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NBA Playoffs: Milwaukee Bucks überleben Krimi gegen Boston Celtics - Giannis Antetokounmpo nicht zu stoppen

Von Robert Arndt
Giannis Antetokounmpo erzielte in Spiel 3 42 Punkte gegen die Boston Celtics.
© getty

Die Milwaukee Bucks haben Spiel 3 gegen die Boston Celtics für sich entschieden und damit die Führung in der Serie übernommen. Garant beim 103:101-Erfolg war einmal mehr Giannis Antetokounmpo, den entscheidenden Wurf in einer dramatischen Schlussphase traf aber Co-Star Jrue Holiday.

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Knapp zwei Minuten vor dem Ende waren die Gäste nach einem zwischenzeitlichen 14-Punkte-Rückstand durch Jaylen Brown erstmals seit kurz nach der Halbzeit wieder in Front gegangen, bevor Jrue Holiday und Giannis Antetokounmpo mit zwei Drives den Bucks eine 3-Punkte-Führung bescherten. Marcus Smart ging 5 Sekunden vor Schluss an die Linie, vergab den zweiten Versuch absichtlich und holte den Rebound, doch der Tip-In von Al Horford zur möglichen Verlängerung kam knapp nach der Sirene, sodass die Gastgeber überlebten.

Antetokounmpo lieferte mit 42 Punkten (16/30 FG, 9/12 FT), 12 Rebounds und 8 Assists ein Monsterspiel, auch Holiday (25, 11/30, 3 Steals) war trotz schwacher Quoten überragend. Pat Connaughton (11, 3/8 Dreier) traf im vierten Viertel zwei wichtige Distanzwürfe, als den Bucks kaum mehr etwas einfiel und sie das Spiel beinahe noch aus der Hand gaben.

Boston gewann den Schlussabschnitt mit 34:23 und machte es vor allem dank Jaylen Brown (27, 8/16, 12 Rebounds) und Horford (22, 9/16, 16 Rebounds, 5 Assists) noch einmal spannend. Jayson Tatum (10, 4/19, 3 Assists) erwischte dagegen einen Abend zum Vergessen und agierte auch in der Crunchtime unglücklich, als er bei Holidays entscheidendem Wurf ein Offensiv-Foul ziehen wollte, anstatt es dem Guard mit seiner Länge so schwer wie möglich zu machen. Daniel Theis spielte insgesamt nur 137 Sekunden im dritten Viertel, nahm dabei aber keinerlei Einfluss.

Die Bucks starteten mit einem kleineren Lineup (Grayson Allen für Bobby Portis), defensiv änderte dies aber kaum etwas, da Lopez am Ring bärenstark begann. Boston bekam zwar einige offene Triples, doch ansonsten war nichts einfach. Gleiches galt für Milwaukee, die Bucks nahmen aber auch einige schnellere Abschlüsse. Antetetokounmpo hatte 8 Zähler gesammelt, von Tatum kam dagegen kaum etwas. Er hatte Probleme gegen die Drop Coverage der Gastgeber (22:19).

Antetokounmpo führt Bucks auf die Siegerstraße

Der Dreier fiel auf beiden Seiten weiter nicht, dafür setzte Tatum mit einem Transition-Dunk über Giannis ein kleines Ausrufezeichen. Der Grieche dominierte aber die erste Halbzeit mit seinen Drives, Dunks und auch einem furiosen Block gegen Tatum (es war wohl Goaltending). Ansonsten scorten jedoch nur Holiday und Lopez, Boston verteilte das etwas besser, blieb aber auch über sechs Minuten ohne Field Goal. Und doch führten die Gäste zur Pause mit 50:46, da Boston Giannis das dritte Foul anhing und mit dem Finals-MVP auf der Bank die letzten sieben Zähler des Viertels erzielten.

Milwaukee reagierte, die ersten Minuten gehörten wieder Antetokounmpo, der durch die Zone tänzelte und damit einen 20:6-Lauf der Bucks initiierte. Die Gastgeber waren vor allem in Semi-Transition erfolgreich, meist dank Giannis, der nach Defensiv-Rebounds umgehend attackierte. Tatum warf weiter fleißig Backsteine, dazu leisteten sich die Celtics 7 TO im Abschnitt. Auch die Pause für Antetokounmpo konnte nicht genutzt werden, stattdessen bauten die Gastgeber den Vorsprung aus und nahmen ein Polster in das Schlussviertel mit (80:67).

Aber Boston war noch nicht geschlagen. Der bis dahin blasse Brown erzielte schnelle 7 Zähler, Derrick White (14) traf einen Dreier. Innerhalb von 4:30 Minuten hatten die Celtics mehr Punkte als im kompletten dritten Viertel erzielt (18:17). Die Bucks wackelten, weil Antetokounmpo zu selten gefunden wurde. Horford war für die Celtics in dieser Phase der beste Mann, vorne wie hinten. Brown brachte die Celtics knapp zwei Minuten vor dem Ende von der Linie sogar wieder in Front, bevor die Bucks dank Giannis und Holiday in einer wilden Crunchtime doch noch überlebten.

