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Top 10: Die wichtigsten Erkenntnisse aus Woche 13 in der NFL

SPOX-Redakteur Adrian Franke fasst seine wichtigsten Erkenntnisse zum NFL-Sonntag zusammen.
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6. Broncos: So nah und doch so fern

Auch im zweiten Spiel gegen die Chiefs waren die Broncos wirklich nah dran. Dieses Mal auch in puncto Ergebnis: Beim ersten Duell stand am Ende eine klare 16:43-Pleite, das Spiel selbst war aber enger.

Dieses Mal war es auch das Endresultat, Denver hatte mit dem letzten Drive die Chance, die Partie zu gewinnen. Und wieder schafften es die Broncos, die gefürchtete Chiefs-Offense einzuschränken. Sie verteidigten die zahlreichen Misdirection- und Motion-Plays gut, sie zwangen KC in der Red Zone zu Field Goals statt Touchdowns.

Denver hielt die Chiefs-Offense unter 25 Punkten, konnte den Ball gut laufen - und trotzdem steht am Ende die nächste Pleite, und naturgemäß geht der Blick, wenn all diese Punkte erfüllt sind, auf den Quarterback.

Schon bei der ersten Niederlage gegen KC dieses Jahr hatte Lock zwei Interceptions, darunter einen Pick Six, die Offense fumbelte mehrfach, und dass die Chiefs am Ende bei acht Third-Down-Versuchen keinen einzigen in ein neues First Down ummünzen konnten, fiel so gar nicht ins Gewicht.

Ganz so extrem war es dieses Mal nicht; und doch waren die beiden Interceptions von Lock letztlich ein Killer in einer ansonsten relativ engen Partie. Beide Male auch unnötig in Coverage geworfen, wo er jeweils einen offenen Receiver woanders gehabt hätte. Lock hatte auch mehrere sehenswerte Bälle in diesem Spiel, aber die extrem hohe Quote an gravierenden Fehlern bleibt ein zu präsentes Thema bei ihm.

Head Coach Vic Fangio, das sei bei allem Lob über die Broncos-Defense nicht verschwiegen, half dann spät im Spiel nicht, als er bei Vierter-und-Drei an der Mittellinie sechs Minuten vor dem Ende und drei Punkte im Rückstand puntete. Vielleicht war es mangelndes Vertrauen gegenüber Lock, vielleicht zu großes Vertrauen in die eigene Defense. Gegen die Chiefs wird jeder Fehler am Ende potenziell kostspielig, und auch das war rein vom Ansatz her ein Fehler.

7. Die neuen Vikings - doch wollen sie das?

Die Vikings bleiben mit dem viel, viel zu knappen Sieg gegen Jacksonville in der Playoff-Verfolger-Rolle und haben weiter eine Chance - die Art und Weise aber, wie sich Minnesota gegen die Jaguars präsentierte, lässt zwei Schlussfolgerungen zu: Die Defense, umso mehr wenn Eric Kendricks fehlt, lässt zu häufig zu viel zu, und das wiederum wird die eigene Offense noch viel häufiger dazu zwingen, Shootouts zu gewinnen oder Rückstände aufzuholen.

Dazu ist die Offense in der Lage, unter anderem, weil Justin Jefferson wie ein absoluter Superstar aussieht und weil Minnesota Big Plays auflegen kann. Die andere Schlussfolgerung? Minnesota befindet sich so auf einem permanenten Ritt auf der Rasierklinge, für den die Vikes aus Coaching-Sicht nicht gut aufgestellt sind. Weil die Vikings - trotz immer wieder einiger Probleme in der Interior Offensive Line - gerne auch mal länger als gut für sie ist am Run Game festhalten. Weil Minnesota generell seine Spiele viel zu konservativ angeht, als die eigene Defense nahelegen würde.

Im Endeffekt hat man gegen ein Team wie Jacksonville unheimlich viel Spielraum für Fehler. Der Fumble von Glennon bei einem versuchten Scramble, Dantzler forcierte einen Fumble, der weitestgehend zahnlose Vikings-Pass-Rush kreierte einen Safety, der Turnover in Overtime.

Minnesota hatte selbst viel zu viele üble Plays in diesem Spiel, wie der Pick Six bei einem Play-Action-Screen, bei dem Cook sich nie zum Pass umdrehte. Oder auch der Fumble von Cook direkt vor der Goal Line. Oder der Touchdown von Laviska Shenault, der niemals ankommen kann. Oder das Clock-Management unmittelbar vor Ende der regulären Spielzeit.

Die Offense ist gut genug, um so ein Spiel dennoch an sich zu reißen und um genügend Big Plays aufzulegen. Nur: Um über die explosive Offense Spiele zu gewinnen - und ich denke, das können die Vikings, auch wenn sie dafür natürlich selbst offensiv nicht ansatzweise so viele Fehler machen dürfen - müssen sie ihre grundsätzliche Philosophie umstellen. Dann hat man auch in solchen Spielen noch mehr Spielraum - und gegen gute Gegner mehr Möglichkeiten. Doch das ist deutlich leichter gesagt als getan.

Das Bucs-Spiel kommende Woche, mit dem Minnesota die Playoff-Tür wieder komplett aufstoßen könnte, wäre ein guter Startpunkt dafür.

