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NBA - Karl-Anthony Towns führt die Timberwolves zu perfektem Start: (Endlich) Zeit für die Revolution

Karl-Anthony Towns führt die Timberwolves mit einem dominanten Saisonstart zu drei Siegen aus drei Spielen.
© getty

Die Minnesota Timberwolves sind nach drei Spielen in der neuen Saison weiterhin ungeschlagen. Zu verdanken haben sie dies vor allem Karl-Anthony Towns, dessen gute Beziehung mit Head Coach Ryan Saunders sich zu einer starken Symbiose entwickelt. Doch kann KAT seinen dominanten Saisonstart beibehalten?

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Als die finalen Sekunden beim 121:99-Sieg der Timberwolves gegen die Hornets am vergangenen Freitag heruntertickten, war der Arbeitstag von Karl-Anthony Towns eigentlich schon längst beendet.

Dennoch erhob er sich pünktlich zur Sirene von der Bank, marschierte auf den Court und schnappte sich den Spalding aus den Händen von Teamkollege Jordan Bell, der kurz davor war, ihn in die Untiefen des Spectrum Centers zu feuern. Doch Towns hatte mit dem Ball noch etwas vor.

"Vor vier Jahren hat sich dein Vater den Engeln im Himmel angeschlossen", begann KAT eine Ansprache, als sich das Team einige Minuten später wieder in der Kabine versammelt hatte.

Mit seinen Worten richtete er sich an seinen Head Coach Ryan Saunders, der am 25. Oktober 2015 seinen Vater und Timberwolves-Legende Flip Saunders in Folge eines Tumors im Lymphsystem verlor. "Wir als Team haben gesagt, dass wir diesen Sieg für dich und deine Familie holen wollen. Wir haben den Spielball für dich aufgehoben."

Unter dem Applaus der Teamkollegen bekam Saunders das orangefarbene Leder überreicht, sichtlich gerührt hatte auch er eine Nachricht an die jungen Wölfe: "Mein Vater würde jetzt sagen, dass er stolz darauf ist, in welche Richtung sich das Team bewegt. Dieses Team kann mit euch als Individuen und euch als Kollektiv etwas ganz Besonderes erreichen."

Karl-Anthony Towns: Statistiken auf MVP-Niveau

Der Saisonstart der Timberwolves scheint Saunders in dieser Annahme zu bestätigen. Nach einem Overtime-Thriller gegen Kyrie Irving und die Nets, dem Blowout gegen die Hornets und einem knappen Erfolg gegen die Heat (ohne Jimmy Butler) steht Minnesota ungeschlagen bei 3-0. Das liegt in erster Linie an Towns.

Der 23-Jährige legte in den ersten drei Partien der neuen Spielzeit im Schnitt 32 Punkte, 13,3 Rebounds und 5 Assists auf, dazu kam er auch noch auf 3 Steals und 2 Blocks. Das sind Zahlen und Leistungen auf MVP-Niveau, nur Trae Young und Kyrie Irving haben 2019/20 pro Spiel bisher mehr Punkte erzielt.

Natürlich handelt es sich um eine sehr kleine Stichprobe, dennoch ist die Hoffnung der Wolves-Fans, dass Towns sein Niveau vielleicht sogar über die gesamte Saison beibehält, nicht unberechtigt. Das wiederum liegt unter anderem auch an Saunders.

Die Karrierestatistiken von Karl-Anthony Towns

SaisonSpiele/MinutenPunkteReboundsAssistsFG%3FG%
2015/1682 / 3218,310,5254,234,1
2016/1782 / 3725,112,32,754,236,7
2017/1882 / 35,621,312,32,454,542,1
2018/1977 / 33,124,412,43,451,840
2019/203 / 33,73213,3552,551,7

Minnesota Timberwolves: Willkommen in der modernen NBA

Towns und Saunders kennen und respektieren sich schon lange, der Center erlebte auch den Vater noch in Minnesota. Nachdem Ryan vergangene Saison interimsweise das Amt von Tom Thibodeau übernahm, hatte er in Towns einen seiner größten Fürsprecher.

Im Sommer folgte schließlich die Beförderung, seit das "Interims-" vor der Jobbeschreibung gestrichen wurde, kurbelte Saunders die Timberwolves gemeinsam mit Teampräsident Gersson Rosas ordentlich um. Man könnte sagen, er passte es an morderne Standards an.

Mit seiner auf Geschwindigkeit und Spacing basierenden Idee vom Offensiv-Basketball revolutioniert Saunders sicherlich nicht die NBA. Für die Wolves und Towns ist es aber genau das, eine kleine Revolution.

