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NFL: Tua Tagovailoa vs. Justin Herbert - Beginn einer wunderbaren Rivalität?

Justin Herbert trifft mit den Chargers in Woche 10 erstmals auf Tua Tagovailoa und die Dolphins.
© getty

Am Draft-Tag trennte die Quarterbacks Tua Tagovailoa und Justin Herbert nur ein Pick. Am Sonntag (22.05 Uhr im Rahmen der RedZone-Konferenz live auf DAZN) treffen sie nun erstmals mit den Miami Dolphins und Los Angeles Chargers in der NFL aufeinander. Während der eine schon etabliert scheint, ist der andere immerhin auf dem Weg dahin.

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Die Quarterback-Draftklasse von 2020 wird die NFL noch lange verfolgen, denn nicht nur der First-Overall-Pick Joe Burrow von den Cincinnati Bengals zeigte schon sehr gute Ansätze und ist angekommen in der Liga. Auch die Draftpicks 5 und 6 ließen bereits aufhorchen und könnten große Karrieren vor sich haben.

Die Rede ist von Tua Tagovailoa und Justin Herbert. Die Miami Dolphins an Position 5 standen vor der schwierigen Entscheidung, einen von beiden zu ziehen. Sie entschieden sich für Tua, doch auch Herbert machte Eindruck bei Head Coach Brian Flores und General Manager Chris Grier. "Er ist ein sehr guter Spieler", sagte Flores im Vorfeld des Spiels am Sonntag. "Er ist talentiert, hat einen starken Arm und ist athletisch stark. Er war zudem sehr schlau in den Meetings, die wir mit ihm hatten, insofern ist seine Entwicklung nicht überraschend. Es ist überhaupt keine Überraschung, dass er Erfolg hat in dieser Liga."

Überhaupt zeigte sich in seinen bisherigen sieben Spielen für die Chargers, dass Herbert in erster Linie furchtlos auftrat. Von Beginn an scheute er sich nicht, Defenses zu attackieren und Deep Balls zu werfen - und agiert dabei fast schon routiniert. In den sieben Spielen überbot er bereits viermal die 300-Yard-Marke und warf bislang 17 Touchdowns.

EPA, DVOA und weitere Advanced Stats erklärt - hier entlang!

Seine Zahlen können sich generell sehen lassen. Er belegt laut Football Outsiders Rang 9 in DYAR und Rang 6 in DVOA, immerhin Rang 14 in Total QBR (73,4) und liegt damit durch die Bank vor Größen wie Tom Brady, Ben Roethlisberger oder auch First-Overall-Pick Burrow. Zudem kratzt er in Sachen EPA/Play (0,216) an den Top Ten und liegt hier nur knapp hinter einem Drew Brees (0,232).

NFL: Justin Herbert gehört zu den aggressivsten QBs der Liga

Für einen Rookie legte Herbert bislang also ein beachtlich hohes Niveau an den Tag, ist aber freilich auch nicht frei von Fehlern. Sein furchtloses Auftreten brachte ihm schon fünf Picks ein, allerdings nur zwei in seinen vergangenen vier Spielen. Auch hier ist also eine stete Steigerung erkennbar, nachdem er in seinen ersten drei Partien jeweils eine Interception warf.

Das ist bemerkenswert, denn Herbert gehört zu den aggressiveren QBs der Liga. Next Gen Stats besagt, dass er in puncto "Aggressiveness" mit 18,6 Prozent Platz 6 aller aktuellen Starter belegt. Diese Statistik gibt an, wie groß der Anteil an Würfen in enge Passfenster - der Verteidiger ist innerhalb eines Yards am Receiver dran - eines jeden Quarterbacks ist. Und dennoch bringt Herbert seine Pässe zu 67,3 Prozent der Gesamtfälle an den Mann! Er liegt damit sogar 4,4 Prozentpunkte über der zu erwartenden Passquote, was allerdings auch zu gewissen Teilen auf seine Receiver zurückzuführen ist. Gerade ein Keenan Allen lässt in der Regel wenig fallen.

Ganz so klare Erkenntnisse gibt es bei Tagovailoa noch nicht, zu klein ist die Sample Size seiner bisherigen Auftritte. Denn im Gegensatz zu Herbert ließen die Dolphins ihren Top-Pick erstmal auf der Bank. Erwähnt werden muss natürlich, dass das auch der Plan der Chargers war, bis ein Teambetreuer die Lunge von Platzhalter Tyrod Taylor versehentlich bei einer Injektion punktierte und jenen außer Gefecht setzte ...

Dieses "Glück" hatte Tua nicht. Dessen Platzhalter Ryan Fitzpatrick und sein Bart erfreuen sich bester Gesundheit und er spielte durchaus gut. Die Dolphins warteten auch deshalb mit Einsätzen für Tua, weil sie zunächst sichergehen wollten, dass er seine schwere Hüftverletzung vom letzten November vollends überstanden hatte. Nachdem dies der Fall war, kam es dann doch zum Wechsel.

