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NBA Finals - Milwaukee Bucks gleichen aus: Das waren die großen Probleme der Phoenix Suns in Spiel 4

Chris Paul machte keine gute Partie in Spiel 4.
© getty

Phoenix hat eine exzellente Chance liegen gelassen, die Finals unter ihre Kontrolle zu bringen. Am Ende verschenkten die Suns einen überragenden Auftritt von Devin Booker. Die Gründe dafür sind vielschichtig, nicht zuletzt trifft aber auch Chris Paul ein Teil der Schuld - und das auf eine für ihn eigentlich äußerst untypische Weise.

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Nach dem 109:103-Erfolg der Bucks in Spiel 4 war in ganz Milwaukee die Rede vom epischen Block von Giannis Antetokounmpo. In der Crunchtime hatte der Greek Freak den in den Augen von Pat Connaughton "besten Block aller Zeiten" herausgeholt, seinen eigenen, ganz persönlichen Signature-Moment in den Finals. Wobei ganz Milwaukee so wohl nicht ganz richtig ist. In der Kabine der Phoenix Suns sorgte wahrscheinlich eine ganz andere Szene für Kopfzerbrechen.

Denn trotz des Monsterblocks des Griechen hatte Phoenix weiterhin die Chance, den Sieg aus der Bierstadt zu stehlen - bis etwa 30 Sekunden vor dem Ende die Suns sich selbst ins Bein schossen. Schon wieder, musste man an diesem Abend fast sagen.

Nachdem die Bucks den Giannis-Block nicht in eigene Punkte ummünzen konnten, hatten die Gäste bei 2 Punkten Rückstand in der finalen Minute den Ball in den Händen von Chris Paul. Der setzte gegen seinen persönlichen Kettenhund Jrue Holiday zu einem Behind-the-Back-Move an, nur um sofort Antetokounmpo vor sich zu finden. Mit einem weiteren Crossover wollte er auch ihn abschütteln, doch Paul rutschte weg, verlor die Kontrolle über den Ball und das Unheil nahm seinen Lauf.

Im anschließenden Fastbreak erhöhte Milwaukee auf +4, anschließend ließen sich die Hausherren den Sieg nicht mehr nehmen. "Ich habe schlechte Entscheidungen getroffen", sagte Paul angesprochen auf dieses Play und seinen gesamten Auftritt. Es war nur einer von mehreren Fehlern, die Phoenix den Sieg kosteten.

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© nba.com/stats

Suns vs. Bucks: Untypisches Fehlerfestival von CP3

Fehler, die der Point God in den bisherigen Playoffs eigentlich vermied. Paul übernahm im Anschluss an die Partie die Verantwortung für die Pleite, in erster Linie aufgrund seiner 5 Ballverluste. Normalerweise zeichnet sich der 36-Jährige dadurch aus, dass er das Spiel komplett unter Kontrolle behält, seine Offense nahezu fehlerfrei orchestriert.

So tat er es in den ersten drei Playoff-Runden. In der kompletten Erstrundenserie gegen die Lakers leistete er sich kumuliert 9 Turnover (in sechs Spielen), beim Sweep gegen die Nuggets 5 und in den West-Finals 8 (in vier Spielen). In den Finals steht Paul nun schon bei 17 Ballverlusten.

Zugegeben, der Veteran hatte es in den vergangenen Runden auch nicht mit einem Verteidiger eines Holiday-Kalibers zu tun. Der Bucks-Guard stand Paul in Spiel 4 immer auf den Füßen, ließ sein Gegenüber nie zur Entfaltung kommen (10 Punkte, 5/13 FG) und zwang ihn zu eben diesen Fehlern. Wie untypisch diese waren, zeigt die Statistik: CP3 hat nun in drei Spielen in Folge mindestens viermal den Ball verloren, das passierte ihm seit 2018 erst zum zweiten Mal.

"Das ist nicht die Norm für uns", betonte auch Coach Monty Williams, der zwar die gute Defense der Bucks mit ihren schnellen Händen, vielen Switches und dadurch kleineren Passing Lanes hervorhob, gleichzeitig aber auch viele selbstverschuldete Fehler seines Teams sah. "In meinen Augen ist das nur ein kleiner schwarzer Fleck auf dem großen Ganzen. In Sachen Turnover haben wir das ganze Jahr über nicht so schlecht gespielt. Und wenn doch, dann haben wir im nächsten Spiel meist gut reagiert und effizienter agiert."

Suns vs. Bucks: Das tat Phoenix besonders weh

Williams betonte aber auch, dass Paul nicht der Alleinschuldige war. 17 Turnover standen am Ende im Suns-Boxscore, 12 mehr als bei den Bucks. In Verbindung mit einem gewaltigen Vorteil an den Brettern mit 17:5 Offensiv-Rebounds gewann Milwaukee das Possession Game mehr als eindeutig. "Die Tunover haben uns umgebracht. Sie haben 19-mal mehr geworfen als wir", monierte Williams.

So machte letztlich die eigentlich starke, eigene Wurfquote auch nicht mehr den Kohl fett. Die Suns trafen über 50 Prozent aus dem Feld - Milwaukee nur 40,2. Solch eine Diskrepanz bei den Wurfquoten gab es in der Geschichte der NBA Finals für ein Verliererteam zuvor noch nie.

