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Draft: Metcalf, Harry, Butler - das Wide Receiver Ranking

Die Wide-Receiver-Klasse ist einer der spannendsten Parts des diesjährigen Drafts.
© getty

Die Wide Receiver Klasse im diesjährigen Draft hat viele tolle Spieler zu bieten, die Frage, die sich Teams stellen müssen, lautet am ehesten: Welcher Receiver-Typ darf es sein? SPOX-Redakteur Adrian Franke hat die Receiver-Klasse gescoutet und in sein Top-12-Ranking einsortiert.

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Die Nachfrage nach guten Wide Receivern wird in der immer Pass- und Spread-lastigeren NFL zunehmend größer; verschiedene Receiver-Typen prägen auch den diesjährigen Draft. Ob Speedster, Slot-Receiver oder dominante Outside-Waffen - Teams haben Ende April eine sehr spannende Auswahl vor sich, und das vor allem mit einer beachtlichen Breite was die Top-10-Qualität angeht.

Nach der Top-10 gibt es dann einen relativ klaren Cut was die Qualität angeht, hier sehe ich auch den Übergang von der späten zweiten beziehungsweise frühen dritten in die eher mittlere bis späte dritte Runde, und dann ultimativ auch darüber hinaus.

Doch auch hier gibt es noch spannende Prospects, die es letztlich nicht in meine Top-12 geschafft haben. Notre Dames Miles Boykin etwa könnte sich mit etwas Zeit zu einem X-Receiver auf dem NFL-Level entwickeln. Preston Williams von Colorado State hat eine tolle Mischung aus Größe und Speed und könnte sich schnell zu einem Deep Threat entwickeln. Clemsons Hunter Renfrow fängt alles und könnte ein Cole-Beasley-ähnlicher Spieler in der NFL werden. Und das sind nur einige Beispiele.

Wide Receiver Ranking - Rolle und Scheme-Fit entscheiden

Ehe es ins Ranking geht, noch ein Satz zur Einordnung generell. Das Ranking der diesjährigen Receiver-Klasse war nicht nur aufgrund der Herausforderungen der Position schwierig - für das Verständnis der Einordnung von X-, Z- und Slot-Receiver empfehle ich den gestrigen Artikel -, sondern es ist auch schwierig, weil die Spieler qualitativ unheimlich nah beieinander sind.

In meinen Augen gibt es in diesem Jahr keinen klaren Nummer-1-Receiver, stattdessen ist vor allem die Top-10 qualitativ wahnsinnig eng beieinander, und in manchen Bereichen fast austauschbar. Es wird spannend sein zu sehen, wie die NFL diese Receiver-Klasse bewertet, aber es würde mich nicht wundern, wenn ungefähr zwischen Mitte der ersten und Mitte beziehungsweise Ende der zweiten Runde die Wide Receiver den Draft dominieren. Persönlich sehe ich dieses Jahr allerdings keinen Receiver als Top-10-Spieler.

Last but not least die Erinnerung bezüglich der NFL-Vergleiche. Wenn bei Riley Ridley etwa Vikings-Receiver Stefon Diggs als NFL-Vergleich aufgeführt wird, bedeutet das nicht, dass er zwangsläufig qualitativ jemals auf dessen Level kommt oder gar schon dort ist, oder dass er dessen Eigenschaften 1:1 ebenfalls mitbringt. Die NFL-Vergleiche, die mir beim Analysieren des Tapes aufkamen, sind vielmehr als Hilfestellung zu verstehen, um den Spielertyp besser greifen zu können.

NFL Draft 2019: Wide Receiver Ranking

12. Anthony Johnson, Buffalo

Receiver-Typ: Z-Receiver/Deep Threat.

NFL-Vergleich: Donte Moncrief.

Stärken:

  • Ein vertikaler Receiver. Johnson braucht ein paar Schritte, um Tempo aufzunehmen, überrascht dann aber mit seiner Geschwindigkeit. Er findet den Ball konstant Downfield, hat dabei eine sehr gute Hand-Auge-Koordination und zeigt gute Körperkontrolle.
  • Johnson bringt zudem einige Qualitäten nach dem Catch mit, er nutzt seine Hände gut, um sich in der Route Platz zu verschaffen. Das fiel insbesondere bei den vielen Out- und Comeback-Routes auf, die er lief.
  • Kann in der NFL ein vertikaler Z-Receiver werden, eine klassische Nummer 2 oder 3 - je nach Wide-Receiver-Corps - für ein NFL-Team. In dieser Rolle aber hat er durchaus Potential.

Schwächen:

  • Explosivität ist eher durchwachsen, genau wie seine Fußarbeit.
  • Das fällt hin und wieder auch bei seinem Release auf. Hier wirkt Johnson teilweise etwas chaotisch oder planlos und nicht wirklich effizient. Dadurch braucht er häufiger auch Zeit, um sich Separation zu verschaffen.
  • Auch seine Cuts sind durchschnittlich, er ist kein Spieler, der mit seiner Agilität und Quickness oder mit purer Physis gewinnt.

11. Parris Campbell, Ohio State

Receiver-Typ: Z-Receiver.

NFL-Vergleich: Cordarrelle Patterson, allerdings mit mehr Speed und weniger Physis.

