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NBA Playoffs - Philadelphia 76ers wollen Sweep gegen Boston Celtics verhindern: Die Erlösung naht

Joel Embiid ist der verbleibende All-Star der Philadelphia 76ers in den Playoffs.
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Die Philadelphia 76ers stehen vor Spiel 4 gegen die Boston Celtics mit dem Rücken zur Wand. Die Hoffnung schwindet beim Team um All-Star Joel Embiid, aber zumindest ein Sweep soll verhindert werden. In Spiel 3 zeigten die Sixers einige gute Ansätze, am Ende verschenkten sie es aber und scheiterten einmal mehr an sich selbst. Spiel 4 könnt Ihr ab 19 Uhr im kostenlosen LIVESTREAM auf SPOX sehen. Hier geht es zum Stream.

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Die schlechte Nachricht vorneweg: In der Geschichte der NBA-Playoffs hat es bislang noch kein Team geschafft, einen 0-3-Serienrückstand aufzuholen und das Matchup noch zu gewinnen. Letztmals erzwangen die Portland Trail Blazers im Jahr 2003 gegen die Dallas Mavericks ein Spiel 7, um dort aber mit 95:107 zu unterliegen. Dirk Nowitzki legte damals 31 Punkte und 11 Rebounds auf.

Auf Seiten der Blazers waren unter anderem Scottie Pippen und Arvydas Sabonis auf dem Feld, das alleine zeigt, wie lange das schon her ist. Andererseits ist es für Sixers-Fans vielleicht auch eine gute Nachricht nach dem Prinzip "Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende."

Joel Embiid wollte davon auf der PK nach der 94:102-Niederlage in Spiel 3 gegen die Boston Celtics nichts hören. "Ich möchte nicht gesweept werden, ich möchte so etwas nicht während meiner Laufbahn erleben."

Philadelphia 76ers: Den Sieg in Spiel 3 verspielt

Der Kameruner ist nach dem Saisonaus von Ben Simmons (Knie-OP) der verbliebene All-Star im Kader und wehrte sich vor allem offensiv nach Kräften. Zur Pause von Spiel 3 hatte der Center mit 22 Punkten und 10 Rebounds schon ein Double-Double auf dem Konto, nach dem Wechsel machte Embiid jedoch eine unglückliche Figur mit nur 1/9 aus dem Feld und einem folgenschweren Ballverlust.

Knapp zwei Minuten vor dem Ende führten die Sixers mit 94:92, als der Ball zu Embiid in den Post wanderte. Boston doppelte Embiid schnell, sodass dieser eine schnelle Entscheidung treffen musste. Al Horford stand fangbereit direkt unter dem Korb, Embiid wählte aber den Pass in die Ecke zu Tobias Harris, wo jedoch Marcus Smart lauerte, den Ball stibitzte und einen genialen Pass zu Jaylen Brown spielte.

Der Forward traf mit Foul, während Embiid auf der anderen Seite kopflos zum Korb zog, vermutlich in der Hoffnung selbst irgendwie ein Foul zu ziehen. Es misslang und Boston scorte erneut im Fastbreak. Josh Richardson beging ein unfassbar dummes Foul, indem er als letzter Mann ohne Chance auf den Ball Jayson Tatum festhielt und ein klares Clear Path Foul beging. Philly blieb im Anschluss ohne Punkte, die Celtics beendeten das Spiel mit einem 10:0-Lauf.

Philadelphia 76ers: Verbessert, aber nicht gut genug

Der Ausgang war beinahe symbolisch für die Saison der Sixers. Philadelphia zeigte einige gute Ansätze, brachte sich aber durch eigene Dummheiten selbst um den Lohn. Bei all ihren Limitationen machte Philadelphia vieles richtig, sodass das Team von Coach Brett Brown trotz einer Quote von 29,5 Prozent aus dem Feld den Sieg vor Augen hatte.

Nach der Blamage von Spiel 2 verteidigten die Sixers deutlich seriöser, wobei sich vor allem Richardson im Pick'n'Roll immer wieder über die Blöcke kämpfte und es Tatum und Walker alles andere als leicht machte. Dazu nutzen die Sixers ihre Größenvorteile endlich aus und bestraften Boston mit 20 Offensiv-Rebounds sowie 15 Punkten aus zweiten Chancen.

