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NFL: Was läuft schief bei den Dallas Cowboys - und wie lässt es sich korrigieren?

Dak Prescott ist wohl der wichtigste Part der Offense der Dallas Cowboys.
© getty

Die Dallas Cowboys geben Rätsel auf. Nach einem erfolgreichen Start in die Saison ging die Formkurve zuletzt steil nach unten. Nun steht ein wegweisendes Spiel gegen die Philadelphia Eagles (Montag, 2.20 Uhr live auf DAZN) an. Doch warum kam es überhaupt zur sportlichen Schieflage und wie lässt sich der Kurs korrigieren?

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Die NFL ist ein schnelllebiges Geschäft. Ein Team, das dies gerade eindrucksvoll unterstreicht, sind die Dallas Cowboys, die nach drei teils sehr überzeugenden Siegen ihre vergangenen drei Partien allesamt verloren haben.

Nun waren die Cowboys bei ihren Pleiten gegen New Orleans, Green Bay und die New York Jets nie hoffnungslos unterlegen, aber schaut man genau hin, fällt ein klarer Trend auf, der Fragen aufwirft.

Die Cowboys erzielten in ihren ersten drei Spielen der Saison jeweils mindestens 31 Punkte und zeigten dabei offensiv eine moderne, frische Herangehensweise, was das Play-Calling betrifft. Das ging so weit, dass der neue Offensive Coordinator, Kellen Moore, schon in höchsten Tönen gelobt und als neues Mastermind der Liga gehandelt wurde. Selbstredend kamen auch erste Stimmen auf, die Dak Prescott als möglichen MVP ins Gespräch brachten.

Besonders das Verhältnis von Pässen und Laufspielzügen deutete darauf hin, dass man in Dallas die Zeichen der Zeit erkannt habe. In den ersten drei Spielen warf Prescott in 61 Prozent der Early-Down-Snaps einen Pass. Und: In 41 Prozent der Fälle setzte man bei Pässen auf Play Action. Beides war gut genug für die Top 10 beziehungsweise sogar Top 3 der Liga.

Wer sich mit der NFL und Football etwas genauer befasst, weiß mittlerweile, dass, analytisch betrachtet, Pässe generell effektiver sind als Laufspielzüge, besonders bei frühen Downs. Pässe bringen in der Regel größeren Raumgewinn als Laufspielzüge.

NFL: Frühes Passspiel führt zum Erfolg

Wer also früh passt und damit Erfolg hat, bringt sich damit bei zweiten und dritten Versuchen in eine variablere Position - bei Short-Yardage-Downs gibt es dann immer noch die Chance, zu laufen. Wer aber bei einem Lauf schnell gestoppt wird, muss im Prinzip bei den späteren Downs passen, um nicht gleich die weiße Flagge zu hissen. Das macht eine Offense berechenbar und gibt der Defense den Vorteil.

Die Cowboys gewannen also mit diesem gerade für ihre Verhältnisse, und ihrem extremen Fokus auf Running Back Ezekiel Elliott, sehr modernen Ansatz ihre Spiele. Irgendwas jedoch sorgte dann für eine Abkehr von diesem neuen Weg.

In den Wochen vier bis sechs nämlich wurde wieder mehr gelaufen (51 Prozent der Snap in Early Downs). Und Play Action (17 Prozent der Pässe) wurde im Grunde fast gänzlich aufgegeben. Mit beidem lag man in dem Zeitraum nur noch im hinteren Viertel der Liga. Die Offense wiederum verlor an Explosivität, auch wenn abgesehen vom 10:12 gegen die Saints die Gesamtzahlen immer noch ordentlich waren.

Play Action, Downs und Touchdowns - NFL-Begriffe erklärt im Glossar!

Gegen die Jets war CBS der übertragende Sender und schickte seine Nummer-1-Crew nach New Jersey. Mit dabei also auch Ex-Cowboys-QB Tony Romo, der momentan wohl hellste Stern am Experten-Himmel. Und dieser bemerkte während des Spiels, dass Jason Garretts Handschrift nun viel deutlicher auf dem Gameplan zu sehen sei als zu Saisonbeginn. Und er muss es wissen, spielte er doch sieben Jahre unter Garrett.

Was den Coach, der sich eigentlich aus dem Play-Calling zurückgezogen hatte, nun offenbar dazu veranlasst, wieder mehr Einfluss zu nehmen, ist unklar. Doch ein positiver Trend ergibt sich daraus nicht.

Dallas Cowboys: Zu großer Fokus auf Ezekiel Elliott?

Das Jets-Spiel nahm eine sehr ungesunde Entwicklung, die signifikant werden könnte: Elliott bekam im Spiel 33 Touches. Das sind nur zehn weniger als Prescott, also der derjenige, der nach modernen Erwägungen der zentrale Punkt der Offense sein sollte. Elliott lief für 105 Yards, allerdings mit 28 Carries. Das sind 3,8 Yards im Schnitt, also alles andere als effizient.

Wenn Elliott lief, "addierte" er Minus-0,04 EPA (für eine genauere Erklärung zu "Expected Points Added" hier entlang!) pro Play für eine 18-prozentige First-Down-Quote. In Passspielzügen hingegen kam er auf 0,67 EPA pro Play und eine First-Down-Quote von 71 Prozent. Bei Early-Down-Rushes lag der Wert der Cowboys insgesamt bei Minus-0,03 EPA pro Play (36 Prozent Erfolgsquote), bei Early-Down-Pässen: im Schnitt 0,18 EPA (55 Prozent Erfolgsquote).

