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NBA Playoffs: Pelicans nerven Chris Paul - Droht CP3 nun das Nowitzki-Schicksal?

Chris Paul hat mit Herb Jones einen ziemlich ekligen Gegenspieler erwischt.
© getty

Die New Orleans Pelicans haben als 8-Seed die Serie mit den Phoenix Suns ausgeglichen. Das gelang, weil Chris Paul in Spiel 4 nicht übernehmen konnte. Der Point God wurde dabei von zwei Rookies entnervt.

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Um gleich einmal eine Sache beiseite zu schieben. Nein, Scott Foster war diesmal nicht als Referee für Spiel 4 zwischen New Orleans und Phoenix eingeteilt, dennoch wirkte Chris Paul im vierten Viertel so fahrig wie sonst nur, wenn seine persönliche Nemesis (0-14 in den Playoffs, zuletzt Spiel 2 der aktuellen Serie) die Pfeife im Mund hat.

Nein, bei der 103:118-Pleite der Suns waren es echte Gegenspieler auf dem Feld, die den Point God entnervten. Namentlich die beiden Rookies Herb Jones und Jose Alvarado. Noch in den Spielen 1 und 3 hatte CP3 die Suns zu späten Siegen geführt und auch diesmal war alles dafür angerichtet. Zwar führten die Pelicans mit 10 Punkten nach 36 Minuten, innerhalb von einer Minute war dieser Vorsprung aber wieder halbiert.

Besser sollte es jedoch nicht werden für die Gäste, vor allem weil Paul den Motor nicht am Laufen halten konnte. Der fast 37-Jährige traf zwar im ersten Viertel seine ersten beiden Würfe, es sollten dann aber nur noch sechs Fahrkarten dazukommen. Darüber hinaus leistete sich Paul 2 Ballverluste im vierten Viertel und vor allem der erste veränderte die Dynamik des Spiels.

Alvarado gelang es tatsächlich, dass Paul es innerhalb von acht Sekunden nicht mit dem Ball über die Mittellinie schaffte - das Smoothie King Center tobte. Als dann Jonas Valanciunas 5 Zähler am Stück machte und Jae Crowder einen Einwurf in die Arme von Herb Jones schmiss, gingen mit CP3 die Nerven durch. Sein Schlag auf den Kopf den Pels-Forwards hätte gut und gerne zum Rauswurf führen können, die Refs beließen es bei einem Flagrant-1-Foul.

Herb Jones: Kein normaler Rooke

Dass es zwischen den beiden brodelte, war nicht zu übersehen. Jones klebte die meiste Zeit an Paul, oft hart an der Grenze des Erlaubten, aber auch Paul selbst ist bekanntlich kein Kind von Traurigkeit. "Dieser Junge hat immer Feuer", adelte Pelicans-Coach Willie Green seinen Youngster, der sich in seiner ersten Saison bereits in die Herzen der Fans gespielt hat.

Es ist selten, dass ein Rookie defensiv einen großen Einfluss nehmen kann, Jones tut das - als 35. Pick. Der 23-Jährige besteht gefühlt nur aus Armen und Beinen, die er jederzeit zu seinem Vorteil einsetzen kann. Jones ist enorm flink auf den Füßen, besitzt jede Menge Stabilität in seinem Körper und kann gleichzeitig springen wie kaum ein anderer in der NBA.

"Not on Herb" ist in New Orleans bereits Kult, spätestens jetzt sehen es auch diejenigen, welche die Pelicans nur am Rande oder gar nicht verfolgt haben. Durchschnittlich 1,7 Steals und 0,8 Blocks über eine Rookie-Saison legten vor Jones gerade einmal zwölf verschiedene Spieler auf (seit 1982, letztmals gelang dies Ben Simmons in der Saison 2017/18).

In Spiel 4 war all das wieder zu sehen. Jones kann switchen, trotz 2,01 Meter Körpergröße Guards checken, um Screens navigieren und vor allem mit seinen raumgreifenden Schritten innerhalb kurzer Zeit viel Boden gutmachen. Dass ein einzelner Spieler drei Dreierversuche in einem Spiel blockt, ist unerhört - Jones tat dies gegen die Suns und präsentierte all seine Vorzüge in dieser einen Szene. Wie viele Spieler können das?

Chris Paul: Mit den eigenen Waffen geschlagen

"Wenn die Leute beginnen, Pelicans-Spiele zu schauen, dann wird er im All-Defense First Team stehen", war sich auch Teamkollege C.J. McCollum sicher. "Ich habe noch nie einen so jungen Spieler gesehen, der so smart und so fokussiert ist. Für ihn gibt es kein Limit."

