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NBA-Kolumne Above the Break: Ist Spencer Dinwiddie die Lösung des größten Mavericks-Problems?

Spencer Dinwiddie verleiht den Mavericks eine neue Dimension.
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Das nimmt im Umkehrschluss viel Last von Doncic, der sich nicht aus Zufall in seiner besten Phase der Saison befindet, angefangen mit dem 51-Punkte-Spiel gegen die Clippers am Tag des Porzingis-Trades. Dinwiddie kann selbst als Closer fungieren, wie gesehen beim hitzigen Sieg in Utah, als er 9 seiner 23 Punkte im Schlussviertel markierte, während Doncic von den Jazz immer wieder geblitzt wurde. Auch gegen Boston übernahm er Verantwortung.

Simple Lektion: Es schadet nicht, mehrere Spieler zu haben, die solche Situationen auflösen und die gegnerischen Rotationen konsequent attackieren können. Doncic muss hier ausnahmsweise mal nur den Ball weiterbewegen, da Brunson die Maschinerie angeschmissen hat und Dinwiddie bereitsteht.

Spencer Dinwiddie wartet nicht lange mit seiner Entscheidung zu attackieren.
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Spencer Dinwiddie wartet nicht lange mit seiner Entscheidung zu attackieren.

Die Mavs befinden sich seit dem Porzingis-Trade prinzipiell inmitten eines Experiments: Wie funktioniert es, wenn zwei eher balldominante Spieler die sekundären Scoring-Optionen neben dem balldominantesten Spieler der Liga sind? Bisher sind die Resultate vielversprechend. Und nun müssen sie interpretiert werden, denn in Dallas stehen potenziell richtungsweisende Zeiten an.

  • Kurzfristig: Es ist nicht mehr lang bis zu den Playoffs und derzeit spielt im Westen kaum ein Team besser als Dallas. Ein Contender sind die Mavs eigentlich nicht, gleichzeitig hat sich die Befürchtung, ohne Porzingis könnte die Upside des Teams gesunken sein, bisher zumindest nicht bewahrheitet. Es ist wohl Matchup-abhängig: Unter den ersten sechs im Westen sind die Teams unheimlich nah beieinander (sollten Phoenix und Golden State gesund in die Playoffs gehen, stehen sie über dem Rest), schon vergangene Saison brauchte es eine Meisterleistung von Kawhi Leonard, um Doncic' erste gewonnene Playoff-Serie zu verhindern. Nun hat der Slowene am Ende von Spielen mehr Hilfe und die Mavs-Defense ist deutlich besser geworden. Auch die Bigs Dwight Powell und Maxi Kleber sind mittlerweile viel besser darin, den Ball nach Double-Teams gegen Doncic aus dem Short-Roll schnell weiterzuspielen, um den Ball zum offenen Schützen zu bringen, die Automatismen greifen immer besser. Klappt es diesmal mit der zweiten Runde?
  • Etwas weniger kurzfristig: Brunsons Free Agency steht an und einige Stimmen wurden bereits laut, dass dieser nun entbehrlich sei, weil Dinwiddie (Vertrag unter Team-Kontrolle bis 2024) schließlich da (und einen Kopf größer) ist. Das mutet etwas kurzsichtig an - wie gesagt: Es schadet nicht, MEHRERE Spieler zu haben, die dribbeln, passen und werfen können. Es ist nach wie vor ziemlich wahrscheinlich, dass die Mavs Brunson halten werden, wenn er nicht irgendwo ein komplett unmoralisches Angebot erhält.
  • Mittel- bis langfristig: Hier wird es dann schon aufregender. Die Frage, wie die Mavs ihr Team in den kommenden Jahren rund um Doncic aufbauen, ist schließlich eine der spannendsten überhaupt in der Liga - zumal es bestens bekannt ist, dass in Dallas nicht unbedingt "klein" gedacht wird. Folglich ist eine Brunson/Dinwiddie-Kombination auch nicht der "Co-Star", mit dem Doncic seine Prime eröffnen soll. Aber vielleicht lässt sich aus der aktuellen Phase dennoch etwas ableiten in Bezug auf das Spielerprofil, das die Mavs neben Doncic gebrauchen können.

Wie erreichen die Mavs die nächste Stufe?

Es ergibt Sinn, einen Spieler wie Doncic zu "melken", ihm also mehr Kontrolle über die Offense zu geben als gewöhnlichen Stars. Die Mavs tun das: Drei Jahre in Folge rangiert Doncic nun im 100. Perzentil in Sachen Usage, es gab also de facto niemanden, der mehr Plays seines Teams nutzte als er. Lediglich James Harden und Russell Westbrook hatten mal jeweils eine Saison mit einer höheren Usage als Luka aktuell (42 Prozent).

Die beiden Ex-MVPs dürfen indes auch als abschreckende Beispiele gelten, da sie zeigen: Heliozentrischer Basketball und eindimensionaler Basketball können bisweilen nah beieinander liegen. Superstars mit so großer Kontrolle können einen hohen Floor garantieren, mit einem fitten Luka in seiner Prime wird Dallas selten unter 50 Spiele pro Saison gewinnen - aber es gibt dann eben auch noch eine weitere Stufe.

In den Playoffs, auf dem höchsten Niveau gegen die besten Verteidigungen, ist Flexibilität angesagt, sowohl defensiv als auch offensiv. Playmaking ist Trumpf, gerade in der heutigen Liga mit kaum noch definierten Positionen. Wer sich konstant Würfe erarbeiten und als "Exit-Strategie" auftreten kann, ist Gold wert und kein titelreifes Team kommt in der Regel mit nur einem Spieler dieser Art aus (die 2011er Mavs waren die bisher letzte Ausnahme).

Spencer Dinwiddie ist nicht die Lösung - aber ein Ansatz

Brunson ist zu klein und in den Playoffs zu angreifbar für eine Nummer zwei, Dinwiddie ist zu streaky - aber beide zeigen aktuell, welche Skills neben einem Superstar wie Doncic wertvoll sind. Sie deuten sozusagen an, wie der Archetyp Co-Star neben Doncic aussehen könnte.

Ein (sekundärer) Playmaking Wing, der defensiv switchable genug ist, um in Kidds präferierte Systeme zu passen, und vorne die Schnelligkeit und Athletik mitbringt, um den Fastbreak-verweigernden Mavs (rennt doch mal!) auch mal leichte Punkte zu verschaffen - das wär's!

Logischerweise lassen sich die Spieler, die dieses Profil in etwa erfüllen, in der Liga an wenigen Händen abzählen, und jedes ambitionierte Team will sie haben. Es hat allerdings auch niemand behauptet, dass es leicht wird, den idealen Co-Star zu finden.

Die Mavs erhoffen sich durch den Porzingis-Trade mehr Flexibilität in Bezug auf weitere Moves, auch weil sie dessen riesiges Gehalt in zwei kleinere Gehaltsposten aufteilen konnten. Für die Überbrückung haben sie in Dinwiddie darüber hinaus einen Spieler bekommen, der sie in der Postseason direkt einen Schritt weiterbringen könnte.

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