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NBA - Der tragische Absturz von "Baby Shaq" Eddy Curry: Donuts, Leid und Millionenschulden

Von Philipp Jakob
Eddy Curry (r.) legte in seiner besten Saison für die Knicks im Schnitt 19,5 Punkte und 7 Rebounds auf.
© getty

Mitte der 2000er-Jahre sah manch einer in Eddy Curry eine Mini-Version von Shaq. Doch seine Laufbahn nahm aufgrund von gesundheitlichen Problemen, dem Hang zu Donuts und schweren Schicksalsschlägen eine tragische Wendung. Nach nur sieben Jahren war Curry Pleite - und seine Karriere am Tiefpunkt.

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"Er ist der beste Big Man der Eastern Conference", soll Shaquille O'Neal einmal erklärt haben. Damals meint er ausnahmsweise nicht sich selbst, zuzutrauen wäre es ihm, aber der Big Diesel tobt sich Anfang der 2000er gerade in der Western Conference im Lakers-Trikot aus. Und im Osten? Da schickt sich ein als "Baby Shaq" getaufter Center an, die Conference zu dominieren.

Sein Name: Eddy Curry. Seine Vorschusslorbeeren: Ein McDonald's All-American-MVP, ein Illinois Mr. Basketball zu High-School-Zeiten, der vierte Pick des Drafts 2001, dann Topscorer der Chicago Bulls. All das bereits mit 22 Jahren. Viele Ehrungen und Titel sollen noch hinzukommen, einiges spricht dafür, dass Curry ein Team auf Jahre hinaus als Franchise-Center prägen könnte.

Doch nichts davon wird Realität. Stattdessen versinkt seine Karriere in Donuts und Cheeseburgern, sein Lebenswandel und falsche Freunde treiben ihn in den finanziellem Ruin. All das macht ihn lange Zeit zu einer Lachnummer der NBA - viel zu lachen hat er selbst, gebeutelt von selbstverschuldeten Eskapaden und tragischen Schicksalsschlägen, jedoch nicht.

Eddy Curry: Der "schlechteste Middle Schooler der Geschichte"

Liebe auf den ersten Blick ist das orangefarbene Leder für Eddy Anthony Curry Jr., geboren und aufgewachsen in Illinois, nicht. Wie sein Vater später berichtet, träumt der Sprössling eher von einer Karriere als Turner bei den Olympischen Spielen, balanciert über selbstgebastelte Hindernisse im Garten.

Dummerweise sind kräftige 2,13-Meter-Hünen im Turnen relativ selten, Basketball verspricht mit solch einer Statur deutlich mehr Erfolg. Aber: "Als Kind wollte ich eigentlich gar kein Basketball spielen", gibt Curry Jahre später in einer ehrlichen Retrospektive bei The Players Tribune zu.

So muss der junge Curry, nach einem Wachstumsschub bereits größer als so mancher Lehrer, in der High School regelrecht dazu gedrängt werden, zum Training des Basketball-Teams zu gehen. Erst in der siebten Klasse lässt sich Curry überreden, trotz Anfangsschwierigkeiten setzen die Coaches aus einem einfachen Grund ihr Vertrauen in ihn.

"Ich hatte keine Ahnung, wie ich das Spiel zu spielen habe. Ich war schrecklich", erinnert sich Curry. "Ich habe nicht mal meiner Familie erzählt, dass ich es ins Team geschafft hatte. Ich wollte nicht, dass sie sehen, wie schlecht ich bin. Ich war wahrscheinlich der schlechteste Middle-School-Basketball-Spieler in der Geschichte."

"Aber verdammt, ich war groß."

Eddy Curry: Der Erste seit Michael Jordan

Im Laufe der Jahre entwickelt sich Curry immer mehr zu einem echten Prospect. Vom schlechtesten Middle-Schooler wird er zu einem der besten High-School-Spieler des Landes, tritt als Illinois Mr. Basketball in die Fußstapfen von unter anderem Kevin Garnett. Und tut es dem Big Ticket mit dem direkten Sprung in die NBA gleich.

Im Draft 2001 schlagen an Position vier die Chicago Bulls zu, nach einem Trade für Nr.2-Pick Tyson Chandler steht in der Theorie der Frontcourt der Zukunft. Bis Curry aber so richtig in der Association ankommt, dauert es bis zu seiner zweiten Saison. In 81 absolvierten Partien und knapp 20 Minuten Einsatzzeit landet er ligaweit auf Platz eins bei der Feldwurfquote (58,5 Prozent FG bei 10,5 Punkten pro Spiel). Ein Spieler im Bulls-Trikot, der eine wichtige Statistik-Kategorie anführt - das gab es seit Michael Jordan nicht mehr.

Der Trend beim Center und den Bulls geht steil bergauf, in der Saison 2004/05 verbessern sich die "Baby Bulls" nach der Ankunft von Ben Gordon sowie Luol Deng und mit einem kurz zuvor mit höchsten Shaq-Lobeshymnen geweihten Curry um 24 Siege im Vergleich zur Vorsaison. Er avanciert zum Top-Scorer seines Teams (16,1 PPG) - bevor sein Körper ihm einen Strich durch die Rechnung macht.

Nach einem Spiel gegen Memphis Ende März 2005, Curry hat sein Team soeben mit 25 Zählern zum Sieg geführt, beklagt sich der Big über Schmerzen in der Brust. Und das nicht zum ersten Mal. Die Ärzte stellen einen unregelmäßigen Herzschlag fest, Curry muss ins Krankenhaus, Chicago lässt ihn in den letzten 13 Spielen sowie den Playoffs nicht mehr aufs Parkett. Es soll das Ende seiner Bulls-Karriere werden.

Eddy Curry: Es droht das frühe Karriereende

Zwar geben im darauffolgenden Sommer mehrere Mediziner ihr Okay für die Fortsetzung von Currys aktiver Sportler-Laufbahn, die Bulls wollen mit dem damals 22 Jahre alten Restricted Free Agent aber kein Risiko eingehen. Weder wirtschaftlich noch gesundheitlich.

Chicago verlangt einen DNA-Test, um einen angeborenen Herzfehler auszuschließen. Ähnliche gesundheitliche Probleme kosteten in den 90ern Celtics-All-Star Reggie Lewis oder College-Star Hank Gathers das Leben, nachdem diese auf dem Court zusammengebrochen waren. Die Bulls wollen ein ähnliches Horror-Szenario verhindern, bieten Curry bei einem positiven Testergebnis und dem damit verbundenen Karriereende sogar eine Rente von 400.000 Dollar jährlich für die nächsten 50 Jahre.

Doch Curry, mit Verweis auf seine Privatsphäre und womöglich aus Angst, einen kräftigen Zahltag zu verlieren, weigert sich, den Test zu machen. Damit hat er in Chicago keine sportliche Zukunft mehr. In einem heftig umstrittenen Sign-and-Trade-Deal schicken die Bulls Curry nach New York.

Die positive Nachricht: Currys Herz hält auch in Zukunft den NBA-Belastungen stand. Unter Head Coach Isiah Thomas, der den Trade als Präsident eingefädelt hat, rückt der Center in 2006/07 zur Nummer-1-Option der Knickerbockers auf, für die er pro Spiel 19,5 Punkte und 7 Rebounds produziert. Die schlechte Nachricht: Die Knicks sollen diesen Deal aus ganz anderen Gründen sehr bald bitter bereuen.

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