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Super Bowl LIV Stats-Vergleich: Wo liegen die Stärken und Schwächen der 49ers und Chiefs?

Nick Bosa könnte zum Schlüsselspieler der San Francisco 49ers in Super Bowl LIV werden.
© getty

Super Bowl LIV steht kurz bevor und sowohl die San Francisco 49ers als auch die Kansas City Chiefs legten beeindruckende Leistungen auf dem Weg nach Miami hin. Ein Blick in die Statistik verrät uns, dass die Qualitäten beider Teams vielleicht gar nicht so unterschiedlich sind wie oberflächlich gedacht.

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Den Super Bowl gibt es in der Nacht vom 2. auf den 3. Februar live auf DAZN - mit Markus Kuhn und Sebastian Vollmer im deutschen Live-Kommentar, alternativ auch im US-Originalkommentar.

Auf den ersten Blick sind die Rollen im Super Bowl am Sonntag klar verteilt. Die 49ers stellen das wohl komplettere Team mit der besseren Defense, während bei den Chiefs vor allem die Offense um Patrick Mahomes im Vordergrund steht. Schaut man jedoch genauer hin, dann wird dieses Bild zumindest ein klein wenig verwässert.

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Rein von der Effizienz her nämlich sind die Chiefs (30,2 Prozent DVOA) sogar ein klein wenig besser insgesamt als die 49ers (27,9 Prozent). Doch schaut man dagegen auf die Masse-Statistiken, also die herkömmlichen Zahlen, dann kommen letztlich sogar die Niners offensiv "besser" daher. Sie legten im Schnitt die viertmeisten Yards pro Spiel (381,1) auf, die Chiefs belegen hier nur Rang 6 (379,2).

49ers vs. Chiefs - Stats-Vergleich (DVOA in Prozent)

TotalTeam OffenseTeam DefensePass OffensePass DefenseRush OffenseRush Defense
49ers27,9 (5.)7,2 (7.)-19,8 (2.)-0,5 (13.)-26,3 (2.)-0,5 (13.)-12,1 (11.)
Chiefs30,2 (2.)22,7 (3.)-3,4 (14.)43,7 (2.)-9,3 (6.)-1,4 (14.)4,1 (29.)

Zudem erzielten die Niners die zweitmeisten Punkte der Liga im Schnitt (29,9), die Chiefs belegten hier Rang 5 (28,2). Und defensiv ließen die Chiefs kurioserweise sogar 0,1 Punkte pro Spiel weniger zu als die Niners und ihre insgesamt wohl zweitbeste Defense der Liga.

Soll heißen: Beide Teams mögen zwar in ihrem jeweiligen Kerngebiet effizienter sein als der kommende Gegner, aber unterm Strich waren beide so produktiv, dass sie sich in Miami nicht nur räumlich sehr nah kommen werden.

Garoppolo und Mahomes under Pressure

Im Mittelpunkt werden zwangsläufig einmal mehr die Quarterbacks stehen. Dabei lohnt freilich ein Blick auf ihre Leistungen gegen den Blitz beziehungsweise "nur" gegen Druck durch vier oder weniger Verteidiger. Das lässt sich in diesem Fall besonders gut vergleichen, weil beide anstehenden Gegner jeweils mit einer Vier-Mann-Front agieren werden.

Jimmy GaroppoloPässeYardsTouchdownsInterceptionsSacks
Gegen Blitz128/195161211717
Ohne Blitz218/308257417722

Garoppolo hatte Probleme mit dem Blitz, vor allem, wenn der Gegner richtig aggressiv wurde und sechs oder mehr Pass-Rusher brachte. Die Turnover gingen prozentual deutlich hoch, genau wie die Sacks.

Kann Kansas City hier ansetzen? Die Chiefs sind zwar Blitz-lastiger als die 49ers, rangieren aber eher im Liga-Mittelfeld als in der Spitze. Doch einige, im Idealfall exakt richtig getimte, Blitzes wird Coordinator Steve Spagnuolo im Kopf haben. Die könnten eine kritische Rolle einnehmen, geht es doch darum, Garoppolo möglichst häufig in lange Downs und offensichtliche Passing-Situationen zu bringen.

