NFL.
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SPOX Offseason Awards - Rebuild-Starter des Jahres: Atlanta Falcons

Es kam zögerlich und vor allem nicht geradlinig. Doch nach dem gescheiterten Versuch, Quarterback Deshaun Watson nach Georgia zu holen, kam offenbar die Einsicht bei den Falcons, dass ein Neustart nun unabdingbar ist.

Anstatt nach dem Watson-Flirt zu versuchen, die Wogen mit Teamikone Matt Ryan doch noch irgendwie zu glätten, gab man ihn frei und ließ ihn zu den Indianapolis Colts ziehen, wo er sicherlich die stabilste sportliche Situation seit 2016 vorfinden wird.

Die Falcons wiederum haben damit im Grunde den Startschuss für ihren Neuanfang gegeben. Als Ersatz für Ryan wurde mit Marcus Mariota eine eindeutige Übergangslösung geholt. Zudem sind bereits ein paar gute Spieler in der Free Agency gegangen. Es wäre nicht überraschend, wenn in den kommenden Wochen noch weitere Spieler getradet werden, um das Draftkapital aufzustocken.

Doch schon jetzt haben die Falcons wohl den schwächsten Kader der NFL. Der Lichtblick: 2023 stehen mutmaßlich über 100 Millionen Dollar an Cap Space zur Verfügung - das gepaart mit einem wahrscheinlich hohen Draftpick könnte dann schon nächstes Jahr zum schnellen neuen Angriff auf die Spitze in der NFC South führen.

Doch für den Moment ist erstmal Geduld und eine gewisse Leidensfähigkeit gefragt.

SPOX Offseason Awards - Fragwürdigste Verpflichtung Offense: Carson Wentz (Commanders)

Die Washington Commanders suchen seit ein paar Jahren einen neuen Quarterback - idealerweise für die kommenden Jahre. Nachdem Alex Smith aufgrund einer schaurigen Verletzung letztlich doch nicht die Lösung der Probleme war und auch die folgenden Übergangslösungen wie Taylor Heinicke oder Ryan Fitzpatrick nicht einschlugen, entschieden sich die Commanders nun für einen Trade für Carson Wentz.

Eine klare Verzweiflungstat, nachdem sie im Werben um Russell Wilson gescheitert waren und anscheinend auch keine besseren anderen Lösungen gefunden hatten. Wentz ist nun schon bei zwei Teams letztlich gescheitert. Bei den Eagles verlor er am Ende den Zweikampf mit Jalen Hurts, der sicherlich nicht die besseren Anlagen als Wentz hat. Und dann war in Indy nach nur einem Jahr wieder Schluss, weil ihn selbst sein früherer Mentor und Förderer Frank Reich fallen gelassen hatte.

Washington ist nun sein dritter Anlauf und allzu viel spricht nicht dafür, dass es nun zum großen Wurf reicht beziehungsweise Wentz nun wieder zu seiner 2017er MVP-würdigen Verfassung vor den ganzen Verletzungen zurückfindet.

Die Commanders zahlten noch dazu einen recht hohen Preis - potenziell einen Dritt- und einen Zweitrundenpick - für einen Spieler, der vielleicht, wenn alles gut läuft, eine bessere Version von Heinicke ist. Doch an schlechten Tagen neigt Wentz eben dazu, mit chaotischen Entscheidungen Spiele zu verlieren. Ist es das wirklich wert?

SPOX Offseason Awards - Fragwürdigste Verpflichtung Defense: Foyesade Oluokun (Jaguars)

Und nochmal die Jaguars. Wir wissen bereits, dass sie in dieser Offseason sehr viel Geld in die Hand genommen haben, was auch daran liegt, dass auf diese Weise gefragte Free Agents überzeugt werden müssen, nach Duval zu kommen. Keine Frage.

Doch was genau der Plan hinter der Verpflichtung von Foyesade Oluokun von den Falcons war, ist dennoch nicht ganz ersichtlich. Er unterschrieb für 3 Jahre und 45 Millionen Dollar (28 Millionen garantiert). Und hier muss die Frage erlaubt sein: Wieso? Und: Gab es wirklich viele andere Teams, die das gezahlt hätten?