Es wirkte fast, als würde man zwanghaft versuchen, der Vorstellung aus der Vorwoche gegen die Packers entgegenzuwirken. Prescott warf in dem Spiel für über 460 Yards, aber auch drei Interceptions. Der hochbezahlte Elliott dagegen sah nur 14 Touches (91 YDS). Allerdings wäre es schon recht naiv, als Schlussfolgerung daraus einen deutlich höheren Workload für Zeke nur eine Woche später zu konstruieren, zumal die Packers ein ganz anderes Problem ausgenutzt hatten.

Prescott nämlich ist traditionell schwach gegen Pressure. Die Packers schafften alleine drei Sacks und acht QB-Hits gegen Dak, hinzu kamen weitere Pressures. Kurz gesagt: Dak stand gegen die Jets oder die Saints nicht so dermaßen unter Druck und machte, individuell betrachtet, jeweils deutlich bessere Spiele. Sein Total QBR lag jeweils um die 75, gegen Green Bay jedoch bei unter 30 (100 ist der Höchstwert).

Die Packers setzten ihm also deutlich mehr zu als die anderen beiden Teams, was darauf schließen lässt, dass unterm Strich Prescott der entscheidende Faktor ist, nicht Elliott. Letzterem als Reaktion auf eine richtig schwache Vorstellung des QBs also sehr viel mehr Touches zu verschaffen, ist schlicht falsch. Es scheint, als wollte man wohl auch zwanghaft den heftigen - und nicht weisen - Vertrag von Elliott rechtfertigen.

NFL: Wo stehen die Dallas Cowboys?

Doch wo stehen die Cowboys nun tatsächlich nach sechs Spielen? Sind sie einer der größeren Super-Bowl-Kandidaten, für die sie nach drei Spielen gehalten worden? Oder sind sie eher das übliche Cowboys-Team unter Garrett, das sich meist um .500 bewegt?

Glaubt man Ben Baldwin von The Athletic, dann gehören die Cowboys immer noch zu den besseren Teams der Liga. Er bewertet Teams nach dem Verhältnis von Defense EPA pro Play zu Offensive EPA pro Play. Dank ihrer immer noch explosiven Offense sieht er sie gar im Bereich der Houston Texans und Kansas City Chiefs, auch wenn sich die Defenses dieser drei Teams allesamt im negativen EPA/Play-Bereich bewegen.

Wenn dieser Graph also zutrifft, sollten die Cowboys nicht nur ihre NFC East letztlich dominieren, sie sollten auch einen Sieg am Sonntagabend gegen die Philadelphia Eagles einfahren, die eher zum Liga-Durchschnitt gehören.

Der Coach der Eagles, Doug Pederson, jedenfalls ist nicht beeindruckt von den Cowboys. "Wir fahren runter nach Dallas und unsere Jungs werden bereit sein. Und wir werden dieses Footballspiel gewinnen. Und wenn wir das machen, dann sind wir auf Platz 1 der NFC", sagte Pederson nach der Klatsche seines Teams gegen die Minnesota Vikings.

Ein Spiel, in dem die ganze Misere der Personalsituation in der Secondary seines Teams offenbart wurde. Die Vikings waren aggressiv und feuerten Deep Balls nach Belieben. Stefon Diggs allein kam auf 167 Yards, Kirk Cousins passte für 333 Yards und vier Touchdowns. Der Schluss daraus: Seid aggressiv, fordert diese Secondary heraus! Und nicht: Lauft mit dem Ball und schaut, was passiert. Selbst Dalvin Cook lief im Schnitt nur für 2,6 Yards gegen Fletcher Cox und Co.

Dallas Cowboys: Zukunft von Jason Garrett ungewiss

Dass Amari Cooper, der Top-Receiver der Cowboys, vielleicht ausfällt, sollte an der Herangehensweise jedenfalls nichts ändern. Vielmehr geht es darum, zu dem zurückzukehren, was in dieser Saison bislang funktioniert hat. Und das war nun mal ein Fokus aufs Passspiel von Prescott.

Owner Jerry Jones indes hält sich dieser Tage eher bedeckt und will noch keine Schlüsse für die Zukunft ziehen. Er betonte aber, dass er nicht von Woche zu Woche schauen werde, was ein Vertragsangebot für Prescott, dessen Vertrag ausläuft, angeht. Berichten zufolge will dieser 40 Millionen Dollar pro Saison verdienen.

Eine viel größere Personalie allerdings ist die des Head Coaches. Auch Garretts Deal läuft nach der laufenden Spielzeit aus. Und auch wenn Jones betont, dass er Garrett nicht entlassen werde, muss man nach dem 3-3-Start - und wie dieser zustande kam -, schon fragen dürfen, ob dies das Ende der Reise ist. Der Name Lincoln Riley (Oklahomas Sooners) etwa kursiert bereits seit einiger Zeit in Dallas.

Dallas Cowboys unter Head Coach Jason Garrett

JahrBilanzPlatz NFC EastPlayoffs
2010*5-33-
20118-83-
20128-83-
20138-82-
201412-41Divisional Game
20154-124-
201613-31Divisional Game
20179-72-
201810-61Divisional Game

*) Interims-Coach.

Das Eagles-Spiel und alles, was danach kommt, könnte also schon die Antwort bringen, ob Garretts Zeit tatsächlich endet. An dieser Stelle sei nochmal erwähnt, dass Garrett in seinen nunmehr zehn Jahren als Head Coach nur dreimal die Playoffs erreicht hat und nur vier komplette Saisons mit positiver Bilanz abschloss - fünf, wenn man seine 5-3-Bilanz als Interimscoach 2010 mitzählt.

Jones hätte also allen Grund, eine Veränderung vorzunehmen. Erst Recht, wenn man weiß, wie sehr er sich nach einem weiteren Super Bowl sehnt.

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