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NFL Third and Long Week 3 Recap: Daniel Jones - und die Chiefs-Offense gegen Baltimore

Die Chiefs gewannen das Duell gegen Lamar Jackson und die Ravens.
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Minshew, Packers, Eagles, Bills - eure Fragen

Garfield, Meko, b.dreier und Jan Johannsen: Was passiert bei den Jaguars auf der Quarterback-Position? Minshew liefert ja sehr ordentlich ab - kann oder wird Foles den Starting-Job direkt wieder übernehmen? Was machen die Jaguars, wenn Gardner Minshew weiter so überzeugend spielt, in der nächsten Saison mit Foles?

Zuerst einmal der obligatorische Blick in die Bücher: Nick Foles hat im März einen Vierjahresvertrag mit Garantien in Höhe von 50,125 Millionen Dollar unterschrieben. Sagen wir, sie traden ihn nach der Saison - dann bliebe ein Dead Cap in Höhe von 18,75 Millionen Dollar, das wäre der auf den Cap aufgeteilte, noch offene Part des Unterschriftsbonus.

Klappt das nicht, könnten die Jaguars ihn nur als Post-June 1 Cut deklarieren, wenn bis dahin ein neues CBA vereinbart wurde. Dann wäre es ein Dead Cap über 21,375 Millionen Dollar Dead Cap 2020 sowie je 6,25 Millionen Dollar 2021 und 2022. Bei einer "regulären" Entlassung würde der Dead Cap 2020 33,8 Millionen Dollar betragen, das ist ausgeschlossen. Jacksonville hat Stand heute den geringsten Cap Space in der NFL für 2020. Anders gesagt: Finanziell können sich die Jaguars erst 2021 von Foles trennen, ohne massive Cap-Einbußen schlucken zu müssen.

All das sollte man im Hinterkopf behalten - um es dann aber für die eigentliche Beantwortung der Frage zu ignorieren. Auf der Quarterback-Position ganz besonders gilt, dass der beste Kandidat spielen sollte. Falls der extrem akkurate Minshew seine eindrucksvollen Auftritte aus den ersten Spielen fortsetzt, könnte man sehr gut argumentieren, dass er rein sportlich betrachtet die bessere Lösung ist als Foles. Foles ist zwar zu enormen Hochs in der Lage, kann genauso aber auch in den tiefen Keller stürzen.

Minshew könnte sich womöglich als der "Game Manger plus" entpuppen, den viele in Foles häufig fälschlicherweise sehen; und nach dem, was wir in der sehr kleinen Sample Size bisher gesehen haben, passt Minshew sehr gut in die Offense von John DeFilippo. Wenn Minshew so weiterspielt, ist er die jüngere, günstigere - auch wenn man Foles vorerst halten "muss" - und womöglich auch einfach sportlich bessere Alternative. Dann ist es vielleicht am Ende auch eine einfache Entscheidung.

Mario Helm, Thorsten, football-pillsen: Sind die Eagles, vielleicht auch aufgrund der vielen Verletzungen, die größte Enttäuschung der ersten drei Wochen? Kannst du einem Eagles-Fan Hoffnung für die nächsten Wochen geben?

"Auch" aufgrund der Verletzungen ist in dem Fall die richtige Formulierung. Natürlich tun die Ausfälle gerade der offensiven Waffen weh und limitieren Philadelphia sowohl in der vertikalen Offense als auch in ihren 12-Personnels, eigentlich die Basis, auf der viel aufbaut. Doch die Probleme und der Grund für den enttäuschenden Saisonstart gehen darüber hinaus.

Da wäre etwa die Offensive Line, die bislang längst nicht so dominant ist wie erhofft. Oder der Pass-Rush, der - natürlich auch durch Verletzungen dezimiert - eigentlich das Rückgrat der Defense ist und viel wackliger auftritt als erwartet. Die Probleme in der Secondary waren noch am ehesten eine Baustelle, die man erwarten musste.

Was gibt Hoffnung? Carson Wentz findet mehr und mehr seine Form. Plus: Die Eagles haben immer noch immense Qualität. Alshon Jeffery und DeSean Jackson werden bald wieder zurückkehren und Dallas Goedert ist im Idealfall auch bald wieder näher an den 100 Prozent. Das wird die Offense gefährlicher machen. Und zumindest gehören die Eagles nicht zu den Teams, die sich mit schlimmen In-Game-Decisions regelmäßig selbst in den Fuß schießen.

Doch klar ist auch: Solange der Pass-Rush die Defense nicht trägt, müssen die Eagles immer wieder Shootouts gewinnen. Und hier ist guter Rat teuer. Jim Schwartz hat dieses Jahr vereinzelt eine deutlich erhöhte Blitz-Bereitwilligkeit gezeigt. Vielleicht die richtige Grundlage, um mit einem Trade für Jalen Ramsey die Defense schlagartig zu verändern?

