NBA

NBA Above the Break: Playoff-Mailbag! Die Refs, Tops&Flops, OKC und das Fehlen von LeBron

Kevin Durant spielt eine hervorragende Postseason für die Warriors, während die Saison von Russell Westbrook bereits vorbei ist.
© getty

Die Conference Semifinals sind im vollen Gange, die Saison bewegt sich auf ihre heißeste Phase zu. SPOX-NBA-Redakteur Ole Frerks leert zu dem Anlass mal wieder sein Postfach und beantwortet Fragen zu den Playoffs!

Cookie-Einstellungen

@Nelado13: Wie schlecht sind die NBA Refs und wie schlecht werden sie gemacht?

Sicherlich werden sie vor allem von den Spielern etwas schlechter gemacht als sie sind. Draymond Green hat es nach Spiel 2 ja selbst angesprochen - es ist ein bisschen peinlich, wie oft und wie stark sich über Calls beschwert wird, auch in völlig nichtigen Spielen im Lauf der Regular Season, aber natürlich vor allem jetzt in den Playoffs.

Die Rockets stehen da aktuell besonders im Fokus, die Warriors selbst beispielsweise gehören in dieser Hinsicht ohne Zweifel aber auch zu den nervigsten Teams der Liga und haben sich ja erst in Runde eins zuletzt über die Defense von Patrick Beverley beschwert. Die Respektlosigkeit gegenüber Refs ist dabei vielleicht sogar das größte Problem, da sie die künftige "Zusammenarbeit" noch weiter verkompliziert. Es gab deshalb schon mehrere Krisensitzungen, ohne große Resultate.

Nachdem das gesagt ist: Die Probleme sind teilweise durchaus hausgemacht. Der Schiedsrichter-Job ist hart und keine exakte Wissenschaft, daher sind Fehler unvermeidlich. Aber man kann dem Liga-Büro vorwerfen, dass es keine idealen Bedingungen schafft. Über die letzten Jahre sind einige der meistrespektierten Refs aus dem Dienst ausgeschieden und es fehlt an qualifiziertem "Nachwuchs".

Mavs-Besitzer Mark Cuban erklärte dies wie folgt: Die neuen Refs kommen alle über die G-League, dort werden sie aber nicht genug gefördert und angeleitet. Stattdessen sprechen die früheren Refs, die heute als "Aufseher" arbeiten, fast nur mit denjenigen Schiedsrichtern, die bereits in der NBA arbeiten. "Es sollte genau andersrum sein", so Cuban.

Als weiteren Kritikpunkt formulierte Cuban, dass die Liga bisher davon abgesehen hat, externe Hilfe zu rekrutieren, um die Schiedsrichter aus- und weiterzubilden. Sicherlich wäre dies ein Ansatz, in jedem Fall gibt es nun schon seit vielen Jahren unverhältnismäßig viel Ärger mit den Referees - Cuban bezeichnet die Finals 2006 ja noch heute als "Verbrechen".

Tatsächlich kündigte die Liga damals an, sich um diese offensichtliche Krise zu kümmern (mit Tim Donaghy wurde später ja sogar ein Straftäter überführt), die Reputation der NBA-Refs ist den durch Donaghy entstandenen Schaden aber nie ganz losgeworden. In jedem Sport, in jeder Liga werden die Schiedsrichter kritisiert, gefühlt haben sich die Grenzen in der NBA aber ein bisschen zu weit in die falsche Richtung verschoben.

Die Liga und die Refs, aber auch die Teams selbst sind hier gefragt. Es hilft niemandem, wenn die Rockets nach jedem Spiel Verschwörungstheorien anheizen, die "Untersuchung" von Game 7 der 2018er Conference Finals ist eher peinlich als aufschlussreich. Es wird immer falsche Entscheidungen geben - aber je mehr man darauf rumreitet, desto mehr macht man es zu einem größeren Thema, als es eigentlich ist. Es wurde noch nie eine Serie allein aufgrund der Schiedsrichter entschieden.

@Beetle_TVP10: Welche Spieler haben dich in den Playoffs bisher am meisten positiv und negativ überrascht? Wer hat im Gegensatz zum letzten Jahr am meisten dazugelernt? (Quasi MIP der Playoffs)

Der "MIP"-Pick ist für mich leicht, genau wie in der Regular Season ist es Pascal Siakam. Letztes Jahr legte der Kameruner in den Playoffs 6,6 Punkte auf, derzeit sind es 23,3, dazu trifft er fast 40 Prozent von der Dreierlinie und nimmt grundsätzlich eine komplett andere Rolle ein als 17/18. Siakam wird nicht nur von Jahr zu Jahr, sondern von Monat zu Monat besser. Das ist ein künftiger All-NBA-Spieler.

