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NBA All-Star-Reservisten der SPOX-Redaktion: Der Westen frisst seine Stars

Paul George und Russell Westbrook spielten im vergangenen Jahr noch zusammen in OKC.
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Die Starter des All-Star Games stehen fest, nun wählen in der kommenden Nacht die Coaches die Reservisten für das Show-Spiel in Chicago. In der Zwischenzeit präsentiert auch die SPOX-Redaktion ihre Picks für die Nachzügler aus der Eastern und Western Conference.

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Zunächst kurz zur Erklärung. Für die Reservisten wählen die Coaches für jede Conference zwei Spieler für den Backcourt und drei Spieler für den Frontcourt. Die letzten beiden Spots für die jeweiligen Teams sind Wildcards, hier spielt die Position keine Rolle mehr. An dieses Schema halten auch wir uns im Auswahl-Prozess.

All-Star Game 2020: Eastern Conference Reserve Backcourt

  • Ben Simmons (Philadelphia 76ers)
  • Bradley Beal (Washington Wizards)

Sind wir ehrlich, die Auswahl im Osten ist auf den Guard-Positionen sehr überschaubar. Ben Simmons ist für uns gesetzt, auch wenn der Sprungwurf weiterhin Brachland ist. Dennoch hielt der Australier den Wagen am Laufen, als Joel Embiid mit einer Fingerverletzung aussetzen musste, die Sixers verbuchten dabei eine Bilanz von 6-3.

Über die vergangenen zehn Spiele, also inklusive Embiids Comeback, legt Simmons 21,1 Punkte, 8,8 Rebounds, 7,6 Assists und 2,2 Steals bei einer Quote von 63 Prozent aus dem Feld auf. Das sind definitiv All-Star-Zahlen und beschreiben noch gar nicht den defensiven Einfluss, welchen Simmons auf das Spiel der 76ers hat.

Der 23-Jährige kann alle Positionen verteidigen, selbst kleine quirlige Guards kann der Boomer in einzelnen Possessions vor sich halten. Über ihn wirft sowieso keiner bei seiner Größe und der Länge seiner Arme. Diese sind zudem ständig in den Passwegen, durchschnitt 3,8 abgefälschte Bälle sind Platz vier in der kompletten Liga. Auch ein anderer Hustle-Stat sticht hervor, nämlich die eroberten Bälle, wenn sie frei sind. Seine 1,8 eroberten Bälle werden lediglich von Anthony Davis getoppt.

Ben Simmons und Bradley Beal waren bereits im vergangenen Jahr All-Stars.
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Ben Simmons und Bradley Beal waren bereits im vergangenen Jahr All-Stars.

An die Seite von Simmons setzen wir Bradley Beal, fühlen uns dabei aber nur bedingt wohl. Zwar legt der Shooting Guard über die Saison Karrierebestwerte bei Punkten und Assists auf, sein Team krebst jedoch wie im Falle von All-Star-Starter Trae Young (Atlanta Hawks) im Keller herum.

Beals Defensiv-Rating von 121,0 ist obendrein auch das zweitschlechteste der kompletten Liga, das gleiche Ergebnis bekommen wir beim Real Plus-Minus von ESPN. Warum kommen wir also auf die Idee, Beal nach Chicago zu schicken? Der Grund ist simpel. Die Starting Five in allen Variationen ist mit Atlanta, Cleveland und Golden State das Schlechteste, was die Liga zu bieten hat.

Durch die zahlreichen Ausfälle waren es oft nicht mehr die Wizards, sondern eher die Capital Go-Go aus der G-League. Washingtons beste Spieler, zum Beispiel Davis Bertans, Jordan McRae oder auch Moritz Wagner kamen abgesehen von Beal alle von der Bank. Deswegen sollte Beal nicht dafür bestraft werden, dass er kaum Unterstützung hat. Schließlich ist er nun bereits über Jahre der beste und konstanteste Spieler in der Hauptstadt.

SpielerSpiele/MinutenPunkteReboundsAssistsFG%3FG%
Ben Simmons46/36,016,37,88,458,040,0
Bradley Beal39/35,528,64,46,345,331,8

All-Star Game 2020: Eastern Conference Reserve Frontcourt

  • Jimmy Butler (Miami Heat)
  • Jayson Tatum (Boston Celtics)
  • Bam Adebayo (Miami Heat)

Jimmy Butler ist im Frontcourt absolut gesetzt, auch wenn der Heat-Star wohl besser als Guard aufgehoben wäre, da er am South Beach den Ball am häufigsten in der Hand hält. Die Zahlen sind nicht unbedingt beeindruckend, vor allem die Wurfquote von 44 Prozent (24,5 aus der Distanz) schreit nicht nach All-Star, doch Butler ist definitiv der beste Spieler im drittbesten Team des Ostens.

Butler ist in Miami nur im vierten Viertel der Go-to-Guy, ansonsten macht er die kleinen Dinge, setzt seine Mitspieler ein und reboundet so gut wie noch nie in seiner Karriere. Dazu nimmt Butler starke 9,5 Freiwürfe pro Spiel, nur Giannis Antetokounmpo (10,2) und James Harden (12,3) ziehen mehr. Gerade im Hinblick auf die Playoffs ist dies ein wichtiges Gut, weil Butler aus wenig viel machen kann.

