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NFL, Chicago Bears vs. Green Bay Packers - Mitchell Trubisky: Guten Morgen, liebe altbekannte Sorgen

Mitchell Trubisky zeigte im Saisonauftakt 2019 seine hinlänglich bekannten Defizite.
© getty

Die Chicago Bears unterlagen den Green Bay Packers im Saison-Auftaktspiel der NFL mit 3:10 vor heimischer Kulisse. Beide Teams hatten offensiv große Schwierigkeiten, doch gerade die Leistung von Bears-Quarterback Mitchell Trubisky bietet in der Windy City Grund zur Sorge.

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Die 100. Saison der NFL wurde feierlich eröffnet mit dem Rivalry Game zwischen den ältesten Franchises der Liga, den Chicago Bears und Green Bay Packers. Doch was von den Namen her wie ein Klassiker anmutete, erinnerte letztlich dann doch eher an den Super Bowl im Februar: Offense nicht inklusive.

"Wir wissen, dass sie einige Waffen haben. Wir wissen, dass sie gefährlich sind. Wir wissen all das", zählte Packers-Cornerback Tramon Williams die vermeintlichen Stärken der Bears auf. Doch er schränkte ein: "Aber wir wussten auch, dass wir eine Chance haben, wenn wir Trubisky dazu zwingen könnten, Quarterback zu spielen."

Harte, aber auch wahre Worte, denn den Packers gelang vor allem eines: Sie hielten Mitchell Trubisky weitestgehend in der Pocket und nahmen ihm so seine vielleicht beste Fähigkeit, nämlich sein Improvisationstalent.

Das blitzte nur sehr selten auf. Ein einzies Mal legte Trubisky einen Lauf über sieben Yards hin. Das war beim Versuch, einen vierten Versuch auszuspielen anstatt ein 50-Yard-Field-Goal zu versuchen. Der QB wurde jedoch vor dem First-Down-Marker gestoppt (obgleich man zugeben muss, dass ein Fehlversuch durch Kicker Eddy Pineiro wohl eine ganz andere empfindliche Baustelle in Illinois wieder hätte aufmachen können).

Chicago Bears: Mitchell Trubisky, der Quarterback

Ansonsten war er tatsächlich nur Trubisky, der Quarterback. Und der brachte ganze 26 seiner 45 Passversuche (rund 58 Prozent) an den Mann. Der Großteil davon waren Checkdowns zu Running Backs - 8 Receptions (49 YDS) für Tarik Cohen, 6 Receptions (17 YDS) für Mike Davis. Einzig die Connection zu Wide Receiver Allen Robinson (7 REC, 102 YDS) funktionierte gut.

Robinson war vielleicht sogar der beste Spieler auf dem Platz, doch es wäre noch weit mehr möglich gewesen, hätte Trubisky den Wideout bei seinen insgesamt 13 Targets nicht so häufig überworfen oder ins Seitenaus geschickt - Präzision bleibt also ein Thema bei Trubisky. Zudem übersah der 25-Jährige ein paar Mal offene Receiver für mögliche First Downs.

Merkwürdige Entscheidungen - vor allem: Warum nicht doch das 50-Yard-Field-Goal versuchen? - seitens Head Coach Matt Nagy kamen obendrauf und machten das Leben der Hausherren nicht eben einfacher.

Nagy selbst brachte es auf den Punkt: "Drei Punkte sind lächerlich. Das war eindeutig inakzeptabel. Und es beginnt mit mir. Das habe ich den Jungs gerade in der Kabine gesagt. Wir haben nicht unser wahres Gesicht gezeigt. Ich war stolz auf unsere Defense. Sie haben alles rausgeholt. Offensiv jedoch waren wir nicht gut genug. Aber das werden wir ausmerzen. Unsere Jungs wissen das."

Chicago Bears: Nur die Defense überzeugt

Besagte Jungs wissen aber auch, dass ihre Defense sie bis zum Schluss im Spiel gehalten hat. Von Beginn an dominierte diese Unit Green Bay und Aaron Rodgers. Der musste wie Trubisky auf der anderen Seite 5 Sacks einstecken und wirkte über weite Strecken nicht unbedingt viel stabiler als sein junger Counterpart.

Das mag auch eine Folge des noch nicht vorhandenen blinden Verständnisses mit Head Coach Matt LaFleur gewesen sein. Er und Rodgers funkten nicht auf einer Wellenlänge und die Play-Calls des Neuen waren zumeist auch eher unglücklich. Entsprechend stand bei den Packers bis auf den Touchdown-Drive im zweiten Viertel auch wenig Positives auf dem Zettel.

Dieser Drive aber zeigte, wie es gehen kann. Green Bay drückte aufs Tempo und begann mit Play Action und einer Bombe von Rodgers auf Wide Receiver Marquez Valdes-Scantling für 47 Yards an die 27-Yard-Linie der Bears. Von da war es dann die Extraklasse von Rodgers, die den Rest besorgte. Buchstäblich, denn seinen fast weggeworfenen und etwas hohen Ball in die Endzone zu Tight End Jimmy Graham werfen nicht viele - noch weniger bringen ihn an. Geplant war dieses Manöver aber nicht. Designte Spielzüge funktionierten ohnehin nur selten an diesem Abend.

Stattdessen glänzten beide Teams mit Fehlern und Disziplinlosigkeiten. Beide kassierten jeweils zehn Flaggen für insgesamt 178 Straf-Yards. Die Bears standen einmal sage und schreibe einem 1st-and-40 gegenüber. Eine Situation, die nicht nur aussichtslos erschien, sondern auch dadurch verkompliziert wurde, dass Trubisky zum Start direkt einen ungenauen Checkdown auf Cohen warf, der diesen auch noch fallen ließ. So war dann auch dieser Drive zum Scheitern verurteilt.

Bears vs. Packers: Kein Spektakel zum Jubiläum

Es war zwar nur das erste Spiel, doch aus dem ging keiner so richtig zufrieden hervor. Die NFL nicht, weil ihre Jubiläumssaison nicht mit einem Spektakel begann. Die Packers nicht, weil sie zwar gewannen, aber nicht überzeugten und die Zweifler nicht verstummen ließen, die LaFleur und seine Offense noch skeptisch betrachten.

Letzteres hielt Rodgers allerdings nicht davon ab, seinem Head Coach den Spielball zu überreichen. "Es ist eine große Sache, das erste NFL-Spiel als Head Coach zu gewinnen. Ich freue mich für ihn", ließ Rodgers wissen und schob nach: "Ich habe ihm gesagt: 'Ich werde zukünftig sehr viel besser sein.'"

Und schon gar nicht zufrieden sind die Bears, die nicht nur gegen den Erzrivalen das erste Heimspiel verloren haben, sondern ihren Zweiflern neues Futter gaben.

Trubisky präsentierte sich dabei genauso wie in den ersten zwei Jahren seiner NFL-Karriere. Er zeigte die üblichen Schwächen und konnte Bedenken an seiner Person nicht zerstreuen. Ein paar wunderbare Pässe, gerade auf Robinson, waren freilich auch dabei, doch in der Summe ließ sich keine Leistungssteigerung des Quarterbacks feststellen, der diese Franchise noch lange anführen soll.

Aktuell bleibt es dann doch bei der Erkenntnis: Die Chicago Bears sind ein richtig starkes Team. Es sei denn, man zwingt Mitchell Trubisky dazu, Quarterback zu spielen.

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