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Super Bowl Rematch Eagles vs. Patriots: Gegenläufige Wege zweier Super-Teams

Nick Foles führte die Philadelphia Eagles zum Sieg in Super Bowl LII.
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In Super Bowl LII überraschten die Philadelphia Eagles die New England Patriots und sicherten sich ihren ersten Titel. Knapp zwei Jahre später kommt es zum Rematch. Seit damals hat sich einiges verändert - SPOX unternimmt eine Bestandsaufnahme.

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Es ist noch keine zwei Jahre her, dass die Fans in Philadelphia freudetrunken die Stadt zerlegten - während man im Großraum Boston Trauer trug. In Minneapolis sorgten Backup-Quarterback Nick Foles und seine Philadelphia Eagles für ein mittelschweres Beben mit ihrem couragierten Shootout-Sieg gegen den favorisierten Titelverteidiger aus New England im Super Bowl LII.

Am Samstag kommt es zum Rematch mit den Patriots.

Die Wege beider Teams verliefen seither durchaus recht unterschiedlich. Während die Eagles 2018 ihr extrem hohes Niveau nicht hielten und - erneut mit Backup Foles - letztlich im Divisional Game an den Saints scheiterten, kehrte New England abermals in den Super Bowl zurück und gewann diesen. Zum dritten Mal in den vergangenen fünf Jahren.

In diesem Jahr nun wollten beide erneut oben angreifen. Den Patriots gelingt dies bislang, sie führen die AFC mit einer 8-1-Bilanz an. Den Eagles weniger, sie stehen nach holprigem Start bei 5-4, gleichauf mit den Dallas Cowboys, und müssen ernsthaft um die Playoffs zittern.

Doch was hat sich konkret seit dieser magischen Nacht im Februar 2018 geändert? Personell aus Sicht der Eagles gar nicht mal so viel. Jedenfalls oberflächlich betrachtet.

Von den damaligen Startern sind noch sieben im Kader, wobei die heutige Version des Teams im Vergleich zu damals zwei Starter dazu bekam, die damals verletzt waren - Left Tackle Jason Peters und Quarterback Carson Wentz. Defensiv sind von den Startern gar noch neun immer dabei, Timmy Jernigan allerdings auf IR. Lediglich Safety Corey Graham und Linebacker Mychal Kendricks sind nicht mehr dabei, Edge-Rusher Vinny Curry ist heutzutage Backup.

Zahlreiche Veränderungen in der Offense der Patriots

Bei New England sind nur noch fünf offensive Starter übrig, wobei Center David Andrews (Blutgerinnsel in der Lunge) und Fullback James Develin (Nacken) auf IR stehen. Zurück ist allerdings Julian Edelman, der damals verletzt war. In der Defense sind noch sieben Starter im Team.

Was genau hat sich also geändert seither? Die Eagles waren damals ein Top-5-Team in der Defense (-12,3 Prozent DVOA) und ein Top-10-Team (10,1 Prozent) in der Offense. Herausragend war in erster Linie die Kaderstärke. Die Defensive Line alleine überzeugte durch beeindruckende Tiefe, auf Defensive End konnte Head Coach Doug Pederson munter durchwechseln. Chris Long etwa kam nur von der Bank - er war im Jahr davor noch Starter bei den Patriots und zuvor lange Jahre in St. Louis.

Das hatte den Vorteil, dass die Pass-Rusher immer frisch blieben und stets Druck machen konnten, ohne, dass übermäßig häufig geblitzt werden musste. Genau das Rezept, mit dem man New England - gerade in Super Bowls, wie die Duelle mit den New York Giants zuvor schon zeigten - beikommen kann. Zudem spielte man mit unglaublichem Selbstvertrauen, was nicht zuletzt das "Philly Special" - der Trick-Touchdown-Pass von Tight End Trey Burton auf Foles - unterstrich.

Die Patriots wiederum waren seinerzeit ein Team der Extreme. Sie stellten die beste Offense der Liga (27,1 Prozent DVOA), aber auch die zweitschlechteste Defense (10,9 Prozent DVOA). Beides war im Super Bowl zu sehen - Tom Brady warf für 505 Yards (Super-Bowl-Rekord), die Defense kassierte aber auch 538 Yards und 41 Punkte.

Nick Foles fing einen Touchdown-Pass in Super Bowl LII beim sogenannten "Philly Special".
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Nick Foles fing einen Touchdown-Pass in Super Bowl LII beim sogenannten "Philly Special".

Eagles litten 2018 unter Super-Bowl-Kater

2018 zollten beide Teams zunächst der langen Vorsaison Tribut und kämpften mit Verletzungen. Die Patriots etwa mussten einige Spiele ohne Rob Gronkowski auskommen und suchten lange nach ihrer Identität. Die Eagles wiederum litten merklich unter einem Super-Bowl-Kater, der größte Rückschlag waren jedoch die Verletzungen zahlreicher Leistungsträger, allen voran von Carson Wentz, der in der entscheidenden Phase erneut ausfiel.

Foles übernahm und führte das Team nach schwieriger Saison doch noch in die Playoffs. Dort gewann man überraschend und dank des mittlerweile legendären "Double Doinks" gegen die Chicago Bears. Schluss war gegen Saints, jedoch knapper (14:20) als viele dachten.

