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NBA Above the Break: Die Knicks und ihre Coaches, Bostons junge Stars und die Dominanz der Lakers

Jayson Tatum und Jaylen Brown sind mitverantwortlich für den starken Saisonstart der Boston Celtics.
© getty

Die New York Knicks haben ihren Head Coach David Fizdale entlassen, die Los Angeles Lakers pflügen weiter durch die Liga. Bei den Boston Celtics entwickeln sich zwei junge Wings zur gleichen Zeit und die Miami Heat haben ihren eigenen MIP-Kandidaten.

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SPOX-NBA-Redakteur Ole Frerks führt in Above the Break durch die Liga.

Die Entlassung von David Fizdale in New York

Nun ist es also mal wieder passiert: Zum zwölften Mal in James Dolans gut 20 Jahren als Besitzer der New York Knicks wurde der Coach ausgetauscht, nach David Fizdale darf sich nun sein bisheriger Assistant Coach Mike Miller an der Seitenlinie versuchen. Derweil stehen auch Steve Mills und Co. (mal wieder) zur Disposition und die Suche nach einem neuen Head Coach geht weiter.

Zu Fizdale: Coaches überall in der Liga kritisieren die Knicks und gratulieren Fizdale, dass er aus dieser "Kloake" (Zitat: Jeff Van Gundy) entkommen konnte. Es ist in Mode, auf die Knicks draufzuhauen, und es ist auch zweifelsohne verdient. Im Vakuum ist die Entscheidung gegen Fizdale deswegen aber nicht automatisch ein Fehler.

Geschenkt, dass die Knicks in seinen knapp anderthalb Jahren nur 21 von 83 Spielen gewinnen konnten - selbst wenn manche in der Organisation das vielleicht anders sehen, hätten Siege mit diesem Kader keine Priorität haben sollen (oder können). Die Entwicklung junger Spieler, das Etablieren einer Spielphilosophie hätten im Vordergrund stehen müssen.

Fizdale hat dies nicht geschafft - eine spielerische Handschrift lassen die Knicks nicht erkennen. Weder defensiv noch offensiv weiß man so recht, wofür sie eigentlich stehen wollen. Nr.3-Pick R.J. Barrett wurde zu Beginn der Saison in Grund und Boden gerannt, Frank Ntilikina war vergangene Saison nicht einmal ein garantierter Rotationsspieler und auch in dieser Spielzeit zunächst abgemeldet.

Natürlich ist Fizdale deswegen nicht der Hauptschuldige an der Misere in New York. Das Front Office stellte ihm einen absurden Kader zur Verfügung und kommunizierte dann anscheinend sogar Playoff-Ambitionen in Richtung von Dolan. Dabei hätte man selbst ohne Ausfälle aus diesem Kader kaum ein "funktionierendes" Lineup basteln können.

Für diese Diskrepanz hinsichtlich der Erwartungen konnte Fizdale nichts, als Coach war er nur eben das schwächste Glied der Kette und musste daher als erstes gehen. Er hat auch nicht wahnsinnig viele Argumente dagegen vorgebracht, nach außen hin zumindest nicht. Die Knicks müssten aber noch etliche weitere Dinge ändern, um nun wirklich eine Wende zu schaffen.

Die Knicks müssten sich eigentlich ein Beispiel am Stadtrivalen nehmen, wo in Brooklyn vor wenigen Jahren in fast aussichtsloser Lage ein Coach mit einer klaren Vision (Kenny Atkinson) und ein General Manager mit Geduld und Kreativität (Sean Marks) eine Franchise komplett auf links drehen durften.

Es erscheint nur nahezu unmöglich, dass den Knicks dies unter Dolan, Mills und Co. jemals gelingen wird. Dafür fehlt es an Geduld, vermutlich fehlt es auch an Kompetenz.

Es passt daher recht gut, dass eine bisher noch nie als Head Coach tätige Kandidatin wie Becky Hammon angeblich nur dann Interesse am Knicks-Job hätte, wenn eine Laufzeit von vier bis fünf Jahren vereinbart werden kann. Die Wahrscheinlichkeit, einen solchen Vertrag wirklich zu erfüllen, geht bei dieser Franchise mittlerweile gegen null.

