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NBA Playoffs, Dallas Mavericks - Mavs-Guard Spencer Dinwiddie zurück in Form: Angestachelt von 100 Pennies

Spencer Dinwiddie will mit den Mavs die NBA Finals erreichen - und dann um einen 1-Dollar-Bonus kämpfen.
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Spencer Dinwiddie hätte jetzt auch in Cancun in der Sonne liegen können. Stattdessen kämpft er nach seinem Trade zu den Mavs um den Einzug in die NBA Finals - und um einen verrückten Bonus. Trotz der Niederlage in Spiel 1 strotzt der Guard vor Optimismus.

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Mitten in seinem Instagram Live im August 2021 musste Bobby Marks kurz innehalten. Der frühere Assistant GM der Brooklyn Nets und heutige Salary-Cap-Experte von ESPN ging gerade die Vertragsklauseln und -boni in den frisch unterschriebenen Arbeitspapieren der Offseason durch, als er bei Spencer Dinwiddie lieber zweimal hinschaute.

"Oh, that's a beauty!", sprudelte es dann aus ihm heraus und Marks musste lauthals lachen. Im neuen Vertrag zwischen Spencer Dinwiddie und den Washington Wizards war ein Bonus inkludiert für den Gewinn der Championship: ein Dollar. Nicht eintausend, nicht eine Million. Nur ein Dollar.

"Als ich bei den Wizards unterschrieben habe, war es unwahrscheinlich, dass wir es in die Finals schaffen. Wahrscheinlich habe ich es deshalb getan", sagte Dinwiddie vor wenigen Tagen bei Andscape rückblickend. "Es musste einfach ein Geldtopf aufgeteilt werden und das meiste wurde auf andere Boni wie das Erreichen der Playoffs oder Conference Finals verteilt. Das sollte mir möglichst viel Geld einbringen, aber am Ende war es einfach witzig."

Das Wizards-Kapitel von Dinwiddie ist mittlerweile schon längst wieder Geschichte - es dauerte gerade einmal sechs Monate - und auf einmal sind die Vertragsboni gar nicht mehr so unrealistisch. Selbst der eine Dollar nicht. "Jetzt widme ich dem Ganzen wieder etwas mehr Aufmerksamkeit", scherzte Dinwiddie.

Mavs-Guard Dinwiddie: West-Finals statt Cancun

Einen Bonus über 100.000 Dollar strich der 29-Jährige bereits für das Erreichen der zweiten Playoff-Runde ein, am vergangenen Sonntag sicherte er sich den nächsten Extra-Scheck, als er den Dallas Mavericks mit 30 Punkten in Spiel 7 gegen die Suns in die Western Conference Finals verhalf. Dafür gab es 571.427 Dollar.

Auch für seine 67 Einsätze in der laufenden Saison (44 für Washington, 23 für Dallas in der regulären Saison) gab es einen fetten Bonus in Höhe von 1,5 Millionen Dollar. Für das Erreichen der NBA Finals stünde eine Überweisung von 400.000 Dollar an. Dafür müssen aber erst einmal die Warriors aus dem Weg geräumt werden.

In Spiel 2 in der Nacht auf Samstag (ab 3 Uhr live auf DAZN) kommt es dabei auch auf Dinwiddie an. Natürlich steht und fällt der Erfolg der Mavs mit Luka Doncic, doch dahinter müssen die Rollenspieler zwingend abliefern. Maxi Kleber und die Garde an Dreierschützen müssen es von Downtown regnen lassen (und zwar besser als in Spiel 1), Dallas braucht Jalen Brunson als zweiten Playmaker und eben auch Dinwiddie als Bank-Scorer und mal dritte, mal aber auch zweite Option.