Die Patriots wiederum hatten das Glück, nach anfänglichen Schwierigkeiten kurz vor den Playoffs nahezu alle Leistungsträger wieder beisammen zu haben und Feuer zu fangen. Am Ende stand eine herausragende Defensivleistung im Super Bowl LIII und der sechste Titel der Franchise.

In dieser Saison nun haben sich die Kräfteverhältnisse zwischen beiden Teams merklich verschoben. Allerdings hauptsächlich aufgrund der abermaligen Erneuerung der Patriots. Die Eagles stellen immer noch eine Top-10-Defense (-5 Prozent DVOA), während die Offense Platz 13 in der NFL (2,7 Prozent DVOA) belegt.

New England Patriots stellen beste Defense der NFL

New England auf der anderen Seite stellt mittlerweile die beste Defense (-33,7 Prozent DVOA) der Liga, kommt offensiv aber nicht so recht in Tritt (3,6 Prozent DVOA/Platz 11).

Beide Teams sind aktuell von Verletzungen geplagt. Die Eagles verloren Wide Receiver und Deep Threat DeSean Jackson aller Voraussicht nach für den Rest der Saison und müssen schon seit geraumer Zeit auf Defensive Tackle Malik Jackson verzichten. Die Cornerbacks Ronald Darby und Jalen Mills kamen erst Wochen nach Saisonstart von längeren Verletzungen zurück.

Die Patriots haben mittlerweile zwölf Spieler auf Injured Reserve, nachdem Rookie-Wide-Receiver N'Keal Harry davon zurückgekehrt ist und Left Tackle Isaiah Wynn vor der Rückkehr steht.

Wie ein roter Faden durch die Saison zieht sich bei den Eagles die Suche nach der eigenen Philosophie. In Woche 1 noch brillierten sie mit einer explosiven Offense und Deep Balls auf Jackson, der gleich zwei Touchdowns über je mehr als 50 Yards erzielte. Er verletzte sich dann an der Leiste und dieses Element fiel flach.

Ein Problem, von dem sich Philly nicht erholte. Sie vollbrachten sogar das Kunststück, als einziges Team innerhalb der ersten neun Wochen gegen die Falcons zu verlieren. Mittlerweile allerdings haben sie sich damit abgefunden und ihre Offense auf einen Run-First-Ansatz umgestellt. Damit gewannen sie in den vergangenen zwei Spielen gegen die Buffalo Bills und Chicago Bears, die sie bei 13 und 14 Punkten hielten, was allerdings auch an deren Quarterbacks gelegen haben mag.

In den zwei Spielen davor nämlich kassierten die Eagles 38 Punkte gegen die Vikings und 37 gegen die Cowboys. Für eine Überraschung sorgten sie lediglich in Woche 4 beim Sieg über Green Bay (34:27), wobei die Packers damals selbst noch in der Findungsphase mit ihrer Offense steckten. Die Eagles wiederum zeigten damals bereits, wo die Reise hingeht: Sie liefen für 176 Yards, während Wentz lediglich auf 160 Passing Yards (3 TD) kam.

Baltimore Ravens zeigen Patriots die Grenzen auf

New England wiederum gewann seine ersten acht Spiele, aber nicht, weil Brady und Co. alles überrollten. Vielmehr machte die dominante Defense den Unterschied. Die Defense, die nun viel aggressiver auftritt als 2017 und weite Teile der Saison 2018, war kaum zu überwinden. Erst die Baltimore Ravens und ihre komplexe Option-Offense wiesen New England in die Schranken.

Am Sonntag nun treffen beide erstmals seit dem Super Bowl LII aufeinander. Und erneut gelten die Patriots als leichter Favorit (-3,5 Punkte) bei den Buchmachern. Doch erneut könnten die Eagles das Zeug dazu haben, den Favoriten zu überraschen. Wenn die Patriots nämlich eine Schwäche haben, dann ist es die Laufverteidigung (11,1 Prozent DVOA/Platz 14). Die Eagles stellen die neuntbeste Rushing-Offense (0,7 Prozent DVOA).

Allerdings haben die Patriots, die wie die Eagles aus ihrer Bye-Week kommen, nun wohl erstmal ihre volles Offensiv-Arsenal auf dem Platz. Mit Julian Edelman, Mohamed Sanu und N'Keal Harry als potenzielle Top-Targets neben Running Back James White für Brady. Diese könnten der größten Schwachstelle der Eagles, den Cornerbacks, nämlich auch das Leben schwer machen.

Hinzu kommt, dass Brady offenbar immer noch nicht mit der damaligen Pleite abgeschlossen hat. "Ihr nehmt an, dass ich darüber hinweg bin? Kommt schon!", sagte Brady in einem Radio-Interview Anfang der Woche. Es mag kein weiterer Super Bowl sein, zahlreiche Protagonisten sind mittlerweile anderswo und es steht deutlich weniger auf dem Spiel. Aber wegweisend könnte das Spiel für beide Teams dennoch sein.

Die Patriots wollen nach der Pleite in Baltimore ein Ausrufezeichen setzen und zeigen, dass es ein Dämpfer zur rechten Zeit war. Die Eagles wiederum kämpfen um ihre Playoff-Chancen und dürfen sich weitere Ausrutscher nicht mehr leisten, um in der NFC East oben dran zu bleiben. Eines dürfte aber klar sein: "Es sollte ein großartiger Sonntagnachmittag für Football werden", formulierte es Brady treffend.

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