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NBA-Legendenserie - Paul Arizin: Wie ein Pionier der jungen NBA den Sprungwurf salonfähig machte

Paul Arizin war in seinen zehn Spielzeiten in der NBA einer der besten Scorer seiner Generation.
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Es wäre zudem ein Fehler, Arizin auf seine Fähigkeiten als Shooter zu reduzieren. "Ich war bei weitem kein reiner Jump-Shooter. Ich wollte immer zum Korb ziehen, um einen Layup zu bekommen", beschrieb Arizin, der auch defensiv seinen Mann stand, sein Spiel. "Meine Philosophie war: Es ist viel einfacher aus knapp einem Meter zu treffen als aus fünf oder sechs."

Arizin zeichnet ein starkes Ballhandling und seine Athletik aus, mindestens genauso gefürchtet wie sein Wurf, dem er den Spitznamen Pitchin' Paul verdankt, sind seine teils spektakulären Abschlüsse am Ring. Entsprechend musste er sich nicht allein auf seinen Sprungwurf verlassen, um die NBA in Sachen Scoring zu dominieren.

Abgesehen von seinem Rookie-Jahr legt Arizin in jeder seiner Saisons in der besten Basketballliga der Welt mindestens 20 Punkte auf - und das wohlgemerkt noch vor den Zeiten, in denen die Spiele regelmäßig im 100er-Bereich enden.

Es wären wohl noch einige Spielzeiten hinzugekommen, doch der Koreakrieg macht in den 1950ern auch nicht vor den NBA-Profis halt. Arizin wird von 1952 bis 1954 in den Militärdienst eingezogen, zugunsten eines Einsatzes auf einer Militärbasis in Virginia verpasst er zwei Jahre seiner Prime.

Paul Arizin: Statistische Glanzleistungen

In der ersten Saison ohne ihren Star-Forward gewinnen die Warriors magere zwölf Spiele (bei 57 Niederlagen), im zweiten kommen immerhin 29 Siege zusammen (bei 43 Pleiten). Der Erfolg stellt sich erst wieder nach der Rückkehr von Arizin nach Philadelphia ein, auch wenn Teameigentümer, Coach und Manager in Personalunion Eddie Gottlieb zunächst skeptisch ist, ob Arizin nach der Auszeit an sein altes Scorer-Ich anknüpfen kann.

Er kann es. Angeführt von Arizin und Hall of Famer Neil Johnston avanciert Philly 1955/56 zum Powerhouse der Liga und holt sich die Championship. Nur drei Jahre später erreicht Arizin die Schallmauer von 10.00 Punkten, schneller als jeder Spieler vor ihm. Bis zum Ende seiner Karriere sammelt er 16.266 Zähler in 713 Spielen, damals gut genug für Platz zwei in der All-Time Scorer-Liste.

In seinen zehn Spielzeiten in der NBA wird Arizin zehnmal ins All-Star-Team nominiert, zweimal ballert er sich zum Scoring-Champion. Dazu schafft er es dreimal ins All-NBA First-Team und einmal ins Second-Team. Der Teamerfolg bleibt in den Jahren nach dem Titel 1956 allerdings aus.

Die Karrierestatistiken von Paul Arizin

SaisonsSpiele / MinutenPunkteReboundsAssistsFG%FT%
10713 / 38,422,88,62,342,181,0

Trotz Arizin, trotz Wilt - Bill Russell ist für Philly zu viel

Das US-Militär verlangt nun den Einsatz vom jungen Tom Gola, der später ebenfalls zum Hall of Famer für die Warriors aufsteigen soll. Zudem macht sich in Boston Ende der 50er-Jahre ein gewisser Bill Russell auf, eine Dynastie zu gründen.

An ihm gibt es für die Warriors und Arizin kein Vorbeikommen mehr. Das wurmt, und zwar gewaltig. "Ich habe gespielt, um zu gewinnen. Wenn wir nicht gewonnen haben, war ich sehr frustriert", sagte Arizin rückblickend. "Ich glaube nicht an die Philosophie, wenn du ein gutes Spiel machst, aber verlierst, dann ist das in Ordnung. Ich würde lieber ein mieses Spiel abliefern, aber gewinnen."

Letzteres wissen Russell und die Celtics zu verhindern. Nach dem Gewinn der Championship erreicht Arizin noch fünfmal die Playoffs mit den Warriors. Dreimal ist gegen Boston Schluss, selbst nachdem Wilt Chamberlain 1959 in die Liga kommt - im Übrigen ebenfalls als Territorial Pick von Philadelphia.

Arizin erlebt die Dominanz des Centers hautnah mit, auch bei Wilts 100-Punkte-Spiel gegen die Knicks 1962 ist der Forward mit von der Partie. Beim 169:147-Sieg steuert er immerhin 16 Zähler bei. Am Ende der Saison scheitern die Warriors aber in sieben Spielen in den Eastern Division Finals - natürlich an den Celtics.

Karriereende statt Umzug an die Westküste

Im darauffolgenden Sommer folgt der Umzug der kompletten Franchise nach San Francisco, um die NBA Richtung Westen der USA zu expandieren. Allerdings ohne Arizin. "Ich hätte weiterspielen können, aber ich war 34 Jahre alt und ich wollte abtreten, solange ich noch in der Nähe meines Höhepunkts war", erklärte Arizin sein Karriereende 1962.

In seiner Heimatstadt sind seine Familie, sein Freundeskreis und die Aussicht auf einen "normalen" Job nach der Laufbahn als Basketball-Profi. Auch ein für damalige Verhältnisse lukratives Angebot von Gottlieb kann ihn nicht zum Umzug bewegen. Stattdessen startet er seine zweite Karriere als Buchhalter bei IBM.

"Ich habe bei IBM viel mehr Geld verdient als bei den Warriors. Und ich bin nicht in der IBM Hall of Fame", scherzte Arizin Jahre später. Um den schnöden Mammon geht es ihm Zeit seiner Karriere aber ohnehin nicht. Er habe ausschließlich "für die Liebe zum Spiel" gespielt.

Paul Arizin: Pionier und Wegbereiter

Entsprechend sagt er sich auch nach seinem NBA-Karriereende vom Basketball nicht komplett los. Arizin spielt drei weitere Jahre in der semi-professionellen Eastern Basketball League, wo er einen weiteren Titel gewinnt, bevor er die Sneaker endgültig an den Nagel hängt.

Knapp ein Jahrzehnt später wird Arizin in die Hall of Fame aufgenommen, zudem wird er 1996 zum 50. Geburtstag der NBA als einer der 50 besten Spieler der Liga-Historie gewürdigt. Somit bleibt auch nach seinem Tod im Dezember 2006 das Vermächtnis von Paul Arizin erhalten.

Pitchin' Paul war vielleicht nicht der spektakulärste Spieler seiner Generation. Er war nicht der dominanteste. Und dank Bill Russell auch bei weitem nicht der erfolgreichste. Dennoch hat er die Liga in ihren jungen Jahren geprägt. Er war Pionier und Wegbereiter für alle nachfolgenden Generationen. Mit einem einfachen Jumper.

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