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Third and Long: Playoff-Guide - wer kommt rein, wer muss zuschauen?

SPOX-Redakteur Adrian Franke beantwortet eure Fragen zum Spieltag.
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Mini Mock Draft - und was machen die Dolphins?

Martin Friedrich: Wie würde dein erster Mock Draft für die Top 5 aussehen?

Was konkrete Namen angeht, halte ich mich hier noch zurück, denn im Draft-Prozess wird wie jedes Jahr noch viel passieren; Spieler verletzen sich, Spieler fallen bei Interviews negativ auf und andere schießen plötzlich noch die Big Boards hoch. Auch fängt für mich der intensive Scouting-Prozess erst nach dem Super Bowl an - ob jetzt DeVonta Smith oder Ja'Marr Chase die bessere Wide-Receiver-Option ist, da traue ich mir noch kein Urteil zu.

Deshalb eher die Idee, mal auf erste mögliche Tendenzen, Needs und Szenarien für Woche 17 zu schauen:

Die Top-5-Draft-Reihenfolge vor Woche 17:

TeamRecordStrength of Schedule
Jacksonville Jaguars1-14.548
New York Jets2-13.593
Miami Dolphins (via Houston Texans)4-11.542
Atlanta Falcons4-11.550
Cincinnati Bengals4-10-1.527

Der Strength of Schedule ist hier mit aufgeführt, da es für die Draft-Reihenfolge der erste Tie-Breaker ist - hier gelten andere Regeln als bei den Tie-Breakern für das Playoff-Seeding.

Klar ist, dass Jacksonville den Nummer-1-Pick und New York den Nummer-2-Pick hat. Was auch in Woche 17 passiert, daran wird sich nichts mehr ändern. Bei gleichem Record hätte Jacksonville mit dem schwächeren Strength of Schedule den Tie-Breaker auf seiner Seite, und die Texans, Falcons und Bengals könnten die Jets nicht mehr "überholen", selbst wenn Gang Green ein drittes Spiel in Folge gewinnt.

Spannender wird es dahinter: Houston trifft auf die Titans, für die es um die Division (und im extremsten Fall auch noch um das Playoff-Ticket überhaupt) geht. Atlanta muss nach Tampa Bay, für die Bucs geht es nur um die Frage, ob man den Nummer-5- oder den Nummer-6-Seed belegt - und somit aber auch die Frage, ob es zum NFC-East-Sieger oder nach Seattle geht.

Verlieren beide, pickt Miami mit dem Texans-Pick an 3 und Atlanta an 4. Die Bengals empfangen zum Saison-Abschluss die Ravens und Baltimore muss gewinnen, um aus eigener Kraft in die Playoffs einzuziehen. Das sollte eine klare Sache sein. Sorgt Cincinnati für die große Überraschung, wäre Philadelphia (4-10-1) vor einer Reihe 5-10-Teams (Detroit, Giants, Carolina, Denver) in Lauerstellung, aber allzu viel sollte in der Top-5-Reihenfolge nicht mehr passieren.

Was wären dann - mögliche Trades mal ausgeklammert - mögliche Vorgehensweisen?