Unter Coach Thibs, der zweieinhalb Spielzeiten die Geschicke der Timberwolves leitete, agierte Towns hauptsächlich noch in der Zone, eher dem Rollenbild des klassischen Centers entsprechend. Das hat sich unter Saunders grundlegend geändert. Zum Positiven.

Karl-Anthony Towns bei den Wolves: Einzigartiges Shooting

"Wir wollen ihn in Positionen und Aktionen bringen, in denen er den das Ballhandling am Perimeter übernimmt und der Ball durch seine Hände geht. Du willst immer, dass dein bester Spieler auf dem Court den Ball berührt", erklärte Saunders seine Spielidee gegenüber The Ringer.

"Er hat riesige Füße, aber bewegt sich manchmal wie ein Guard. Er ist in der Lage, Dinge zu tun, die du nicht von ihm erwartest", so der Wolves-Coach weiter. Nicht nur deshalb gehört Towns zweifelsfrei zur Riege der Unicorns, die in den vergangenen Jahren die NBA mit ihrer Spielweise übernommen haben. So wie auch Giannis, Kristaps Porzingis oder Nikola Jokic.

Was Towns so einzigartig macht, ist sein Shooting, sowohl in Sachen Effizienz als auch Volumen, vergleicht man ihn mit den anderen jungen Bigs. Über seine Karriere trifft KAT 39,5 Prozent seiner Dreier, aktuell sind es sogar 51,7 Prozent - bei knapp zehn Versuchen pro Partie!

Karl-Anthony Towns: Franchise-Player der Timberwolves

In jedem seiner vier Jahre in der Association hat Towns seine Dreierversuche etwas nach oben geschraubt, der Sprung unter Saunders, sicherlich auch beeinflusst von Ex-Rockets-Vizepräsident Rosas, ist aber besonders extrem (4,6 Dreier pro Partie in 2018/19 zu 9,7 in 19/20). Das grüne Licht für den Big Man zahlt sich aus.

Zwar braucht es keinen Hellseher, um vorherzusagen, dass er seine derzeit irre Quote höchstwahrscheinlich nicht die gesamte Saison über wird halten können. Dennoch verspricht das System von Saunders, die Qualitäten des Centers optimal auszunutzen.

Und dessen Fähigkeiten sind in einem Team, das - natürlich abgesehen von KAT - nicht mit sonderlich viel Talent und erst recht nicht mit viel Shooting gesegnet ist, Gold wert. Das macht sich nicht nur am Perimeter, sondern auch im Post bemerkbar. Dort tritt Towns einerseits als Vorbereiter, andererseits natürlich auch als Scorer auf.

"Ich habe extrem hart daran gearbeitet, so vielseitig wie möglich zu sein", sagte Towns nach dem Auftaktsieg gegen die Nets. "Wenn sie einen Big Man auf mich ansetzen, kann ich meine Schnelligkeit und meinen Dreier gegen sie einsetzen. Wenn ich gegen einen Verteidiger spiele, der kleiner ist, kann ich in den Post gehen. Es geht darum, das auszunutzen, was das Spiel dir anbietet."

Karl-Anthony Towns: "Bin hier, um zu dominieren"

Als neue, klare Nummer eins bei den Timberwolves funktioniert das zu Saisonbeginn schon mal recht ordentlich. Hielten Thibodeau oder auch Jimmy Butler, der in der Offense den Ball zumeist in den eigenen Händen verlangte, den Nr.1-Pick von 2015 in den vergangenen Jahren noch etwas zurück, will Coach Saunders dessen Potenzial nun komplett zur Entfaltung bringen.

Auch defensiv, wo Towns in seinen ersten vier Jahren in der NBA noch so seine Probleme hatte. Zum Saisonauftakt sah er auch in dieser Hinsicht zumindest aktiver aus. Ob er diese Leistungen an beiden Enden des Courts über 82 Spiele halten kann, wird eine der spannenderen Fragen der Timberwolves-Saison.

Allerdings wird Minnesota genau darauf angewiesen sein, sollte sich die Franchise tatsächlich Hoffnungen auf die Postseason im hart umkämpften Westen machen. Der Blick aufs Papier verspricht beim dünnen Supporting Cast eigentlich eher keinen Playoff-Anwärter.

Nur einmal stand Towns mit den Timberwolves in den Playoffs, 2018 war bereits nach fünf Spielen gegen die Rockets Schluss. Doch KAT will mehr. "Ich bin nicht da draußen, um einfach nur dort zu sein", warnte er zuletzt. "Ich bin nicht nur da draußen, um mich mit anderen zu messen, sondern um zu dominieren."