NFL

Pistol, Formationen, Blitzgewitter: Die Scheme-Entwicklungen in der NFL

SPOX blickt auf die offensiven Trends in der NFL.
© imago images
Cookie-Einstellungen

Eingebaute Fakes: Simplere Reads für den Quarterback

Die Idee, Quarterbacks mehr einfache Reads und die Möglichkeit für explosive Plays bei simpleren Pässen zu geben, beschränkt sich keineswegs auf die Outside Zone Offenses. 34 Quarterbacks hatten 2019 mindestens 50 Play Action Dropbacks - von diesen 34 Quarterbacks hatten nur vier eine Play-Action-Quote (sprich: wie viele ihrer Pässe insgesamt via Play Action kamen) von unter 18 Prozent: Gardner Minshew (14,2 Prozent), Mason Rudolph (17,2), Joe Flacco (17,3) und Jameis Winston (17,7).

17 dieser 34 Quarterbacks hatten eine Play-Action-Quote von mindestens 25 Prozent, wenigstens ein Viertel ihrer Pässe kam also per Play Action. Acht (Wentz, Brissett, Cousins, Garoppolo, Mahomes, Goff, Mariota und Jackson) standen sogar bei über 30 Prozent.

In puncto Scoring-Effizienz war Lamar Jackson (14 Touchdowns, 0 Interceptions) der Spitzenreiter, gefolgt von Kirk Cousins (14:2) und Russel Wilson (10:0). Die Titans-Offense derweil produzierte Yards: Der Yards-pro-Pass-Schnitt ging bei Play Action verglichen mit normalen Dropbacks um 6,3 (Mariota) beziehungsweise 5,7 (Tannehill) Yards hoch. Kein anderer Quarterback kam auf eine Differenz von mehr als 4,7 Yards.

Doch die Ravens gingen noch weit darüber hinaus. Sie waren nicht nur in puncto Scoring brandgefährlich bei Play Action, Lamar Jackson führte die Liga auch mit weitem Abstand in der Nutzung von Run Pass Options an. 173 Mal spielten die Ravens laut Pro Football Reference eine Run Pass Option, bei der der Quarterback nach dem Snap einen Verteidiger liest und dann anhand dieses Reads entscheidet, ob er den Ball an den Running Back übergibt oder einen Pass wirft.

Nur Arizonas Kyler Murray (108) kam ansonsten überhaupt auf mehr als 100 Versuche.

Der Ravens-Weg

Baltimore allerdings war ohnehin in vielerlei Hinsicht eine Anomalie. Die Ravens etwa nutzten die Pistol-Formation - dabei steht der Quarterback beim Snap einige Yards hinter dem Center, doch steht der Running Back nicht wie in der Shotgun neben, sondern hinter ihm - nach PFF-Statistiken 569 Mal. Platz 2 waren auch hier die Cardinals - mit 62 Snaps in der Pistol. 170 Zone Read Runs liefen die Ravens aus der Pistol, wie etwa diesen Touchdown gegen die Patriots. Im Schnitt verzeichneten sie dabei monströse 6,9 Yards.

ravens-pistol
© NFL Gamepass

Fraglos waren die 2019er Ravens in vielerlei Hinsicht eine Ausnahmeerscheinung. Lamar Jackson stellte einen neuen Quarterback-Rushing-Rekord auf und knackte die 1.200-Yard-Marke, er war der zentrale Grund dafür, dass Baltimore ein historisch effizientes Run Game auf den Rasen zauberte.

Nun ist weder zu erwarten, dass Baltimore das Eins-zu-Eins wiederholt, noch, dass man das System einfach kopieren kann - es gibt, zumindest aktuell, keinen zweiten Lamar Jackson. Und doch sind NFL-Coaches sehr gut darin, Dinge, die funktionieren, notfalls auch mit kleinen Adjustierungen zu übernehmen.

Es mag nirgendwo sonst eine tragende Säule der Offense werden wie in Baltimore, doch könnten etwa die Texans mit Watson, die Bills mit Allen, die Cardinals mit Murray oder auch die Seahawks mit Wilson und die Giants mit Jones diese Effizienz sehen und es in Teilen in ihre Offense übernehmen.