Das Offensiv-Rebounding der Bucks schlug sich in einem deutlichen Vorteil bei den Second Chance Points nieder, diese Kategorie entschied Milwaukee mit 19:7 für sich. "Sie gehen mit viel Wucht an das offensive Brett. Wir müssen sie schon außerhalb der Zone auffangen. Wir dürfen nicht darauf warten, dass sie angeschossen kommen, und sie dann versuchen auszuboxen", so Williams.

Während Giannis (5 Offensiv-Rebounds) unter dem Korb wütete, hatten die Suns insbesondere auch die Flügelspieler wie P.J. Tucker (3 Offensiv-Rebounds), Bobby Portis (2) oder Pat Connaughton (3), die wie in dieser Szene aus der Ecke die Boards attackierten, nicht auf dem Schirm.

Suns vs. Bucks: Devin Booker in Foulproblemen

Die Gründe für die Pleite gingen allerdings noch über die beiden Aspekte Turnover und Rebounding hinaus. Zusätzlich muss die fehlende Unterstützung für Devin Booker erwähnt werden. Der 24-Jährige zeigte mit 42 Zählern zwar eine spektakuläre Reaktion auf seinen durchwachsenen Auftritt in Spiel 3, aber sonst?

Erst nach wenigen Minuten im vierten Viertel knackte ein Teamkollege ebenfalls die Double Digits. Jae Crowder (15) avancierte zum zweitbesten Suns-Scorer, Mikal Bridges und Deandre Ayton fanden offensiv kaum statt und die CP3-Fehlerliste wurde bereits thematisiert.

Zusätzlich half nicht, dass der beste Suns-Akteur im vierten Viertel knapp fünf Minuten auf der Bank saß. Booker kassierte 10:50 Minuten vor dem Ende sein fünftes Foul, Coach Williams ließ ihn erst 5:55 Minuten vor dem Ende wieder aufs Parkett.

"Ich wollte so viele gute Possessions und Stops abwarten, aber das war natürlich keine ideale Situation", sagte Williams, der bereits in Spiel 3 in der Kritik stand, als er Deandre Ayton mit seinen Foulproblemen viel zu lange auf der Bank schmoren ließ. Dieses Mal waren die Auswirkungen nicht ganz so eklatant, Booker verließ das Spiel bei +6 und kam bei immerhin +3 zurück.

Giannis Antetokounmpo ist der lachende Gewinner von Spiel 4, die Suns verschenken Devin Bookers Scoring-Explosion.
© getty
Giannis Antetokounmpo ist der lachende Gewinner von Spiel 4, die Suns verschenken Devin Bookers Scoring-Explosion.

Suns in Spiel 5 unter Druck: "Gibt keinen Panikknopf"

Anschließend versenkte er allerdings nur noch 2/6 aus dem Feld, das Comeback der Bucks konnte er auch nicht mehr verhindern. Hätte Williams Booker früher gebracht, wäre er vielleicht noch etwas besser im Rhythmus gewesen. Andererseits war die Gefahr, ihn für das Spiel komplett zu verlieren, äußerst real. Tatsächlich hätte er in den Schlussminuten gar nicht mehr auf dem Feld stehen dürfen.

3:40 Minuten vor dem Ende foulte der Suns-Guard für jeden klar ersichtlich Holiday bei einem Transition-Layup - außer für die Referees. Die Refs gaben nach der Partie die Fehlentscheidung zu, Booker hätte mit seinem sechsten Foul disqualifiziert werden müssen.

Am Ende machte es zum Glück für die Referees keinen Unterschied, Milwaukee holte dennoch den Sieg und sicherte sich den Ausgleich - dank Giannis' Block, der 40-Punkte-Explosion von Khris Middleton, Pauls Turnover und der Fülle an zusätzlichen Possessions. Die Gründe für die Pleite sind aus Suns-Sicht also vielschichtig, am Ende verschenkten die Gäste jedoch das überragende Booker-Spiel und eine exzellente Chance auf eine möglicherweise vorentscheidende 3-1-Führung.

Besonders große Sorgen machte man sich im Lager der Suns deshalb aber nicht. "Wir drücken definitiv nicht auf den Panikknopf. Es gibt keine Panik", zeigte sich Cameron Johnson betont gelassen. Trotz der eigenen, vermeidbaren Fehler war Phoenix in der Crunchtime immerhin dran. Zudem bleibt immer noch der Heimvorteil, für Spiel 5 (Sonntag, 3 Uhr live auf DAZN) geht es wieder nach Phoenix.

"Wir dürfen uns aber nicht nur auf den Heimvorteil verlassen", warnte Paul. "Wir müssen raus gehen, unser Spiel spielen und unsere Arbeit verrichten. Wir neigen dazu, nach einem Rückschlag eine gute Reaktion zu zeigen, und wir wissen, was wir machen müssen: besser sein." Wenn es doch nur immer so einfach wäre.

NBA Finals: Die Serie im Überblick - Stand: 2-2

SpielDatumUhrzeitHeimAuswärtsResultat/TV
17. Juli3 UhrSunsBucks118:105
29. Juli3 UhrSunsBucks118:108
312. Juli2 UhrBucksSuns120:100
415. Juli3 UhrBucksSuns109:103
518. Juli3 UhrSunsBucksDAZN
621. Juli3 UhrBucksSunsDAZN
7*23. Juli3 UhrSunsBucksDAZN

*falls erforderlich

 

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