Die wichtigsten Statistiken

Milwaukee Bucks (3) - Boston Celtics (2) 103:101 (BOXSCORE), Serie: 2-1

  • Es war wie in den ersten beiden Spielen ein Abnutzungskampf. Die Gäste trafen in Halbzeit eins nur 33 Prozent aus dem Feld - und führten dennoch. Das lag nicht daran, dass der Dreier fiel (nur 4/18, MIL: 3/18), sondern aufgrund der Freiwürfe. Boston nahm 17 Freebies und sorgte für Foulprobleme bei den Bucks. Anteteokounmpo, Lopez und Allen hatten jeweils drei Fouls eingesammelt und saßen zum Ende der ersten Halbzeit auf der Bank. Vor allem das dritte Foul gegen Giannis tat den Bucks weh, denn Boston legte einen 7:0-Lauf in den letzten 57 Sekunden des Abschnitts hin.
  • In Halbzeit zwei scorten beide Teams dann etwas besser, der Dreier fiel aber weiter kaum (27 Prozent für die Celtics, 26 Prozent für die Bucks). Die Gastgeber erzielten dafür 20 Zähler mehr in der Zone (52:32), die Celtics nahmen dagegen doppelt so viele Freiwürfe (34:17) wie die Bucks.
  • Das dritte Viertel war dagegen Bucks-Basketball aus dem Lehrbuch. Die Gastgeber forcierten sieben Ballverluste der Celtics, sechs davon waren Steals. Aber Milwaukee hielt das Tempo auch nach Fehlversuchen der Gästen hoch und erzielte so satte 18 Punkte (BOS: 0) in Transition. Zum Vergleich: Die Celtics kamen selbst nur auf 17 Punkte im kompletten Viertel. Holiday (12) und Antetokounmpo (11) zerlegten die Gäste in dieser Phase nach allen Regeln der Kunst.
  • Für Antetokounmpo war es bereits das sechste 40-Punkte-Spiel in seiner Playoff-Karriere. Von allen aktiven Spielern haben nur LeBron James (28), Kevin Durant (14), James Harden (9) und Russell Westbrook (7) mehr. In der Historie der Bucks gab es ansonsten nur zehn weitere 40-Punkte-Spiele, drei davon gehen auf das Konto von Kareem Abdul-Jabbar.
  • Für Tatum war es dagegen die zweitschlechteste Shooting-Performance seiner Postseason-Karriere. Nur 2019 traf der Forward mal schlechter (5 Punkte, 2/10 FG), Gegner waren auch damals die Milwaukee Bucks. Es war dazu das dritte Spiel unter 25 Prozent Shooting für den 24-Jährigen, der Gegner hieß immer Milwaukee.

Celtics vs. Bucks: Die Stimmen zum Spiel

Giannis Antetokounmpo (Bucks): "Ich kenne meine Stärken. Ich versuche einfach zu lesen, was ich vor mir habe und vertraue dann meinem Instinkt. Manchmal mache ich dann das richtige Play, manchmal das Falsche. Aber solange ich meine Stärken ausspiele, haben wir immer eine Chance."

Jayson Tatum (Celtics) über eine mögliche Verletzung am Handgelenk: "Ich komme damit schon seit zwei Monaten zurecht. Das ist nichts Ungewöhnliches. Wenn ich aber darauf falle, dann habe ich schon Probleme."

Marcus Smart (Celtics) zu seinem absichtlich vergebenen Freiwurf: "Ich habe es perfekt gemacht. Sie haben es nicht erwartet, unsere Jungs schon. Wir hatten dann mehrere Chancen, aber es sollte einfach nicht sein."

Der Star des Spiels: Giannis Antetokounmpo

In den ersten beiden Spielen hatten die Celtics den Griechen bei 38 Prozent aus dem Feld gehalten, diesmal waren sie gegen Urgewalt des amtierenden Finals-MVPs machtlos. Antetokounmpo nahm diesmal schneller seine Abschlüsse und erwischte die Celtics ein ums andere Mal unsortiert für leichte Leger und Dunks. Außer Horford hatte niemand Antworten für den Griechen an diesem Abend.

Der Flop des Spiels: Jayson Tatum

Ganz schwieriger Abend für den Forward, der mit der angepassten Defense der Bucks überhaupt nicht zurecht kam. Milwaukee konnte mit Tatum aus der Mitteldistanz bestens leben, erst recht da dieser keinen einzigen Wurf davon traf. Hinzu kamen mehrere haarsträubende Turnover und merkwürdige Entscheidungen. Mehrfach verweigerte der 24-Jährigen einen möglichen Korbleger für einen Pass nach draußen. Auch seine Entscheidung, im letzten Bucks-Angriff ein Offensiv-Foul gegen Holiday zu schinden, war wenig ruhmreich. Lichtblick: 4 Blocks.

Die Szene des Spiels

Das Ende mit dem Horford-Tip, der knapp zu spät kam, war dramatisch - aber hätte es dazu eigentlich kommen dürfen? Die Celtics sahen beim Foul von Holiday gegen Smart 5 Sekunden vor Schluss ein Shooting Foul, was beim Stand von 103:100 drei Freiwürfe für den Point Guard der Celtics bedeutet hätte. Die Referees werteten es hingegen als einen Rip-Through-Move a la Chris Paul und gaben nur zwei Freiwürfe. Sehr strittig, denn wer Smart kennt, weiß, dass dieser auf jeden Fall den Dreier gerne genommen hätte. Auch nach dem Spiel gab es aufgrund dieses Plays heftige Diskussionen.

Celtics vs. Bucks: Die Serie im Überblick

SpielDatumUhrzeitHeimAuswärtsErgebnis
11. Mai19 UhrBoston CelticsMilwaukee Bucks89:101
24. Mai1 UhrBoston CelticsMilwaukee Bucks109:86
37. Mai21.30 UhrMilwaukee BucksBoston Celtics103:101
410. Mai1.30 UhrMilwaukee BucksBoston Celtics-
512. Mai1 UhrBoston CelticsMilwaukee Bucks-
6*14. MaiTBDMilwaukee BucksBoston Celtics-
7*16. MaiTBDBoston CelticsMilwaukee Bucks-

*falls nötig