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Third and Long: Das All-Pro-Team 2019

SPOX-Redakteur Adrian Franke kürt sein All-Pro-Team 2019!
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NFL All-Pro Team 2019 - Defense:

Edge-Rusher: T.J. Watt, Pittsburgh Steelers. Eine Saison, die - auch wenn die krönende Playoff-Teilnahme am Ende verwehrt blieb - Spaß gemacht hat. Die Steelers-Defense war aggressiv und gerade in der Defensive Line schlichtweg phänomenal.

Dieser Erfolg hatte selbstredend mehrere Gesichter: Bud Dupree spielte die beste Saison seiner Karriere, Cam Heyward war auch dieses Jahr ein Top-5-Defensive-Tackle - doch der Spieler, der den Pass-Rush ankurbelte, der Turnover selbst forcierte oder selbige der Secondary ermöglichte? Das war in allererster Linie T.J. Watt.

Über 80 QB-Pressures, darunter über 14 Sacks und über 45 QB-Hurries. Explosiv, Power, Agilität, sogar verlässlich, wenn er sich - und das war überraschend häufig - in Coverage zurückfallen lassen musste: Watt war einer der besten Verteidiger dieser Saison und ist völlig zurecht ein legitimer Kandidat für die Auszeichnung zum Defensive Player of the Year.

Interior Defensive Lineman: Aaron Donald, Los Angeles Rams. Hatte gefühlt eine unauffälligere Saison als in den vergangenen beiden Jahren, als Donald jeweils den DPOY-Award einheimste. Und trotzdem fällt es auch dieses Jahr schwer, einen besseren Interior Defensive Lineman zu nennen.

Donald führte alle Interior-D-Liner in QB-Pressures und Sacks an, er war gegen den Run absolut dominant und hatte einzelne spektakuläre Spiele wie gegen Chicago oder auch in Seattle. Es war vielleicht auch deshalb weniger auffällig, weil die Saison der Rams insgesamt eine Enttäuschung war. Das sollte aber nicht Donalds individuelle Leistung unter den Tisch fallen lassen.

Interior Defensive Lineman: Kenny Clark, Green Bay Packers. Sah in der ersten Saisonhälfte überhaupt nicht so aus - mit einer bisweilen fantastischen zweiten Saisonhälfte hat sich Clark für mich noch haarscharf vor Heyward geschoben. Insbesondere seine Auftritte im Pass-Rush waren glänzend und gaben der Defense neben Za'Darius Smith und Preston Smith eine zusätzliche Dimension. Die Packers werden in den Playoffs maßgeblich von ihrem Pass-Rush abhängig sein - und dort hat Clark eine immer größere Rolle.

Knapp dahinter: Cam Heyward, Steelers; Matt Ioannidis, Redskins.

Edge-Rusher: Chander Jones, Arizona Cardinals. Jones und Minnesotas Danielle Hunter habe ich hier hin- und hergeschoben, beide sehe ich im Prinzip komplett gleichauf und beide hätten einen Platz im All-Pro-Team verdient. Green Bays Za'Darius Smith gehört definitiv ebenfalls in diese Diskussion

Warum am Ende also Jones? Er war der gefährlichere Pass-Rusher, und das obwohl Teams sich komplett auf ihn fokussieren konnten - während Hunter auf der anderen Seite seinen ebenfalls überaus produktiven Partner Everson Griffen hatte, mit zusätzlich gutem Pass-Rush aus dem Zentrum in Person etwa von Odenigbo. Smith konnte sich auf seinen Partner Preston Smith sowie Kenny Clark im Zentrum verlassen.

Die Cardinals hatten abgesehen von Jones derweil keinen anderen Spieler mit über 35 Quarterback-Pressures, Terrell Suggs baute nach einem guten Start in die Saison schnell deutlich ab und abgesehen von einzelnen Spielen im letzten Saison-Drittel war die Secondary ein konstantes Problem. Jones hat so gesehen aus schwierigeren Umständen eine vergleichbar herausragende Saison gespielt - was keineswegs als Argument gegen Hunter und Smith sondern als eines für Jones zu verstehen ist.

