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NBA Above the Break: Die Knicks und ihre Coaches, Bostons junge Stars und die Dominanz der Lakers

Jayson Tatum und Jaylen Brown sind mitverantwortlich für den starken Saisonstart der Boston Celtics.
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Die Entwicklung der Jays in Boston

Die Celtics haben sich in der Spitzengruppe des Ostens etabliert und sind auch ohne Gordon Hayward zuhause ungeschlagen geblieben. Viele Faktoren spielen da mit hinein, zu den wichtigsten gehört aber zweifelsohne die Entwicklung der beiden Jays Jaylen Brown und Jayson Tatum, die zeitgleich einen großen Schritt nach vorne gemacht haben.

Beide toppen 20 Punkte pro Spiel, beide sind jung, beide sind Flügelspieler an der Schwelle zu All-Stars - natürlich wird da bereits mancherorts diskutiert, wer denn nun besser ist oder mehr Potenzial hat, wen Boston für die Zukunft priorisieren sollte. Das Schöne für Boston jedoch ist: Man muss sich nicht entscheiden. Tatum und Brown passen gut zusammen, weil sie zwar in gewisser Hinsicht ähnlich, in anderen Aspekten aber völlig unterschiedlich sind.

Beide sind defensiv stark und vor allem in der Lage, fast alles zu switchen, was im Celtics-System umso wichtiger ist. Brown ist dabei einen Schritt weiter und nicht weit vom All-Defense-Team-Niveau entfernt, Tatum ist aber ebenfalls mehr als solide und weiß, wie er seine langen Arme einzusetzen hat. Man kann nicht genug solcher Spieler in der heutigen NBA haben - deshalb sind beide defensiv auch exzellent mit Hayward kompatibel.

Interessanter ist ihr Fit in der Offensive. Brown ist in dieser Saison der weitaus effizientere Scorer, auch wenn Tatum sich zuletzt ein wenig gesteigert hat - das ist aber auch durch seine Rolle bedingt. Während Tatum viel den Ball hat, insbesondere seit dem Ausfall von Hayward viel kreiert und viel Aufmerksamkeit zieht, ist Brown ein Profiteur davon, natürlich auch von Kemba Walker.

Die Scoring-Statistiken von Jaylen Brown und Jayson Tatum

SpielerPunkteWürfe/SpielFG%Dreier/Spiel3FG%Freiwürfe/SpielFT%
Tatum21,218,641,26,835,74,182,8
Brown20,015,149,65,338,54,172,6

Zum Vergleich: Tatum verzeichnet pro Partie über 20 Ballberührungen mehr als Brown (70), hält den Ball im Schnitt dabei knapp eine Sekunde länger. Insbesondere dann, wenn Walker nicht auf dem Court steht, muss er viel kreieren, teils auch aus Isolationen, was zu schwierigeren Abschlüssen führt.

Seine Quote wird außerdem dadurch getrübt, dass er in dieser Saison zwar endlich regelmäßig zum Korb geht, dort aber teils massive Probleme mit dem Abschluss hat. Und zwar auch bei offenen Korblegern, Tatum trifft in dieser Saison bisher bloß 50 Prozent am Ring, 7 Prozent unter Ligadurchschnitt.

Boston-Fans sollte das nicht besorgen: Sobald er das normalisiert, geht sein Punkteschnitt noch weiter in die Höhe. Vergangene Saison lag er am Ring bei 58 Prozent, eigentlich hat er alle Fähigkeiten und auch die nötige Athletik, um hier viel stärker zu werden.

Brown hat diese Probleme nicht, die Zielstrebigkeit in der Offense ist in dieser Saison seine vielleicht größte Stärke. Es scheint, als habe das letzte Jahr neben Kyrie Irving bei Brown zu der Erkenntnis geführt, dass er den Ball manchmal nicht bekommen wird und dann eben aus den Möglichkeiten, die er hat, das Maximum rausholen muss.