Vor wenigen Monaten sprach eigentlich noch ziemlich wenig dafür, dass sich Dinwiddie in solch einer maßgeblichen Rolle in einem Playoff-Team wiederfinden würde. "Wenn ich im Februar nicht getradet worden wäre, dann wäre ich jetzt in Cancun. Jetzt geht es [in den West-Finals] gegen die Warriors. Für so etwas lebst du!", brachte er es selbst auf den Punkt.

Dallas Mavericks: Die Teamchemie stimmt

Obwohl Spiel 1 in die Binsen ging, Sorgen macht sich in Dallas in dieser noch jungen Serie gegen die Dubs keiner. Sowohl in der ersten Runde gegen Utah als auch in der zweiten Runde gaben die Mavs jeweils das erste Duell ab, um sich am Ende doch noch die Serie zu schnappen. Gegen die Suns drehten die Texaner gar einen 0-2-Rückstand.

"Ich glaube, bei Golden State sitzt jetzt niemand und sagt: 'Wir haben die Serie gewonnen.' Und bei uns denkt niemand, dass wir schon verloren haben. Man braucht vier Siege", sagte Dinwiddie nach der 87:112-Auftaktniederlage. Schon in den Wochen zuvor hatte er die Kultur innerhalb des Teams mehrfach gelobt, die besonders in der Postseason eine tragende Rolle einnehme.

Damit erlebt er einen direkten Kontrast zu seiner kurzen Zeit in Washington. In der Wizards-Kabine soll er angeeckt sein, weil er verbal den Finger in die Wunden legte. The Ringer berichtete, dass seine Teamkollegen ihn nicht mehr dort haben wollten. Auf der anderen Seite kritisierte Kentavious Caldwell-Pope kurz nach der Trade Deadline "Agenden und Egos" mancher Spieler.

Ob er damit auf Dinwiddie anspielte oder den nach Charlotte abgewanderten Montrezl Harrell - oder ob es sich nur um eine allgemeine Feststellung handelte - ist unklar, der neue Mavs-Guard wischte mit seinen Auftritten auf dem Court diese Nebenkriegsschauplätze aber ohnehin schnell zur Seite. In den ersten Wochen nach dem Trade, der Kristaps Porzingis im Tausch für Dinwiddie und Davis Bertans nach Washington verschiffte, war der gebürtige Kalifornier eine Offenbarung für die Mavs.

Dallas Mavericks: Dinwiddie als starke dritte Option

Der Zweitrundenpick von 2014, der sich jahrelang durch die G-League kämpfte, bevor er in Brooklyn seinen Durchbruch schaffte, startete so heiß wie noch nie zuvor in seiner Karriere in das Mavs-Abenteuer. Er versenkte Dreier um Dreier, mal garniert mit einem Gamewinner, und glänzte als dritter Playmaker.

Dinwiddie stellte sich als hervorragender Fit an der Seite von Doncic heraus, der Mismatches attackieren, die Defense mit seinen Drives unter Druck setzen oder eben auch von Downtown heiß laufen kann - auch wenn der Dreier eigentlich alles andere als sei Steckenpferd ist (Karrierequote von 32,2 Prozent, bei den Mavs sind es in Regular Season und Playoffs 40,3 Prozent). Das ermöglichte Dallas ein extrem gefährliches Small-Ball-Lineup.

So etwas wie Wurfneid gibt es dabei in der Hierarchie der Mavs, in der Dinwiddie meistens die dritte Geige mimt, nicht. "Als dritte Option muss ich verstehen, dass ich nicht immer die gleichen Würfe bekomme", so Dinwiddie. "In manchen Spielen sind es vielleicht fünf Würfe. In anderen könnten es 15 sein." Dinwiddie stellt sich ganz in den Dienst der Mannschaft.

So schwächt er gemeinsam mit Brunson etwas die Mavs-Abhängigkeit von Doncic. Auch in den Playoffs hilft er immer wieder dabei, die Nicht-Luka-Minuten für Dallas erfolgreich zu gestalten. Wenn er denn in Form ist. Nach einem guten Start als Starter gegen Utah legte Dinwiddie nach seiner Rückkehr zur alten Bankrolle nur noch 8,5 Punkte bei 34,3 Prozent aus dem Feld in den folgenden acht Partien auf.

