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NBA Playoffs - LeBron mit jeder Menge Kaffee: Wie Jimmy Butler das Aus der Miami Heat bei den Boston Celtics verhinderte

Von Robert Arndt
Jimmy Butler erzielte in Spiel 6 47 Punkte.
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Jimmy Butler hat mit einer Galavorstellung die Miami Heat am Leben gehalten. In Spiel 6 gegen die Boston Celtics werden Erinnerungen an das ikonische Spiel von LeBron James vor knapp zehn Jahren im TD Garden wach.

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Wie sich die Geschichte doch wiederholt. Die Boston Celtics müssen weiter auf ihre erste Finals-Teilnahme seit zwölf Jahren warten, zum dritten Mal in Folge verloren sie ein Closeout Game im heimischen TD Garden. 2012 und 2018 stand ihnen LeBron James im Weg, diesmal war es Jimmy "James" Butler (cc: Brett Brown), der mit 47 Punkten, 9 Rebounds, 8 Assists und 4 Steals Erinnerungen an das ikonische LeBron-Spiel von 2012 wach werden ließ.

Damals standen die Big Three um LeBron, Dwyane Wade und Chris Bosh in Spiel 6 kurz vor dem Zerfall, doch James rettete Miami mit einer 45-15-5-Gala in ein siebtes Spiel und gewann wenige Wochen später seinen ersten Titel. So weit ist das jetzige Team der Heat noch nicht, dennoch war die Vorstellung von Butler nicht weniger beeindruckend.

Ein Mitglied der damaligen Big Three wandte sich vor der Partie sogar an Butler, wie dieser nach dem Spiel verriet. "D-Wade hat mir vor dem Spiel geschrieben und mir gesagt, dass ich es schaffen kann. Das Knie mag zwar schmerzen, aber es interessiert niemanden. Geh da raus und schreib deine eigene Geschichte. Das hat mir enorm viel bedeutet."

Und Butler schrieb Geschichte. Nur Wilt Chamberlain erzielte bei einem Sieg in einem Elimination Game im Jahr 1960 mehr Punkte als der 32-Jährige (50), den Playoff-Franchise-Rekord von LeBron James aus dem Jahr 2014 verpasste Butler nur um zwei Pünktchen. Eine 47-9-8-4-Performance bei mindestens 50 Prozent aus dem Feld hatte die NBA bis zum heutigen Tage noch nie gesehen.

Jimmy Butler: Zehn Kaffee und eine Wade-Nachricht für 47 Punkte

"Es war unglaublich", meinte auch Kyle Lowry garniert mit einer F-Bombe, die zur Freude von Butler, der neben dem Point Guard bei der PK saß, wohl zu einer Geldstrafe führen wird, auch wenn Lowry sich umgehend entschuldigte. "Ich werde für so etwas dauernd bestraft", entgegnete der gut gelaunte Butler.

War es die SMS von Wade, die Mr. Buckets antrieb oder vielleicht doch ein mächtiger Big Face Coffee (laut eigener Aussage trinkt Butler sieben bis zehn Tassen am Tag)? Wer weiß das schon. Fakt ist, Butler trat wie verwandelt auf, nachdem er aufgrund seiner Knieprobleme in den Spiel 4 und 5 zusammengerechnet nur sieben seiner 32 Würfe getroffen hatte. Begabte Kopfrechner wissen, dass dies eisige 22 Prozent sind, sieben Field Goals hatte Butler in Spiel 6 bereits zur Halbzeit auf der Habenseite.

Butler attackierte früh, dazu fiel auch mal wieder der Dreier. Vier Distanzwürfe hatte der Forward in seiner Playoff-Karriere noch nie erzielt, in der Regular Season gelang es ihm 21-mal. Das war aber nur ein Teil seines Spiels, welches im Prinzip mal wieder die volle Jimmy-Butler-Experience war. Kluge Cuts, ein elitäres Midrange-Game plus die Fähigkeit, zu jeder Zeit Freiwürfe zu ziehen.

Der sechsfache All-Star ist während der Regular Season womöglich kein konstanter Top-10-Spieler, in den Playoffs hebt er sein Level aber konstant an und kann es mit jeder Defense aufnehmen (Ausnahme: die 21er Bucks), wenn der Körper mitspielt. In Spiel 6 wirkte Butler zwar noch immer nicht vollends fit, es spielte aber keine Rolle.

Jimmy Butler: Auch der DPOY Marcus Smart ist machtlos

Der Heat-Star suchte sich seine Matchups aus, meist waren Derrick White, Grant Williams und Al Horford seine bevorzugten Ziele, und setzte dann seinen Willen entsprechend durch. Auch Marcus Smart, seines Zeichens Defensive Player of the Year wurde bei Drives einfach unter die Korbanlage geschoben - so etwas sieht man von Smart eigentlich nie.