Fabi: Als Fantasy-Owner von Russell Wilson - wie wahrscheinlich ist es, dass die Seahawks bald von ihrem Offensive Coordinator erlöst werden?

Ich würde nicht darauf warten. Brian Schottenheimer und Pete Carroll sind auf einer Wellenlänge, was die philosophische Umsetzung der Offense angeht, deshalb wird sich die generelle Herangehensweise auch vorerst nicht dramatisch ändern.

Wenn man die Situation positiv angehen will: Schottenheimer hatte letzte Woche gegen Pittsburgh einen sehr guten Game Plan, und gegen die Saints war er auch nicht der erste Grund für die Niederlage. Das waren eher diverse Special-Teams-Probleme, desolates Tackling und natürlich Carsons Fumble.

Das soll nicht heißen, dass man Schottenheimer dafür einen Free Pass ausstellt. Ja, er gab Wilson kurze Pass-Optionen und ließ bei First Down häufiger werfen. Doch die absurden Runs bei langen Second Downs, die ineffizienten Screens und das Festhalten am Run Game trotz deutlichem Rückstand - es sind einfach immer wieder zumindest teilweise die gleichen Themen.

Sandro: Sind die Packers "for real", wenn die Offense mal ins Rollen kommt?

Interessant, was gerade bei den Packers passiert. Mein Eindruck: Matt LaFleur hat exzellente Game Plans und geskriptete Plays für den Start ins Spiel - das erklärt, warum Aaron Rodgers und Co. gegen Minnesota und jetzt auch gegen Denver blitzartig losgelegt haben.

Das Problem sind dann aber Anpassungen. Wenn die Defense einen ersten Eindruck der Offense hat und sich dementsprechend anpasst, fehlen bei den Packers die Antworten. Zuletzt gegen Minnesota war definitiv auch zu erkennen, dass die Offense nach dem brandheißen Start konservativer im Play-Calling wurde. Wenn die Offense ins Rollen kommt und über die Anfangsphasen hinaus Antworten findet, ist Green Bay ein gefährliches Team. Dass das passiert, ist aber alles andere als eine Garantie.

Ansonsten gilt nach wie vor: Bei Defenses ist Vorsicht geboten, wenn es an das Prognostizieren weiterer Leistungen anhand des bisherigen Saisonverlaufs geht. Hier lässt sich statistisch schlicht vergleichsweise wenig auf die Zukunft schließen. Defensive Leistungen bleiben inkonstanter, auch wenn ein Team nach einigen Wochen wie eine Top-Defense aussieht.

Was bedeutet das konkret für die Packers? Die Defense sieht deutlich verbessert im Vergleich zur Vorsaison aus. Gleichzeitig waren die Gegner bislang aber auch nicht die Liga-Spitze in puncto offensiven Football, und selbst da waren in allen Spielen etwa Coverage-Probleme festzustellen.

Die Packers haben aber, und das ist ermutigend, eine Defense, die sie nicht runterziehen wird. Mit dieser Defense kann man erfolgreich sein und sie ist angesichts der eigenen wackligen Offense der maßgebliche Grund für den 3-0-Start. Nur um diesen Erfolg auf Dezember und Januar auszudehnen, muss die Offense zwangsläufig mehr liefern.

Max Diiebold: Sind die Bills ein Playoff-Kandidat? Drei Siege und spielen noch zwei mal gegen die Dolphins, gegen die Jets, Washington und Tennessee. Houston und die Colts nehmen sich gegenseitig Siege weg - ist eine Wildcard mit 9-7 möglich?

Die Defense macht genau da weiter, wo sie letztes Jahr aufgehört hat und ist auch dieses Jahr stark genug für die Playoffs. Die Offense steht für meinen Geschmack noch auf zu wackligen Füßen, da prägen einzelne Big Plays und/oder Improvisationen von Josh Allen zu stark das "Gesamtprodukt", wenn man so will.

Dessen Inkonstanz kann Buffalo jede Woche entweder zum späten Sieg tragen, oder aber ein tiefes Loch graben, aus dem man dann nicht mehr raus kommt. Aber genau eine solche Kombination - eine sehr gute Defense gepaart mit einem Quarterback, der enge Spiele durch Einzelaktionen (in beide Richtungen) entscheiden kann - kann durchaus das Rezept für neun Siege sein, umso mehr angesichts der Division-Gegner neben den Patriots. Insofern ja, die Bills haben dieses Jahr eine Chance auf eine Wildcard.