  1. Jacksonville: Quarterback, klar. Gardner Minshew hat man offensichtlich aufgegeben, auch wenn ich keinen sportlichen Grund dafür sehe, dass die Jaguars zu Glennon zurückgegangen sind. Aber letztlich ist das auch nur Makulatur, denn mit Trevor Lawrence hat man jetzt die Chance auf ein historisch gutes Quarterback-Prospect. No-Brainer.
  2. New York: Für mich auch hier der Quarterback, aber wie bereits angesprochen, würde es mich inzwischen nicht mehr wundern, wenn die Jets Darnold doch noch eine Chance geben. Dann wäre das hier ein sehr heißer Pick-Trade-Kandidat - oder aber die Jets holen sich einen Impact-Spieler in der Offense. Den besten Wide Receiver auf ihrem Board, oder Tackle Penei Sewell, der mit Mekhi Becton ein Monster-Tackle-Duo bilden könnte.
  3. Miami: Spätestens hier wird es dann richtig spannend. Mein Tipp ist, dass die Dolphins diesen Draft nutzen wollen, um Tua mit Waffen zu umgeben - zwei Erstrunden-Picks sind dafür ja eine gute Ausgangslage. Ähnlich wie bei den Jets, falls New York tatsächlich an Darnold festhält, wären dann der beste verfügbare Offensive Tackle oder der beste verfügbare Wide Receiver ganz oben auf der Liste.
  4. Atlanta: Ein Quarterback muss hier ein Thema sein. Ich vermute nicht, dass sich die Falcons nach dieser Saison schon von Matt Ryan trennen - aber wer weiß, wann Atlanta wieder so hoch pickt. Die Chance, Ryans Nachfolger zu finden und dann den Umbruch kontinuierlich voranzutreiben, sollten sich die Falcons nicht durch die Finger gleiten lassen.
  5. Cincinnati: Die Bengals haben ihren Quarterback der Zukunft, und ansonsten sehr viele Baustellen. Offensive Line ist hier definitiv eine hohe Priorität, vielleicht schielen die Bengals auch auf Tight End Kyle Pitts. Aber angesichts der desolaten Defense könnte hier auch der erste Verteidiger vom Board gehen. Womöglich Linebacker Micah Parsons oder Cornerback Patrick Surtain.

MatthiasF_123, Hugo Stiglitz: Siehst Du die Möglichkeit dass die Dolphins mit dem hohen Erstrunden-Draftpick, den sie von den Texans bekommen, nochmal auf QB nachlegen? Sollte Miami mit dem Pick einen Quarterback nehmen?

Der erste Teil der Frage ist schnell beantwortet, und zwar mit einem klaren Nein. Auch wenn ich gerne etwas mehr von Tua dieses Jahr schon gesehen hätte, kann ich mir absolut nicht vorstellen, dass die Dolphins diesen Pick in einen weiteren Quarterback investieren. Selbst wenn sie einen scouten, den sie als noch talentierter als Tua Tagovailoa einschätzen und der sogar zu ihnen an 3 fällt.

Miami ist in seinem Umbruch schneller vorangekommen als gedacht, und ich sehe nicht, dass sie diesen jetzt selbst verlangsamen indem sie die Quarterback-Position nochmal neu öffnen. Die Dolphins mit ihren beiden Erstrunden-Picks werden jetzt um Tua herum bauen, alles andere wäre für mich ein absoluter Schocker.

Viel spannender ist ja die Frage, ob sie das machen sollten! Wie gesagt, ich hätte gerne mehr gute Spiele von Tagovailoa gesehen dieses Jahr. Für den Moment bin ich bei der Beantwortung der Frage, ob er ein Franchise-Quarterback werden kann, deutlich näher an einer "50/50"-Antwort als ich es vor der Saison war. Tua spielt in Ordnung, nicht mehr. Wenn man es negativ formulieren wollen würde, könnte man sagen, dass er bisher nichts gezeigt hat, das einen davon überzeugen würde, dass er eine langfristige Lösung sein wird. Das wäre eine harsche Formulierung, aber auch nicht über den Punkt hinausgeschossen.

Deshalb wäre die Frage, ob die Dolphins einen für sie im Draft erreichbaren Quarterback deutlich höher einschätzen als sie Tua aktuell sehen - falls dem so ist, sollte diese Option zumindest sehr ernsthaft diskutiert werden.

Dafür ist die Position einfach zu wichtig und Tagovailoa hat sich, bei aller Berücksichtigung der Umstände, in seiner Rookie-Saison sicher nicht unantastbar gemacht. Das soll nicht heißen, dass er bereits gescheitert ist - es heißt lediglich, dass die Dolphins einen sehr hohen Pick haben werden und die Chance, einen noch besseren Quarterback als Tagovailoa zu finden, nicht einfach kategorisch ausschließen sollten, nur weil sie Tua letztes Jahr hoch gedraftet haben.

Und das gilt selbstredend nur für den Fall, dass sie einen Quarterback höher einschätzen als Tua. Wer weiß, wann Miami das nächste Mal so hoch im Draft die Chance darauf bekommt, das ist ein maßgeblicher Teil dieser Debatte. Und für den langfristigen Erfolg ist das bestmögliche Quarterback-Talent Prio Nummer 1.

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