Knapp dahinter: Danielle Hunter, Vikings; Za'Darius Smith, Packers; Nick Bosa, 49ers; Cam Jordan, Saints; Shaq Barrett, Buccaneers; Arik Armstead, 49ers.

Linebacker: Demario Davis, New Orleans Saints. Ohne Zweifel einer der drei, vier Spieler dieses Jahr mit der besten Saison, die unter dem Radar geflogen sind. Davis war in der Summe der kompletteste Linebacker; wurde intensiv als Outside Linebacker im Pass-Rush eingesetzt, glänzte im Zentrum in Coverage und war einer der sichersten Tackler der Liga. Müsste ich mich auf einen Off-Ball-Linebacker festlegen, Davis wäre ziemlich sicher meine Wahl.

Linebacker: Eric Kendricks, Minnesota Vikings. Vermutlich der größte Pro-Bowl-Snub dieses Jahres - neben Demario Davis. Was komplette Linebacker angeht, würde ich vermutlich nur Davis noch über Kendricks setzen: Bis auf wenige Aussetzer exzellent in Coverage, Woche für Woche einer der besten Linebacker gegen den Run, ein sicherer Tackle und dann auch noch mit einigen Highlights als Pass-Rusher beziehungsweise Blitzer. Kendricks hat eine Ausnahme-Saison gespielt und die Vikings brauchen ihn für die Playoffs dringend wieder fit.

Linebacker: Lavonte David, Tampa Bay Buccaneers. Und auch der dritte Linebacker im Bunde war nicht so im Rampenlicht wie die sonst üblichen verdächtigen Kandidaten. Doch während etwa ein Bobby Wagner für seine Verhältnisse eine schlechtere Saison spielte, war David einer der absolut herausragenden Linebacker dieser Saison. Stark gegen den Run, effizient als Pass-Rusher und gleichzeitig eine absolute Säule in Coverage - und das musste er auch sein, denn kein Linebacker, nicht einmal die der Seahawks, musste so viele Coverage-Snaps absolvieren wie David.

Knapp dahinter: Cory Littleton, Rams; Jamie Collins, Patriots; Luke Kuechly, Panthers.

Cornerback: Stephon Gilmore, New England Patriots. Kein Zweifel an dieser Stelle, auch wenn er in Woche 17 gegen DeVante Parker sein schlechtestes Spiel hatte: Gilmore ist für mich nicht nur der beste Cornerback dieser Saison, er hätte auch meine Stimme bei der Wahl zum Defensive Player of the Year. Er verfolgte Woche für Woche Nummer-1-Receiver über das Feld, ging dafür sogar auch in den Slot - etwas, das viele Nummer-1-Cornerbacks selten bis gar nicht machen.

Gilmore verfolgte diese Receiver nicht nur, er schaltete sie regelmäßig einfach komplett aus. Er hatte gleich mehrere individuelle Shutouts dieses Jahr, zwischenzeitlich ließ er über mehrere Wochen in Folge keinen einzigen Catch zu. Gilmore war der dominanteste Spieler auf seiner Position und einer der dominantesten Verteidiger - und er war einer der zentralen Schlüssel zur Patriots-Defense.

Das führt auch in eine übergreifende Debatte, die in der Offseason begonnen hatte: Ist der Pass-Rush wichtiger? Oder die Coverage? Die Patriots, genau wie die Ravens, setzen auf die Coverage und bauen darauf ihre Defense auf: Sich darauf verlassend, dass die Coverage mit möglichst geringer zusätzlicher Hilfe funktioniert, bekommen die Pats mehr Freiheiten in der Art und Weise, wie sie in der Front spielen und wie aggressiv sie im Blitzing sind. Gilmore ermöglicht Belichick viele dieser Dinge. Er ist die klare Nummer 1 dieses Jahr.

Safety: Justin Simmons, Denver Broncos. Vielleicht der Spieler, der insgesamt am meisten unter dem Radar fliegt - in diesem All-Pro-Team, aber auch auf die gesamte NFL-Saison betrachtet. Einer der besten Cover-Safeties dieser Saison, hat aber auch kaum Tacklings verfehlt und war ein konstant guter Run-Verteidiger.