Auch Marcus Smart konnte Jimmy Butler nicht stoppen.
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Auch Marcus Smart konnte Jimmy Butler nicht stoppen.

Dies geschah im vierten Viertel in einer Phase, als das Spiel wieder zu kippen drohte. Miami hatte sich im dritten Abschnitt zwar eine 13-Punkte-Führung erspielt, doch White brachte Boston zurück ins Spiel. Butlers Antwort war simpel, er versuchte immer wieder, White zu attackieren und hatte auch Erfolg.

So auch beim vielleicht entscheidenden Play zwei Minuten vor dem Ende, als er ein Missverständnis beim Switch zwischen Smart und White eiskalt mit einem And-1 bestrafte. Der Dagger, ein Turnaround-Jumper von der Dreierlinie mit ablaufender Uhr bei noch 44 Sekunden Spielzeit war schließlich die Kirsche auf der Torte. 17 Punkte erzielte Butler im vierten Viertel, drei mehr als die Celtics-Stars Jaylen Brown und Jayson Tatum zusammen in der kompletten zweiten Halbzeit.

Dies macht die 47 Punkte noch beeindruckender, schließlich riss sich Butler auch defensiv auf, roch zahlreiche Plays der Celtics und hätte am Ende noch mehr als "nur" 4 Steals im Boxscore stehen haben können. Gefühlt kennt die Nummer 22 der Heat alle Celtics-Plays auswendig und ist auch schon bei einer kleinsten Nachlässigkeit zur Stelle, um dann in Transition zwei Punkte zu erzielen.

Es sind Punkte, die Miami gut gebrauchen konnte. "Ich mache das, was mein Team benötigt", betonte Butler. "Sei es Scoring, Playmaking oder Verteidigen - ich mache alles, damit mein Team gewinnt." Nach 82 und 80 Zählern war es vornehmlich Scoring, die Heat legten diesmal ein annehmbares Offensiv-Rating von 115,6 auf, obwohl mit Tyler Herro (Leiste) erneut der dynamischste Guard, der für sich selbst Offense kreieren kann, fehlte.

Jimmy Butler: Keine Phrasen, sondern Taten

Eine komplette One-Man-Show war es aber nicht. Lowry (18, 10 Assists) machte ein gutes Two-Way-Spiel, wie man es ihm mit all den Verletzungen nicht zugetraut hätte, Max Strus versenkte in der zweiten Halbzeit drei Triples, nachdem er zuvor 14 Würfe am Stück vergeben hatte. Victor Oladipo hatte im vierten Viertel gute Phasen und lieferte gegen Brown bei +4 das wichtigste Defensiv-Play des Abends, als er ein Offensiv-Foul zog.

Sogar die Bank der Heat spielte Defense, so stand Markieff Morris in der zweiten Halbzeit ständig im Feld und behinderte die Schützen der Celtics (wann wird so etwas mal konsequent bestraft?). Auch Lowry versuchte von der Seitenlinie nach seinem sechsten Foul Einfluss zu nehmen. Das muss man nicht gut finden, es zeigt aber auch, dass Miami nicht nur Phrasen ("Wir glauben daran") um sich warf, sondern das auch auf und neben dem Feld vorlebte.

Miami lebt mal wieder das Motto "Wir gegen alle", da werden dann auch harmlose Aussagen von Draymond Green, der nach dem Sieg gegen Dallas angab, dass er Boston als Gegner erwarte, als Motivation gerne angenommen. Was auch immer dieses Team antreibt, sie werden es in der Nacht auf Montag erneut brauchen.

Auf dem Papier sollten die Celtics auch am South Beach als Favorit in die Partie gehen, doch das waren sie auch schon in Spiel 6. Der schiere Wille sowie die LeBron-esque Vorstellung von Butler bewahrten Miami vor dem Aus, nun haben sie nach 2011, 2012 und 2020 erneut die Chance, die Finals-Träume der Celtics zu begraben.

Heat vs. Celtics: Die Serie im Überblick

SpielDatumUhrzeitHeimAuswärtsErgebnis
118. Mai2.30 UhrMiami HeatBoston Celtics118:107
220. Mai2.30 UhrMiami HeatBoston Celtics102:127
322. Mai2.30 UhrBoston CelticsMiami Heat103:109
424. Mai2.30 UhrBoston CelticsMiami Heat102:82
526. Mai2.30 UhrMiami HeatBoston Celtics80:93
628. Mai2.30 UhrBoston CelticsMiami Heat103:111
730. Mai2.30 UhrMiami HeatBoston Celtics-