Bucks: Welche Antwort hat Milwaukee auf Chris Paul?
Der Point God machte in seinem ersten Finals-Auftritt seinem Spitznamen alle Ehre. Chris Paul sezierte die Bucks-Defense teilweise nach Belieben und stellte die zuvor beste Defense der Playoffs bloß: 32 Punkte bei 12/19 aus dem Feld standen am Ende auf seinem Konto. Die Bucks brauchen in Spiel 2 dringend eine Antwort auf CP3.
Ein switchlastiges Konzept, in dem alle Spieler von Eins bis Fünf alle Pick'n'Roll-Situationen switchen, ist es nicht, das hat die Auftaktpartie eindrucksvoll gezeigt. Als die Suns im dritten Viertel die Kontrolle übernahmen, erzielte Paul 11 seiner 16 Zähler in Isolations nach einem Switch. Häufig sah das dann so aus, den Bucks-Bigs Brook Lopez und Bobby Portis wurden bei der undankbaren Aufgabe, Paul oder auch Devin Booker im Eins-gegen-Eins zu verteidigen, schnell ihre Grenzen aufgezeigt.
Im Laufe der Partie stellte Milwaukee auf die aus den vorigen Serien bekannte Drop Coverage um, was ebenfalls von Paul gnadenlos aus der Mitteldistanz ausgenutzt wurde. Coach Mike Budenholzer kündigte bereits an, CP3 in Zukunft nicht mehr so leicht zu dessen Lieblingspots kommen zu lassen, doch wie soll das gelingen?
"Wir haben gemerkt, dass es nicht funktioniert, wenn man Paul und Booker immer die gleiche Defense präsentiert", gab Jrue Holiday am Mittwoch zu, der zusätzlich die Transition-Defense als verbesserungswürdig bezeichnete. Im Halbfeld dagegen "müssen wir variieren und versuchen, es ihnen ungemütlich zu machen - nicht immer nur beständig das Gleiche zeigen".
Milwaukee könnte in Spiel 2 beispielsweise in Form von Blitzes, Traps oder Hedges versuchen, die gegnerischen Ballhandler aus ihrem Rhythmus zu bringen beziehungsweise mehr Druck auf sie auszuüben. Eine andere Möglichkeit wäre, Holiday sich um die Screens kämpfen zu lassen und als Kettenhund für CP3 einzusetzen, um nicht jeden Switch so leicht zu ermöglichen wie in Spiel 1.
Coach Bud versuchte im Auftaktmatch im Schlussabschnitt mit Small-Ball dagegenzuhalten, Lopez und Portis kamen abgesehen von 24 Sekunden gar nicht mehr zum Einsatz. Mit Giannis auf der Fünf schien das Spiel der Bucks zunächst besser zu funktionieren, doch eine defensive Antwort stellt der Small-Ball langfristig ebenfalls nicht dar. Statt Lopez oder Portis pickte sich CP3 letztlich Bryn Forbes oder Pat Connaughton als Schwachstellen in der Bucks-Defense heraus und attackierte eben sie.
Der dünne Kader sorgt ohnehin dafür, dass Budenholzer nicht über weite Strecken einer Partie auf seine beiden Bigs verzichten kann. Lopez könnte zudem offensiv noch mehr eingebunden werden und auf der anderen Seite des Courts seine Drop Coverage anpassen.
Soll heißen: Nicht ganz so tief in die Zone abfallen, sondern den gegnerischen Guard schon auf Höhe der Freiwurflinie erwarten. Ein ähnliches Adjustment hatte auch in den Ost-Finals gegen Trae Young teilweise gefruchtet. Generell sollte das Mantra für Milwaukee sein: Variabilität ist Trumpf.
Jrue Holiday: Zeig' der Welt, dass du besser bist als Bledsoe
Nach der Verpflichtung von Holiday in der vergangenen Offseason war im Bucks-Fanlager ein kollektives Aufatmen zu spüren. Nicht nur wegen Neuzugang Holiday an sich, sondern weil damit einherging, dass Eric Bledsoe künftig nicht mehr das Bucks-Trikot tragen würde. In den Playoffs tauchte der Point Guard zum Frust der Basketball-affinen Menschen in Wisconsin regelmäßig ab, Holiday versprach ein immenses Upgrade.
Das ist er auch, nicht falsch verstehen. Defensiv ist er ein bissiger Verteidiger, der regelmäßig in der Konversation um den besten Guard-Verteidiger der Liga mitmischt. Offensiv ist er in der Lage, sich seinen eigenen Wurf zu erarbeiten oder als Playmaker zu kreieren. Allerdings leistete sich der 31-Jährige in der aktuellen Postseason einige Höhen und Tiefen. In letztere Kategorie fiel Spiel 1 der Finals.
Seine 10 Punkte bei 4/14 aus dem Feld waren viel zu wenig, es war bereits sein achtes Spiel in den diesjährigen Playoffs mit 15 Zählern oder weniger, meist bei überschaubaren Quoten. Dabei hat Holiday auch schon gezeigt, dass es auch anders geht. Beispielsweise in Spiel 5 (25 Punkte) und 6 (27) gegen Atlanta präsentierte er sich ohne den verletzten Giannis Antetokounmpo deutlich aggressiver als mit dem Greek Freak an seiner Seite.
"Mit ihm ist es einfach etwas anders auf dem Court, denn wir haben einen weiteren Ballhandler, der in Transition großartig ist und Plays für andere macht", erklärte Holiday die Unterschiede mit Giannis und ohne. "Manchmal kann da der Rhythmus etwas weg sein, aber ich muss einfach weiter aggressiv sein." Denn diesen Holiday brauchen die Bucks auch in den Finals.
Bucks vs. Suns: Keine leichten Fehler mehr
"Frustrierend" sei der Blick in den Boxscore nach Spiel 1 gewesen, erklärte Budenholzer am Mittwoch. Was er damit meinte, war vor allem die Spalte mit den Freiwurfstatistiken: Die Suns gingen 26-mal an die Linie - und waren dort mit 25 Treffern fast perfekt -, Milwaukee stand bei 9/16 an der Charity Stripe.
Fehlende Attacken auf die Zone konnte man den Gästen dabei kaum vorwerfen, die Bucks kamen auf 21 Abschlüsse in der Restricted Area. Gleichzeitig betonte Holiday, dass die Bucks noch "viel öfter" in der Zone sein müssten - und dann den Kontakt besser verkaufen müssten.
In dieser Hinsicht hofft Milwaukee wohl auch auf Giannis, der bei seinem Comeback nach seiner Knieverletzung zwar ordentlich aussah, nach einem weiteren Ruhetag in Spiel 2 aber sicherlich noch fitter agieren und womöglich mehr als 35 Minuten spielen könnte.
Bei den Abschlüssen in direkter Ringnähe fiel in Spiel 1 aber noch etwas Anderes auf. Von den 21 Versuchen landeten gerade einmal 13 im Korb, eine schwache Quote von 61,9 Prozent - in der regulären Saison würde das ligaweit Platz 23 bedeuten.
Milwaukee ließ einige eigentlich machbare Abschlüsse in Korbnähe liegen, beispielsweise vergebene Layups oder Tip-Ins an den Ring. Diese leichten Fehler muss Milwaukee aus dem System bekommen, wenn sie Spiel 2 in Phoenix stehlen wollen.
NBA Finals: Die Serie im Überblick - Stand: 1-0
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