Simmons wurde als Slot-Corner, Strong Safety und, primär, Free Safety eingesetzt - und wurde diesen Erwartungen seiner Coaches gerecht. Nachdem Simmons in seinen ersten beiden Jahren als Starter noch in Coverage wackelte, scheint er 2019 den Schritt zu einem Elite-Safety hingelegt zu haben.

Simmons' Vertrag läuft nach dieser Saison aus, der 26-Jährige sollte sich dieses Jahr jede Menge Geld für seinen nächsten Kontrakt gesichert haben.

Safety: Minkah Fitzpatrick, Pittsburgh Steelers. Der Wechsel von Miami nach Pittsburgh brachte Fitzpatrick nicht nur in eine deutlich talentiertere Defense - er selbst hatte auch enormen Anteil daran, dass sich Pittsburghs Defense im Laufe der Saison auf nochmals neue Level entwickelte.

Fitzpatrick wurde in Pittsburgh deutlich klarer als strikter Free Safety eingesetzt, nachdem die Dolphins ihn bevorzugt als Alzweckwaffe überall aufgestellt hatten. Das machte den 23-Jährigen merklich effizienter, insbesondere in Coverage wurde er eine echte defensive Waffe für die Steelers und war gleichzeitig aber auch einer der besten Run-Stopper auf seiner Position.

Insbesondere Mathieu und Harris - Adams habe ich auf den Defensive-Back-Spot gesetzt - hätten hier für mich aber ähnlich gute Argumente, das sei noch erwähnt.

Knapp dahinter: Jamal Adams, Jets; Tyrann Mathieu, Chiefs; Anthony Harris, Vikings; Devin McCourty, Patriots.

Cornerback: Tre'Davious White, Buffalo Bills. Kein Cornerback mit über 400 Coverage-Snaps hat dieses Jahr laut PFF keinen einzigen Touchdown in seine Coverage zugelassen - abgesehen von Tre'Davious White. Der führt in dieser Kategorie die Liga mit herausragenden 599 Coverage-Snaps ohne erlaubten Touchdown an.

Auch hat kein Cornerback dieses Jahr mehr Picks gesammelt als White (6). Nachdem er zu Beginn der Saison noch primär schlicht "seine" linke Seite in Buffalos Zone Coverage bekleidete, wurde er im Laufe des Jahres zunehmend mehr als Matchup-Corner eingesetzt und verfolgte einen gegnerischen Top-Receiver über das Feld.

Die Bills-Defense lebte primär von einer der drei, vier besten Secondaries der Liga. Daran hatten gerade die beiden Safeties einen großen Anteil - ohne White aber hätte das Gesamtkonstrukt nicht auf diese Art und Weise funktioniert. Es gab dieses Jahr wenige wirklich dominante Cornerbacks; auf die ganze Saison betrachtet waren das für mich lediglich White und Gilmore.

Knapp dahinter: Marcus Peters, Ravens; Richard Sherman, 49ers; Quinton Dunbar, Redskins.

Defensive Back: Jamal Adams, S, New York Jets. Richard Sherman wäre hier meine erste Alternative und ist der Spieler, über den ich als Alternative zu Adams am meisten nachgedacht habe. Sherman war ohne Zweifel ein Top-5-Cornerback dieses Jahr und einer der zentralen Gründe dafür, dass die Niners-Defense diesen gewaltigen Sprung hinlegen konnte.

Adams auf der anderen Seite war mit seiner Vielseitigkeit schlicht herausragend. Brandgefährlich als Pass-Rusher - wo er, und das längst nicht nur als Blitzer, auffällig häufig eingesetzt wurde, aber auch ein unheimlich sicherer Tackler, verlässlich gegen den Run und hat auch in Coverage vergleichsweise kaum etwas zugelassen; umso mehr, wenn man bedenkt, dass seine Coverage-Snaps primär als Slot-Corner (und vereinzelt auch als Outside Corner) kamen, und eben nicht als freier, tiefer Safety.

Adams, da besteht für mich kein Zweifel, ist der Spieler, um den die Jets ihre Defense aufbauen können und müssen. Dafür braucht der 24-Jährige allerdings deutlich mehr Hilfe um sich herum.