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NBA Finals - 5 Fragen zur Niederlage der Boston Celtics: Die größte Baustelle wird richtig teuer

Jaylen Brown und Jayson Tatum erreichten erstmals gemeinsam die NBA Finals.
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Kann Jayson Tatum die Nummer eins eines Contenders sein?

Es war nicht die Serie des 24-Jährigen. Sein Playmaking und seine Defense waren überwiegend stark, doch seine eigentliche Primärqualität, das Scoring, stand hinten an: Nur in Spiel 5 erreichte er 50 Prozent aus dem Feld, über die gesamte Serie fiel quasi kaum ein Zweier, im Schnitt kam Tatum auf 21,5 Punkte bei 36 Prozent aus dem Feld.

Die vielen Ballverluste kamen hinzu, Tatum verlor als erster Spieler während eines Playoff-Runs 100 Mal den Ball. Er führte die Playoffs zwar auch bei den Gesamtpunkten und -assists an, am Ende bleibt dennoch ein säuerlicher Geschmack, gerade nach Game 6, das alle Zweifel an Tatum gefühlt noch einmal hervorrief.

Tatum kam eigentlich gut in die Partie, wurde dann aber immer passiver, am Ende verweigerte er sogar mehrere Sprungwürfe. Ein offener Dunk war sein einziger Korb in der zweiten Hälfte, das war natürlich viel zu wenig. Die Frage, ob die in der Miami-Serie verletzte Schulter ihn noch immer behinderte, wischte Tatum zwar nach dem Spiel weg, zweifelsohne wirkte er in den Finals jedoch eingeschränkt, zaghafter als vor der Verletzung.

Sicherlich hatte auch die aggressive Defense der Warriors ihren Anteil daran, die Tatum fast nie zu seinen präferierten Spots kommen ließ und sein Ballhandling unter Druck setzte. So oder so: Er hinterließ keinen guten Eindruck, es war schlichtweg eine schwache Serie von Tatum. Und trotzdem sind die Zweifel an seiner Tauglichkeit als Nr. 1 etwas überzogen.

Jayson Tatum ist nicht "Prime LeBron"

Tatum hatte einen sehr großen Anteil daran, dass Boston so weit kam. Er hatte auch große Momente, allen voran das 46-Punkte-Meisterwerk im Do-or-Die-Spiel 6 in Milwaukee. Er zeigte, dass er Spiele nicht nur durch sein Scoring dominieren kann, etwa durch starke Defense oder seine 13 Assists in Spiel 1 der Finals.

Tatum ist einer der besten Two-Way-Player der Liga - und er ist 24. Wenn die Warriors eines zeigten, dann, dass er als offensiver Decision-Maker nicht auf der "Prime LeBron"-Stufe steht - aber wie viele Spieler haben diese Stufe jemals erreicht? Meister werden kann man auch ohne, allzu weit davon entfernt war Boston auch in diesem Jahr nicht.

Die Checkliste für Jayson Tatum

Was natürlich nicht heißt, dass Tatum nicht noch besser werden kann oder sollte. Mit etwas Reflektion wird er mit einer Checkliste in die Offseason gehen, auf der allen voran Ballhandling und Finishing am Ring stehen sollten - und ein striktes Verbot für "stehen bleiben, um sich über fehlende Calls zu beschweren". Auch ein verlässliches Floater Game würde viel dazu beitragen, um sein Offensiv-Spiel abzurunden.

Das Gute ist: Tatum ist 24, und bisher ist er stets besser geworden. Sein Playmaking in dieser Saison ist das beste Beispiel. "Er ist ein sehr motivierter Typ, der hart arbeitet, einen hohen IQ hat und der von dieser Erfahrung lernen wird. Ich glaube, es wird ihn antreiben und ihn auf die nächste Stufe bringen", sagte Udoka.

Um es einzuordnen: Curry hatte mit 24 noch kein All-Star-Game oder Playoff-Spiel absolviert, selbst LeBron gewann erst mit 26 sein erstes Finals-Spiel (und mit 27 seinen ersten Ring). Wer nach dieser Postseason mit der Erkenntnis raus geht, dass Tatum nicht die Nummer eins eines Contenders sein kann, wischt quasi alles weg, was vor den Finals passiert ist.