So erzielt er derzeit 0,41 Punkte pro Touch, das ist mit Abstand Spitzenwert bei den Celtics und auch im Ligavergleich ein Top-Wert. Brown ist ein sicherer Schütze geworden, gerade aus dem Catch-and-Shoot, vor allem attackiert er aber den Ring, als würde dieser ihm noch Geld schulden.

Wo Tatum über Finesse kommt, beeindruckt sein Nebenmann immer wieder mit seiner Schnelligkeit und Athletik. Rund 40 Prozent seiner Abschlüsse nimmt Brown in dieser Saison am Ring und trifft 67 Prozent davon, dazu ist er Bostons wichtigster Transition-Spieler und verzeichnet im Schnellangriff 5,3 Punkte pro Spiel, Platz 7 in der NBA.

Nun wurden die athletischen Fähigkeiten bei Brown nie in Frage gestellt. Vielmehr ging es um seinen Wurf, sein Ballhandling oder die Tatsache, dass er in seinen ersten drei NBA-Jahren mehr Ballverluste als Assists produziert hat, wenn vor der Saison Kritik an seinem neuen Vierjahresvertrag über 107 Mio. Dollar geübt wurde. Brown zeigt aber auch hier die richtigen Indizien.

Seine knapp 2 Assists pro Spiel sind weiter nicht berühmt, allerdings ist er in Boston auch nur bedingt als Playmaker gefragt. Das Handling ist jedoch deutlich besser geworden, Brown kann mittlerweile nicht mehr nur geradeaus dribbeln wie in seiner NBA-Anfangszeit. Erstmals in seiner Karriere läuft er regelmäßig das Pick'n'Roll als Ballhandler und erzielt dabei ordentliche Resultate (0,98 Punkte bei 2,3 Possessions pro Spiel).

Brown darf hier gewissermaßen seine Fühler ausstrecken, seine primäre Rolle dürfte aber vorerst die des Finishers bleiben. Auch von draußen: 4,5 seiner 5,3 versuchten Dreier pro Spiel nimmt er aus dem Catch-and-Shoot, fast jedem seiner bisherigen Triples ging ein Assist voraus. Mit 7,2 Punkten nach Spot-Up-Plays führt er derzeit sogar die Liga an, Brown erzielt 1,23 Punkte pro Spot-Up-Play. Die meisten Assists bekommt er dabei von Walker - und eben Tatum.

Tatum und Brown sind zu diesem Zeitpunkt ihrer Entwicklung auch deshalb ideal kompatibel, weil sie Stärken in den Bereichen haben, in denen der jeweils andere noch schwächelt. Tatum ist offensiv der etwas versiertere Spieler, Brown hat dafür sein Profil bereits weiter geschärft. Beide stehen sich keinesfalls gegenseitig im Weg.

Die Celtics wurden in den vergangenen Jahren dafür kritisiert, dass sie ihre jungen Wings weder für Paul George noch für Kawhi Leonard oder Jimmy Butler abgeben wollten, dass sie für Stars nie alles riskierten. Vielleicht auch zurecht, vielleicht hätte Boston mit einem dieser Deals bereits Banner Nummer 18 unter die Hallendecke gezogen.

Nun wird jedoch die nächste Celtics-Ära von zwei Jays geprägt (Tatum wird im Sommer ebenso ein vorzeitiges Angebot bekommen wie Brown, höchstwahrscheinlich einen Max-Deal) - und auch das ist keine schlechte Aussicht.

brown-shotchart
© nba.com/stats

A.D, Rondo und die Dominanz der Lakers

Zu Beginn der Saison haben die Lakers ihre Spiele vor allem dank ihrer Defense gewonnen, mittlerweile hat ihre Offense aber aufgeholt und auch hier hat das beste Team der Western Conference nun einen Top-5-Wert vorzuweisen. Man kann zurecht darauf verweisen, dass ihr Spielplan bisher nicht berühmt war, aber man kann nur die Teams schlagen, die sich einem in den Weg stellen - und das macht außer Milwaukee derzeit niemand besser als die LakeShow.