Dass es nicht zum Sieg reichte, war dagegen ein weiterer Beweis, dass die Sixers vor der Saison ihren Kader falsch zusammengestellt haben. Bei all der Vernarrtheit in große Spieler, die Giannis Antetokoumpo und den Milwaukee Bucks in einem möglichen Playoff-Matchup das Leben schwer machen könnten, vergaß GM Elton Brand, dass sein eigenes Team auch scoren muss, um Spiele auf dem höchsten Niveau zu gewinnen.

Philadelphia 76ers: Der Kader ist falsch zusammengestellt

Die Wochen nach dem Restart in Orlando machten das sehr deutlich. Jede gute Offensive braucht Spieler, die etwas mit dem Ball anfangen, penetrieren oder ein anständiges Pick'n'Roll laufen können. Die Sixers haben solche Spieler einfach nicht, sieht man einmal von Richardson ab, dessen Stärke dies aber auch nicht ist.

Gleichzeitig bevorzugen die vermeintlich besten Spieler wie Embiid, Harris oder Richardson den Abschluss am Ring oder aus der Mitteldistanz. Keiner von ihnen ist jemand, der sich selbst einen Pullup-Dreier kreiert. Das hätte auch der verletzte Simmons nicht gekonnt, dafür war der Australier aber der beste Ballhandler, der Phillys Offense - trotz Wurfschwäche - mehr Kompetenz hätte verleihen können.

Viel gefährlicher aus der Distanz ist aber auch der Rest nicht. Mit den Ausnahmen Shake Milton und Richardson hat über die drei Spiele kein einziger Sixers-Akteur mehr als einen Dreier pro Partie in der Serie erzielt. Das startende Flügelduo aus Harris und Al Horford hat dagegen in zusammengerechnet 205 Minuten bei 13 Versuchen aus der Distanz noch gar keinen Treffer vom Perimeter verbuchen können.

Dieses Duo verdient in der Saison übrigens zusammengerechnet fast 61 Millionen Dollar und steht noch bis mindestens 2023 unter Vertrag, entsprechend leicht ist es, mit dem Finger auf die beiden zu zeigen. Beide sind natürlich keine schlechten Spieler, nur haben beide auch nach einer fast kompletten Saison immer noch nicht ihre Rolle gefunden.

Tobias Harris sucht bei den Philadelphia 76ers weiter seine Rolle.
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Tobias Harris sucht bei den Philadelphia 76ers weiter seine Rolle.

Philaldelphia 76ers: Die unklare Rolle von Tobias Harris

Harris wurde im Januar 2019 noch als dritte oder gar vierte Option hinter Embiid, Simmons und damals Jimmy Butler geholt, nun wird vom Flügelspieler verlangt, dass er mehr für seine Mitspieler und auch für sich selbst Würfe kreiert. Das deutete Harris gelegentlich für die Clippers und auch in Detroit an, die große Stärke des Forwards war es aber stets, nach Handoffs in die Zone zu penetrieren oder direkt aus der Bewegung auf den Korb zu werfen.

Bei den Sixers sieht man dies seltener, auch weil Harris keinen Platz hat, um zum Korb zu kommen. Coach Brown kennt diese Probleme, findet jedoch keine Lösungen. "Ich suche immer noch Wege, um Tobias zu helfen", gab Brown nach Spiel 3 zu. "Ich will ihn in Situationen bringen, wo er unserer Offensive den Stempel aufdrücken kann. Wir brauchen neben Joel weitere Spieler, die scoren können."

Das ist jedoch wohl ein Thema für die Offseason, bis Sonntagabend wird sich an der Kader-Situation der Sixers wenig ändern. Hilfreich wäre, wenn man als Team besser als 9/39 von der Dreierlinie wirft und gleichzeitig die defensive Intensität aufrechterhält. Nur dann werden die Sixers eine Chance haben, vielleicht doch den Wunsch von Embiid zu erfüllen - nämlich den Sweep zu verhindern. Um viel mehr geht es in dieser verkorksten Sixers-Saison schon nicht mehr.

Philadelphia 76ers vs. Boston Celtics: Die Serie im Überblick

SpielDatumUhrzeitTeam 1Team 2Ergebnis
118. August0.30 UhrBoston CelticsPhiladelphia 76ers109:101
220. August0.30 UhrBoston CelticsPhiladelphia 76ers128:101
322. August0.30 UhrPhiladelphia 76ersBoston Celtics94:102
423. August19 UhrPhiladelphia 76ersBoston CelticsSPOX-LIVESTREAM
5*25. AugusttbaBoston CelticsPhiladelphia 76ers
6*27. AugusttbaPhiladelphia 76ersBoston Celtics
7*29. AugusttbaBoston CelticsPhiladelphia 76ers