Als zweiten Forward wählen wir Jayson Tatum, der den Vorzug vor seinem Teamkollegen Jaylen Brown erhält. Beide haben in dieser Saison einen großen Schritt nach vorne gemacht, Tatum ist aber noch einmal einen Tick wichtiger als Brown. Das liegt vor allem an der größeren Rolle für Tatum, der zumeist in Abwesenheit von Kemba Walker die Second Unit anführt - und dies erfolgreich.

So haben die Celtics ein negatives Net-Rating von -0,6, wenn Tatum auf der Bank sitzt, mit allen anderen Spielern ist es deutlich positiv. Vor allem kassieren die Celtics 6 Zähler mehr, wenn Tatum sitzt. In Sachen Effizienz hat der Forward zwar ein wenig nachgelassen (was an den vielen vergebenen Korblegern liegt), dafür ist Tatum ein starker Verteidiger, der im Eins-gegen-Eins seinen Mann steht und mit seinen langen Armen auch ein starker Help Defender ist.

Jimmy Bulter dürfte diese Saison wieder All-Star werden.
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Jimmy Bulter dürfte diese Saison wieder All-Star werden.

Komplettiert werden die großen Positionen von Bam Adebayo, der einer der heißesten Kandidaten auf den Titel des Most Improved Players ist. Der Big Man ist die Allzweckwaffe der Heat, der an einem Abend Russell Westbrook und am anderen Nikola Jokic verteidigt - und das mit Erfolg. Wie viele Spieler in dieser Liga können das schon von sich behaupten?

Interessant ist, dass die Defense der Heat dennoch auch ohne Bam funktioniert, stattdessen ist es der Angriff, der leidet, wenn Adebayo auf die Bank geht. Die Heat haben Adebayo über die Jahre zu einem exzellenten Passgeber entwickelt, der das Spiel inzwischen hervorragend liest. Seine drei Triple-Doubles in dieser Saison sind dafür ein guter Beleg.

SpielerSpiele/MinutenPunkteReboundsAssistsFG%3P%
Jimmy Butler41/34,820,26,96,444,124,5
Jayson Tatum42/33,921,56,92,943,536,6
Bam Adebayo47/34,516,010,44,758,99,1

All-Star Game 2020: Eastern Conference Reserve Wildcards

  • Kyle Lowry (Toronto Raptors)
  • Khris Middleton (Milwaukee Bucks)

Die erste Wildcard ist Kyle Lowry, der, wenn es nach uns geht, zum sechsten Fall in Folge zum All-Star Game fährt. Der Point Guard hielt die Raptors in einer Phase in der Ost-Spitzengruppe, als mit Pascal Siakam, Norman Powell und Marc Gasol gleich drei feste Stützen fehlten. Gerade die Lowry+Bankspieler-Aufstellungen bleiben eine Augenweide, weil der 33-Jährige seine Mitspieler immer wieder in Positionen bringt, in denen sie Erfolg haben können.

Dazu bleibt Lowry auch im hohen Alter ein Kettenhund in der Defense, dass er bei Charges mal wieder unter den ersten Drei liegt, ist Ehrensache. Ebenfalls bemerkenswert: Durch den Abgang von Kawhi Leonard nimmt Lowry drei Würfe und knapp zwei Dreier mehr pro Spiel, die Quoten leiden aber überhaupt nicht darunter.

Beim letzten Spot wird es knifflig, hier muss aber die Saison der Milwaukee Bucks honoriert werden, weswegen die Wahl auf Khris Middleton fällt. Unabhängig von dessen 51-Punkte-Gala gegen Washington legt der Forward klammheimlich eine bockstarke Saison hin - und das mit folgenden Shooting-Splits: 50,3 Prozent aus dem Feld, 43,3 Prozent aus der Distanz, 90,0 Prozent von der Freiwurflinie.

Richtig gelesen, Middleton ist auf Kurs, eine 50/40/90-Saison hinzulegen, was vor ihm nur elf Spieler in der Geschichte der NBA schafften (zuletzt: Malcolm Brogdon 18/19 und Stephen Curry 15/16). Der Flügelspieler ist zweifellos der zweitbeste Buck in dieser Saison - deswegen muss er nach Chicago.

SpielerSpiele/MinutenPunkteReboundsAssistsFG%3P%
Kyle Lowry36/36,919,84,67,441,034,4
Khris Middleton40/28,820,25,93,950,343,2
Kyle Lowry war fünfmal in Folge All-Star.
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Kyle Lowry war fünfmal in Folge All-Star.

All-Star Game 2020: Im Osten am Cut gescheitert

  • Domantas Sabonis (Indiana Pacers)
  • Jaylen Brown (Boston Celtics)
  • Zach LaVine (Chicago Bulls)
  • Spencer Dinwiddie (Brooklyn Nets)

An dieser Stelle entschuldigen wir uns noch offiziell bei den Indiana Pacers und Domantas Sabonis. Indy hätte bei der starken 31-17-Bilanz definitiv einen All-Star verdient, allerdings bestechen die Pacers mehr durch ihre Homogenität als durch Star-Power.

Jaylen Brown musste dagegen Tatum weichen, Dinwiddie hatte sehr gute Phasen, war aber letztlich nicht konstant genug. LaVine muss noch beweisen, ob er mehr als nur leere Zahlen auflegen kann.

SpielerSpiele/MinutenPunkteReboundsAssistsFG%3P%
Domantas Sabonis45/34,418,012,84,653,523,9
Jaylen Brown38/33,720,16,62,449,539,0
Zach LaVine49/34,225,24,93,944,338,8
Spencer Dinwiddie46/31,221,43,36,542,130,4
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