NFL: Dolphins müssen sehen, was sie an Tua haben

Tua durfte bereits in Woche 6 beim Shutout gegen die Jets spät erstmals NFL-Luft schnuppern, ehe er vor Woche 8 endgültig zum Starter ernannt wurde. Nicht weil Fitzpatrick schlecht war, sondern weil die Dolphins sehen wollten, was genau sie an Tua haben, schließlich winkt auch im kommenden Draft ein weiterer hoher Draftpick.

Tuas Premiere gegen die Rams verlief keineswegs spektakulär (12/22, 93 YDS, TD), er machte jedoch auch keine Fehler und stand seiner an diesem Tag sehr gut aufgelegten Defense und den Special Teams auch nicht im Wege, sodass es zu einem etwas überraschenden Sieg reichte. In der vergangenen Woche blühte der Hawaiianer schon deutlich mehr auf.

Tagovailoa war gegen Arizona und den letztjährigen First-Overall-Pick Kyler Murray viel mehr ins Spiel eingebunden und warf nicht nur 2 Touchdown-Pässe (20/28, 248 YDS), sondern sorgte auch für wichtige Plays mit seinen Füßen. Wichtiger aber: Die Hüfte hält! Auch wenn er in seinen ersten zwei Spielen schon 4 Sacks kassierte, scheint die Verletzung kein Hindernis mehr zu sein.

Allerdings räumte Tua selbst ein, wie einschneidend jenes Erlebnis für ihn war: "Ich weiß nicht, ob ich jemals wieder ganz der Alte sein werde, nachdem mir so etwas Dramatisches passiert ist. Es ist einfach ein andauernder Prozess für mich." Tagovailoa gab zudem an, dass er bis heute daran arbeite, die entsprechende Muskelpartie zu stärken und essenziell weiterhin eine Art Reha absolviere.

NFL: Tua-Herbert-Rivalität? Eher was für die Medien

Beide Quarterbacks kennen sich nur flüchtig von der NFL Combine im Frühjahr. Und beide betonten mit Blick auf die Partie am Sonntag, dass es keine wirkliche Rivalität zwischen ihnen wegen der so nah beieinanderliegenden Draftpicks gebe. "Ich denke, das dies nur in den Medien behandelt werden wird", sagte Tagovailoa. "Ich verspüre keine Feindlichkeit gegenüber Justin Herbert und für mich persönlich ist es nicht mal ein Wettbewerb zwischen uns beiden. Es ist vielmehr ein Wettbewerb für mich, um zu sehen, wie ich meinem Team helfen kann, gegen deren Defense erfolgreich zu sein."

Herbert sieht es ähnlich und schaut lieber aufs große Ganze: "Es ist wichtiger, wie Offense und Defense insgesamt spielen." Zudem freue er sich grundsätzlich auf jedes anstehende Duell, egal wie der Gegner heiße.

Mit Blick aufs erste Duell zwischen beiden lässt sich schon jetzt sagen, dass die Quarterbacks und ihre Offenses eindeutig im Vordergrund stehen werden. Ein kurzer Blick auf die Zahlen verrät, dass die Stärken beider Teams im Passspiel liegen, während beide im Laufspiel eher schwach daherkommen.

Die Defenses könnten daher eine Schlüsselrolle einnehmen, denn nach DVOA gehört Miamis Defense mit Minus-5-Prozent zu den zehn effizientesten Passverteidigungen der NFL - insgesamt reicht es für Rang 11. Die Chargers wiederum belegen Rang 14 (5 Prozent DVOA) gegen den Pass und Rang 16 insgesamt.

NFL: Dolphins vs. Chargers - ein Shootout ist drin

Das zu den Zahlen, auf dem Feld jedoch hatten beide Defensivreihen in Woche 9 so ihre Schwierigkeiten. Die Chargers ließen ein paar Bomben gegen die Raiders und Derek Carr zu und verloren so das Spiel. Die Dolphins wiederum schafften es kaum, Murray und die Cardinals zu halten. Am Ende aber verlor jener einen Fumble, was unterm Strich den Unterschied beim überraschenden Sieg ausmachte.

Basierend auf der aktuellen Form beider Teams ist also ein Shootout nicht auszuschließen. Tagovailoa bringt einen guten Arm mit und ist beweglich, während Herbert ebenfalls schon bewiesen hat, auch mit den Füßen Plays zu machen. Ihm gelangen bereits zwei Touchdowns. Er mag nicht so flink sein wie Murray zuletzt, doch dürfte auch er den Dolphins, die immer noch ihre Schwierigkeiten im Pass Rush haben und ersatzgeschwächt sind in der Front Seven, Probleme bereiten. Und somit haben wir zwei eigentlich gute Defenses, die zuletzt wackelten, gepaart mit Quarterbacks, die in der Lage sind, solche Formschwankungen auszunutzen.

Es ist vielleicht nicht die ganz große Rivalität, zumal sich beide bislang kaum kennen, doch es könnte ein Blick in die (große) Zukunft beider Spieler und Teams werden. Während die Dolphins schon jetzt im Playoff-Rennen sind, könnten die Chargers dort in absehbarer Zeit wieder landen. Zwei Rookie-Quarterbacks und deren künftige Entwicklung sind dabei der Schlüssel.

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