Doch es war nicht nur Jones, der CP3 zu schaffen machte, auch Alvarado kann mit seiner Spielweise nerven. Streng genommen ist er in dieser Hinsicht ein wenig wie Paul selbst. Unangenehm, stets hautnah am Gegner, immer am Rande der Legalität und manchmal darüber hinaus.

Nicht nur die 8-Second-Violation dürfte CP3 ärgern, sondern auch der zweite forcierte Ballverlust von Alvarado, als der Guard sich wie so oft ein wenig im Backcourt versteckte und dann wie eine Katze von hinten nach dem Ball griff. Schon nach nur 54 Spielen in der NBA hat "Grand Theft Alvarado" sein Signature Play, das ist eine Leistung.

Erst recht wenn man bedenkt, dass der 24-Jährige im Draft von den 30 Teams gar nicht berücksichtigt wurde und auch in New Orleans erst den Umweg über die G-League gehen musste, bevor sein Two-Way-Contract in einen normalen NBA-Vertrag umgewandelt wurde. Ansonsten hätte er in den Playoffs gar nicht auflaufen können.

Chris Paul fehlt Devin Booker an seiner Seite

Und nun setzte eben jener Alvarado in seinen 18 Minuten die Akzente, um die Suns aus ihrem Rhythmus zu bringen. Die Gäste scorten zwar 29 Zähler im Schlussviertel, zwölf davon kamen aber erst in den letzten zwei Minuten, als beide Teams die Reservisten von der Leine ließen.

"Sie waren heute der Aggressor", sagte Paul zur Leistung der Pelicans, ohne im Detail auf seine Gegenspieler einzugehen. "Sie haben die Big Plays gemacht und dafür muss man sie loben." New Orleans profitierte dabei natürlich auch enorm von der Verletzung Devin Bookers, der mit seiner Oberschenkelverletzung in dieser Serie wohl nicht mehr eingreifen kann.

Phoenix' Stärke lag neben der Homogenität darin, dass ein guter Guard-Verteidiger gegen CP3 und Booker nicht reichte. Durch die Verletzung ist es einfacher geworden, McCollum zu verstecken und gleichzeitig Paul für 48 Minuten verschiedene Aufgaben zu geben. Oft ist es Jones mit seiner Länge, dann wieder Alvarado mit seiner Galligkeit.

Phoenix hat es weiter in der eigenen Hand

"Er kam ins Spiel und hat für Chaos gesorgt", sagte Green über Alvarado. "Es ist so frustrierend, gegen ihn zu spielen. Aber genau das ist es, wir müssen Spiel für Spiel so hart spielen, wenn wir das Feld betreten." Das ist der Lauf der Dinge, wenn ein 8-Seed auf einen 1-Seed in Runde eins trifft. Im Falle dieses Matchups lagen in der Regular Season satte 28 Siege dazwischen.

Durch die Booker-Verletzung wurde der Talentunterschied etwas reduziert, dazu spielen die Pelicans - auch dank ihrer Rookies - schlichtweg härter und leidenschaftlicher als die Suns. In der Historie der NBA ist es laut Elias Sports Bureau das 30. Mal, dass die Siegdifferenz mindestens 25 Spiele in einem Playoff-Matchup beträgt.

28-mal setzte sich der Favorit durch, nur einmal siegte der Underdog. Und zwar die legendären "We Believe"-Warriors, welche 2007 die Dallas Mavericks um Dirk Nowitzki schockten. Droht den Suns womöglich ein ähnliches Szenario?

Noch hat Phoenix den Heimvorteil und damit alle Karten in der Hand. New Orleans hat jedoch seine Aufgaben erledigt. Und wer weiß? Vielleicht schickt die NBA Pauls "Liebling" Scott Foster doch noch zu einem weiteren Spiel der Serie ...

Suns vs. Pelicans: Die Serie im Überblick

SpielDatumUhrzeitHeimAuswärtsErgebnis
118. April3 UhrPhoenix SunsNew Orleans Pelicans110:99
220. April4 UhrPhoenix SunsNew Orleans Pelicans114:125
323. April3.30 UhrNew Orleans PelicansPhoenix Suns111:114
425. April3.30 UhrNew Orleans PelicansPhoenix Suns118:103
527. April4 UhrPhoenix SunsNew Orleans Pelicans-
629. AprilTBDNew Orleans PelicansPhoenix Suns-
7*1. MaiTBDPhoenix SunsNew Orleans Pelicans-

*falls nötig