Stärken:

  • Speed, Speed, Speed. 4,31 Sekunden bei der Combine für die 40 Yards (geteilter erster Platz mit Andy Isabella), schnellste WR-Zeit beim 20-Yard-Shuttle, drittbester Weitsprung und Platz 5 beim Hochsprung unter den Receivern; Campbell, der auf der High School als Sprinter Rekorde brach, ist athletisch äußerst eindrucksvoll - und man sieht es auf Tape.
  • Campbell spielt mit einer unheimlichen Explosivität, dabei zeigt er fließende, effiziente Bewegungen. Bei Screens und Jet Sweeps ist er dadurch brandgefährlich mit dem Ball in der Hand, Campbell hat einen schnellen Release und nimmt schnell auch aus dem Stand Tempo auf. In der Folge hat er enormes Potential nach dem Catch.
  • Darüber hinaus sieht man auch positive Ansätze im Spielverständnis. Campbell findet Lücken gegen Zone Coverage, er hat gute Hände und war eine Slot-Maschine: 79 Slot-Receptions (Platz 3), 939 Slot-Yards (5) und Platz fünf was Yards pro gelaufener Route angeht (3,47).

Schwächen:

  • Das große Fragezeichen bei Campbell ist das nach seiner weitestgehend eindimensionalen Nutzung im College. Vom Gadget-Player zuvor schaffte er es "nur" zum Slot-Receiver; Campbell wurde trotz seiner Geschwindigkeit kaum vertikal eingesetzt, lief fast nur Underneath-Routes. Das wirft auch die Frage auf, ob und warum die Coaches ihm eine vertikalere Rolle nicht zutrauten.
  • Generell gilt: Er wird die Nuancen der Position noch lernen müssen. Campbell ist vergleichsweise ein sehr roher Route-Runner, der in der NFL anfangs gegen Man Coverage größere Probleme bekommen sollte. Als Route-Runner wirkt er teilweise etwas planlos, dazu kommen immer wieder mal auftauchende Drop-Probleme.
  • Campbell ist kein physischer Spieler, kein Contested Catch Receiver und kein Blocker. Aber sein athletisches Potential und die Hinweise auf sein Spielverständnis machen ihn zu einem spannenden Receiver-Prospect.

10. Riley Ridley, Georgia

Receiver-Typ: Z-Receiver.

NFL-Vergleich: Stefon Diggs.

Stärken:

  • Dass Ridley nur auf dem zehnten Platz landet, spricht dafür, wie stark die Receiver-Klasse ist - auch ohne vielleicht die Elite-Qualität ganz an der Spitze. Ridley ist ein sehr, sehr guter, fortgeschrittener Route-Runner und gehört in dieser Disziplin zu den zwei, drei besten Wideouts in dieser Klasse.
  • Dabei manipuliert er Verteidiger, zeigt effiziente, schnelle Cuts mit einfachen aber sehr gezielten Bewegungen, verfügt über sehr gute Körperkontrolle und ist einfach häufig offen, und das ist kein Zufall.
  • Auch eine sehr gute Fußarbeit spielt dabei eine Rolle. Ridley kann relativ schnell gutes Tempo aufnehmen und das auch wieder rausnehmen. Was die Technik und die Nuancen der Position betrifft ist er schon beachtlich weit.

Schwächen:

  • Ridley ist weder ein Speedster, noch der explosivste Receiver dieser Klasse. Beides fällt bei ihm eher in die Kategorie "funktional", teilweise fällt es gerade beim Release auf. Da hat er immer wieder Probleme mit Press-Coverage.
  • In der Folge ist er nach dem Catch insgesamt eher durchschnittlich. Auch ist er nicht der agilste Receiver.
  • Wer Ridley draftet, sollte ihn für eine Nummer-2-Rolle und möglichst häufig als Z-Receiver einplanen, um ihn vor dem Snap herumbewegen zu können und ihm möglichst häufig einen klaren Release zu ermöglichen.

9. J.J. Arcega-Whiteside, Stanford

Receiver-Typ: X-Receiver.

NFL-Vergleich: Brandon Marshall.

Stärken:

  • Für einen Receiver seiner Größe überrascht er mit seinem Route-Running. Hat extrem schnelle Füße und kann sich dadurch auch beim Release gut von Press-Coverage lösen.
  • Einer der zwei, drei besten Contested-Catch-Receiver dieser Klasse. Großartig in der Red Zone, versteht es unheimlich gut, seinen Körper und seine Hände einzusetzen, um sich Platz zu verschaffen und einen Pass unter Bedrängnis zu sichern.
  • Körperkontrolle und Physis sind eindrucksvoll, außerdem hat er gute, teilweise spektakuläre Hände beim Catch. Arcega-Whiteside ist ein vertikal gefährlicher Receiver, der es versteht, sich ideal zu positionieren und genau weiß, wie er sich beim Catch verhalten muss.

Schwächen:

  • Physisch starke Cornerbacks bereiteten ihm einige Probleme. Nicht unbedingt beim Catch, doch konnte er sich hier teilweise beim Release, teilweise während der Route nicht konstant lösen.
  • Generell muss sein Route-Running noch effizienter werden. Teilweise übertreibt er es mit dem Versuch, Cornerbacks mit seiner Fußarbeit zu täuschen, seine Cuts sind nicht scharf genug und er hat nicht die Geschwindigkeit, um damit in der NFL konstant zu gewinnen.
  • Ein überzeugender Blocker ist Arcega-Whiteside nicht. Hier wirkt es auch häufig so, als wüsste er nicht genau, was er machen soll.
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