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NBA Playoffs - Sixers nach Pleite in Spiel 5 vor dem Aus: Und jetzt noch eine Simmons-Diskussion ...

Ben Simmons ist das Problemkind der 76ers,
© getty

Die Philadelphia 76ers stehen bereits in der zweiten Playoff-Runde mit dem Rücken zur Wand. Die Niederlage in Spiel 5 gegen die Hawks offenbarte alte Probleme, wobei insbesondere Ben Simmons wieder Gesprächsthema Nummer eins in der Stadt der brüderlichen Liebe sein wird. Die Erkenntnisse zum Spiel.

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1. Die Turnover und die Bank

Wie konnte das passieren? Wie konnten die Sixers einen 26-Punkte-Vorsprung verlieren? Coach Doc Rivers wusste es bereits auf der PK. "Wir hatten 6 Ballverluste in den ersten 10 Angriffen der zweiten Halbzeit", ärgerte sich der Coach. "Wir haben uns entspannt, weil unsere Starter so gut waren, aber wir hätten auch locker mit 30 vorne sein können."

Es ist der wesentliche Punkt, die Starter machten ihre Sache gut, die Reservisten nicht so sehr. 87 Sekunden vor dem Ende des dritten Viertels nahm Joel Embiid auf der Bank Platz, gute 40 Sekunden später auch Ben Simmons.

20 Zähler betrug der Vorsprung zu diesem Zeitpunkt, als die beiden zehn Minuten vor dem Ende wieder zurückkehrten, waren es nur noch 11. In dieser Zeit erzielten die Sixers kein einziges Field Goal. Die Reservisten um Shake Milton, George Hill, Matisse Thybulle, Dwight Howard sowie Starter Tobias Harris generierten keinerlei Offense.

In der Regular Season spielte diese Kombination keine einzige Minute zusammen, in den Playoffs erzielen die Gegner gegen dieses Lineup bisher 11 Zähler pro 100 Ballbesitze mehr als Philadelphia. Diese Aufstellung funktioniert einfach nicht, erst recht nicht, wenn Milton als einziger dynamischer Spieler keinen guten Tag erwischt.

Doch was ist die Alternative? Die Sixers sind trotz einer starken Regular Season ein Team mit wenig Shooting und noch weniger Dynamik mit dem Ball. Rivers hat kaum Optionen, es wäre dennoch wünschenswert gewesen, wenn er zum Ende des dritten Viertels mehr probiert hätte, denn auch in Halbzeit eins funktionierte es nicht.

Howard verstopft meist die Zone und war defensiv ein gefundenes Fressen für Lou Williams, der sich in diesen Minuten eingroovte und im vierten Viertel heiß lief. Das Gegenteil war Harris, der komplett abtauchte und in der Schlussphase den Ball immer wieder sofort abgab. 11 Würfe, 5 Punkte, das war die magere Ausbeute für den Forward, der vor zwei Jahren Jimmy Butler vorgezogen wurde und nun einen Fünfjahresvertrag über 180 Millionen Dollar sein Eigen nennt.

Kein einziger Sixers-Spieler, der nicht Joel Embiid oder Seth Curry hieß, traf in Halbzeit zwei einen Wurf (0/11 FG), keiner machte über 48 Minuten mehr als 9 Zähler.

2. Hack-a-Ben verschwindet nicht

Auch Simmons knackte diese Marke nicht, was vornehmlich an seiner Produktion von der Freiwurflinie lag. Im zweiten und vierten Viertel wählten die Hawks mal wieder die Hack-a-Ben-Strategie und wurden belohnt. 10 von 14 Versuchen setzte Simmons daneben, in der Postseason steht der Australier nun bei schlanken 32,8 Prozent von der Linie.

In der Wizards-Serie betonte Rivers noch, dass er Simmons deswegen nicht vom Feld nehmen würde, nun hat er es gegen die Hawks bereits zweimal getan. "Es ist ein mentales Problem", gestand Simmons nach dem Spiel, was somit auch ein großes Problem für Philadelphia ist.