Ein Schlüssel dabei: Mittlerweile bekommen die Lakers es hin, in den Minuten ohne LeBron James auf dem Court nicht einzubrechen. Noch bis Mitte November fiel die Lakers-Offense fast immer in ein Loch, wenn der King auf der Bank Platz nahm (Offensiv-Rating ohne James bis zum 15. November: 90,1!). Es fehlte an einem Plan und an Playmaking, selbst mit Anthony Davis auf dem Court.

Warum der 15. November als Stichtag? Seit diesem Datum ist Rajon Rondo wieder fester Teil der Rotation - und seither bekommen die Lakers auch ohne LeBron auf dem Court zumindest eine respektable Offensive zusammen (107,5). Eine Herausforderung bleiben diese Minuten zwar nach wie vor, das Team von Frank Vogel schafft es aber immer öfter, zumindest den Kopf über Wasser zu halten und Führungen nicht zu verspielen.

Bei Rondo kommt dabei einiges zusammen. Einerseits trifft er momentan über 50 Prozent seiner Dreier, was kaum haltbar sein wird, andererseits wirkt er sowohl als Passer als auch als Verteidiger ein wenig verjüngt, insbesondere durch Davis. Dessen (und LeBrons) Gefahr als Verwerter von Lob-Pässen ist mit verantwortlich dafür, dass Rondo derzeit auf 100 Ballbesitze gerechnet über 13 Assists pro Spiel verteilt.

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© nba.com/stats

Rondos Brillanz als Passer wiederum kennt man seit Jahren, seine einstmals richtig gute Defense wiederum war in den vergangenen Spielzeiten äußerst selten zu sehen. Rondo ist nicht mehr der Verteidiger früherer Tage, dank der elitären Lakers-Ringbeschützer wie Davis, Dwight Howard oder JaVale McGee geht er hier aber endlich wieder aggressiv zu Werke.

Das gilt für nahezu alle Lakers-Wings: Da hinter ihnen eine Mauer wartet, können sie viel Druck auf Schützen am Perimeter und auf Ballhandler ausüben, auch Avery Bradley präsentierte sich vor seiner Verletzung in seiner besten Form seit Jahren. Der Einfluss insbesondere von Davis ist hier kaum hoch genug einzuschätzen.

Seine Kombination aus Spielintelligenz, Schnelligkeit, Athletik und Länge bietet ligaweit sonst nur Giannis Antetokounmpo, weshalb man ihn als (viel zu) frühen Favoriten auf den Award des Defensive Player of the Year ansehen kann. Davis stopft unheimlich viele Lücken und kann auch im Alleingang Spieler abmelden; Nikola Jokic etwa sah vorige Woche in der Crunchtime überhaupt kein Land gegen ihn.

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© nba.com/stats

Es tut Davis unheimlich gut, dass er erstmals in seiner Karriere nicht der wichtigste Offensivspieler sein muss. Die Lakers spielen immer noch eine LeBron-Offense, nur eben mit Davis als zentralem Vollstrecker, wofür er mit seinen Fähigkeiten einfach prädestiniert ist.

LeBron und auch Rondo suchen und finden die Bigs immer wieder mit Lob-Pässen, womit das bisher eher schwache Shooting herausragend kompensiert wird. Von allen neu formierten Star-Duos in der NBA haben die Lakers das, das sich bisher gegenseitig am besten maximiert. Zumal Davis offensiv immer stärker zu werden scheint.

Das heißt nicht, dass die Lakers bereits wunschlos glücklich sind oder dass sie weiterhin 90 Prozent ihrer Spiele gewinnen werden. Kyle Kuzma muss seine Rolle noch finden, noch immer wäre mindestens ein zusätzlicher Shooter sehr gerne gesehen. Die Last auf beiden Superstars ist ziemlich groß, die Abhängigkeit von LeBron nach wie vor ein reales Problem.

Dennoch: Die Lakers sind weiter, als man es zu diesem Zeitpunkt hätte erwarten können. Auch die nicht so guten Gegner muss man schließlich erstmal aus dem Weg räumen, und das haben sie bisher überragend hinbekommen.

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