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NBA Playoffs - Milwaukee Bucks gegen die Brooklyn Nets mit dem Rücken zur Wand: Die Ohnmacht an der Seitenlinie

Bucks-Coach Mike Budenholzer zusammen mit Superstar Giannis Antetokounmpo.
© getty

Die Milwaukee Bucks stehen gegen die Brooklyn Nets vor Spiel 6 mit dem Rücken zur Wand. Das haben sie sich zu großen Teilen selbst zuzuschreiben, wobei vor allem Head Coach Mike Budenholzer mit seinen Entscheidungen erneut in der Kritik steht. Seine Zukunft steht auf dem Spiel.

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Same Year, same Bucks? Es sollte doch alles anders werden in dieser Saison! Nach dem Bubble-Aus gegen Miami war klar, dass es Änderungen geben müsse und eigentlich gab es diese auch. Für Jrue Holiday wurde die Tiefe des Kaders geopfert, während der Regular Season wurde viel mit diversen Verteidigungsstrategien experimentiert.

Coach Mike Budenholzer setzte endlich um, was seit Jahren gefordert wurde - wohl auch genau deshalb. Es wunderte viele, dass der 51-Jährige nach dem Debakel im Vorjahr seinen Job behalten durfte. Seine Beziehung zu Doppel-MVP Giannis Antetokounmpo schadete dabei nicht. Der Grieche hätte Bud jederzeit absägen können, er tat es nicht, auch weil Giannis seine Macht nicht missbrauchen möchte.

Wie lange die beiden aber noch zusammenarbeiten werden, ist ungewisser denn je. Schon vor den Playoffs gab es Berichte, dass es für Budenholzer eng werden könnte, wenn es keinen "tiefen Run" in der Postseason geben würde. Das ist schwammig formuliert, aber ein (erneutes) Scheitern in Runde zwei dürfte nicht dazu zählen.

Bucks: Die Stars spielen weiter zu wenig

Das alte Sprichwort "Eine Serie startet erst, wenn das Auswärtsteam gewinnt" ist zwar bestens bekannt, doch man wird das Gefühl nicht los, dass Milwaukee zumindest einmal auswärts hätte gewinnen müssen. Ja, Brooklyn hat in Kevin Durant den besten Spieler der Serie (Giannis approves) und stellt ein tieferes Team, doch dass die Nets 3-2 führen, obwohl James Harden bisher nur ein Spiel auf einem halben Bein und Kyrie Irving nur 3,5 Partien absolvierte, muss Milwaukee angekreidet werden.

Spiel 5 bei 2-2 hat nicht selten den Charakter einer Vorentscheidung und die Bucks haben eine goldene Chance liegengelassen. Steve Nash war sich dessen bewusst, er ließ Durant die vollen 48 Minuten spielen, auch Harden saß für nur 141 Sekunden, obwohl er weiter Oberschenkelprobleme hat.

Und die Bucks? Die spielten ihre Starter als Quintett zusammen nur 11 Minuten. Diese gewannen sie mit 7 Zählern. Zum Vergleich: In Spiel 3, einem Must-Win für die Bucks, waren es noch doppelt so viele Minuten (+8). Stattdessen experimentierte Budenholzer immer wieder mit Pat Connuaghton und Bryn Forbes mit drei oder vier Startern.

Bucks: Keinen Plan gegen Durant

Gerade Ersterer wurde von Durant im vierten Viertel komplett zerlegt und als große Schwachstelle ausgemacht. Dreimal erfolgte der Switch, Durant erzielte 8 Zähler. Zweimal kam das Doppel, zweimal attackierte der freie Landry Shamet für 5 Punkte. Das waren kleine Anpassungen, aber irgendwann muss auch mal der Moment kommen, in dem Durant vor Probleme gestellt wird. Softe Switches sind gegen Durant fatal, stattdessen ist der 32-Jährige eher bei aggressivem Doppeln anfällig für Ballverluste.

Und nebenbei: Jrue Holiday, der zwölf Minuten weniger als Harden spielte, stand in all diesen Aktionen dem Bärtigen auf den Füßen. Prinzipiell keine schlechte Idee, doch der MVP von 2018 konnte sich im vierten Viertel kaum noch bewegen und traf insgesamt nur einen seiner zehn Würfe.

P.J. Tucker, der Foulprobleme hatte, sah von der Bank zu, zuvor hatte sich auch Khris Middleton erfolglos versucht. Und der Defensive Player of the Year des Vorjahres? Der verteidigte Durant nur 26 Sekunden. Warum eigentlich? In diesen 26 Sekunden nahm KD zwei Würfe und vergab beide. Gegen jedes andere Matchup traf Durant mindestes drei Versuche bei mindestens 60 Prozent Wurfquote. Der Grieche kündigte schon an, dass sich dies in zwei Tagen ändern wird. Wenn es da nicht schon zu spät ist ...

