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NBA – Die Warriors mit DeMarcus Cousins und Andrew Bogut: Der Elefant im Raum

Die Golden State Warriors harmonieren bisher noch nicht wirklich mit DeMarcus Cousins.
© getty

Die Golden State Warriors eröffnen ihre Spiele derzeit mit einer Starting Five voller All-Stars - deren Resultate bisher aber nicht ihrem Status entsprechen. Einige der Probleme sind dabei auf Neuzugang DeMarcus Cousins zurückzuführen. Wurde Andrew Bogut auch deshalb als Absicherung zurückgeholt?

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Nicht ganz zwei Monate sind mittlerweile vergangen, seitdem Boogie sein Debüt gab und besser aussah, als es irgendjemand nach einem Achillessehnenriss bei einem so großen und schweren Körper erwartet hätte. Per Dunk eröffnete er seine Warriors-Karriere, insgesamt kam er auf 14 Punkte. 15,5 Zähler erzielt er seither im Schnitt, sehr ordentlich nach fast einem Jahr Zwangspause. Zumal darunter diverse Highlights waren, die fast schon suggerierten, Boogie wäre nie wirklich weg gewesen.

Ganz reibungslos ist seine Integration allerdings nicht verlaufen, besser gesagt: Das tut sie immer noch nicht. Nicht dass die Warriors das zwingend erwartet hätten ...

Dass sie mit Andrew Bogut nun einen alten Bekannten zurückgeholt haben, nachdem sie eigentlich auf Robin Lopez gehofft hatten, zeigt aber auch, dass ihnen die Entwicklungen der letzten Wochen nicht entgangen sind.

Nicht erst der "peinliche" Blowout zuhause gegen die kriselnden Celtics zeigte nämlich: Gegnerische Teams attackieren Cousins in der Defensive, wann immer er auf dem Court steht, auf mehrere Arten und Weisen. Und sie haben überwiegend ziemlich großen Erfolg damit.

Miese Resultate der neuen Starting Five

Die gefürchtete neue Starting Five aus Cousins, Stephen Curry, Klay Thompson, Draymond Green und Kevin Durant stand aufgrund von Verletzungen bisher erst in zwölf Spielen gemeinsam auf dem Court, die Stichprobe ist mit schon 152 Minuten trotzdem recht üppig - und nicht zum Fürchten: Das Net-Rating beträgt bisher -0,9, vor allem die Defense ist mit einem Rating von 116,5 richtig schlecht.

Zum Vergleich: Mit Kevon Looney anstelle von Boogie weist das gleiche Lineup über 283 Minuten ein Net-Rating von +15,9 auf, die Defense ist mit 106,2 sattelfest. Ersetzt man Boogie durch Andre Iguodala (das Death Lineup), lautet das Net-Rating +20,3 und das Defensiv-Rating ist mit 97,6 auf "mit Abstand beste Defense der Liga"-Niveau.

Macht Boogie also die Defense der Dubs kaputt? Nicht so schnell, sagt zumindest Green: "Unsere Defense war zuletzt Pferdescheiße, egal, wer gespielt hat. Man kann sich die Zahlen ansehen und denken, sie erzählen eine Geschichte, der Fakt ist aber, dass wir in letzter Zeit einfach nicht gekämpft haben."

Gegner attackieren DeMarcus Cousins gezielt

Es spricht für Green, seinen Nebenmann nicht alleine herauszustellen, zumal er nicht falsch liegt - die Dubs sind über die letzten Wochen endgültig in ihrer Schlafwandel-Portion der Regular Season angekommen. Nur drei der letzten acht Spiele wurden gewonnen, nicht selten fehlte es dem ganzen Team an Energie. Das Dauerthema Kevin Durants Free Agency schwebt weiter über allem, ansonsten wartet man darauf, dass die Playoffs losgehen. Das zeigt sich in der Intensität.

Nichtsdestotrotz fällt es auf, wie oft gegnerische Teams Cousins attackieren. Die Warriors verteidigen mit ihm anders, switchen weniger - gerade Teams mit werfenden Big Men nutzen das aus. Die Sixers etwa hatten Erfolg mit Pick'n'Pops für Cousins' Gegenspieler Mike Scott, die Celtics mit Al Horford. Cousins kommt oft mindestens einen Schritt zu spät, die laterale Geschwindigkeit hat unter der Verletzung (erwartungsgemäß) gelitten. Oft kann man die Dubs mit einem simplen Pick'n'Roll aushebeln.

Dazu lernt er noch immer die Coverages. "Ich versuche, das zu erfüllen, was von mir verlangt wird", sagte Cousins nach dem Celtics-Spiel. "Es ist eine Umstellung zu lernen, wie genau wir spielen wollen." Boogie gewöhnt sich noch an die Warriors, die Warriors gewöhnen sich noch an Boogie. Das überrascht nicht, zumindest defensiv - es zeigt sich aber auch in der Offense.