Patrick MahomesPässeYardsTouchdownsInterceptionsSacks
Gegen Blitz78/1161006802
Ohne Blitz287/483364026517

Quelle jeweils Pro Football Focus.

Blickt man dagegen auf Patrick Mahomes, dann fällt schnell auf, dass er im Grunde eine Anomalie ist. Er blieb praktisch fehlerlos gegen den Blitz. Da Teams dies wussten, versuchten sie es entsprechend selten. Dennoch ist es sehr ungewöhnlich, dass ein Quarterback gegen den Blitz keine Interception wirft und auch kaum zu Boden gebracht wird. Wenn er dagegen einen Sack kassiert, dann, wenn er vermeintlich mehr Zeit hat. Und dann wirft er auch gelegentlich eine Interception.

Grund dafür ist dann aber eher, dass der Gegner eine starke Coverage gespielt hat, die Mahomes zögern und mitunter Pässe erzwingen ließ. Naturgemäß brandgefährlich ist er dann aber ohnehin. Und das nicht nur, weil er meist den offenen Receiver findet, sondern auch, weil er per Scrambles selbst Boden gutmachen kann. Zudem ist er stets in der Lage, aus dem Lauf heraus zu werfen.

Bei Mahomes kommt dann noch hinzu, dass er verhältnismäßig viel Zeit zum Werfen hat. Im Schnitt bekommt er 2,82 Sekunden, bis er den Ball loswird. Den Liga-Bestwert hat hier im Übrigen Kirk Cousins mit 3,01 Sekunden. Mahomes' Wert darf als Resultat seiner guten O-Line, seiner eigenen Pocket-Präsenz gepaart mit seinen Scramble-Qualitäten sowie Receivern gesehen werden, die sehr häufig ihre Direktduelle gewinnen und offen sind. Auch eine intensive Play-Action-Nutzung - wobei der Quarterback naturgemäß den Ball etwas länger hält - spielt eine Rolle.

Garoppolo wiederum hat im Schnitt 2,65 Sekunden bis zum Wurf. Das ist zum einen der nicht immer stabilen Offensive Line, die unter der Saison einige Leistungsträger ersetzen musste, geschuldet - die Niners kamen auf eine Adjusted Sack Rate von 6,9 Prozent (Platz 15 der Liga). Zum anderen aber ist es auch Scheme-bedingt. Wenn es zum Pass kommt, dann fliegt dieser in der Regel nur 6,5 Intended Air Yards und kurze Pässe sollten in aller Regel schneller geworfen werden, sodass sich der Gegner nicht zu schnell darauf einstellen kann.

Im Vergleich dazu kommt Mahomes durchschnittlich auf 8,6 Intended Air Yards, weil er mehr Zeit hat und gerne auch den Deep Ball auf seine schnellen Targets wie Tyreek Hill oder Mecole Hardman versucht. Allerdings ging diese Tendenz in den vergangenen Wochen eher zurück. Da versuchte Mahomes dann auch eher den kürzeren Pass und ließ seine Playmaker machen.

49ers vs. Chiefs: Das Run Game im Vergleich

Zumindest aus Sicht der 49ers dürfte auch im Super Bowl das Run Game ein wichtiger Faktor werden. Wenigstens zu Beginn, wenn der Original-Gameplan greift. In den ersten beiden Playoff-Spielen war es sicherlich nicht der komplette Plan, essenziell nur zu laufen, doch wie Head Coach Kyle Shanahan spitzfindig erklärt, funktionierte es eben. Es gab schlicht keinen Grund es zu ändern.

Und vor Spielbeginn gibt es dann eben eigentlich auch keinen Grund, vom bisherigen Erfolgsrezept abzukehren. Niners-Receiver Kendrick Bourne merkte an, dass die Chiefs keine andere Wahl hätten als die Box gegen die Niners zuzustellen. Sprich: Mindestens acht Verteidiger müssten gegen den Lauf der 49ers an und nahe der Line of Scrimmage zwischen den Hashmarks postiert werden.