Bucks: Warum Make-or-Miss nicht zählen darf

Das größte Problem der Serie bleibt jedoch die schockierende Ideenlosigkeit der Bucks gegen eine bestenfalls mittelmäßige Defense der Nets. Milwaukee trifft gerade einmal 22,6 Prozent seiner laut nba.com/stats "weit offenen" Dreier, was so schlecht ist, dass man es kaum in Worte fassen kann.

Gerne wird das Klischee "Make-or-Miss-League" herangezogen, doch manchmal sind es schlichtweg die falschen Würfe, die genommen werden. Es ist weiterhin keine gute Idee, wenn Antetokounmpo Dreier mit 15 Sekunden auf der Shotclock nimmt (2/12 Dreier bei 15+ Sekunden auf der Uhr in der Serie) und es ist erst recht keine gute Idee, wenn zwei Minuten vor dem Ende eine Isolation des Griechen im Post gegen Harden (der sogar die Hilfe wegschickt) in einem Fadeaway von der Baseline endet.

Das hat nichts mit Make-or-Miss zu tun, das ist einfach schlechte und planlose Offense. Inzwischen dürfte auch der Letzte verstanden haben, wie man Harden attackiert, sicherlich nicht, indem dieser einfach nur stehen muss (als Post-Verteidiger ist Harden gut - und sonst? Nicht wirklich).

Warum suchte Giannis nicht den Weg zum Korb? Natürlich ist dies auch Antetokounmpo anzulasten, doch sollte ein Coach einschreiten können und klare Grenzen setzen. Jeder Sprungwurf von Giannis darf von den Nets als Geschenk angesehen werden. Über die Serie sind das 47 Prozent seiner Versuche (22/55 FG).

Shotchart von Giannis Antetokounmpo in der Serie gegen die Brooklyn Nets.
© nba.com
Shotchart von Giannis Antetokounmpo in der Serie gegen die Brooklyn Nets.

Bucks: Giannis wird falsch eingesetzt

Brooklyn hat keinen Eins-gegen-Eins-Verteidiger für den Griechen, aber in dieser Serie sieht Blake Griffin wie ein echter Stopper aus. Antetokounmpo fehlen weiter Moves, die darüber hinausgehen, den Gegenspieler in die Korbanlage zu drücken. Das ist zwar wertvoll, doch es zeichnet sich zum dritten Mal in Folge ab, dass Teams Strategien dagegen entwickeln können.

Auch hier kommt Budenholzer ins Spiel. Giannis hatte seine besten Momente in Transition und wenn er abseits des Balles agierte und durch Cuts Verwirrung stiftete. Stattdessen hält Antetokounmpo in dieser Serie den Ball im Schnitt fast 4 Sekunden in der Hand, in denen er fast dreimal dribbelt.

Auch Middleton ist so ein Kandidat, der zu oft isoliert, lange Zweier nimmt und den Nets mit ihrer Streetball-Mentalität in die Karten spielt. Er kann sie gut treffen, aber die Nets bekommen meist erst dann Probleme, wenn sie sich bewegen, rotieren müssen. Das schafften die Bucks über die fünf Spiele viel zu selten. Hoffnung macht, dass Holiday in Halbzeit eins besser eingebunden war, mehr aus dem Pick'n'Roll attackierte, nach der Pause passierte dies aber kaum noch.

Bucks vs. Nets: Jetzt ist Budenholzer gefragt

Das ist eine der Dinge, die sich ändern müssen, wenn die Bucks nicht schon in ein paar Tagen am Strand liegen wollen. Mehr Penetration von Holiday und Middleton, weniger Sprungwürfe aus dem Dribbling, mehr Bewegung mit dem Ball. Das gilt auch für Antetokounmpo, der kein Durant ist und diese bisherigen Schwächen nicht mit individueller Brillanz ausgleichen kann - zumindest nicht in den Playoffs.

Die Bucks stehen am Scheideweg. Brooklyn ist für den Moment nicht das Superteam, welches KD, Harden und Kyrie auf dem Papier stellen, sondern eher ein taumelnder Weltklasse-Boxer, der sich gegen einen drohenden Knockout erfolgreich wehrt. Die kommenden Tage werden vor allem über Budenholzers Schicksal entscheiden. Findet er endlich die richtigen Anpassungen oder geht es ohnmächtig in den Abgrund?

Nets vs. Bucks: Die Serie im Überblick - Stand: 3-2

SpielDatumUhrzeitHeimAuswärtsErgebnis
16. Juni1.30 UhrNetsBucks115:107
28. Juni1.30 UhrNetsBucks125:86
311. Juni1.30 UhrBucksNets86:83
413. Juni21 UhrBucksNets107:96
516. Juni2.30 UhrNetsBucks114:108
618. Juni2.30 UhrBucksNets
7*20. JunitbaNetsBucks
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