Nachdem Atlanta die Strategie in Halbzeit eins angewendet hatte, wurde Simmons immer passiver, nach der Pause nahm der frühere Top-Pick noch genau einen Wurf aus dem Feld, im vierten Viertel keinen einzigen mehr. Es ist ein bekanntes Problem mit Simmons, der gerne in diesen Phasen abtaucht.

In dieser Serie hat der Guard eine Usage Rate von 14,4 Prozent in den zweiten Hälften, nur George Hill (10,1) und Matisse Thybulle (8,7) haben niedrigere Werte. Selbst Rollenspieler wie Howard (18,5) liegen hier deutlich vor dem All-Star. Auch mit Rivers finden die Sixers einfach keinen Weg, Simmons effektiv ins Spiel einzubinden, stattdessen kommt die Freiwurfproblematik zur Unzeit.

Philadelphia braucht Simmons für die Verteidigung von Trae Young auf dem Feld, das wurde auch in Spiel 5 wieder sehr deutlich, da Thybulle sich noch zu oft Aussetzer wie das verhängnisvolle Dreipunktfoul im Schlussabschnitt leistet.

Rivers kündigte jedoch an, dass er Simmons im kommenden Spiel wieder in so einer Situation rausnehmen würde. "Wenn er seine Freiwürfe trifft, dann bleibt er, wenn nicht, können wir ihn nicht spielen lassen."

3. Schon wieder ein Einbruch

Nicht nur Simmons schien im vierten Viertel mentale Probleme zu haben, das komplette Team wirkte verunsichert. Die Hawks gewannen den Abschnitt mit 40:19 und bekamen, was sie wollten. Natürlich war auch Glück dabei. Lou Williams macht nicht immer 13 Zähler in einem Viertel, der Dreier übers Brett von John Collins zum 92:100 aus Hawks-Sicht war die Initialzündung für die Schlussphase.

Und doch konnte man die Verunsicherung der Sixers spüren. In den letzten 6:25 Minuten erzielten die Gastgeber kein einziges Field Goal mehr, fast immer wurde der Ball zu Embiid geworfen, der einfach machen sollte, aber nicht mehr machen konnte. Dem Center ging zum Ende erneut der Saft aus, er vergab seine letzten vier Würfe und traf auch keinen der zwei Freiwürfe, die noch einmal auf -1 verkürzt hätten.

Es fehlte jegliche Struktur in den Aktionen, nachdem die Hawks das Two-Man-Game zwischen Embiid und Curry endlich verhindern konnten. Zuvor hatten die beiden 38 der 44 Sixers-Punkte in der zweiten Halbzeit erzielt.

In den drei Vierteln zuvor war Embiid dagegen überall. Er traf Jumper, überpowerte mehrfach Clint Capela und räumte hinten auf, doch im vierten Viertel hatte auch er keine Antworten mehr (übrigens auch nicht für die Presse). Stattdessen verfiel Embiid in das alte Muster, zwanghaft Fouls zu ziehen, was einige Male nicht klappte und in leichten Hawks-Punkten auf der Gegenseite mündete.

Die Hawks erzielten in den ersten 36 Minuten nur 18 Zähler in der Zone (9/29 FG), für den Rest des Spiels wurden alle acht Versuche getroffen. Auch das ist ein weiteres Zeichen für Embiids schwindende Kräfte, was Capela schon nach Spiel 4 angemerkt hatte.

Die Sixers haben nun binnen drei Tagen zweimal einen 18-Punkte-Vorsprung verspielt, das hat es in den vergangenen 25 Jahren nicht einmal gegeben. Zwischenzeitlich hatten die Sixers eine Wahrscheinlichkeit von 99,7 Prozent zu gewinnen. Jetzt droht stattdessen schon wieder eine frühzeitige Enttäuschung.

Sixers vs. Hawks: Die Serie im Überblick - Stand: 2-3

SpielDatumUhrzeitHeimAuswärtsErgebnis
16. Juni19 UhrSixersHawks124:128
29. Juni1.30 UhrSixersHawks118:102
312. Juni1.30 UhrHawksSixers111:127
415. Juni1.30 UhrHawksSixers103:100
517. Juni1.30 UhrSixersHawks106:109
619. Juni1.30 UhrHawksSixers
7*21. JunitbaSixersHawks