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NBA - Spurs-Center Jakob Pöltl im Interview: "Vielen ist es wichtiger, offensiv gut auszusehen"

Jakob Pöltl hat noch Schwächen an der Freiwurflinie.
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Wann hat sich für Sie abgezeichnet, dass die Spurs Ihren Kurs verändern? Gab die Zeit in der Bubble den Ausschlag?

Pöltl: Ja, dort haben wir unsere Spielweise erstmals ziemlich drastisch verändert. Wir sind weg von dem Iso-Basketball und mehr Richtung Ball-Movement, um alle Spieler miteinzubeziehen. Das hat in der Bubble gut funktioniert und war dann auch der Grund, warum wir anschließend komplett den Schalter umgelegt und unser Teamkonzept verändert haben.

Haben Sie das Gefühl, dass das bei Gregg Popovich etwas verändert hat? Es ging ja mal das Gerücht um, dass er 2020 aufhört, jetzt ist davon nichts mehr zu hören.

Pöltl: Er hat auf jeden Fall noch genug Feuer, das merkt man schon. Wie lange er noch weitermacht? Ich glaube, dass er es selbst noch nicht weiß. Er hat sich über die Jahrzehnte ohnehin den Status erarbeitet, dass er sich das komplett selbst aussuchen kann, wann es genug ist.

Dieser neue Spielstil liegt Ihnen persönlich auch mehr, oder?

Pöltl: Auf jeden Fall. Ich bin weit weg von einem Iso-Basketballspieler und abhängig vom Teamgefüge.

Jakob Pöltl zur Defense: "Es geht um die Einstellung"

Vom Point Differential her sind Sie außerdem nach Rudy Gay und Dejounte Murray aktuell der Plus/Minus-König bei den Spurs. Wussten Sie das?

Pöltl: Oh, nein, das war mir nicht bewusst. Ich achte normalerweise auch nicht so sehr auf Statistiken. Hin und wieder kommt mir etwas Interessantes unter, aber zu viel gebe ich darauf nicht.

Was aber seit Jahren der Fall ist: Die Defensivzahlen mit Ihnen sind zumeist viel besser, vor allem als Ringbeschützer haben Sie sich einen Namen gemacht. Was ist da aus Ihrer Sicht der Schlüssel?

Pöltl: Es geht erstmal um die Einstellung. Es muss dir persönlich wichtig sein, gut zu verteidigen. Vielen Spielern ist es wichtiger, offensiv gut auszusehen, die Defense stellt sich hinten an. Was mich angeht: Ich bin nicht der athletischste Spieler aller Zeiten, also versuche ich, mit Spielverständnis in Positionen zu kommen, in denen ich meine Teamkollegen absichern kann. Ich muss das Spiel lesen, das ist das Wichtigste. Gute Kommunikation spielt dabei auch eine große Rolle, und Timing. Ich muss wissen: Was ist zu viel Hilfe, was ist zu wenig? Manches kommt auch über die Erfahrung. Es geht um mehrere Faktoren.

Offensiv haben Sie selbst sehr wenige Abschlüsse. Wie würden Sie da Ihre Rolle beschreiben?

Pöltl: Nicht als tragend. Es geht darum, die Situation zu lesen: Ich versuche, durch Aktivität Räume für meine Mitspieler zu schaffen, und wenn sich mal Platz in der Zone auftut, dann nutze ich den selbst. Das ist aber situativ, ich werde in den kommenden Jahren nicht unser Go-to-Guy werden.

Die NBA-Statistiken von Jakob Pöltl

SpielePunkteFG%FT%ReboundsBlocks
Karriere338663,552,25,41,1
Saison 20/21588,562,847,681,8

Freiwurfschwäche? "Es sind vor allem mentale Probleme"

Die Baustelle bleiben die Freiwürfe. Einige Male wurden Sie im Lauf der Saison schon absichtlich gefoult, um Sie an die Freiwurflinie zu bekommen und dadurch vom Court zu holen. Was bedeutet dieses "Hack-a-Pöltl" für Sie und wie arbeiten Sie daran?

Pöltl: Die Freiwürfe sind ein laufendes Projekt, die Arbeit hört nie auf. In letzter Zeit ist es ein Tief für mich, die gesamte Saison ist nicht gut. Es sind vor allem mentale Probleme. Ich schaffe es nicht, aus meinem eigenen Kopf herauszukommen, wenn ich an der Linie stehe. Es wird wahrscheinlich einfacher werden, je öfter ich es mache. Natürlich ist es nicht schön, wenn ich spät im Spiel zum ersten Mal an die Linie geschickt werde, weil das als Schwäche identifiziert wird.

Gibt es Techniken für den Fokus, mit denen Sie es ausprobiert haben?

Pöltl: Ja, ich habe schon einige Mentaltrainings und solche Dinge ausprobiert. Aber man kann es nur zu einem gewissen Anteil simulieren und der größte Unterschied entsteht durch Wiederholung. Je öfter ich in diese Situation komme, desto weniger Nervosität sollte es mit der Zeit geben.

Die Spurs sind aktuell mitten im Play-In-Rennen und verjüngt, die Spitze im Westen ist aber noch ein Stück entfernt. Was fehlt Ihrer Meinung nach noch?

Pöltl: Wir sind auf einem guten Weg. Das Team ist überwiegend noch sehr jung, viele Spieler sind noch in ihren ersten Jahren und über kurz oder lang werden wir darauf aufbauen können - und müssen. Diese Spieler werden immer größere Rollen einnehmen und ich denke, das ist ein guter Startblock. Aber diese Saison deutet schon an, in welche Richtung es gehen kann. Mit einem starken Finish können wir hoffentlich die Playoffs erreichen und dadurch den nächsten Schritt machen.

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