8. Anthony Lynns Schicksal könnte besiegelt sein

Ich hatte letzte Woche bereits über die Chargers geschrieben, namentlich über Anthony Lynn und die zahlreichen verheerenden Game-Management-Situationen während der Pleite gegen Buffalo. Das komplette Debakel gegen die Patriots war dann ein Special-Teams-Horror, mit einem zugelassenen Punt-Return-Touchdown, einem geblockten und zum Patriots-Touchdown zurückgetragenen Field-Goal-Versuch, mehrfach zu wenige und zu viele Spieler im Special Team auf dem Feld.

All das beschreibt noch nicht mal die schlechte Situation, in die Justin Herbert häufig gebracht wurde, während die Defense es nicht schaffte, das Run Game der Patriots zu stoppen. Obwohl die Pats einmal mehr den Ball überhaupt nicht werfen konnten.

Doch vor allem das Bild, das die Chargers - in einer Saison, in der trotz einer spektakulären Rookie-Quarterback-Saison die Entwicklung des Teams insgesamt ausgeblieben ist - über die letzten beiden Wochen abgegeben haben, könnte Lynns Schicksal besiegeln. Und ich sehe ihn auch nicht als den Coach, mit dem man über die nächsten drei Jahre um Herbert ein Titelfenster öffnet.

9. In Chicago muss alles auf den Prüfstand

Für die Lions war es das erste Spiel nach der Entlassung von Head Coach Matt Patricia und GM Bob Quinn, und es wäre sicher zu leicht gedacht, wenn man an diesem Punkt einfach den Befreiungseffekt vorschieben würde. Zumal die Defense noch immer nicht gut war, den Run noch immer nicht stoppte und noch immer in Man Coverage verbrannt wurde.

Aber gerade die Offense spielte gelöster. Das Passspiel war vertikaler, Stafford hatte einen fantastischen 49-Yard-Touchdown-Pass auf Cephus - und das leitet auch direkt zum Gegner über. Während bei den Lions bereits der Blick auf die Offseason gerichtet ist und die größte Frage lautet, wie tiefgreifend der Umbruch aussehen soll, sind die Bears scheinbar noch an einem anderen Punkt. Allerdings sollten sie das nicht sein.

Eine Niederlage wie diese gegen Detroit, mit einem Interims-Coach, ohne Kenny Golladay, in dem die stolze Bears-Defense durch die Luft für Big Play auf Big Play zerlegt wurde, sollte der nächste von zahlreichen Weckrufen sein. Ich hatte vor einigen Wochen bereits ausführlicher über die gesamte Sichtweise auf die Bears, die schwierige Situation und die Kader-Gesamtzusammenstellung geschrieben, der 5-1-Start war mit Blick auf das tatsächliche sportliche Potenzial dieses Teams immer eine Illusion.

Die Bears brauchen einen tiefgreifenden Umbruch, und der Einbruch gegen die Lions in der zweiten Hälfte sollte einmal mehr unterstreichen: Head Coach Matt Nagy und GM Ryan Pace müssen gehörig angezählt werden. Und für den tiefgreifenden Umbruch braucht es dann womöglich auch einen kompletten Cut.

10. Taysom Hill wird weitere Starts bekommen

Im Vorfeld des Saints-Falcons-Spiels waren bereits Meldungen kursiert, wonach Drew Brees bereits kommende Woche nach seinen zahlreichen Rippenbrüchen zurückkehren könnte. Dass Brees' Rückkehr vor Playoff-Start zu erwarten war, stand nie ernsthaft zur Debatte - und es ist sehr gut möglich, dass das der letzte Ritt für Brees wird. Noch einmal Playoffs, noch eine Chance auf den Titel, und dann das Karriereende.

Das würde die bereits seit einer Weile in der Theorie geführte Diskussion sehr praktisch machen: Wie steht es um die Brees-Nachfolge? Wer übernimmt, in einer Offseason, in der New Orleans keinerlei finanziellen Spielraum haben wird?

Gerade mit dem Vertrag, den die Saints Hill angesichts der anstehenden Cap-Probleme gegeben haben, haben sie ein Stück weit ihre Karten schon auf den Tisch gelegt. Und ob man ein Fan von Hill als Quarterback ist, oder nicht: Sollte Brees kommende Woche wieder spielen können, hätte Hill aus Sicht der Coaches vermutlich genug gezeigt, dass sie ihn als legitime Start-Option für die kommende Saison sehen.

Hill hatte auch gegen die Falcons früh im Spiel einige Male Glück, brachte dann aber auch ein paar gute Pässe an. Doch in der zweiten Hälfte konnte er die Offense überhaupt nicht mehr bewegen, sodass er zuschauen musste, wie Matt Ryan, Julio Jones und Calvin Ridley die Falcons mit einigen spektakulären Plays fast noch zum späten Sieg führten.

Die zentrale Frage ist natürlich: Was hatten die Coaches erwartet, als Hill als Starter übernahm? Er hat seine Rolle in den beiden Spielen gegen Atlanta weitestgehend gut ausgefüllt, diese aber war in ihrem Umfang - also das, was die Coaches von ihm gefordert haben - sehr limitiert. Dazwischen war ein übles Spiel gegen Denver. Es hätte besser laufen können, es hätte schlimmer laufen können.

Bislang haben Sean Payton und die Saints-Coaches nur vergleichsweise wenige Play-Designs tatsächlich um Hills Fähigkeiten als Runner aufgebaut. Das dürfte eher noch kommen, womöglich mit einer Offseason als Vorbereitung. Das unverhoffte Intermezzo als Brees-Vertreter dürfte das Team, das Hill für 2021 16 Millionen Dollar garantiert hat, nicht dazu bringen, sich auf die teure Suche nach einem kurzfristigen Starting-Quarterback zu machen.

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