Ein Szenario, das den Running Backs der 49ers nicht fremd ist. Raheem Mostert etwa sah in 32,12 Prozent seiner Carries eine Box mit mindestens acht Verteidigern. Bei Matt Breida waren es immerhin 30,08 Prozent. Schaut man zusätzlich auf den "Efficiency"-Wert für beide gemäß NFL Next Gen Stats, dann fällt auf, dass gerade Breida (4,06 Yards) prädestiniert scheint, diese Art der defensiven Positinierung zu schlagen.

Mit seinem Speed kann er - ähnlich wie die Kollegen - schnell nach außen kommen und die Niners-typischen Outside Runs verwerten. Je niedriger der Efficiency-Wert dagegen ist, desto eher läuft ein Running Back eher geradeaus und wird leichter gestoppt. Mostert (3,48 Yards) zeigte allerdings im NFC Championship gegen die Packers, dass auch er in der Lage ist, zu effektiven Outside-Runs anzusetzen.

Schaut man sich dagegen die Zahlen von Damien Williams auf der anderen Seite an, dann wird schnell klar, dass Teams gegen die Chiefs nicht unbedingt auf den Lauf konzentriert sind. Williams sah nur in 8,11 Prozent seiner Läufe eine Box mit mindestens acht Verteidigern. Das hält ihn jedoch nicht davon ab, dennoch eher zur Seite als durch die Mitte zu laufen (Efficiency: 4). Williams profitiert allerdings auch davon, dass er stets ins Passspiel eingebunden wird - gerade in der Red Zone - und man ihm vielleicht auch nicht immer abkauft, dass er nun tatsächlich mal ein Carry bekommt.

Super Bowl LIV: Schwere Geschütze an der Front

So brillant gerade Mahomes auch spielt, sollte es den 49ers unterm Strich gelingen, ihn mit ihrer Front - wie erwähnt sind Blitzes gegen ihn keine ratsame Lösung - zumindest mal zu stören, würden sie ihre Siegchance merklich erhöhen. Doch wie gut waren Nick Bosa und Co. eigentlich?

Rookie-Edge-Rusher Bosa zeigte von Anfang an ein sehr hohes Niveau und trat so dominant wie kaum ein anderer Rookie in den vergangenen Jahren - mit Ausnahme eines gewissen Joey Bosas - auf. Das lässt sich durch Zahlen belegen: Mit 80 Pressures (10 Sacks, 18 QB-Hits, 52 Hurries) führte er sein Team locker an und dürfte auch im Super Bowl die größte Gefahr für Mahomes darstellen. Direkt dahinter folgt mit Arik Armstead der Edge von der anderen Seite. Er brachte es auf immerhin 62 Pressures (11 Sacks, 8 QB-Hits, 43 Hurries).

Dahinter warten dann noch der dritte Edge-Defender Dee Ford (25 Pressures) und DeForest Buckner (55), der vor allem durch die Mitte kommt. Alles in allem scheint diese Gruppe der beste Ansatzpunkt für die 49ers zu sein, um der Chiefs-Offensiv-Maschinerie beizukommen. Allerdings kamen die Chiefs mit ihrer Offensive Line auf eine Adjusted Sack Rate von gerade mal 4,9 Prozent - Rang 4 der Liga.

Auf der anderen Seite stellen die Chiefs eine nicht ganz so gefährliche Front. Lediglich Defensive Tackle Chris Jones wirkt hier imposant, obgleich es fraglich ist, ob er bei 100 Prozent ist nach seiner Wadenverletzung. Er brachte es bis hierhin auf 58 Pressures (9 Sacks, 14 QB-Hits, 35 Hurries) und ist schon deshalb gefährlich, weil er den Druck durch die Mitte liefert. Zudem ist er effektiv gegen den Lauf (22 Tackles for Loss, 23 Stopps). Mit Frank Clark (47 Pressures) und Terrell Suggs (38) kommt der übliche Druck von den Edge-Positionen. Die Niners stellen ebenfalls eine nun wieder gesunde O-Line (6 Prozent Adjusted Sack Rate) dagegen.

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