Es dauerte bis Spiel 6 gegen die Suns, bis er sich mit immerhin 15 Zählern in 20 Minuten aus seinem Tief befreite. Dann folgte die 30-Punkte-Explosion in Spiel 7. Laut Statmuse hat in der Playoff-Geschichte nur Eddie Johnson (34) in einem Spiel 7 mehr Punkte von der Bank erzielt. "Er ist unglaublich mit dem Ball. Er kann so viel damit anstellen. Er ist einfach ein Baller", schwärmte Doncic. "Wir sind froh, ihn zu haben."

Dirk Nowitzki gratuliert Spencer Dinwiddie wahrscheinlich zu einem fetten Bonus nach dem Einzug in die West-Finals.
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Dirk Nowitzki gratuliert Spencer Dinwiddie wahrscheinlich zu einem fetten Bonus nach dem Einzug in die West-Finals.

Dallas Mavericks: "Haben Gründe, selbstbewusst zu sein"

Die positive Formkurve bestätigte sich in Ansätzen auch zum Auftakt der West-Finals, Dinwiddie war mit 17 Punkten immerhin zweitbester Mavs-Scorer und mit 5/11 aus dem Feld auch einer der effizientesten in einer Offense ohne Wurfglück. Er pickte sich teils Jordan Poole heraus und zeigte ein paar ordentliche Drives an einem Abend, an dem Dallas insgesamt nicht sonderlich gut in die Zone kam. Das wird auch in den kommenden Spielen wichtig sein.

Und er versenkte immerhin 3/7 Dreier. Die Mavs als Ganzes standen bei 11/48 aus der Distanz, 22,9 Prozent. Um Spiel 2 zu gewinnen, wäre es schon mal hilfreich, wenn sie ein paar mehr dieser Würfe treffen würden. "Wir standen bei 11/48 aus dem Dreierland, darunter waren vielleicht acht schlechte Würfe. Das bedeutet, dass wir 40 gute Würfe hatten, davon sollte man mindestens 15 oder 16 treffen."

Tatsächlich stufte nba.com/stats 28 der 48 Dreierversuche der Texaner als "weit-offen" ein, davon landeten aber nur acht im Korb (28,6 Prozent). Das geht für die Mavs definitiv besser. Muss es sogar, wenn sie eine Chance auf das Finals-Ticket haben wollen.

"Wir haben Gründe, selbstbewusst zu sein", sagte Dinwiddie nach Spiel 1. "Ich denke nicht, dass wir nochmal so schlecht treffen werden. Sie haben unterschiedliche Verteidiger, unterschiedliche Defensiv-Systeme auf uns geworfen. Wir werden uns das nochmal anschauen und eine Lösung präsentieren."

Nach nur einem Spiel hat Dinwiddie die NBA Finals natürlich noch lange nicht aus den Augen verloren. Genauso wenig wie seinen 1-Dollar-Bonus. Er hat sogar schon eine Vorstellung, wie er diesen Bonus ausgezahlt bekommen will: "Lasst uns ganz verrückt werden. Gebt mir 100 Pennies!"

Warriors vs. Mavs: Die Serie im Überblick (1-0)

SpielDatumUhrzeitHeimAuswärtsErgebnis
119. Mai3 UhrGolden State WarriorsDallas Mavericks112:87
221. Mai3 UhrGolden State WarriorsDallas Mavericks-
323. Mai3 UhrDallas MavericksGolden State Warriors-
425. Mai3 UhrDallas MavericksGolden State Warriors-
5*27. Mai3 UhrGolden State WarriorsDallas Mavericks-
6*29. Mai3 UhrDallas MavericksGolden State Warriors-
7*31. Mai2 UhrGolden State WarriorsGolden State Warriors-

* falls nötig

 

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