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Top 10: Die wichtigsten Erkenntnisse aus Woche 13 in der NFL

SPOX-Redakteur Adrian Franke fasst seine wichtigsten Erkenntnisse zum NFL-Sonntag zusammen.
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4. Die Jets haben nicht absichtlich verloren

Die deutliche Pleite gegen die Falcons sollte eigentlich der Weckruf sein. Der "verständliche" Ausrutscher nach der Sunday-Night-Show gegen die Chiefs, welche für die Raiders in einer bitteren Niederlage endete. Doch die Realität mehr und mehr scheint zu sein: die Raiders sind ein sehr launisches, Matchup-abhängiges Team, das mit der Offense - und hier bleibt es dabei, dass Las Vegas deutlich gefährlicher sein kann als in vergangenen Jahren - Shootouts provozieren und gewinnen kann.

Aber eben auch ein Team, das sich absolut überhaupt nicht auf seine Defense verlassen kann. Und ein Team, das offensiv nahezu fehlerfrei spielen muss, um gegen Gegner mit Playoff-Kaliber gewinnen zu können. Und dieser minimale Spielraum für Fehler wird dann eben auch gegen die schlechten Teams der Liga deutlich.

Und die Fehler aus dem Falcons-Spiel übertrugen sich auf das Duell mit den Jets. Ein ungenauer Carr-Pass früh im Spiel, der zu einer Interception führte. Ein Fumble von Ruggs. Ein Field Goal bei einem Drive, der an der gegnerischen 31-Yard-Line begann. Turnover on Downs. Und so kommt man eben gegen das unbestreitbar schlechteste Team der Liga, wenngleich die Jets-Offense zuletzt im Aufwind war, in die Bredouille. Obwohl Gang Green am Sonntag scheinbar zum ersten Mal von Darren Waller hörte. Waller hatte in diesem Spiel mehr Receiving-Yards (193) als der gesamte Jets-TE-Room in dieser Saison.

In der Summe ist das auch die Antwort für die weiteren Saison-Aussichten der Raiders. Mit dem späten Sieg bleibt Las Vegas im Playoff-Rennen, aber das Limit für dieses Team ist deutlich sichtbar. Die Probleme sind zu groß.

Die Jets und das letzte Play, das niemand verstand

Die große Diskussion nach dem Spiel jedoch war selbstredend der Game-Winner der Raiders. 13 Sekunden vor dem Ende, kurz nach der Mittellinie, keine Timeout mehr und ein Field Goal hätte den Raiders nicht gereicht. Und was machten die Jets? Defensive Coordinator Gregg Williams ließ einen All-Out-Blitz spielen, mit Man Coverage, Eins-gegen-Eins. Inklusive gegen Rookie-Speedster Henry Ruggs, der dann fast folgerichtig den entscheidenden Touchdown fing.

Und natürlich drehte Twitter durch. Hatten die Jets gerade absichtlich verloren, um den Nummer-1-Pick im kommenden Draft vor den Jaguars zu "verteidigen"?

Man kann sich hier wunderbar in Verschwörungstheorien verlieren, meine Antwort ist ein klares Nein. Gregg Williams wird aller Voraussicht nach wenig davon haben, wenn die Jets die Saison mit dem Nummer-1-Pick beenden - er muss davon ausgehen, dass er gemeinsam mit dem Rest des Trainerstabs entlassen wird.

Das ist schlicht Williams' Idee von aggressivem defensivem Football. Auf den Killshot gehen, wenn er einfach nur kein Big Play zulassen darf. Mit Undrafted-Rookie-Corner Lamar Jackson, der nicht ansatzweise Ruggs' Speed hat, alleine gegen den Erstrunden-Receiver.

Marcus Maye, einer der defensiven Leader dieses Teams, erklärte nach dem Spiel: "Wir müssen unseren Job erledigen, aber wir brauchen dabei auch Hilfe." Viel deutlicher konnte er seinen Coordinator nicht kritisieren, ohne ihn dabei direkt vor den sprichwörtlichen Bus zu werfen. Die meisten Mit- und auch Gegenspieler zeigten sich vor allem überrascht angesichts des Play-Calls.

Das ist gut nachvollziehbar: Keine Defense hatte bis zu dieser Szene laut Next Gen Stats in dieser Saison acht oder mehr Pass-Rusher in den letzten 30 Sekunden eines Spiels gebracht. Doch Williams macht das nicht, weil er eine Niederlage provozieren will, die ihm letztlich nichts nutzen wird. Es war vielmehr zusammengefasst in einem Play Williams' Vorstellung von defensivem Football.

Williams wurde am Montagnachmittag Medienberichten zufolge von den Jets entlassen.

5. Cardinals nur Mittelmaß - Rams Division-Favorit?

Allzu viele neue Erkenntnisse lieferte das Cardinals-Rams-Spiel gar nicht. Die Rams unter McVay bleiben Arizonas Angstgegner, im siebten Duell war es der siebte Sieg, und sonderlich eng war keiner davon. Auch dieses Spiel nicht, das 38:28-Endergebnis lässt die Partie noch knapper erscheinen, als sie über weite Strecken war. Und vor allem war es die Cardinals-Defense, die Arizona noch über weite Strecken im Spiel hielt.

Negativ auffällig waren eher einmal mehr die offensiven Probleme. Abgesehen von einem Big Play bei einem Rams-Coverage-Bust konnte Arizona in der ersten Hälfte den Ball überhaupt nicht bewegen. Mit mehr Tempo, mit mehr No-Huddle klappte es später phasenweise besser, aber im Kern kann ich hier auf die ausführliche Analyse aus der letzten Woche verweisen.

Arizona ist ein Team im oberen Mittelmaß, bei dem einige der Siege aus der ersten Saisonhälfte vielleicht auch ein zu gutes Bild gezeichnet haben. Die Cardinals suchen offensiv noch immer eine Identität und finden keine Alternativlösungen, wenn Murray als Runner abgemeldet ist. Und das bekommen Defenses immer häufiger hin.

Murray muss sich hier verbessern, Kingsbury muss sich hier verbessern, und Arizona braucht auch weiterhin noch mehr Mittel in der Offense. Eine bessere Interior Offensive Line. Einen echten Nummer-2-Receiver, sodass Kirk als Nummer 3 eine Rolle finden kann. Und defensiv ist die Liste der individuellen Problemzonen noch deutlich länger.

Die Rams auf der anderen Seite, nach dem Tiefschlag gegen die 49ers in der Vorwoche, sind infolge der Seahawks-Pleite wieder mittendrin im Rennen um die Division. Jared Goff spielt nicht sonderlich gut, aber wenn Teams ihn nicht konstant unter Druck setzen können, dann macht er auch nur wenige Fehler. Und dann können die Rams diese langen, unerbittlichen Drives mit einer Third-Down-Conversion nach der anderen hinlegen. Wie auch in Arizona am Sonntag.

L.A. hat nicht das High-End-Ceiling, das Seattle in der eigenen Division hat. Aber die Rams haben eine sehr stabile Base-Line, weil sie eben auch eine exzellente Defense aufs Feld führen. Und vielleicht reicht es am Ende auch einfach, das kompletteste Team zu sein, um die extrem wechselhafte NFC West zu gewinnen.