Oluokun ist sicher kein schlechter Spieler. Er führte die Liga im Vorjahr sogar mit 192 Tackles an. Das klingt schon mal imposant. Doch Oluokun ist eben Linebacker, ein Off-Ball-Linebacker noch dazu. Das sind solche, die recht wenig Impact haben im Spiel - ähnlich wie Box-Safetys. Seine Coverage-Skills sind nicht überragend und Pro Football Focus hatte ihn im Vorjahr bei einem Overall-Grade von 46,5 - nicht sonderlich gut also.

Was ist hier also der Plan? Wollte GM Trent Baalke unbedingt schlau wirken und bei einem verhältnismäßigen unbekannten Spieler zuschlagen, um dann als Genie dazustehen? Wenn, dann mag ihm das womöglich nicht gelungen sein. Und es wird auch spannend sein zu sehen, ob der im Gegenzug abgegebene Myles Jack in Pittsburgh nicht besser einschlägt als Oluokun bei den Jags.

SPOX Offseason Awards - Beste Verpflichtung Defense: J.C. Jackson (Chargers)

Die Los Angeles Chargers haben sehr gut aufgerüstet in dieser Offseason - sie wissen, dass Quarterback Justin Herbert vermutlich schon im kommenden Sommer einen Mega-Vertrag unterschreiben und damit nicht mehr günstig sein wird. Entsprechend gilt es, dessen letzte Saisons des Rookie-Vertrags noch zu maximieren.

Und dafür legten sie sich ins Zeug. Per Trade kam Edge Rusher Khalil Mack, Wide Receiver Mike Williams wurde gehalten, Tight End Gerald Everett geholt. Doch der Deal, der wohl der beste war in dieser Offseason, ist die Verpflichtung von "Mr. INT" J.C. Jackson.

Nicht nur, weil jener Jackson die Liga seit 2019 mit 22 Interceptions anführt. Oder weil er ein herausragender Cover-Cornerback ist, von denen es nicht allzu viele gibt in der NFL. Es ist vor allem die Tatsache, dass er relativ günstig geholt wurde.

Jackson unterschrieb für 5 Jahre und 82,5 Millionen Dollar (40 Millionen garantiert). Das sind im Schnitt 16,5 Millionen Dollar. Zum Vergleich: Das ist nur das sechsthöchste Durchschnittsgehalt für einen Cornerback in der NFL. Angesichts seiner gezeigten Leistungen ist auch Jackson damit ein Schnäppchen für die Chargers, die mit ihm im Boot die Defense von Brandon Staley noch effektiver spielen können.

SPOX Offseason Awards - Beste Verpflichtung Offense: Russell Wilson (Broncos)

Es gab so einige gute Offense-Verpflichtungen in den vergangenen Wochen. Davante Adams wird die Raiders besser machen, ebenso wird Hill der Dolphins-Offense ein neues Level geben und auch Matt Ryan wird den Colts weiterhelfen.

Doch welches Team profitiert mehr von einem einzigen neuen Spieler als die Denver Broncos?

Russell Wilson ist der Spieler, das Puzzleteil, das Denver seit 2015 gefehlt hat. Es brauchte einen Top-Quarterback, nachdem GM George Paton und davor schon Teampräsident John Elway in den vergangenen Jahren bereits einen sehr guten Kader hingestellt hatten. Quarterbacks wie Brock Osweiler, Joe Flacco, Teddy Bridgewater oder Drew Lock hielten das Team jedoch merklich zurück. Wilson hingegen hat das Zeug dazu, das ganze Potenzial der Broncos-Offense zu entfalten.

Noch dazu passt Wilson wunderbar in die Vorstellungen vom neuen Head Coach Nathaniel Hackett und Wilsons ohnehin starker Arm dürfte in der dünnen Luft der Mile High City eine noch größere Waffe werden als er es ohnehin schon war.

Kurzum: Mit Wilson sind die Broncos auf einen Schlag wieder ein klarer Contender in der AFC (West), was sie ohne ihn einfach nicht gewesen wären. Keine andere Verpflichtung hat so einen positiven Effekt auf eine ganze Franchise wie Wilson für die Broncos.

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