Der Most Improved Heatle: Bam Adebayo

Das sieht in Miami völlig anders aus, wo Erik Spoelstra seit über einem Jahrzehnt im Sattel sitzt und vorerst auch nicht von der Heat-Trainerbank wegzudenken ist. Zumal es in Miami nach einigen Jahren im Mittelmaß derzeit eindeutig wieder nach oben geht und die Heat sich zu einem der besten Teams im Osten entwickelt haben.

Jimmy Butler spielt dabei eine große Rolle, ebenso wie die Rookies Tyler Herro und Kendrick Nunn oder Zweitjahresprofi Duncan Robinson oder Neu-Bankspieler Goran Dragic. Die vielleicht wichtigste Entwicklung in Miami ist aber die von Bam Adebayo, der insbesondere defensiv zu einer echten Waffe geworden ist und seinen Anteil daran hat, dass Miami im Vergleich zum Vorjahr ein deutlich verbessertes Defensiv-Rating mitbringt.

Die Statistiken von Bam Adebayo in der NBA

SaisonSpieleMinutenPunkteReboundsAssistsStealsBlocksFG%
17/186919,86,95,51,50,50,651,2
18/198223,38,97,32,20,90,857,6
19/202333,114,610,54,11,41,257,9

Adebayo bekam im Sommer das Vertrauen, als Miami Hassan Whiteside per Trade abgab und ihn damit endgültig zum Starting Center machte. Bisher hat sich dieser Schritt voll ausgezahlt. Adebayo ist für einen Center etwas klein (2,06 m), aber so athletisch und beweglich, dass er den Ring sehr gut beschützen kann - in Ringnähe schließen Gegner um über 5 Prozent schwächer ab als erwartet, wenn er der primäre Verteidiger ist. 1,2 Blocks verzeichnet er pro Spiel, erschwert dazu diverse weitere Würfe.

Richtig besonders macht ihn aber seine Mobilität - Adebayo gehört zu den ganz wenigen Spielern, die tatsächlich nach dem Switch vor kleinen Guards bleiben können, er verteidigt bis raus an die Dreierlinie exzellent.

Man kann ihn aushelfen lassen, aber auch auf Spezialaufgaben ansetzen: Pascal Siakam etwa hielt er in acht Minuten bei 0/3 aus dem Feld und 2 Ballverlusten, Karl-Anthony Towns traf kürzlich nur 1/6 im Matchup gegen ihn, Joel Embiid 1/5. Nicht viele NBA-Spieler sind in der Lage, diesen Wurf von Siakam zu blocken.

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© nba.com/stats

Gleichzeitig haben auch Guards nicht zwingend einen Vorteil gegen ihn, wie Russell Westbrook (5/13, 5 Turnover in 7:26 "Matchup"-Minuten laut nba.com/stats) beweist. Adebayo kann alle fünf Positionen glaubwürdig verteidigen und gibt den Heat damit eine Waffe, die sie hinsichtlich potenzieller Playoff-Duelle gegen etwa Milwaukee oder Philly sehr gut brauchen können.

Auch offensiv ist Adebayo spannend, ist er doch weit mehr als ein spektakulärer Lob-Finisher (auch wenn er das WIRKLICH ist). Sein Passspiel ist für einen Big Man exzellent, über 4 Assists produziert er in dieser Saison im Schnitt und darf in Spoelstras Offense durchaus auch den Ball bringen. Dazu ist er als Blocksteller in die Offense integriert, 10,1 Punkte generiert Miami pro Spiel durch seine Screen Assists.

In seiner dritten Saison hat sich Adebayo in nahezu jeder Kategorie weiterentwickelt. Die nächste Stufe seiner Entwicklung steht auch schon fest: Er soll zum Schützen werden, wozu ihn auch Butler anstachelt.

Dessen Anreiz: Für jedes Spiel, in dem der Center keinen Dreier versucht, muss er 500 Dollar an Butler zahlen. Nimmt er einen Dreier, muss wiederum Butler blechen (Jimmy Butler ist ein schräger Vogel; 32,7 Mio. Jahresgehalt "helfen" dabei). Bisher hat Adebayo in dieser Saison erst einen Dreier getroffen (bei sieben Versuchen), vergangene Spielzeit waren es insgesamt drei.

Seine Wurfbewegung ist jedoch ordentlich, sodass er mindestens den Eckendreier früher oder später treffen sollte. Die Heat haben in ihm so oder so mal wieder ein Juwel aufgetan. Legitime Two-Way-Center sind nach wie vor selten.

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