DeMarcus Cousins: Ein Handicap in der Offense?

Blickt man auf Cousins' insgesamt absolvierte Minuten, ist das Defensiv-Rating mit ihm auf dem Court nur um 2 Punkte pro 100 Ballbesitze schlechter als ohne ihn (seit dem 18. Januar). Der größere Unterschied zeigt sich offensiv. Über die Saison gesehen haben die Dubs das Stand jetzt beste Offensiv-Rating der NBA-Geschichte, in Boogies Minuten funktioniert die Offense unter Ligadurchschnitt.

Auch hier lässt sich sicherlich einiges auf die allgemeine Lethargie der letzten Wochen schieben. Klar ist aber auch, dass Cousins noch wie ein Fremdkörper agiert. Er stoppt den Ball und nimmt, gerade in der Starting Five, effektiveren Waffen einige Möglichkeiten. Sein eigentlich guter Wurf ist noch nicht in der Bay Area angekommen (24,5 Prozent 3FG), physisch kann er nicht wie früher fast jeden Gegner überpowern.

Seine ordentlich Counting Stats sind insofern ziemlich irreführend - einen positiven Impact hat Cousins bisher weder offensiv noch defensiv. Stand jetzt sieht es danach aus, als könnte Boogies beste Rolle die eines Scorers von der Bank sein (eine Art Enes Kanter am schönsten Tag seines Lebens), diese wäre politisch allerdings vermutlich recht schwer zu vermitteln.

Dünne Frontcourt-Rotation bei den Warriors

Die Warriors haben dabei eigentlich ja den Luxus, nicht auf Cousins angewiesen zu sein. Dieses Team hat oft genug bewiesen, dass es auch ohne ihn funktioniert, auch in dieser Saison. Die Big Men-Rotation ist aber dünn: Looney ist bei weitem kein Brecher, Jordan Bell hat sich eher zurückentwickelt und ist kein Favorit von Steve Kerr, Damian Jones ist womöglich für den Rest der Saison raus.

Green kann natürlich Center spielen, aber eher wohldosiert und nicht 35 Minuten pro Spiel gegen mögliche Playoff-Gegner wie Nikola Jokic, Steven Adams, Clint Capela oder Jusuf Nurkic. Es ergab daher Sinn, dass Golden State sehr darauf gehofft hat, mit Lopez nach dessen (dann doch nicht erfolgten) Buyout eine weitere Kante zu verpflichten, die Boogie mindestens entlasten und im Notfall auch mal hätte ersetzen können.

Draymond Green froh über Rückkehr von Andrew Bogut

Und es ergibt daher auch Sinn, dass es in Ermangelung von Alternativen nun Bogut geworden ist. Nicht, dass dieser noch der Spieler wäre, der 2015 noch ein essenzieller Bestandteil des ersten Warriors-Titels war - Bogut ist 34 Jahre alt, hat diverse Verletzungen hinter sich und zuletzt nur in der unterklassigen australischen NBL gespielt.

Sein Abschied im Sommer 2016 verlief nicht ganz sauber; Bogut war nicht glücklich darüber, dass er abgeschoben wurde, um Platz für Durant zu schaffen, zumal das Gerücht schon die gesamte 15/16er Saison begleitet hatte.

Dass es nun zur Wiedervereinigung kommt, freut dennoch alle Seiten: "Oh, Shit", sagte Green breit grinsend, als er über die Bekanntmachung des Deals informiert wurde. "Ihr seht ja meine Reaktion."

Andrew Bogut kehrt als alter Bekannter zurück

Bogut repräsentiert für die Dubs nicht nur einen Neuzugang, sondern das exakte Gegenteil von Cousins. Er kennt sich aus im Team und in allen Systemen. Er ist kein Ballstopper, sondern stets bemüht, den Spalding schnell wieder abzuspielen. Deswegen ist er eine gute Absicherung für die Dubs, selbst wenn der theoretische Wert vielleicht viel größer ist als der praktische.

Das sieht er selbst ganz genau so: "Selbst wenn ich keine Minute spiele, ist es schön, an einen Ort zu kommen, wo man mich wertschätzt, nicht nur als Spieler, sondern als Mensch mit Basketball-IQ und als Person", sagte Bogut bei seiner Abschieds-PK in Sydney. "Ich hoffe, wir können der Sammlung einen neuen Ring hinzufügen."

Letzteres ist, bei allen Nebenschauplätzen, im Endeffekt ja immer noch das Hauptziel der Warriors, dem alles andere untergeordnet wird. Auch wenn momentan noch nicht abzusehen ist, wie die Big Men-Rotation tatsächlich aussehen wird, wenn die Ernstphase der Saison anfängt.

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