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Taktik-Analyse zum Super Bowl: Die Offense der Buccaneers - Bradys größtes Meisterwerk?

SPOX bringt euch vor dem Super Bowl die Offense der Tampa Bay Buccaneers näher.
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Super Bowl Ausblick: Können die Chiefs Brady wieder ärgern?

Nach dem katastrophalen Start der eigenen Defense, aber auch der eigenen Offense - die ersten vier Drives der Bucs endeten mit Punts und nur einem First Down - fanden die Buccaneers in Woche 12 auf beiden Seiten des Balls deutlich besser in die Partie gegen Kansas City und hätte Brady nicht zwei selbstverschuldete Interceptions geworfen, hätte dieses Spiel nochmal richtig eng werden können.

Auffällig war vor allem, wie aggressiv die Chiefs Brady spielten. Defensive Coordinator Steve Spagnuolo ließ Brady bei der Hälfte (!) seiner Dropbacks blitzen, eine extreme Quote. Und mehr noch: Spagnuolo schreckte zusätzlich nicht davor zurück, mehrfach sogar sechs Pass-Rusher zu bringen. Das hat in dieser Saison kaum jemand gegen Brady gemacht, geschweige denn mehrmals in einem Spiel.

Damals funktionierte das für die Chiefs sehr gut: Brady brachte gegen den Blitz deutlich weniger Pässe an (52,4 Prozent vs. 80 Prozent), für dementsprechend weniger Yards pro Pass (7,0 vs. 10,0) und warf einen Touchdown sowie zwei Interceptions. Die Chiefs haben in L'Jarius Sneed und Bashaud Breeland zumindest zwei gute Cover-Corner, dazu mehrere gute Safeties, allen voran Tyrann Mathieu, der am Sonntag auf beiden Seiten der individuell beste Verteidiger auf dem Platz sein dürfte.

Und Bradys Probleme gegen den Blitz auf die Saison betrachtet sind nicht von der Hand zu weisen: 0,1 Expected Points Added pro Play lieferte er gegen den Blitz, Liga-Platz 19. Die Buccaneers haben inzwischen, so scheint es, eine bessere Abstimmung und generell mehr Antworten gefunden, wenn Gegner blitzen, gerade gegen Green Bay spielte Brady hier stark.

Wie sieht also die Mischung aus Chiefs-Sicht aus? Wieder ähnlich aggressiv? Oder versuchen sie eher, mit vielen Spielern in Coverage Brady dazu zu bringen, den Ball länger zu halten? Auf die Saison betrachtet hat kein Team mehr 2-High-Coverages gespielt als Kansas City.

Die große Herausforderung wird es sein, zunächst einmal nicht in zu viele lange Third Downs zu kommen, wo nämlich die Chiefs-Defense gerne besonders komplex in ihren Coverages wird und Brady dazu bringen kann, den Ball länger zu halten. Aber bei den Plays, bei denen Brady tief gehen soll, muss Tampa die Pocket halten können. Gerade im Zentrum, wo Chris Jones gegen einen Backup-Guard spielen wird.

Super Bowl: Wird die Chiefs-Defense die größere Geschichte?

Was bleibt sonst? Neben den wenig inspirierenden First-Down-Runs fallen vor allem die kurzen Pässe auf die Running Backs häufiger negativ auf. Für Brady scheint das ein wichtiges Element zu sein, das er beibehalten will - allerdings hat Tampa so gar nicht die dynamischen Route-Runner und Pass-Catcher in seinem Backfield.

Sicher, einen Screen kann auch Leonard Fournette fangen und mit guten Blocks vor sich Big Plays daraus machen. Aber die Idee, dass der Running Back eine echte Matchup-Waffe im Passspiel sein kann? Das ist so ein Punkt, in dem Arians und Brady bislang keinen Kompromiss und keine zufriedenstellende Lösung gefunden haben. Davon ausgehend, dass beide weitermachen, wäre ein Pass-Catching-Back mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Offseason-Priorität.

Das sollte in diesem Spiel keine allzu große Sorge aus Chiefs-Sicht darstellen. Vielleicht werden sie gar nicht zulassen, dass Fournette ins Passspiel eingebunden wird, weil sie den Running Back mit ihren eigenen Blitzes in Pass-Protection zwingen - auch nicht gerade Fournettes Stärke.

Und so könnte nach all den Diskussionen über die aggressive Buccaneers-Defense im Vorfeld des Spiels am Ende die größere, die wichtigere Storyline sein: Wie mutig sind die Chiefs defensiv? Und falls sie erneut das Gaspedal durchdrücken - haben Arians und Brady dann mehr Antworten parat?