Ein paar positive Überraschungen sind zudem (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) ...

  • Andre Iguodala: Was für ein Luxus es ist, jedes Jahr für die wichtigsten Playoff-Spiele einen der besten Flügelverteidiger der NBA-Geschichte als Neuzugang "entmotten" zu können (im Vergleich zur Regular Season), der dazu auch noch die Offense schneller, klüger und besser macht! Load Management Hall of Famer.
  • Damian Lillard und C.J. McCollum: Im Vergleich zur Serie gegen die Pelicans im Vorjahr ist es unglaublich, wie viel stärker und vor allem abgeklärter die beiden Blazers-Guards aufspielen. Die Serie gegen OKC müssen sie jetzt noch "bestätigen", aber wie insbesondere Lillard auftritt, hätte ich so nicht erwartet. Dame war bisher mindestens einer der fünf besten Spieler der Playoffs.
  • Jamal Murray: Dass der Kanadier seine Aufs und Abs hat, ist ja bekannt, bisher überwogen die Aufs aber, zumal die Nuggets in engen Spielen am Ende oft ihn suchen (gerade im Two-Man-Game mit Nikola Jokic) und Murray dann abliefert. Sein Game-Winner in Spiel 7 besorgte die zweite Runde, auch Spiel 2 ging schon vor allem auf seine Kappe. Die Zahlen sind insgesamt sehr vielversprechend (19 Punkte, 50 Prozent eFG). Auch Nebenmann Gary Harris verdient hier eine Erwähnung.
  • Landry Shamet und Shai Gilgeous-Alexander: Rookies, die in den Playoffs starten und gegen die Warriors überwiegend ihren Mann stehen, verdienen Anerkennung. Shamet hat mich vor allem defensiv überrascht.
  • Caris LeVert: Nach seiner Verletzung im Lauf der Saison hatte ich eher sein Saisonaus erwartet, stattdessen hat er sich zurückgekämpft und sah gegen die Sixers schon wieder wie der beste Spieler der Nets aus, obwohl er zunächst von der Bank kam. Die faszinierendste Frage in Brooklyn lautet nun, ob D'Angelo Russell sein Spiel neben LeVert effektiv aufziehen kann - oder ob sie redundant sind.
Können Caris LeVert und D'Angelo Russell koexistieren? Die Frage aller Fragen für die Brooklyn Nets.
© getty
Können Caris LeVert und D'Angelo Russell koexistieren? Die Frage aller Fragen für die Brooklyn Nets.

Und dann noch ein paar Enttäuschungen ...

  • Joe Ingles: Zu viel hat sich für mich nach dem Erstrundenaus der Jazz auf Donovan Mitchell versteift, der keine gute Serie spielte, aber eben auch kaum Hilfe hatte. Ingles war in der Regular Season und letztes Jahr in den Playoffs einer der wichtigsten Offensivspieler, gegen Houston kam er auf 6,4 Punkte und 27,6 Prozent von der Dreierlinie. Ihn konnte Houston völlig kaltstellen, wodurch es auch für Mitchell noch schwieriger wurde. Es ist problematisch, wenn nur ein einziger Spieler seinen Gegenüber off the dribble schlagen kann.
  • Jayson Tatum: Die Gesamtzahlen sind aufgrund der Serie gegen Indiana noch in Ordnung, gegen Milwaukee sieht Tatum jedoch bisher offensiv verheerend aus (auch wenn die Defense in Spiel 1 gut war). Der seltene Fall eines Spielers, der als Rookie offensiv bessere und schnellere Entscheidungen traf als in seiner Sophomore-Saison.
  • Clint Capela: Einer der wichtigsten Rockets kann gegen die Warriors kaum auf dem Court stehen. Auch in Spiel 2 konnte der Schweizer trotz besserer Zahlen nicht den gewohnten Impact liefern - weder gegen Green noch gegen Kevin Durant kann er einen physischen Vorteil ausspielen. Das ist bei einer so dünnen Rotation wie der der Rockets umso bitterer.
  • Tobias Harris: Gegen die Nets machte der Forward zwei richtig gute Spiele, in den restlichen Partien konnte man bisweilen vergessen, dass er mitspielt. Bei allem Hype der Starpower bei den Sixers weiß man überraschend selten, wie viele "Stars" an jedem Abend wirklich zu sehen sein werden. Gerade Harris hat ziemlich viele Spiele, in denen er eher wie ein Rollenspieler daherkommt.
  • Die Thunder: (siehe unten)
  • Joe Harris: Der amtierende Dreierkönig der NBA traf gegen die Sixers 4 seiner 21 Dreier, gut für 19 Prozent. Das war ... ausbaufähig.